D-HUBI
Space Cadet
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Die ur-europäische Interessen in Libyen sind, wie schon mal ausgeführt, keine Schleuser-, Radikalislamisten- und Terrorbanden an der Macht in einem Land an unserer südlichen Seegrenze und eben auch keine "Neuordnung der Machtverhältnisse im Mittelmeerraum" in Form eine neo-osmanischen Protektorats in Libyen. Das ist aber mit der GNA nicht zu haben, insbesondere mit einer GNA in abhängiger Vasallentreue zu Erdogan.Das sehen die Italiener und Deutschen schon ganz anders. Damit gibt es kein ur-europäisches Interesse in Libyen, was immer das sein soll? Alle Seiten haben inzwischen die Erfahrung gemacht, dass militärische Gewinne ohne eine politische Absicherung wertlos sind. Da hilft es auch nicht den militärischen Einsatz=Kosten im Poker um Einfluss zu erhöhen.
Zum Glück hat Präsident Macron das erkannt und steuert dagegen, auch wenn er sich damit neben der Türkei auch mit US-Interessen in Konfrontation begibt. Italien hat ganz klar rein wirtschaftliche Interessen in einem GNA-Libyen (Frankreich natürlich auch, aber wohl nur zweitrangige) und Deutschland ist nur zu feige, wirklich gegen die Türkei Position zu beziehen, z.B. wegen des Flüchtlingsdeals mit Erdogan.
Erschreckend auch die Positionen, die in weiten Teilen unserer Mainstreampresse vertreten werden, da wird Libyen zu einer Konfrontation Türkei vs. Russland aufgebauscht, in der wir natürlich auf Seiten unseres NATO-Partners Türkei stehen ... die unbewiesene Behauptung über russische Kampfflugzeuge in Libyen und die unreflektierte Einordnung der "Wagner-Gruppe" als Arm Putins in Libyen tauchen mantramäßig leider immer wieder in den Berichten auf. Kaum einer schreibt die offensichtliche Wahrheit, dass Libyen in erster Linie ein Konflikt zwischen der Türkei und der arabischen Liga, vertreten durch Ägypten und die VAE, ist. Alle anderen sind allenfalls Nebenakteure, incl. Russland.
Besonders schlimm ist m.M.n. zu sehen, dass es für die USA scheinbar ausreicht, Russland in Verbindung mit Libyen zu bringen, um Teile der EU dazu zu bringen, in Libyen amerikanische Interessen in Libyen über elementare europäische Interessen zu bringen. Die USA können mit einem Schleuserhotspot, Radikal-Islamisten und Terroristen in Libyen sicher gut leben, solange das Chaos in Libyen groß genug bleibt, um keine US-Interessen zu gefährden ... Europa kann das nicht! Auch eine neo-osmanische "Kolonie" in Libyen scheint nicht US-Interessen zuwiderzulaufen, solange diese sicherstellt, das Russland keine eigenen Interessen in Libyen anmelden kann ... ein Schwächung Europas in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht scheint dagegen eher nicht US-Interessen zuwiderzulaufen. Europa kann aber eigentlich keine Neuordnung der Machtverhältnisse im Mittelmeer zu Lasten von EU-Mitgliedstaaten erlauben, wie es die Türkei offensichtlich vorhat. Von der Herrschaft der Türkei über eine weiteres Flüchtlingsroute als Druckmittel ganz zu schweigen.
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