Neue Technik in der Aerodynamik

Diskutiere Neue Technik in der Aerodynamik im Luftfahrzeuge allgemein Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Sorry, aber... Ich denke nicht nur mich interessieren vor allem die Windkanaltests. Und dabei bitte auch ein paar Informationen bezgl. der...

arneh

Astronaut
Dabei seit
08.04.2007
Beiträge
2.800
Zustimmungen
2.675
Ort
Siegen
Sorry, aber...

1.) Flug- und Windkanaltests zwischen Vergleichsmodellen mit und ohne adaptive Funktion sind gemacht worden. Es fehlen nur noch die Zahlen.
Ich denke nicht nur mich interessieren vor allem die Windkanaltests. Und dabei bitte auch ein paar Informationen bezgl. der Randbedingungen, vor allem die Reynolds Zahl, wie @Toryu schon erwähnte.

2.)

ich denke dazu sag ich mal nix weil sonst gibt das hier nur Grabenkämpfe - bis einer heult... :cool:
Wer hier neu ist und gleich sportliche Thesen in den Raum wirft braucht manchmal schon auch ein etwas dickeres Fell. Da kann es Dir schon mal passieren, dass Du etwas hemdsärmelig gechallenged wirst. Das geht Dir nachher aber auch im richtigen Leben so, wenn Du es mit gestandenen Ingenieuren oder Praktikern oder noch gefährlicher einer Kombi der beiden Spezies (:FFTeufel:) zu tun bekommst. Deswegen ist man gut beraten, da nicht gleich beleidigend auszukeilen.
Und jetzt bin ich wieder runter von meiner Soap Box. Und damit zurück zum Thema.
 

frager

Guest
L/D Daten

Das Thema ist schon durchaus interessant und diskussionswürdig. Aber bitte, bitte, bitte mit Niveau. Danke.
"Das ist doch bisher alles nur Gelaber."

Da tun sich beide nix!
Also bitte, ich würde den thread gern weiter verfolgen.
 

Boogi

Berufspilot
Dabei seit
18.07.2005
Beiträge
60
Zustimmungen
25
Ort
BW
Hi Felix,

schön, dass es voran geht mit den Experimenten. Ich hätte da gleich mal ein paar Anmerkungen, wir Aerodynamiker sind da nämlich sehr pingelig, was die Güte der Experimente angeht. Wenn Du unsauber arbeitest, dann werden wir nachher den Finger in die Wunde legen.

1.
Bitte entscheide Dich endlich für welche Re-Zahlen das ganze gut sein soll. Mann tragend: dann passt die Animation. Modellflug: dann passen Windkanal und Experimente. Beides zu vermischen ist Unsinn!

2.
Welche Re-Zahlen kann Dein Kanal? Welche Strömungsqualität hat er (wegen Transitionslagen). Hast Du das glatte Profil mal in XFoil gerechnet? Gibt es Blasenprobleme damit? Kann Dein Kanal & Messequipment die Testrechnungen reproduzieren? Es sind schon ganze Dissertationen über die Kalibrierung von Kanälen und Messverfahren entstanden. Das Thema ist nicht ganz einfach.

3.
Ein frei schwingendes Flügelstücken ist Spielerei! Sauber bei konstantem Alpha reinhängen, Spalte möglichst klein machen und die Kräfte messen. Selbst mit einer guten Waage ist dabei die Widerstandsbestimmung schwierig, da der Windkanal Deinen effektiven Anstellwinkel ändert und selbst ein paar 10tel Grad einen großen Einfluss haben. Du solltest außerdem checken ob die Eckenströmung am Übergang Profil-Windkanalwand einen Einfluss auf das Ergebnis hat.

4.
Für absolute Werte musst Du die Messwerte korrigieren. Für relative reichen vielleicht die unkorrigierten.

5.
Skripte zur Strömungsversuchs- und Messtechnik sind Dein Freund. Ganz im Ernst.

6.
Zur Wirbel-Kugellager-Problematik:
Ich bin da Talesins Meinung, lasse mich aber gern von Daten überzeugen:
Peer-reviewed paper or it didn't happen!

