Der Warschauer Pakt hatte wohl eher sowas wie "Massive Action" als Strategie: Gleich zu Anfang eine ganze Zone auf feindlichem Gebiet atomar ausradieren (innerdeutsche Grenze bis kurz vor Ruhrgebiet "komplett", außerdem diverse Städte, wie Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Emden, Köln etc.) und, verstärkt durch nachrückende, immer neue strategische Staffeln mit frischem Personal, schnell durch die Strahlenzone vorstoßen. Es wäre in ganz großem Stil atomar zur Sache gegangen. Der WP hätte den Krieg auf dem Territorium des Gegners führen wollen.
Es gibt diverse Planspiele und Übungen mittlerweile zum Lesen. Dazu ein Literaturtipp:
http://www.amazon.de/NVA-Anspruch-Wirklichkeit-ausgewählten-Dokumenten/dp/3813204308
Poland reveals Warsaw Pact war plans / ISN
Richard Prins
Das Buch bei Amazon wird vom Leser verrissen, in den weiteren Links wird davon geschrieben, daß es nur Planspiele waren, also einige von vielen Planspielen. In den 80ern gab es in der IWR (später IDR) eine Reihe, die sich mit den strategischen Denkern der russischen Streitkräfte befasste, ganz voran dem Chefdenker Ogarkov. Diese haben jede Menge Bücher über die Sowjetische Strategie geschrieben. Die haben im Westen aber nur wenige gelesen. Somit wird bei jedem Dokument was auftaucht gleich aufgeschrien, ja so hätten es die Russen gemacht, ohweh... Nur wenige haben sich aber tatsächlich mit den Hintergründen befasst.
Aus dieser Reihe in der IWR ging hervor, daß die Russen schon Ende der 60er Jahre von der Erstschlagsoption weggekommen sind. Man hielt sich konventionell stark genug um einen Angriffskrieg zu führen. Außerdem wollte man, wenn man schon gegen den Westen zog, die Industriekapazitäten möglichst unangetastet übernehmen. Da wäre es extrem unangebracht den Westen erst mal atomar zu plätten. Ein Land atomar zu zerstören und dann zu erobern macht schließlich keinen Sinn. Das haben die Chefstrategen der Russen damals schon richtig erkannt.
Die Russischen Streitkräfte in der DDR sollten die Speerspitze dieser konventionellen Stoßarmee sein und wurden dementsprechend mit dem modernsten Material ausgerüstet und hatten einen ständig hohen Klarstand, um in möglichst kurzer Zeit abmarschbereit zu sein. Ihre ganze Taktik war darauf hinaus gerichtet möglichst schnell möglichst weit zu kommen und durch die NATO-Streitkräfte durchzubrechen und möglichst weit in den Rücken der NATO zu fallen. Das zum einen um sie einzukesseln, um ihnen den Nachschub abzuschneiden, um möglichst viele Geländegewinne im Hinterland zu ermöglichen und sich so tief in Feindesland zu verzahnen, daß ein Atomwaffeneinsatz seitens der NATO nicht mehr möglich gewesen wäre. Die Taktik war darauf ausgerichtet ohne Blick auf die Verluste möglichst schnell vorzustoßen und möglichst auch die Logistik des Feindes auszunutzen. Tanklager gab/gibt es im Westen ja in Massen. Darauf beziehen sich die Sprüche mit den sieben Tagen am Rhein usw. Tatsächlich wollte man schon nach wenigen Tagen am Rhein sein. Wahrscheinlich wäre man dann stehen geblieben, weil die Franzosen mit Sicherheit ihre Atomwaffen, ohne Rücksicht auf Deutschland, auf die russischen Truppen in Deutschland geschossen hätten, wenn man weiter gegangen wäre. Bis auf Frankreich und GB wäre aber auf diese Weise ganz Europa in deren Hände gefallen, wenn der Plan geklappt hätte.
Ein weiteres Ziel war es, mit den Speznaz die Atomwaffenlager der NATO zu überrumpeln, bevor diese ihre Atomwaffen aus den Lagern holen konnten, bzw. sie daran zu hindern diese an ihre Einsatzorte zu bringen und somit den Atomwaffeneinsatz zu unterbinden.
Natürlich hätten sie auch atomar geantwortet, wenn die NATO es doch geschafft hätte Atomwaffen zum Einsatz zu bringen. Genau darauf laufen diese veröffentlichten Planspiele hinaus. Sie zeigen aber nicht die ganze strategische Ausrichtung der Russen.
Wenn ich Zeit habe kann ich gerne im Archiv mal suchen und die vielen Literaturbeispiele nennen, die dort aufgeführt wurden. Dann könnt ihr ja selbst nachlesen, wenn ihr die Bücher in den entsprechenden Bibliotheken findet.
Sorry, OFF TOPIC, aber ich kann solche Dinge einfach nicht so stehen lassen, weil sie nur einen kleinen Teil zeigen der zu falschen Schlüssen führt. Ihr habt damit angefangen, nicht ich.