Moderne Flugsteuerungsysteme

Diskutiere Moderne Flugsteuerungsysteme im Verkehrsflugzeuge Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Diese Static Discharger tun ihren Dienst auch ausgesprochen gut, denn erst letzte Woche war bei uns ein Global Express, der mit durch Blitzschlag...
Niaboc_2808

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Das Radom hat eingearbeitete Metalstreifen die den Blitz an ans restliche Flugzeuge ableiten.
Diese Static Discharger tun ihren Dienst auch ausgesprochen gut, denn erst letzte Woche war bei uns ein Global Express, der mit durch Blitzschlag minimal angeschmortem Static Discharger am Radom zurück kam. Die Widerstandswerte waren dennoch innerhalb der Toleranz.
 

flyer0852

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Das Radom hat eingearbeitete Metalstreifen die den Blitz an ans restliche Flugzeuge ableiten.
Du hast recht, also doch Teil des Faradayschen Käfigs obwohl durchgängig für elektromagnetische Wellen
 
mcnoch

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Vielleicht habe ich in der Diskussion zu den automatisch abgesetzten Meldungen ja was verpasst, aber irgendwie haben mich die in der FTD von gestern wiedergegebenen Erklärungen eines nicht namentlich benannten Airbus-Sprechers etwas überrascht. Airbus geht nach seinen bisherigen Analysen der elektronischen Meldungen nur von sich widersprechenden Geschwindigkeitsanzeigen und einem sich daher selbständig abschaltenden Autopiloten aus. Weiter wird der Sprecher wie folgt zitiert: "…legen die vorliegenden Daten nicht der Verlust der elektrischen Systeme oder Displayanzeigen nahe." Und weiter, weniger überraschend „Die Daten lassen keine Rückschlüsse über die Absturzursache zu.“

Die französische Zeitung "Le Figaro" hatte sich ja schon recht früh darauf festgelegt, dass "zweifelsfrei" die fehlerhaften Geschwindigkeitsmesser Schuld waren und wird dafür nun von Airbus wegen Verleumdung verklagt. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,629861,00.html Für Airbus und Air France wächst sich die Unklarheit über die Ursache langsam aber sicher zu einem Imageproblem aus, weil in solchen SItuationen Lügner und Senstionsschreier leichtes Spiel haben, da man sie nicht widerlegen kann. Dazu der Hang der Medien nach einem Unglück jedes Nachrichtenfitzelchen, welches zum Thema passt als neue Beinahe-Katastrophe zu deuten und schon hat man ein echtes Problem an der Wahrnehmungsfront in der breiten Bevölkerung.
 
JohnSilver

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Alien
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Im Lotter Kreuz links oben
Gibt es eigentlich einen Temperaturbereich, für den ein Linienflugzeug zugelassen ist/wird?
In dem Spiegelartikel, den Mcnoch zitiert hat, ist von einem Sturm mit Temperaturen unter minus 80 Grad Celsius die Rede. Bisher war mir nicht bekannt, dass es in der Athmosphäre so kalt werden kann. Ich bin bislang von minimal -65 Grad ausgegangen.
 
Schorsch

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Für Diejenigen die sich für die technischen Aspekte interessieren:

Hier erneut die Bitte, nicht einfach irgendwelche Sachen in den Raum zu feuern. Solche Beiträge kommen fast einer gewissen Verleumdnung gleich, speziell wenn von den "technischen Aspekten" geredet wird, ohne zu erklären, worauf die sich beziehen.
Der geneigte Leser ohne entsprechende Hintergrundkenntnisse mag nun denken: "Ach, das ist also alles schon bekannt!"

Daher: besagte AD hat dem Unfall nichts zu tun. Bei der AD geht es um die Handhabung der ADR-Einheit bei einer fehlerhaften IR-Einheit. Empfehlung der AD ist diese komplett auszuschalten. Bei AF447 war die Ursachenkette wohl anders.
Mir kommt das überhauptnicht merkwürdig vor.

JohnSilver schrieb:
Gibt es eigentlich einen Temperaturbereich, für den ein Linienflugzeug zugelassen ist/wird?
In dem Spiegelartikel, den Mcnoch zitiert hat, ist von einem Sturm mit Temperaturen unter minus 80 Grad Celsius die Rede. Bisher war mir nicht bekannt, dass es in der Athmosphäre so kalt werden kann. Ich bin bislang von minimal -65 Grad ausgegangen.
Bei FL430 Gipfelhöhe -74°. Etwas weniger wird aber das Flugzeug auch nicht umgehend zerstören.
 
mcgyvr81

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Schoß der Kolchose
Und eine weitere Frage stellt sich nun: wenn es nicht am Hersteller der Staurohre liegt, wozu wurden sie jetzt bei AF alle in Eile ersetzt?
Vorsicht, keine Äpfel und Birnen durcheinanderwerfen...

