Mosbach: Kleinflugzeug abgestürzt

Diskutiere Mosbach: Kleinflugzeug abgestürzt im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; "Kurz nach dem Start gerät ein Kleinflugzeug über Mosbach in Brand und stürzt ab. Der Pilot kann sich nicht mehr aus der Maschine retten." Quelle...
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"Kurz nach dem Start gerät ein Kleinflugzeug über Mosbach in Brand und stürzt ab. Der Pilot kann sich nicht mehr aus der Maschine retten."
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
 
Chopper80

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wilco

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Schnell und vorweg: 3 Kg Spornkuller mit einem Hebelarm von 4 Metern sind gravierend. Der Schwerpunkt kann über die hintere Grenze geraten, was zur Folge hat, daß das Flugzeug eher trudelt. Eventuell trudelt es flach, was das Ausleiten erschwert oder unmöglich macht.

Segelflugzeuge werden sehr bewußt auf Schwerpunkt getrimmt. Erstens sowieso, aus naheliegenden Sicherheitsgründen, und zweitens, um alles an Gleitleistung herauszuholen, was möglich ist.

Moderne Segelflugzeuge kann man mit Wasserballast zwischen 150 und 250 kg im Flügel befüllen. Dazu gibt es noch einen Trimmtank in der Seitenflosse mit ca.10 kg. Wenn man da nicht nachrechnet, gerät man leicht aus dem zulässigen Schwerpunktbereich heraus. Schwerpunkt zu weit vorn: unangenehm, man kann nicht langsam und das (sehr kleine) Höhenruder genügt vielleicht nicht zum Abfangen. Zu weit hinten: Saugefährlich, s.o.!

Außerdem verringert sich bei hinten liegendem Schwerpunkt das Stabilitätsmaß. Die Knüppelstellung für 80 km/h liegt nur noch Millimeter entfernt von der für 180 km/h.

Unter dem Gesichtspunkt der Flugleistung ist es optimal, den Schwerpunkt im hinteren Drittel des zulässigen Bereichs zu haben. (...nach optimal käme noch maximal, also ganz weit hinten - nur was für absolute freaks.) Deshalb kann so ein vergessener Spornkuller durchaus sehr gravierende Auswirkungen haben.
 
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banji

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Segelflieger können das besser erklären:

Der Kuller | Luftsportgruppe Erbslöh
So sehr ich die Einstellung "Kein Kullerbier" begrüße umso mehr verwundert mich die Aussage in dem Artikel "Mit angeschnalltem Kuller zu starten, zu fliegen oder zu landen ist im Prinzip ungefährlich [...]". Das ist eine krasse Verharmlosung die auf einige wenige Flieger zutreffen mag. Auf die meisten aber nicht.

Beispiel ASK 21. Doppelsitzig mit Kuller sicherlich gut beherschbar. Einsitzig schwierig aber machbar (Ist ja mit Kunstfluggewichten nicht so viel unterschied).
Einsitzig mit Pilot am Mindestgewicht - sauschwer und spätestens hier nicht mehr als Schüler zu handeln. Wenn dann noch zu wenig Gewicht vorne ist, ist es ganz rum. Letzteres kommt übrigens gar nicht so selten vor. Warum auch immer wird bei leichten Piloten ja gerne zum Mindestgewicht aufgefüllt statt deutlich drüber.

Aber ob der Kuller hier ursächlich beigetragen hat sei mal dahin gestellt, immerhin hat er scheinbar schon in der Luft gebrannt.
 
Intrepid

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immerhin hat er scheinbar schon in der Luft gebrannt.
Steht zwar so in den Zeitungen, glauben die Zeugen auch gesehen zu haben, halte ich aber für arg zweifelhaft. Üblicher Weise spielt einem Zeugen da das eigene Gehirn einen Streich und ändert die Realität hin zu Dingen, die man irgendwo (Kino, Fernsehn) schon mal gesehen hat. Und da brennen Flugzeuge, bevor sie aufschlagen.
 
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Da muss jemand, der sich mit dem Flugzeug besser auskennt, mal genauer hinschauen: *Bild im Netz*. Auf den ersten Blick würde ich sagen doppelt gemoppelt, Kuller und eigenes Spornrad.
 

jackrabbit

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Hallo,

Die hat doch von Haus aus ein Spornrad, also muss da doch kein Kuller montiert werden, oder?
ich habe es so verstanden, dass der Kuller ein schwenkbares Rad hat, so dass man das Heck zum "Rangieren" am Boden seutlich verschieben kann.

