Erst einmal danke für die Aufnahme in dieses Forum.
Hier nun also die Geschichte der Ka6E HB-979:
Das Flugzeug, damals noch mit weisser Lackierung, wurde Ende der 60er Jahre durch die Segelfluggruppe Cumulus in Amlikon, Kanton Thurgau, Schweiz, als "Hochleistungseinsitzer" angeschafft. Mein Vater hatte damals das Flugzeug m.W. noch selbst in Poppenhausen in der Röhn abgeholt, wenn ich mich nicht irre.
Kurz darauf, ich meine es dürfte um 1969/1970 herum gewesen sein, erlitt das Flugzeug bei einer Aussenlandung einen Rumpf-Bruch, der allerdings zügig und ohne weitere Konsequenzen repariert werden konnte.
Im Sommer 1986, 5 Jahre nachdem ich selbst mit der Segelfliegerei begonnen hatte, habe ich wie üblich am jährlich stattfindenden Segelfluglager auf dem Flugplatz Samedan im Oberengadin teilgenommen. Damals war das so, dass man sich pro Flugtag ein Flugzeug teilen musste und so starteten also zwei Kameraden, der eine mit einer Pilatus B4 und der andere eben mit dieser Ka6E HB-979, kurz vor Mittag zu den ersten Flügen.
Im Laufe des Nachmittags haben wir unsere Freunde dann gebeten, zur Landung zu kommen, damit wir auch noch in den Genuss eines schönen Segelfluges kommen würden.
Beim Rückflug aus dem Bernina-Massiv zum Flugplatz Samedan, etwa Höhe Pontresina sind die beiden Segelflieger dann in massive Abwinde geraten. Dabei ist es dem Kollegen in der B4 gerade noch gelungen, eine Hochspannungsleitung zu überfliegen und, zwar nicht auf der Piste, aber immerhin im Flugplatzgelände zu landen.
Der Kollege in der Ka6E, der mir das Flugzeug hätte bringen sollen, war ein paar Meter tiefer als die vorausfliegende B4 und hat sich entschieden, den Anflug abzubrechen und eine Aussenlandung in einem kleinen Feld zur wagen, dies, obschon die Gegend dort überhaupt keine Aussenlandemöglichkeiten bietet.
Und so ist es dann auch gekommen, dass das Flugzeug bei der missglückten Hangaufwärtslandung, in steilen Gelände, einen Totalschaden erlitten hat. Vom Cockpit war gar nichts mehr übriggeblieben und auch Rumpf und Flügel sind in tausend Teile zerbrochen. (Anmerkung: Unser erster Eindruck vom Trümmerfeld war, als wir das Flugzeug später geborgen hatten war, dass ein solcher Crash unter normalen Umständen eigentlich nicht überlebbar ist).
Die Meldung, wonach sich unterhalb des Schaafbergs ein Absturz ereignet haben soll, hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und nachdem der Rettungshubschrauber gestartet war, sind wir nicht davon ausgegangen, dass unser Freumd überlebt hat. Umso grösser waren die Überraschung und natürlich die Erleichterung als unser Kollege bei der Rückkehr des Rettungshubschraubers, diesem fast unverletzt entstiegen ist. Lediglich ein Schock, einen aufgeschürften Arm von der nach vorne gerutschten Sauerstoffflasche und grüne Knie waren das Resultat. (Anmerkung: Nach Aussagen der Ersthelfer vor Ort, sass der Pilot, lediglich noch den Steuerknüppel in der Hand, etwa 5m vom Hauptwrack entfernt, in der Wiese und hat dumm geguckt, als der Hubschrauber angeflogen kam)
Der doch nicht ganz so spitze Aufschlagwinkel, die geringe Grösse des Piloten und die Holzkonstruktion, die den Aufschlag scheinbar sehr gut absorbiert hat, haben dazu beigetragen, dass es zwar zu einem Totalschaden gekommen ist aber glücklicherweise ohne Personenschaden.
Nun sollte man eigentlich meinen, dass es das war… ist es aber nicht. Den Bruch haben später zwei weitere Vereinsmitglieder, einer davon Schreiner, von der Versicherung für ein "Butterbrot" übernommen und das Flugzeug komplett neu aufgebaut. Dabei erhielt das Flugzeug dann auch den gelben Anstrich und den Spitznamen „Zitronenfalter“ und wurde dann so bis 2004 regelmässig und ohne weitere Zwischenfälle geflogen.
Irgendwann einmal wurde die Ka6e an eine Fluglehrerin der Segelflugschule Cumulus verkauft, welche mittlerweile selbst ins Engadin gezogen ist. Die HB-979 war von da an dort oben stationiert, an dem Ort, wo sie viele Jahre zuvor einen Totalschaden erlitten hatte.
Das Schicksal der HB-979 wurde am 09. Juli 2004 dann bei einem Hochwasser durch die Überschwemmung der Flaz (später künstlich angelegter Flusslauf entlang des Flugplatzes Samedan) besiegelt. Zusammen weiteren Segelflugzeugen, die am nördlichen Pistenanfang in ihren Anhängern abgestellt waren, versank die HB-979 über einen Meter in den Fluten. Für das Holzflugzeug war es das dann. Äusserlich kaum erkennbar, hat die Holzkonstruktion darunter aber massiv Schaden genommen, weshalb das Flugzeug daraufhin endgültig gegroundet wurde.
Wie das Flugzeug danach in diese Ausstellung in Köln gelangt ist, entzieht sich meinen Kenntnissen. Für mich aber in jedem Fall ein Grund, die HB-979 bei nächster Gelegenheit einmal zu besuchen.
Ich hoffe, mit meinen Ausführungen ein paar interessante Hintergründe zur Geschichte des "Zitronenfalters" HB-979 gegeben zu haben und Grüsse Euch herzlichst.
André Ritschard