Die Spezifikation der Pitotrohre hat ja mit dem Qantas-Zwischenfall rein garnichts zu tun. Die damalige Ursache war ein Angle-of-Attack-Sensor, der mitten im Flug zu spinnen anfing. Dies gab dem EFCS Anlass, eine Stallsituation zu erkennen und daraufhin die Gegenmaßnahme zu ergreifen, die es laut Flight Envelope Protection geben sollte, nämlich "Nase runter".

Diese Situation sollte theoretisch nicht auftreten können, da es drei AoA-Sensoren gibt, und ein Ausreißer aus dem Trio selbstständig erkannt und seine Daten als fehlerhaft markiert werden sollten. Diese Automatik versagte damals jedoch aufgrund eines schon zuvor bestandenen Fehlers im IR-Teil der betroffenen ADIRU. Dazu kam auch noch, dass die mit dem "faulen" AoA-Sensor verkuppelte ADIRU sich nicht unmittelbar nach Standardprozedur deaktivieren ließ, sondern gewissermaßen erst durch "Stecker ziehen". Deshalb die AD und die Aufforderung an den ADIRU-Hersteller, die Sache eingehend zu untersuchen.


Die ADIRU ist an sich nur der "dumme" Computer, der aus allen ihm zur Verfügung stehenden Druck- sowie Anströmwinkeldaten (ADR-Teil, Daten durch externe analoge Messwertaufnehmer erfasst und "elektrisch" zur ADIRU weitergereicht) sowie direkt integrierten Faserkreiseln (IR-Teil) dem Flugsteuerungs- und Autoflightsystem die Geschwindigkeits-, Höhen-, sowie Lageinformationen liefert.


Dazu noch der Link auf Schorschs Posting, das schematisch den pneumatischen Teil des Ganzen zeigt:

http://www.flugzeugforum.de/forum/showpost.php?p=1157883&postcount=366
 
Niaboc_2808

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Obwohl ich die Theorie eines Absturzes wegen der nicht geänderten Pitot Tubes für weit hergeholt finde interessiert mich der Unterschied zwischen alten und neuen Pitot Tubes.

Was wurde denn bei der neuen Variante verändert? Die Heater Leistung oder die Form? Hat jemand zufällig die SB zum nachlesen?
 

beistrich

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Was wurde denn bei der neuen Variante verändert? Die Heater Leistung oder die Form? Hat jemand zufällig die SB zum nachlesen?
Laut Hersteller: "These performance enhancements were accomplished by increasing the power density in the tip region by 35% over the existing probe, and incorporating the high power density in the drain hole region to ensure proper drainage during severe icing conditions"

von hier: http://www.flightglobal.com/blogs/unusual-attitude/2009/06/af447-accident---still-more-on.html
 
Carlos G.

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Hier erneut die Bitte, nicht einfach irgendwelche Sachen in den Raum zu feuern. Solche Beiträge kommen fast einer gewissen Verleumdnung gleich, speziell wenn von den "technischen Aspekten" geredet wird, ohne zu erklären, worauf die sich beziehen.
Der geneigte Leser ohne entsprechende Hintergrundkenntnisse mag nun denken: "Ach, das ist also alles schon bekannt!"

Daher: besagte AD hat dem Unfall nichts zu tun. Bei der AD geht es um die Handhabung der ADR-Einheit bei einer fehlerhaften IR-Einheit. Empfehlung der AD ist diese komplett auszuschalten. Bei AF447 war die Ursachenkette wohl anders.
Mir kommt das überhauptnicht merkwürdig vor.
Ich verstehe zwar Deine Empörung, aber ich war es nicht der nach dem AF447-Unfall den Qantas-Zwischenfall mehrmals als Beispiel genannt hat (zumindest lange nicht der Erste), und ich betone es: ich finde es gut, wenn solche Sachen, die sowieso schon durch den Äther schwirren (sonst hätte ich da keinen Zugang zu) hier wenigstens fachlich kompetent und sachlich erklärt werden. Zumindest hier herrscht nun Klarheit darüber.
 

