Schorsch, prinzipiell bin ich da bei Dir.
Noch einige Ergänzungen bzw. Verfeinerungen.
1968 ging es in der UdSSR um folgendes:
"Die unter Breshnjew angenommene Militärdoktrin der UdSSR stützte sich wieder auf die klassische Militärwissenschaft und wies den Landstreitkräften wieder die Hauptrolle bei der Erringung des Sieges zu. Die wichtigste Form war dabei der Angriff im Zusammenwirken mit anderen Waffengattungen, ins besondere mit der Luftwaffe. Die „Erstgeborene“ der Breshnjew-Ära, die Su-24, sollte dabei den Stoß in der Luft führen, der den Weg für die Panzerkeile frei machte bis zum Atlantik. Dabei bedurfte sie des Schutzes durch einen Jäger mit entsprechender Reichweite. Die Taktisch/Technischen Forderungen für so ein „Fortschrittliches Front Jagdflugzeug“ (PFI) wurden erstmals vom ZNII-30, dem „Zentralen Wissenschaftlichen Forschungsinstitut des Verteidigungsministeriums für Luft- und Raumfahrttechnik“ formuliert. Das PFI sollte alle eigenen Flugzeuge, egal welchen Typs, begleiten – auch in extrem geringen Höhen und den Kampf zur Erringung der Luftüberlegenheit über dem gegnerischen Territorium führen.
Dabei wurden folgende Anforderungen gestellt:
- andere Jagdflugzeuge im manöverreichen Nahluftkampf zerstören
- einzelne Flugzeuge und Gruppenziele Abfangen
- eigene schwere Flugzeuge als Jagdschutz begleiten und gegnerische Abfangjäger über deren Territorium bekämpfen
- Luftaufklärung durch den Gegner verhindern."
Für das Projekt PFI traten an:
MiG-29, Su-27, Jak-45
"1970 kam es dann, die Jak-45 war inzwischen ausgeschieden, zu einer Aufteilung des PFI Programmes in 2 separate Zweige:
Vor den höchsten Führungskräften trat G.E Losino-Losinskij auf. Völlig unerwartet für den Auftraggeber und die Konkurrenten aus den anderen OKB schlug er ein völlig neues Projekt vor, das sich prinzipiell von den technischen Forderungen des Vorgängers unterschied: ein leichtes Frontjagdflugzeug als logische Fortsetzung der MiG-21 und MiG-23. Der Redner verwies auf die Erfahrungen mit gemischten Flugzeuggruppen, in der UdSSR mit Mig-21 und MiG-23, in Vietnam mit MiG-17 und MiG-21, in Israel mit F-4 und „Mirage III“ und letztlich in den USA mit dem Tandem aus leichter F-16 und der schweren F-15. Nach seiner Meinung sollte der Flugzeugpark der WWS der UdSSR zum Ende des 20. Jahrhunderts zu 1/3 aus schweren und zu 2/3 aus leichten Jagdflugzeugen bestehen. Die Kosten dieser Flugzeuge sollten sich im Verhältnis 1:2 aufteilen und die Gefechtsmöglichkeiten bei unterschiedlichen Bedingungen im Verhältnis von 1,5:1 bis 1:1.
Dieser Vorschlag wurde sehr unterschiedlich aufgenommen, sogar im eigenen KB. Nichts desto trotz wurde er angenommen. Das ganze Programm wurde jetzt in einen „leichten“ und in einen „schweren“ Zweig aufgeteilt, offiziell dokumentiert 1972. So entstand die Bezeichnung „Perspektivisches leichtes Massenjagdflugzeug“ (PLMI), was später in „Leichter Frontjäger“ (LFI) geändert wurde. Die Bezeichnungen „9“ und MiG-29 im OKB blieben erhalten."
Im Ergebnis wurden jetzt die MiG-29 und die Su-27 mit unterschiedlichem Aufgabenspektrum entwickelt.
(Die Textauszüge stammen aus meinen Übersetzungen zu Su-27 und MiG-29 aus der AiW.)