Gruß
Boogi

PS.: Die Alternative:
Bau die 2 Modelle selber und gib sie jemand, der sauber messen kann. Ist u.U. sogar billiger als alles selbst zu bauen.
Googeln nach Modellwindkanal liefert z.B.:
Modellwindkanal
 
Taliesin

Taliesin

Astronaut
Dabei seit
13.07.2008
Beiträge
2.583
Zustimmungen
952
Ort
Berlin
6.
Zur Wirbel-Kugellager-Problematik:
Ich bin da Talesins Meinung, lasse mich aber gern von Daten überzeugen:
Peer-reviewed paper or it didn't happen!
Danke.

Was mich an der Sache stutzig macht, ist die Vehemenz, mit der versucht wird zum Beispiel eine 2-Dimensionale Impulsgleichung zur Beschreibung der Vorgänge in der Grenzschicht durch den Kakao zu ziehen.
Fluide bewegen sich im übrigen auch 3Dimensional :D:
Es ist in der Aerodynamik völlig normal, Gleichungen zu vereinfachen und Annahmen zu treffen, um sich genau so Sachen wie RANS, aufwendige Modellierung im Strömungslöser usw erstmal zu sparen. Natürlich macht man einen Fehler, der lässt sich aber meistens sehr gut abschätzen.
Ich habe mal ein Bild aus meinem Aerodynamik-Script angehängt, wo der Verlauf von Cd von einer Kugel und einem Zylinder verglichen wird. Die Y-Achse ist logarithmisch, deswegen sieht der Fehler kleiner aus, als er eigentlich ist. Man macht bei kleinen Reynoldszahlen einen Fehler von etwa 5 und bei großen Reynoldszahlen einen Fehler von etwa 10. Für eine qualitative Betrachtung wäre die Vereinfachung einer Kugel (3D) zu einem Zylinder (2D) aber auf jeden Fall zu gebrauchen. Das ist für eine erste Abschätzung eigentlich immer möglich, von daher finde es befremdlich, dass hier so getan wird, als sei das die dämlichste Idee aller Zeiten.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen, freshNfunky, darf ich die Vermutung aufstellen, dass du Mathematik oder Informatik studiert hast, über deine Leidenschaft für (Modell)-Flugzeuge zu Strömungslösern und der entsprechenden Theorie dahinter gekommen bist?
Es kommt mir jedenfalls so vor, wie als hättest du zuallererst mit deinen Strömungslöserkanonen auf Spatzen geschossen, ohne dir vorher ein paar Überlegungen "zu Fuß" zu machen. Die Potenzialtheorie ist zum Beispiel auch gut geeignet, um Profile und Profilströmungen in erster Näherung zu beschreiben und zu beurteilen, dabei macht sie ein paar furchtbar unphysikalische Annahmen und Vereinfachungen (Keine Reibung, Drehungsfreihe Strömung usw.)
Hast du eine potenzialtheoretische Betrachtung deiner Profilklappen gemacht, falls nicht, warum nicht, falls ja, was kam dabei raus?
 
Anhang anzeigen
freshNfunky

freshNfunky

Kunstflieger
Dabei seit
07.02.2013
Beiträge
27
Zustimmungen
0
Ort
Grafing
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

Ohne dir zu nahe treten zu wollen, freshNfunky, darf ich die Vermutung aufstellen, dass du Mathematik oder Informatik studiert hast, über deine Leidenschaft für (Modell)-Flugzeuge zu Strömungslösern und der entsprechenden Theorie dahinter gekommen bist?
jepp sehr gut getroffen. Ich bin Medieninformatiker und schreibe überwiegend Physics-Engines für Spiele oder 3D-Programme
Hier habe ich in der vergangenheit viel mit Discrete-Element-Solvern (auf deutsch Particle-Fluid-Simulation) gearbeitet.
So entstanden Überlegungen zu analytischen Strömungsmodellen mit instationären Lösungen.
Diese bilden teilweise die Grundlage für die adaptive Aerodynamik.