Charlie32

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z.Z. EDHL
Zum Thema Stall in großer Höhe habe ich mal noch eine Frage :
Ist ein vorhergehender Fall bekannt, wo ein Airliner mit konventionellem Leitwerk aus großer Höhe wegen einem Stall abgestürzt ist ?....
Wie ich sehe wurde deine Frage bisher geflissentlich überlesen :), ich versuche sie mal ein wenig "nach-oben-zu-bumpen" durch eine relativ rudimentäre Antwort. Für tiefergehende Betrachtung gebe ich gerne an Leute mit handfester Stall und Spin Erfahrung ab.

Zum Thema:
Mir ist auf Anhieb kein Fall bekannt wo ein "konventioneller Flieger" aufgrund eines Stalls aus großer Höhe abgestürzt ist.

Dass die T-Tail Flieger anfällig sind für Super-Stalls ergibt sich aus der Verknüpfung aus gepfeilten Tragflächen und hohem Leitwerk. Wobei hier die gepfeilten Tragflächen ja der bestimmende Faktor sind, da sie zum Tip Stall neigen. Fängt ein T-Tail an zu stallen kommen ja 2 ungünstige Faktoren zusammen. Beim gepfeilten Flügel der anfängt an der Spitze zu stallen wandert der Center of Pressure (durch den Zusammenbruch des Auftriebs an der Spitze des Flügels der meistens weit hinter dem Schwerpunkt liegt) nach vorne und verursacht einen Pitch Up Moment, der dafür sorgt, dass die Nase sich hebt und das Heck des Fliegers noch weiter in den turbulenten Downwash des Flügels "reingesenkt" wird. Der Downwash drückt jetzt das Leitwerk noch weiter nach unten, der Angle of Attack wird weiter erhöht und man steckt ziemlich schnell im Super oder Deep Stall. Daher der Stickpusher. Er soll das Einfliegen in diesen Bereich verhindern.

Beim konventionellen Flieger sollte das Leitwerk eigentlich ausserhalb des Downwash bleiben ( nach dem anfänglichen Buffeting ).
Darüber hinaus sind die Flügel (hier: gepfeilte) so konstruiert, dass ein Tip-Stall "verhindert" wird, indem man eher dafür sorgt, dass der Flügel an der Wurzel zuerst stallt. Und abschließend, sind ja ein paar Warnmechanismen (Shaker und Pusher) eingebaut die vor dem voll ausgebildeten Stall reagieren und warnen.

Naja um die Kurve noch zu kriegen:
Moderne Verkehrsflieger sind i.A. so gebaut, dass sie "zahmer" reagieren als "Hochleistungsflieger". Durch die baulichen Maßnahmen am Flügel wird eigentlich dafür gesorgt, dass die Kontrollierbarkeit des Flugzeugs erhalten bleibt. Aber wie das im wirklichen Fall der Fälle aussieht, weiß ich nicht, da ich noch kein Airbus gestallt habe. Da gebe ich gerne an die ab die sich besser hiermit auskennen. Rein theoretisch betrachtet, müsste man durch den an der Wurzel zuerst eintretenden Stall dafür sorgen können, dass man Heil aus der Situation rauskommt. (Ich fühle mich gerade ein wenig an den Colgan Crash in Buffalo erinnert) Und das Eben ohne Spinning oder Sonstigem. Die Standard Stall Recovery findet auch hier Anwendung. Also Pitch verkleinern um den Angle of Attack zu verringern, Schub dazu und aus dem Stall fliegen. Es geht ja darum die Strömung wieder an den Flügel "anzulegen".
Und jetzt noch die Kurve zu diesem Thema:
Wenn man im Stall ist und unter einem ein voll entwickelter CB, dann sind 35000ft "Platz" nicht wirklich viel wert. Aber! Ob die im Stall waren ist erstmal hoch spekulativ wie es so schön heißt.

Ähm ich hoffe ich habe ansatzweise Sinn gemacht, und wünsche noch einen schönen Tag.
Oh und ich fange an die "Reibereien" zwischen Schorsch und Carlos zu genießen :FFTeufel: Solange ihr euch nicht gegenseitig beleidigt ist alles gut glaube ich :D
 
Carlos G.

