Meine Vermutung:
Der Markt für den Basistrainer ist für Pilatus interessanter als der des Fortgeschrittenentrainers. Die Plattformen PC-9M und PC-7 Mk II wurden aber vor Jahrzehnten entwickelt und es wurde eine neue Version benötigt, um zu zeigen, dass man am Ball bleibt. Das Format PC-9 hat sich wahrscheinlich überlebt, da mit der T-6 eine weitaus bessere Version verfügbar ist. Die USA haben bei den Verkäufen einfach den längeren Hebel, siehe die Verkaufserfolge der T-6 gegenüber der PC-9 in letzter Zeit. Also konzentriert man sich bei Pilatus auf den erfolgreichen PC-7/PC-7 Mk II, der viel weiter verbreitet ist als die PC-9 und aber bei vielen Luftwaffen auch in die Jahre gekommen ist, d.h. bald ersetzt werden muss. Die Konkurrenz für diese Schuhnummer ist inzwischen beachtlich, etliche neue Staaten produzieren eigene solche Flugzeuge: Indien, Südkorea, die Türkei, Österreich, die VAE...alles Konkurrenten, die in dem Markt bislang nicht da waren. Da ist es umso wichtiger, mit einem neuen Modell auf sich aufmerksam zu machen.
Die PC-7 Mk II ist weiterhin eine Vermischung aus dem Rumpf der PC-9 und der Turbine der PC-7, also eigentlich die neueste Iteration der Flugzeugfamilie. Macht Sinn, dort anzuknüpfen.
Die PC-21 ist ein anderes Konzept: Sie ist kein Basistrainer, sondern soll den Jettrainer ersetzen. Der Erfolg dieses brillanten Flugzeuges hält sich bislang in Grenzen. Obwohl in grossen Zahlen an die Golfmonarchien verkauft, kann man dort nicht vom Durchbruch sprechen. Denn die Araber (Ausnahme evtl. Jordanien) schwimmen im Geld und kaufen sich ohnehin alles zusammen, betreiben PC-21 neben Jettrainern. Australien/Singapur zählen auch nur bedingt, da Australien wirklich ausgezeichnete Beziehungen zur Marke Pilatus unterhält und zusammen mit Singapur in Australien trainiert. Die Schweiz musste PC-21 kaufen, damit das Muster überhaupt irgendwo Verkaufschancen hatte: Die "eigene" Luftwaffe muss überzeugt von dem Muster sein, damit das Ausland sich dafür überhaupt interessiert.
Die überraschenden Kunden sind bislang Spanien und Frankreich, wo der PC-21 tatsächlich den Jettrainer ersetzen soll. Überraschend daher, da beide Länder eine Luftfahrtindustrie haben und eigene Jettrainer bauen (können), aber trotzdem das Konzept PC-21 ausprobieren. Ein erster Hoffnungsschimmer ist da, dass die Franzosen bereits ein zweites Los PC-21 nachbestellt haben, d.h. die Idee scheint auch ausserhalb der Schweiz zu funktionieren. Wenn in 2-3 Jahren klar wird, dass das Konzept für die Franzosen und die Spanier aufgeht, dann hat der PC-21 eine Zukunft. Man darf dabei aber nicht übersehen, dass in verschiedenen Ländern aktuelle Jettrainer gebaut/entwickelt werden, nebst der T-7 in den USA z.B. wiederum in Indien, der Türkei und Südkorea. In Spanien gibt es ebenfalls ein Projekt.
Pilatus tut also gut daran, den Basistrainer als Zusatzstütze weiterzuentwickeln, sonst verliert man evtl. den militärischen Markt.