Moin!
Bei der Leistungssteigerung gehts ja nicht nur um die Innenkühlung, sondern auch um die reine mechanische Belastung der Bauteile. Wenn ich 2000 anstatt 1500 PS mit entsprechend mehr Drehmoment auf die Pleuel und Kurbelwelle stemme, ist deren mechanische Belastung entsprechend höher. Ebenso die Belastung der Lager und Getriebe. Ergo kann ohne Verstärkung der Bauteile (mehr Gewicht) eher etwas kaputtgehen.
Stimmt schon, aber meinem Eindruck nach waren die schwierigen Probleme im Motorenbau im 2. Weltkrieg ganz überwiegend diejenigen, die mit dem Brennraum zusammenhängen.
"Dein" Diagramm ist tatsächlich das für die leistungsgesteigerte Version mit 1900 PS Start- und Notleistung. Sage mir nicht, dass du das nicht gesehen hast als Profi im Erstellen und Lesen von Diagrammen.
Beim nicht leistungsgesteigerten Jumo 213A sind die Werte 1600 PS Steig- und Kampfleistung und 2100 PS Sondernotleistung, also 31 % Steigerung. Das macht also praktisch keinen Unterschied, mir ging's ja nur um den generellen Effekt von MW50 und nicht um einen konkreten Einsatz-Jumo.
Und rechnen muss man hier korrekt von 1900 auf 2250, was 18% macht.
Beim leistungsgesteigerten Jumo 213A sind die 1700 PS sind als "Steig- und Kampfleistung" ausgewiesen, wie auf der Motorenkarte für den DB 605DB die 1430 PS. Insofern finde ich schon, daß ich da Äpfel mit Äpfeln verglichen habe. Sowohl der Jumo 213A als auch der DB 605DB laufen ja bei Steig- und Kampfleistung mit einer niedrigeren Drehzahl als bei Sondernotleistung. Die 1900 PS erzielt der Jumo dagegen bei der gleichen Drehzahl wie die Sondernotleistung, daher ist die Leistungsstufe ja auch als "Start- und Notleistung" bezeichnet.
Beim DB 605DB ist die Start- und Notleistung nicht gesondert ausgewiesen, aber beim DB 605DC sieht es wie folgt aus:
- Start- und Notleistung: 1725 PS in 0 km Höhe
- Sondernotleistung: 2000 PS in 0 km Höhe
Das sind 16 % Steigerung, paßt also gut zu den 18 % beim Jumo 213A.
Die Steigerung bei DB passt m.E. eben nicht.
Du kannst die Steigerung beim DB 605DB auch wie folgt abschätzen: Die Leistung ist (ungefähr) proportional zu Drehzahl und Ladedruck, also kannst Du mit einer Vergrößerung um den Faktor 2800/2600 * 1,8/1,45 = 34 % rechnen. Wenn also bei der Wellenleistung eine Steigerung von 30 % ausgewiesen wird, paßt das schon. Das schon angesprochene Buch von Hooker geht da noch wesentlich mehr ins Detail, aber für eine Plausibilitätsprüfung reicht der einfache Check :-)
Interessant auch an dem Diagramm, dass man sieht, wie lange MW 50 Sinn macht und dann GM 1 greift.
Ja, GM-1 bringt ja eigenen Sauerstoff mit, der nicht der Umgebungsluft entnommen werden muß ... das ist ein bißchen, als ob man Raketentreibstoff in den Zylinder tut :-) Das Verfahren war aber genau deswegen auch nicht gewichts-effizient, der Sauerstoff mußte ja mitgeführt werden.
Es gab tatsächlich nur zwei MW 50-Anlagen für den 213. Eine mit der Einspritzung vor dem Lader und eine Hochdruckanlage mit Einspritzung in die Ladeluftleitung. Und klar konnte man mit der Dosierung an der Leistungsschraube drehen.
Ah, danke! Ich meinte, etwas von einer "Oldenburger Anlage" gelesen zu habe, die als Nachrüstung der ersten Focke-Wulf-Anlage vorausging, bevor die Hochdruckanlage kam.
In der Triebwerks-Karte für das Triebwerk 9-8213 E mit Jumo 213 A-1 u. VS 111-Luftschraube in FW 190 D-9, Ausgabe Nobember 1944 werden genannt:
Start- und Notleistung: 3250 U/min, 1750 PS (30 min zulässig)
Erhöhte Notleistung (Rüstsatz): 3250 U/min, 1900 PS (10 min zulässig)
Sondernotleistung (MW-Anlage): 3250 U/min, 2100 PS (10 min zulässig)
Sonderstartspitze (Jumo 213 AG-1): 3250 U/min (bis 500 m Höhe beim Start)
Da hier nicht von einer Hochdruck-Anlage gesprochen wird, wird es wahrscheinlich um die Einspritzung vor dem Lader gehen.
Was war denn die "Oldenburger Anlage", die mir noch im Kopf rumspukt? Nur ein anderer Begriff für die erste MW50-Anlage?
Tschüs!
Henning (HoHun)