Landeunfall von Dornier Do-24 bei der Scalaria am Wolfgangsee

Diskutiere Landeunfall von Dornier Do-24 bei der Scalaria am Wolfgangsee im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Eine Frage: Warum wird recht genau ab Beginn der Drehung nach links Seitenruder genau in die Drehrichtung nach links gegeben? Wollte man während...
markus33

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Eine Frage: Warum wird recht genau ab Beginn der Drehung nach links Seitenruder genau in die Drehrichtung nach links gegeben? Wollte man während der Gleitfahrt nach links korrigieren (Hindernisse im See?) und war dafür dann doch noch zu schnell und der linke Ausleger hat dadurch dann einfach einen deutlich höheren Widerstand geleistet als erwartet? Ich habe zugegebener Maße keine Ahnung von Wasserflugzeugen und deren Eigenschaften im Wasser.
 
flightfrog

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@markus33: Die Frage habe ich mir auch gestellt. Hab´s mir ein paar mal angesehen und könnte mir vorstellen, daß kein Ruderbefehl gegeben wurde, sondern die Seitenruder durch die fast rechtwinklige Anströmung weggedrückt wurden. Frage an die Techniker: Ist das möglich ? Der Ringelpietz war heftig, gut möglich, daß man dabei die Ruder verreisst.
Ansonsten können wir auch einfach abwarten, bis der Pilot was dazu sagt. Aber ob er einen evtl. Fehler zugeben wird ?

Andreas
 
Intrepid

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Der Anstellwinkel in Kombination mit den Landeklappen kurz vor dem Aufsetzen gibt Auskunft über die anliegende Geschwindigkeit.

 
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dornier24

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Hallo zusammen,

bevor die Spekulationen hier Überhand nehmen ein paar Infos. Ich habe die Do-24 im Maßstab 1 : 9 nachgebaut und kenne mich daher mit dem Flugboot sehr gut aus. Durch den Kontakt zum Team der originalen Do-24 weiß ich auch, dass die Flugeigenschaften absolut vergleichbar sind.

Eines vorweg: Die Do-24 ist ein faszinierendes Flugboot und definitiv mit keinem anderen Flugboot auf der Welt zu vergleichen.

Ein zu schnell gibt es bei der Landung nicht, solange der See Glattwasser hat, was hier der Fall war. Im schlimmsten Fall bleibt sie einfach nicht auf dem Wasser sitzen und hebt im flachen Winkel wieder ab.
Rückenwind spielt ebenfalls keine Rolle, die TNT-Tragfläche kennt keinen Strömungsabriss, das Flugzeug beginnt einfach langsam zu sinken. Der Fahrtüberschuss ist auf Wasser sofort abgebaut, der Widerstand ist enorm, vor allem wenn die Gleitphase endet (das Flugzeug nicht mehr auf Stufe ist)
Auf dem Wasser lässt sich die Do-24 ohne Probleme auch mit hohen Geschwindigkeiten bewegen, auch in Kurven. Ein Rollneigung oder Stampfen wie bei Catalina oder Albatros gibt es nicht. Wenn bei diesen hohen Geschwindigkeiten aber schlagartig ausgewichen werden muss geht das auch und dies ist deutlich angenehmer wie eine Kollision, aber das Flugboot verliert die "Spur" und dann passiert genau das, was im Video zu sehen ist. Dies ist aber kein Problem, auch wenn das schlimm aussieht, die Belastungen sind geringer als man annehmen mag. Schließlich ist kein Flügel eingetaucht und dieser hat neun weit auseinander liegende Befestigungspunkte welche außen auch noch verspannt sind.

Die Do-24 wurde als Hochseeflugboot gebaut und ist bis heute auch das einzige Flugzeug, das diese Hochseeeignung hat. Im Krieg wurde bei Rettungseinsätzen in Wellenhöhen von über 3 m gestartet und gelandet. Dabei herrschen enorme Kräfte auf die ganze Zelle, vor allem auch das Tragwerk. Teilweise platzten dabei die Nieten im Rumpf, es gab extra Holzstifte, die die "Vernietung" wieder herstellen um das Flugzeug trocken zu kriegen. Daher ist davon auszugehen, dass die gute alte Do in ihrem Leben schon deutlich schlimmeres weggesteckt hat als dieser Ringelpiez.