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Aus dem französischen "Le Figaro":

AF 447 : le scénario de la dislocation en vol

INFO FIGARO - Selon plusieurs experts, la défaillance des calculateurs de vitesse a pu déclencher un enchaînement fatal conduisant à la désintégration de l'appareil d'Air France. (...) Mais d'ores et déjà le repêchage dans l'Atlantique de grands débris de l'avion, ainsi que de sa dérive cassée net au point de jonction avec le fuselage, donne une probabilité un peu plus forte au scénario de la dislocation en vol de l'appareil. (...)
Verschiedenen Experten zufolge kann das Versagen der Geschwindigkeitsmesser (gemeint sind die "pitot tubes") eine Verkettung von Umständen verursacht haben, die zum Auseinanderbrechen der Air France Maschine geführt hat. (...) Aber schon jetzt geben uns die verschiedenen aus dem Atlantik herausgefischten Wrackteile, sowie das klar vom Rumpf abgetrennte Seitenleitwerk, einen stärkeren Hinweis auf ein Zerlegen der Maschine im Flug.
Dès lors tout s'enchaîne : l'automanette qui gère la poussée des moteurs se déconnecte et le pilote automatique également. «C'est alors aux deux pilotes de jouer, explique Gérard Feldzer, ancien commandant de bord instructeur Airbus A 330-340 et directeur du Musée de l'air du Bourget. Les pilotes doivent résister aux alarmes intempestives et revenir au “back to basics” c'est-à-dire au pilotage traditionnel. Ils appliquent ainsi les fondamentaux : un avion sans ordinateur se pilote toujours. Reste à savoir la limite structurelle de l'avion dans ces orages exceptionnels. Sans plus aucune indication, il existe une ultime check-list de secours qui consiste à maintenir l'avion horizontal avec une puissance adaptée.» (...)
Von da an, läuft alles in Folge ab: das A/T welches den Schub der Turbinen regelt schaltet sich ab und der A/P ebenfalls. «Da liegt es an den Piloten einzugreifen», erklärt Gérard Feldzer, ehemaliger Flugkapitän und Ausbilder in Airbus A 330/340 und Direktor des Luftfahrtmuseums in Le Bourget. «Die Piloten müssen die Alarmsignale ignorieren und zum "back to basics" d.h. zur traditioneller Flugweise zurückkommen. Sie wenden dann die fundamentalen Kenntnisse an: Ein Flugzeug ohne Computer fliegt sich immer. Was man nicht wiess ist wo in diesen aussergewöhnlichen Gewittern die strukturellen Limits des Flugzeugs liegen. Ohne jegliche weitere Information gibt es eine letzte "check-list" für Ausnahmefälle welche darin besteht, das Flugzeug wagerecht zu halten und mit adäquatem Schub».

«Il faut être très prudent. Nous sommes face à un puzzle et au vu des éléments récoltés à ce jour, il est impossible d'être catégorique. Le Bureau enquête et analyse va effectuer des tests, mais on finira par savoir ce qui s'est vraiment passé», insiste Gérard Feldzer.
«Man muss sehr vorsichtig sein. Wir befinden uns vor einem Puzzle, und anhand der bisher gesammelten Daten ist es unmöglich sicher zu sein. Das BEA (franz. Unfallermittlungsbehörde) wird Tests durchführen, und man wird letztendlich herausbekommen was wirklich passiert ist.

http://www.lefigaro.fr/actualite-france/2009/06/11/01016-20090611ARTFIG00011-af-447-le-scenario-de-la-dislocation-en-vol-.php

Meine Übersetzung ist natürlich nur der geposteten Auszüge, es lohnt sich aber den ganzen Text zu lesen, hautpsächlich wegen der Erklärungen der Schwierigkeit des "Fliegens per Hand" in solchen Höhen und Geschwindigkeiten (und bei den vorherrschenden Wetterbedingungen).

PS: Habe heute gelesen, es handele sich bei den Staurohren um sog. "pitot tubes" der ersten Generation, und dass sich da bei grobem Regen Wasser im Inneren ansammele wegen ungenügender Drainage (Wasserabfluss). Ob's stimmt, kann ich nicht beurteilen.

PS 2: Habe auch gelesen, der Präsident der Air France, Pierre-Henri Gourgeon, habe die Meinung geäussert nicht zu glauben, die Unfallursache läge bei den "pitot tubes", obwohl er einräumte dass Probleme mit einigen von ihnen aufgetreten seien, und sie deswegen ausgetauscht wurden.

Frage: Was meint er denn, könne die Ursache sein? Oder andersherum: was weiss er mit 100% Sicherheit um das zu behaupten?
 
Schorsch

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Aus dem französischen "Le Figaro":
Danke für die Übersetzung. Ich antworte auf den Figaro, also nicht denken ich widerspreche hier jetzt Dir.

