Erst mal vorweg
für diesen sehr informativen, gut lesbaren Thread!
Aber die Mig-23 müsste doch aus meiner Sicht moderner und besser als die Phantom der Luftwaffe gewesen sein, oder?
Obacht beim Thema "moderner".
Korrekt: der Erstflug der MiG-23 war später im Kalender, etwa 10 Jahre. Und "die" MiG-23 gab es nicht, die Buchstaben dahinter sind entscheidend.
Die MiG-23 hatte eine recht lange Entwicklungsgeschichte und man musste sich die ersten Jahre erst mal an das eigentlich erstrebte Produkt ranrobben. Das "eigentlich erstrebte" war die MiG-23M, welche ab 1972 produziert wurde. MF und MS waren Exportvarianten (die Russen haben da immer einige Downgrades gehabt), MF für "Bruderstaaten", MS für "Rest of the World". Die MiG-23MS in den Händen der Syrer und anderer arabischer Nationen hat den schlechten Ruf des Flugzeugs geprägt.
Die ML wurde ab Mitte der 70er produziert und war ein richtiger Jäger. Die M war aufgrund zahlreicher Einschränkungen eigentlich als solcher schlecht verwendbar. Unter anderem war das Verhalten bei höheren Anstellwinkeln wohl recht ruppig. MLA und MLD waren dann noch substantielle Verbesserungen. Speziell die MLD wurde mit einigen Verbesserungen befähigt höhere Anstellwinkel zu tolerieren.
Weiterhin wurde das Triebwerk laufend verbessert, die letzten -23 sollten in etwa Triebwerke mit dem Stand gehabt haben, wie er 10-15 Jahre früher im Westen vorlag.
Somit: bei der MiG-23 konnte man Anfang der 90er alles außer der MLD getrost in die Tonne kloppen. Über die Gründe gegen die Einflottung eines neuen Flugzeugs wurde ausführlich und kenntnisreich berichtet. Eine MiG-23MLD ist Performance-technisch sicherlich schon besonders, wobei die Stärken der -23 vor allem 1g-Performance >Mach1 sind. Unterhalb Mach1 ist man mehr oder weniger stets mit 45°-Flügeln unterwegs und hat durch die Schwenkflügel keine Vorteile. Theoretisch könnte man wirklich Low Speed (also <M.7) mit Flügeln vorne noch etwas rausholen, aber das ist akademisch.
Die F-4F waren ja auch nicht gerade eine exakte Kopie der 1958er F-4B. Mit den Vorflügeln ("slatted F-4E") und war die F-4F wesentlich agiler als die Vorgänger, auf Kosten der Mach2-Fähigkeit (theoretisch vorhanden, praktisch perdu).
Wie bereits mehrfach aus erster Hand berichtet ist ein Luftkampf eine recht facettenreiche Sache.
Ich denke, dass eine taktisch versierte Gruppe mit einer MiG-23MLD ein sehr herausfordernder Gegner sein kann.
Allerdings ist die 1g-Performance <M1.5 jetzt auch nicht so dramatisch viel besser als die einer F-16A, und wenn man auf 3g oder 5g schaut, dann bröselt es schnell und nachhaltig.
Ergänzung:
Würde ich ein APG-65 und Glascockpit in eine F-104G bauen, das ganze Atombomber-Geraffel inklusive dem mechanischen Trägheitsnave rausnehmen, ich hätte eine recht potente A2A Plattform. Das wäre dann etwa die F-104S-ASA. Das gibt sich alles am Ende nicht mehr so viel.