Noch was interessantes am Ende; Beim Zusammenbruch der Ostfront wurden über 80 Flüchtlinge (!) in das Flugzeug gepackt (ausgelegt für 12) und noch geflogen. Der Rekord lag meines Wissens bei 117 Personen an Bord. Geflogen wurde dann nicht mehr, aber mit Maximalgeschwindigkeit unter einschlagenden Panzersalven aus der Bucht gefahren. Das Flugzeug ist also äußerst robust, wegen dem Ringelpiez mach ich mir daher eher weniger Sorgen.

Viele Grüße
Tobi


(Modell)
 
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Der Anstellwinkel in Kombination mit den Landeklappen kurz vor dem Aufsetzen gibt Auskunft über die anliegende Geschwindigkeit.
Bild 2 ist eine Landung im Meer bei einer Wellenhöhe von ca 1,5 m. Die Do wird hier langsam im überzogenen Zustand mit dem Spornkasten aufgesetzt (Hinterrumpf) Dadurch bremst das Flugzeug sofort ab und bleibt nach wenigen Metern stehen um die Belastung für die Zelle so gering wie möglich zu halten.

Bild 1 ist ein See bei Glattwasser und TNT Tragfläche, aufgesetzt wird mit der Stufe um anschließend in der Gleitphase zu bleiben... also nicht zu vergleichen :TOP:
 
macfly

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Wenn ich mir das Foto der Beschädigung am Rumpf ansehe (hier), dann sieht das für mich nicht nach einem Schaden aus, den Wasser verursachen könnte. Die Beschädigung ist klar eingegrenzt: ein einzelnes, kleines Blech, das ist allerdings richtig massiv verformt.

Wäre der Schaden durch zu schnelles Aufsetzen, zu tiefes Eintauchen oder durch den erhöhten Wasserwiderstand beim Ringelpiez entstanden, müsste doch ein deutlich größerer Bereich betroffen sein (der komplette Bereich der eingetauchten Nase gestaucht oder zerrissen etc).

Die Erklärung der Crew auf Austrianwings scheint mir da immer noch die plausibelste zu sein: die Maschine ist nach dem Aufsetzen auf ein kleines, schweres Hindernis gestossen. Das hat einerseits das Loch in den Rumpf gerissen, anderseits der Maschine den Drehimpuls gegeben, und den Ringelpiez ausgelöst. Nach einem Pilotenfehler bei der Landung sieht mir dieses Loch jedenfalls nicht aus...
 
one-o-nine

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Die Erklärung der Crew auf Austrianwings scheint mir da immer noch die plausibelste zu sein: die Maschine ist nach dem Aufsetzen auf ein kleines, schweres Hindernis gestossen. ...
... ein schweres Hindernis, das in der Lage wäre, eine tonnenschwere Maschine
zu solch einer Drehung zu veranlassen, würde massive Schäden verursachen!

... und nicht nur ein kleines Loch reißen und rundherum alles unbeschädigt lassen ...

(man streife mal im Auto mit mit Tempo 100 einen Laternenmast...)

... "komisch" bleibt das Loch allerdings :headscratch:
 
Soaring1972

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Hat man denn das Hindernis gefunden?
zum Zwischfall will ich mich nur zu zwei Sachen äußern, der Rest ist Kaffeesatz bzw. Würfeln!

1.Runderausschlag, bei solch Kräften in der Drehung ist eine koordinierte Ruderbedienung nur bei Hollywood möglich!

2.Ein relativ kleines Wasserhindernis wiederfinden im Wasser ist manchmal nicht so leicht, denn das bleibt nicht unbedingt irgendwo liegen, sondern treibt weiter oder geht unter, weil es vielleicht sogar die eigene Schwimmfähigkeit verloren hat. Und ich glaube die Besatzung hatte unmittelbar nach dem Dreher was besseres zu tun als aus dem Fenster zu schauen, was da so im Wasser treibt.

Na gut ein 3.Punkt:
Bezüglich Loch im Rumpf und die Auswirkung. Man erinnere sich mal an den Unfall mit dem Wasserflugzeug in Hamburg mit Überschlag. Dort war die Ursache, dass die Räder draußen waren. Will sagen: Wasser hat irre Kräfte, da wird schon das eine oder andere Literchen in Bruchteilen von Sekunden reingedrückt worden sein!
 