Verschiedenen Experten zufolge kann das Versagen der Geschwindigkeitsmesser (gemeint sind die "pitot tubes") eine Verkettung von Umständen verursacht haben, die zum Auseinanderbrechen der Air France Maschine geführt hat. (...) Aber schon jetzt geben uns die verschiedenen aus dem Atlantik herausgefischten Wrackteile, sowie das klar vom Rumpf abgetrennte Seitenleitwerk, einen stärkeren Hinweis auf ein Zerlegen der Maschine im Flug.
Natürlich kann ich mir was zusammen stricken, und ein Auseinanderbrechen ist ein denkbares Szenario. Aber eine Zwangsläufigkeit ist da nirgendwo.
Das abgetrennte SLW ist für gar nichts Indiz, denn ich wüsste nicht, wie man einen derartigen strukturellen Schaden während des Fluges erzeugen soll. Sobald das Flugzeug "außer Kontrolle" ist, sowieso nicht mehr.

Von da an, läuft alles in Folge ab: das A/T welches den Schub der Turbinen regelt schaltet sich ab und der A/P ebenfalls. «Da liegt es an den Piloten einzugreifen», erklärt Gérard Feldzer, ehemaliger Flugkapitän und Ausbilder in Airbus A 330/340 und Direktor des Luftfahrtmuseums in Le Bourget. «Die Piloten müssen die Alarmsignale ignorieren und zum "back to basics" d.h. zur traditioneller Flugweise zurückkommen. Sie wenden dann die fundamentalen Kenntnisse an: Ein Flugzeug ohne Computer fliegt sich immer. Was man nicht wiess ist wo in diesen aussergewöhnlichen Gewittern die strukturellen Limits des Flugzeugs liegen. Ohne jegliche weitere Information gibt es eine letzte "check-list" für Ausnahmefälle welche darin besteht, das Flugzeug wagerecht zu halten und mit adäquatem Schub».
Auch hier etwas Dramatik: Wenn die Lageinformation vorhanden war, stellt man Schub auf ein "gutes" N1 ein (steht im Handbuch) und hält die Kiste halbwegs gerade. Kein dunkler Zauber. Einer fliegt, einer kümmert sich um die Systeme (Funken braucht man ja nicht). Das wird x-mal geübt uns sollte sitzen.

Frage: Was meint er denn, könne die Ursache sein? Oder andersherum: was weiss er mit 100% Sicherheit um das zu behaupten?
Er wird es nicht wissen, und die Haltung: "Geb mir eine Erklärung jetzt, oder ich nehme irgendeine" ist die falsche. Die "Pitot Tubes" scheiden als alleinige Unfallursache aus, ebenso wie ein Blitzschlag. Alle können dazu beigetragen haben, aber die Kausalität ist schwach.
 
Carlos G.

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Habe zu den Äusserungen von P.-H Gourgeon nur dies gefunden, allerdings ist es auf deutsch nicht verfügbar, in der deutschen Version des Blattes wird erklärt warum...

Sensores Pitot não seriam causa do acidente, diz Air France

11.06.2009 17:32 Uhr

O diretor-geral da Air France-KLM, Pierre-Henri Gourgeon, confirmou nesta quinta-feira que a empresa acelerou o programa de troca dos tubos Pitot na frota dos aparelhos A330/340, mas disse “não estar convencido” de que esses sensores estariam na origem do acidente com o voo 447 que partiu do Rio de Janeiro com destino a Paris no dia 31 de maio e desapareceu no Oceano Atlântico com 228 pessoas a bordo.
Der Generaldirektor der Air France-KLM, Pierre-Henri Gourgeon, hat an diesem Donnerstag bestätigt dass die Fluggesellschaft den Austausch der "pitot tubes" in der A330/340 Flotte vorangetrieben habe, aber "nicht überzeugt sei" dass besagte Sensoren der Ursprung des Unfalls des Fluges 447 seien.
“Como não estou convencido de que os sensores sejam a causa do acidente, não há motivos para publicar um comunicado”, respondeu Gourgeon quando questionado sobre a falta de transparência da companhia aérea francesa na divulgação de informações sobre o acidente.
"Da ich nicht davon überzeugt bin dass die Sensoren die Ursache des Unfalls sind, gibt es keinen Grund für ein Kommuniqué", antwortete Gourgeon auf die Frage zur mangelnden Transparenz der französischen Luftlinie hinsichtlich der Veröffentlichung von Informationen über das Unglück.

http://www.rfi.fr/actubr/articles/114/article_14216.asp

Schon eigenartig, diese Reaktion. Soll man doch gleich sagen, es läge alles in der Ermittlungsbehörde, dann gibt es auch keinen Grund zur Spekulation. Denn der schnippische Ton seiner Antwort wirft da schon Fragen und Zweifel auf. Und tragen auch nicht zur allgemeinen Beruhigung bei, wo die halbe Welt jetzt schon weiss was "pitot tubes" sind, und dass da ein Defekt unter besonderen Umständen schwerwiegende Folgen haben kann.
 