Grüsse
 

wilco

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Das mit "hat in der Luft gebrannt" gehört zu den journalistischen Versatzstücken, die man bei Meldungen von Flugunfällen immer wieder liest. Da gehe ich auch nur ganz vorsichtig ran.

Etwas anderes fällt mir auf: Das Flugzeug liegt sehr gut geordnet auf dem Boden, Alle großen Teile sind dort, wo sie hingehören und liegen grob auch im richtigen Winkel zueinander. Das sieht völlig anders aus, als bei den meisten Fällen von unkontrolliertem Aufschlag. Man sieht z.b. kein abgebroches Flügelende und auch kein Leitwerksteil, das sich mit dem abgebrochenen Rumpfstück nach vorne umgeklappt hätte, wie es sonst typisch wäre. Eine Situation wie diese hier hier habe ich erst einmal gesehen, und da war es - Flachtrudeln!

Womit wir dann wieder bei der Schwanzlastigkeit wären.

Nachtrag:
mit dem Spornrad verhält es sich so, wie jackrabbit sagt: zum Rangieren benötigt man zusätzlich ein Rad, das frei in alle Richtungen schwenken kann. Deshalb braucht man *immer* auch dieses Zubehör.
 
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Peter Ocker

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jau, da muss man unterscheiden:
Das am Flugzeug fixe Spornrad ist entweder: ein Schleifsporn (Klotz oder Metallschleifsporn), ein fest eingebautes Rad oder ein mit dem Seitenruder drehbares Rad (vorwiegend bei Eigenstartern, um die Richtung zu bekommen da es ja nicht so fix in die Luft geht wie bei einem F-Schlepp oder Windenstart).
Der Kuller hat ein meist 360° drehbares Rad und erleichtert so das Manövrieren am Boden, ferner kann da eine Schleppstange eingehängt werden damit man den Flieger hinten am Auto anhängen kann (um ihn auf dem Flugplatz herumzuziehen, z.B. von der Halle zum Start oder nach der Landung wieder wegräumen).

Den Kuller zu vergessen mag bei manchen Flugzeugen "nicht so schlimm sein", aber wie banji richtig geschrieben hat, kann je nach Beladung sehr wohl ins Auge gehen..... z.B. bei einem Eigenstarter, bei dem man ev. nicht zu schnell ist, steigen will und einem der Kuller hinten nicht bewußt ist (wie auch, sonst wäre er ja nicht dran), das alles kann zu ungewollter langsamer Geschwindigkeit / hohem Anstellwinkel etc. führen.....

Die BFU wird es uns - leider - erklären. Also Boden-Kollegen, immer für die startenden Kollegen mitgucken..... betrifft fehlende Düsen, Kuller, Luftraum usw...... da bewunder ich die Australier, der Einklinkende (also der das Seil vom Schleppflugzeug bzw. Winde bringt) frägt den Pilot da immer eine komplette Liste ab, von angeschnallt bis hin zu dessen Luftraumbeobachtung und aktueller Windrichtung......
 

arneh

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Das mit "hat in der Luft gebrannt" gehört zu den journalistischen Versatzstücken, die man bei Meldungen von Flugunfällen immer wieder liest. Da gehe ich auch nur ganz vorsichtig ran.
Das taucht in der tat bei praktisch jedem Augenzeugenbericht eines Absturzes auf. Ist in den allermeisten Fällen eine Ente.
Etwas anderes fällt mir auf: Das Flugzeug liegt sehr gut geordnet auf dem Boden, Alle großen Teile sind dort, wo sie hingehören und liegen grob auch im richtigen Winkel zueinander. Das sieht völlig anders aus, als bei den meisten Fällen von unkontrolliertem Aufschlag.
Yup. das ist mir auch aufgefallen. Eine recht untypische Auffindesituation. Auch gibt es keine sichtbaren großen Krater oder Schleifspuren am Boden. Die Tragflächen sind auch weitgehend an Ort und Stelle und haben keine Enden eingebüßt und sind auch nicht nach vorne oder hinten geknickt. Damit gehe ich auch bei der Vermutung mit. Riecht nach 'Pancake' Aufschlag, also ohne nennenswerte Längsneigung und Vorwärtsgeschwindigkeit. Also z.B. Deepstall/Sackflug (was ein modernes Segelflugzeug mit dünnem Profil und ohne Pfeilung eher nicht machen dürfte) oder (wahrscheinlicher) Flachtrudeln.
Bei beiden Szenarien wäre der Kuller ein sehr heißer Kandidat dazu massiv beigetragen zu haben. Bei 3kg und dem Hebelarm halte ich auch die Einschätzung 'ungefährlich' für etwas zu harmlos. Rund 3cm Schwerpunktverschiebung ist nicht komplett vernachlässigbar, auch wenn es natürlich keine Welten sind. Nach dem Kommentar in dem Artikel:
The Optimum C/G of Sailplanes › DG Flugzeugbau Aircraft Manufacturing
hat die DG808 durch den Motor sowieso eine eher hecklastige Grundkonfiguration und der Schwerpunktbereich entspricht 36kg Pilotengewichtsunterschied. Wenn der Pilot nicht allzu schwer war, könnte im gegebenen Fall der Kuller tatsächlich einen gefährlichen Unterschied ausgemacht haben.
Die BfU wird es wohl rausfinden, aber vorsichtshalber kann sich jeder Segelflieger doch nochmal ins Gedächtnis rufen, dass das Vergessen dieses Teils ggf. durchaus gefährlich werden kann und man mit dem Schwerpunkt nicht zu weit ans hintere Extrem gehen sollte. Auch darauf geht der sehr lesenswerte Artikel (leider in englisch) ein.
 
