Kritik am Luftwaffen-Produktionsprogramm vor 1943?

Diskutiere Kritik am Luftwaffen-Produktionsprogramm vor 1943? im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Hallo zusammen, ich habe eine Anfrage an die Literaturfreaks unter Euch: und zwar, gab es aus der TRUPPE oder von RLM-Verantwortlichen u.drgl...

HolgerXX

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Hallo zusammen,

ich habe eine Anfrage an die Literaturfreaks unter Euch: und zwar, gab es

aus der TRUPPE

oder von RLM-Verantwortlichen u.drgl.

in der Zeit BIS einschließlich Herbst 1942 (als sich die Niederlage noch kaum abzeichnete),

Kritik am Produktionsprogramm der Luftwaffe bzw. Forderungen nach leistungsfähigeren Maschinen?

Ich bin kein Kenner der so genannten Memoirenliteratur. Kritik kann man immer sehr gut aus der Rückschau üben, und so stellt sich die Frage, ob aus dem Kreis der Betroffenen jemand die Lage richtig einschätzte, also dass der alliierten zahlenmäßigen Überlegenheit nur mit technischem Vorsprung begegnet werden konnte.
Es würde mir genügen, wenn Ihr entsprechende Titel nennt. Einzelheiten kann ich auch selbst nachschlagen.

Vielen Dank für alle Antworten!

Grüße, Holger
 
Monitor

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Das wird wohl nicht allzu viel bringen, Betrachtungen anzustellen, wie zahlenmäßige Überlegenheit durch technischen Vorsprung ausgeglichen werden kann.
Den 120000 produzierten deutschen Flugzeugen standen 600000 der Alliierten gegenüber. Das Verhältnis 1:5 muss eigentlich noch höher angesetzt werden, da den rund 100000 schweren Bombern der Alliierten nur rund 1300 He 177 gegenüber stehen.

Da wird man mit technischer Überlegenheit nicht viel machen können.
 
Junkers-Peter

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Die entsprechende Nachkriegsliteratur kennst du ja sicher, also z.B. Baumbach "Zu spät?", Osterkamp "Tragödie der Luftwaffe" oder Galland "Die Ersten und die Letzten."

Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass es entsprechende Mechanismen in der Rüstungsbürokratie gab, die für eine ständige Verbesserung der Luftrüstung sorgen sollten, also Weiter- und Neuentwicklung von Flugzeugen und Zubehör. Dies funktionierte bis 1942 recht gut.

Forderungen nach leistungsfähigeren Maschinen kamen z.B. ständig vom Generalstab - resultierend aus den Einsatzerfahrungen. Das war u.a. eine der Aufgaben des Generalstabs. Diese Forderungen waren vom RLM und dessen Technischen Amt (C-Amt, Generalluftzeugmeister) bestmöglich umzusetzen.
Es gab regelmäßige Sitzungen zwischen dem RLM und dem Generalstab, in denen die verschiedenen Punkte durchgesprochen wurden. Im Bundesarchiv Freiburg sind viele der Protokolle erhalten geblieben.

Ein konkretes Dokument, in dem recht unverblümt auf die Lage eingegangen wird (z.B. die mangelnde Transportkapazität der Luftwaffe für eine schnelle und moderne Kriegsführung, Bf 109 und Ju 88 veraltet für Westfront) und Forderungen für eine Verbesserung der Luftrüstung gestellt werden, ist z.B.: 25.07.42, Chef Genst., gKdos 1150/42, Betr.: Forderungen und Vorschläge für das Flugzeugbeschaffungsprogramm, Bezug: Programmstudie 1011 GL/A-Pl Nr. 1231/42 gKdos vom 24.06.42 [GL/A war das Planungsamt im RLM] Das Dokument ist aber zu umfangreich zum Einstellen.

Wenn mir noch weitere Literatur einfällt, melde ich mich.

Als Literaturquelle wäre vielleicht noch die "Von Rhoden Collection" interessant, die für die USAF in den 40er und 50er Jahren erstellt worden ist. Das sind zum Teil umfangreiche Studien von ehemaligen hochrangigen Offizieren der Luftwaffe. Die Studien behandeln fast alle Bereiche der Luftrüstung und Kriegsführung.
 
Junkers-Peter

Junkers-Peter

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Das hat aber nicht wirklich etwas mit der Fragestellung von Holger zu tun, da diese Konferenzen erst nach dem Tod von Udet Mitte 1942 von Milch ins Leben gerufen worden sind.* Und offene - oder auch versteckte - Kritik wagte auf diesen Riesenkonferenzen mit bis zu 100 Teilnehmern keiner. Ich kenne die stenografischen und summarischen Berichte (mehrere 1000 Seiten) gut.

Als Quelle für die damalige Rüstungspolitik allgemein natürlich äußerst wichtig.

*Ich habe gerade nochmals nachgesehen. Die Entwicklungsbesprechung Nr. 1 war am 27.07.1942.
 
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HolgerXX

Fluglehrer
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Dann mal vielen Dank für die Antworten, vor allem an Junkers-Peter! Mir genügt das vorerst. Ich denke, ich kann das insoweit zusammenfassen, als dass man im Herbst 1942 durchaus ein zutreffendes Bild der Lage haben konnte, wenn man denn wollte.

Grüße, Holger
 
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