Eine Landung im Meer, auch noch 100-150m vom Strand entfernt, damit man keine Kite-Surfer gefährdet, wie "Herr Schlauberger" den "Herren Piloten" hier vorschlägt, wäre der sichere Tod für beide Insassen gewesen. Eine solche Wasserung sieht etwa so aus:
Die Maschine bremst bei der Wasserberührung schlagartig ab, überschlägt sich und geht unter - samt Mann und Maus. Da muss man extremes Glück haben, um dort noch rauszukommen. In dem Video hatte der Pilot das Glück - weil die Maschine direkt am Ufer lag, nicht sinken konnte und die Strandbesucher ihn sofort gerettet haben. In diesem Fall wurde niemand ernsthaft verletzt. Wer aber dann daran glaubt, dass Rettungsschwimmer vom Strand ganz schnell 150m auf's offene Meer schwimmen, dort Insassen in 30m Tiefe aus dem versunkenen Flieger retten, verwechselt die Realität mit Baywatch...
Wie hier schon mehrfach festgestellt, aber immer wieder ignoriert: die Verantwortung für den diskutierten Unfall trägt allein der Fluglehrer - sowohl rechtlich, wie auch menschlich. Das ist rechtlich eindeutig geregelt: der rechts sitzende Fluglehrer hat jederzeit die volle Entscheidungsgewalt - inklusiver aller Rechte und Pflichten. Er ist auch für den Flugschüler verantwortlich. Das ist in der Fahrschule nicht anders: wenn ein Fahrschüler am Zebrastreifen ein Kleinkind überfährt, weil er Gas und Bremse verwechselt, dann ist der Fahrlehrer Schuld. Und wenn sich der Fahrschüler bei einem Unfall verletzt, bekommt der Fahrlehrer den Ärger. Er ist gerade dafür da, so etwas zu verhindern. Dass trotzdem immer wieder provozierend von "die Herren Piloten" gesprochen wird, ist für mich ein Indiz, dass wir hier einfach getrollt werden sollen...
Die Entscheidung, die der Fluglehrer hier getroffen hat, war im Nachhinein gesehen vermutlich falsch. Im Nachhinein gesehen hätte es wohl bessere Optionen gegeben. 150m vor dem Ufer ins Wasser zu gehen, wäre aber im Nachhinein sicher als genauso falsch bewertet worden - auch da wären dann ziemlich sicher zwei Menschen gestorben. Die gleichen Schlauberger hätten sich dann hier über die "Dummheit der Herren Piloten" echauffiert. Die eigentlich Frage hier ist, ob es sonst noch andere Alternativen gab. Vielleicht wird der Unfallbericht dazu etwas sagen.
Falls es das allerdings nicht gegeben hätte, dann hätte der Fluglehrer hier genau die Entscheidung getroffen, die auf den Straßen leider alle paar Minuten getroffen wird, ohne dass es je groß diskutiertet wird - zumindest nicht in diesem Forum. Menschen, die auf ein Stauende auffahren, haben meist ebenso zwei Optionen. Man kann nach rechts rüberziehen und, auf der Landstraße, den eigenen Wagen gegen einen Baum setzen. Oder auf der Autobahn nach rechts gegen den stehenden LKW. In beiden Fällen ist man selbst, inkl. der übrigen Insassen, fast garantiert tot. Aber man gefährdet mit großer Wahrscheinlichkeit niemanden sonst. Der LKW schluckt den Aufprall aufgrund der großen Masse - der Baum auch. Alternativ kann man aber entscheiden, auf den vorausfahrenden/stehenden PKW aufzufahren. In diesem Fall sind die eigenen Überlebenschancen viel höher. Und es gibt eine gute Chance, dass auch die Menschen im PKW voraus nicht ernsthaft verletzt werden - und nichts schlimmes passiert. Aber es gibt dann das Risiko, dass man fremde Menschen gefährdet. Vielleicht sitzen zwei unschuldige Kleinkinder auf der Rückbank des PKW voraus?
Fakt ist, dass fast alle Menschen in einer Situation, in der sie den eigenen sicheren Tod, gegen eine Alternative abwägen müssen, bei der vielleicht niemanden etwas passiert, sich praktisch immer für die zweite Option entscheiden werden - auch wenn dafür eine potentielle, aber eher unwahrscheinliche Gefährdung für dritte entsteht. Natürlich in der Hoffnung, dass dann niemanden etwas passiert - und am Ende alles gut ausgeht. Wirklich signifikant anders sieht das erst aus, wenn Menschen den eigenen sicheren Tod gegen den wirklich sicheren Tod von Fremden abwägen müssen, z.B. eine Menschenmenge, die auf der Straße steht. Hier würde ich vielen, aber längst auch da nicht allen Menschen zutrauen, dass sie instinktiv eine andere Entscheidung treffen.
Mir tun die beiden Menschen, die bei dem Unfall ums Leben kamen und ihre Angehörigen wirklich Leid. Aber mir tut aber auch der Fluglehrer Leid, der den nun mit seiner Entscheidung leben muss. Wirklich froh bin ich, dass ich noch nie so eine Entscheidung treffen musste - weder im Fahrzeug, noch im Cockpit. Ich fahre seit vielen Jahrzehnten Auto - bisher völlig unfallfrei, nicht mal ein Kratzer. Und ich fliege seit vielen Jahren - auch da völlig unfall- und kratzerfrei. Natürlich glaube ich auch, dass ich beides gut beherrsche - und in den meisten Situationen die richtige Entscheidung treffen würde. Ich weiß aber auch, dass da auch letztlich immer etwas Glück dazu gehört. Garantieren kann man im Leben leider fast nichts (bis auf eines...).