macfly

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Die Lackierung des Kullers war hier auch nicht gerade optimal gewählt: ich kannte Kuller bisher nur in komplett neon-oranger oder rot lackierter Farbe - damit sie möglichst auffällig sind und sich möglichst gut vom Rumpf eines weißen Segelflugzeugs abheben. Ich dachte bisher, das wäre immer so. Manchmal können solche Kleinigkeiten helfen. Je auffälliger, desto besser...

Dieser Kuller hier hatte zwar auf der Oberseite zwei schmale orange Streifen, war ansonsten aber weiß lackiert. Beim direkten Hinsehen hätte man ihn natürlich trotzdem sehen müssen. Wenn man den Flieger von vorne oder hinten betrachtet, fällt er aber eher schlecht auf (siehe Fotos).
 
bodo

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Dieser Kuller hier hatte zwar auf der Oberseite zwei schmale orange Streifen, war ansonsten aber weiß lackiert. Beim direkten Hinsehen hätte man ihn natürlich trotzdem sehen müssen. Wenn man den Flieger von vorne oder hinten betrachtet, fällt er aber eher schlecht auf (siehe Fotos).
So rüstet DG seine Flugzeuge schon seit Ewigkeiten werksmäßig aus. Ich habe es noch nie verstanden, warum man es nicht so macht, wie alle anderen: schön auffällig farbig.
 

wilco

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Ich hatte das Gewicht des Spornkullers bewußt konservativ mit drei kg geschätzt. Nun hat jemand seines nachgewogen: es wiegt 4,6 kg!

Die folgende Beispielrechnung zitiere ich aus dem Segelflug-Forum:

"Bei meinem Leergewicht von 375Kg, einem angenommenen Pilotengewicht von 85Kg (mit Schirm), 20l Kraftstoff und mit Spornkuller liegt der Schwerpunkt bei ca. 395 mm , erlaubt laut Handbuch 383mm". [Rücklage hinter Bezugsebene]
 
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macfly

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In einem anderen Forum bemerkte zudem jemand, dass der Flieger als Eigenstarter ja ein Klapptriebwerk hatte. Der Propeller klappt nach oben aus - und befindet sich dann deutlich oberhalb des Schwerpunkts. Der Schub der Propellers führt damit (anteilig) während der Startphase dazu, dass das Flugzeug etwas schnauzlastig fliegt (der Flieger nickt um den Schwerpunkt leicht nach vorne).
Wenn der Motor nach der Startphase abgestellt wird, entfällt die Kraft, die oberhalb des Schwerpunkts angreift - und die Lastigkeit ändert sich nach hinten. Zudem bremst der Propeller noch kurze Zeit, bis er komplett eingeklappt ist - so dass der Flieger zusätzlich um den Schwerpunkt etwas nach hinten nickt.
Damit kommen beim Abstellen des Motors mehrere Effekte zusammen, die die Lastigkeit nach hinten schieben. Wenn der Schwerpunkt des Flieger wegen des Kullers außerhalb des zulässigen Bereichs war (worauf der Pilot ja auch nicht vorbereitet war), könnte das genau im Moment des Abstellen des Motors zu einem Problem werden.
 
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