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macfly

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... ein schweres Hindernis, das in der Lage wäre, eine tonnenschwere Maschine
zu solch einer Drehung zu veranlassen, würde massive Schäden verursachen!
Sehe ich anders. Das Problem des Ringelpiez ist ja gerade, dass das ein selbstverstärkender Effekt ist. Wenn die Maschine erstmal leicht verdreht ist, verkantet der Rumpf im Wasser - und los geht's. Ist an Land ja auch nicht anders: da reicht oft eine leichte Berührung am Flügel (die noch nicht mal Spuren hinterlassen muss), das Hauptfahrwerk verkantet - und ab...
 
SenecaII

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Nachdem ja schon tolle Theorien, von Schwimmer zu tief im Wasser eingetaucht und sonst noch was hatten, hier das naheliegenste vom gesehenen Material:

Flaps kleine Stellung, ergo schnelle Landung. Kein Problem, ebene Wasseroberfläche. Die Do kann das SEHR gut. Jetzt kommt, nehmen wir mal als Beispiel einen Baumstamm (2,5m lang, 50cm Durchmesser). Das Ding wiegt trocken schon erheblich was. Jetzt las das blöde Ding mal durch Wasser richtig schwer geworden sein (denken wir uns mal trocken 700kg, nass 1,4t)
Jetzt kommt die Do mit (was wird sie wohl da schnell gewesen sein) 85kts IAS. Dann etwas Rückenwind, ... vllt. 10kts sind wir summa sumarum bei 95-100kts GS. Der Stamm liegt ganz flach im Wasser und trifft den linken Schwimmer. (Bin jetzt zu faul zum rechnen, aber der Einschlag erzeugt links eine enorme Kraft gegen die Flugrichtung mit einem Drehmoment. Der Pilot sitz vor der Drehachse, das Tail dahinter. Drehgeschwindigkeit mal Hebel zum Cockpit und Seitenruder = nette Beschleunigung. Ob jetzt der Pilot im Seitenruder stand und den Prozess der dann folgte noch beschleunigt hat, weiss ich nicht. Aber durch das Drehmoment haut das Seitenruder IN die Drehrichtung ab und der Prozess Verstärkt sich. Der "Ringelpiez" war dann das logische Ende.

Alles andere sollen mal die Herren Flugunfalluntersucher machen.

Was leider nur sehr traurig ist, sie waren echt kurz davor die endgültige Zulassung zu bekommen. Und auch wenn die Struktur keinen weiteren Schaden hat, vermessen darfst du sie trotzdem jetzt. Echt nicht schön.

Gruß
 
markus33

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... hat sich nach wiederholten Ansehen des Videos geklärt.... ist ein Ruderboot das aus dieser Perspektive sehr nah aussieht...
 
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Wäre es auch denkbar, dass die kleine beschädigte Platte vor der Landung nicht mehr richtig vernietet war und bei der Landung abriss und den Ringelpietz ausgelöst hat? Wäre doch echter Zufall, dass ein Gegenstand nur diese eine Platte hätte treffen sollen.
 
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Ist das Loch links oder rechts?
 
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Eigentlich ist der Unfall glimpflich verlaufen. Beim betrachten des Videos sieht man viel Verkehr von Freizeitkapitänen und sonstigen Schiffen in der Nähe der Do-24. So stelle ich mir die Frage ob eine gesicherte Landefläche vorgesehen ist, oder ob der Pilot sich nach Sichtflug einen geeigneten Landeplatz suchen muss?
 
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Und genau das wundert mich etwas. Treffer rechts aber Drehung nach links.

Ohne ein Foto vom Schaden zu kennen und mit den Informationen austrianwings hätte ich den Schaden links am Schwimmer in der Nähe des Hauptfahrwerks vermutet. Nun ist der Schade. Aber rechts und sehr weit vorn, dazu noch ein sehr kurzer Hebelarm...

Vieleicht ja doch kein Treibgut und der Schaden entstand durch den enormen und schlagartigen Wasserdruck von rechts während der Drehung nach links. Die Struktur an dieser Stelle direkt hinter dem Fahrwerkschacht könnte einfach die seitliche Belastung nicht ausgehalten haben.
 

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Hoffen wir mal, dass dieses Flugzeug flugtauglich überlebt.
 
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