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Das abgetrennte SLW ist für gar nichts Indiz, denn ich wüsste nicht, wie man einen derartigen strukturellen Schaden während des Fluges erzeugen soll.
Seit dem American Airlines Absturz eines A300 weiß man aber das zu starkes korrigieren durch das Seitenruder in Turbolenzen, dies durchaus zum abscheren des Leitwerks beitragen kann.
Ob dies hier eventuell auch so vorlag muss wohl ins Reich der Spekulationen einsortiert werden.
 
Schorsch

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Seit dem American Airlines Absturz eines A300 weiß man aber das zu starkes korrigieren durch das Seitenruder in Turbolenzen, dies durchaus zum abscheren des Leitwerks beitragen kann.
Ob dies hier eventuell auch so vorlag muss wohl ins Reich der Spekulationen einsortiert werden.
Ein A300B4-600 ist keine A330-200E.
Ergo: nein, das kann nicht passieren.
Bitte AA587 Unfallbericht genau lesen und verstehen!
 

phantomas2f4

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Schorsch sagt nein (siehe Beitrag weiter hinten) und "pok" sagt ja auch dass bei den jetzigen Generationen (des "fly-by-wire", sage ich jetzt mal so) das - unter normalen Umständen - nicht passieren kann.
Hallo !

Aber das waren keine normalen Umstände:

1. Autothrust abgewählt
2. Fehlerhafte Pitot-Static-Systeme
3. Nicht mehr zur Verfügung stehende Autopiloten und Displays
4. Nacht und schlechtes Wetter

Ist solch ein "havarierter" A 330 unter diesen Umständen in der Höhe überhaupt noch durch 2 Mann kontrolliert zu fliegen ??

Klaus
 
Carlos G.

Carlos G.

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Hallo !

Aber das waren keine normalen Umstände:

1. Autothrust abgewählt
2. Fehlerhafte Pitot-Static-Systeme
3. Nicht mehr zur Verfügung stehende Autopiloten und Displays
4. Nacht und schlechtes Wetter

Ist solch ein "havarierter" A 330 unter diesen Umständen in der Höhe überhaupt noch durch 2 Mann kontrolliert zu fliegen ??

Klaus
Oh, Klaus, da wirfst Du eine Frage auf die Schorsch bestimmt erfreuen wird... denn darüber, genau darüber, haben wir ja schon vor Tagen hier einen lebhaften Meinungsaustausch gehabt... es hängt aber grundsätzlich davon ab, ob dieses "kontrollierte Fliegen" die sogenannten "stand-by instruments" zur Verfügung hat (dafür sind sie ja da) und ob unter "alternate law" oder "direct law" geflogen werden muss. Unter "direct law" würde ich sagen - anhand dessen was alles bisher hier gesagt wurde - ist ein kontrolliertes fliegen in stürmischen Verhältnissen schwer möglich, ich glaube Schorsch erklärte auch schon warum. Da werden die manuellen Inputs (an den "side stick" und an die Pedale) direkt weitergegeben, und bei der da oben geflogenen Geschwindigkeit ist das "flight envelope" so eng, dass es manuell kaum einzuhalten ist (egal nun ob es ein Airbus ist, oder eine andere Maschine). All dies haben wir aber schon diese Tage hier besprochen, man müsste wirklich einen separaten Thread aufmachen, um diese Aspekte nun endlich mal separat zu diesem Unfall zu besprechen.
 
dg1000flyer

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Naja im Normalfall hat Schorsch Recht, aber wenn die Geschwindigkeitsmessung falsch oder nicht mehr möglich ist dann können die Flight Control Computer (drei Primary und zwei Secondary) auch nicht richtig arbeiten. Die Rudder Travel Limitation ist abhängig von der Airspeed, wenn ich darüber keine Messung mehr machen kann habe ich keine Rudder Travel Limitation mehr. Jetzt bin ich mir aber nicht ganz sicher ob die Travel Limitation Unit auch mit Infos der ADIRU's arbeiten kann, weist du da mehr Schorsch? Meine Schematic sagt das nicht eindeutig.
 
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