Die Potenzialtheorie ist zum Beispiel auch gut geeignet, um Profile und Profilströmungen in erster Näherung zu beschreiben und zu beurteilen, dabei macht sie ein paar furchtbar unphysikalische Annahmen und Vereinfachungen (Keine Reibung, Drehungsfreihe Strömung usw.)
Ja aber Potentialtheorie funktioniert in dem instationären Fall nicht mehr. Genau aus dem Grund den du hier bereits richtig beschrieben hast: unphysikalisch.
Mit der Potentialtheorie kann ich zwar gewisse stationäre Geschwindigkeiten und drücke in Volumensegmenten endlichen Durchmessers näherungsweise berechnen (bsp Rohrsysteme), so lange Reynolds klein und dieser mir meine instationären Effekte wegdämpft.
Wenn man aus der Numerik kommend das Problem betrachtet sieht man das jedoch mit völlig anderen Augen. Als hauptsächlich rückopplungsbehaftete Problematik.
Hast du eine potenzialtheoretische Betrachtung deiner Profilklappen gemacht, falls nicht, warum nicht, falls ja, was kam dabei raus?
Nein, weil das sind ja keine Klappen im klassischen Sinn. Die modulieren die Strömung ja nicht aktiv, sondern passiv. Sprich die "aktivierung" wird durch ungleichgewichte erzegut die auf Rückkopplung mit dem Fluid basieren. Bedeutet das Ergebnis ist nicht aktiv vorgegeben sondern emergierend.

Ein Potentialströmungsmodell hilft aus diesem Grund meines Erachtens wenig (lass mich aber gern eines besseren belehren). Da viele der instationären Effekte erst durch den Strömungsimpuls bei tangentialer Anströmung und den Druckgradientenfeldern die für die Ablenkung an zurückweichenden Oberflächen sorgen entstehen. Soll dazu noch die Massenkontinuität eingehalten werden entsteht ein Feedback das lokal zu Unterdruckspitzen führt -> Strömungsumschlag. Diese bügelt nun ein solches Passivsystem aus. Es wird eine frühzeitiger Strömungsumschlag ausgedämpft.

Dadurch entsteht ein schöner Zusammenhang mit der Strömungsablösung an zurückweichenden Oberflächen.
Das kann man dann schön mit newtonschen Axiomen beschreiben und sieht vereinfacht etwa so aus:


Eine passiv-dynamische Lösung bedeutet am Ende weniger Wirbel und damit weniger induzierter Widerstand. Erste Messungen scheinen das bis jetzt auch sehr gut zu stützen (siehe nächstes Posting).
 
Anhang anzeigen
freshNfunky

freshNfunky

Kunstflieger
Dabei seit
07.02.2013
Beiträge
27
Zustimmungen
0
Ort
Grafing
Erste Messungen veröffentlicht



So nebst den vielen anderen Baustellen die bei mir hier rund um das Thema klaffen habe ich es nun geschafft mal erste Messergebnisse auszuwerten. Und habe von dem Profil nun Polardiagramme erstellt.
Auswertung und Publikation Hier:
http://www.felixschaller.com/index.php/blog/blog-news/30-general-news/83-measurements-01

Die Messungen sind noch nicht perfekt, da sie noch "Home made" sind und die Oberflächeneigenschaften auch noch zu nachgiebig sind (grüner Bereich). So gesehen fällt Ca bei niedrigen Anstellwinkeln etwas schlechter aus als beim starren Profil. Spätestens bei 30° Alpha zeigen sich die deutlich geringeren Cw-Werte. Die Rote Linie ist ein organisch gesteuertes Feature, das sich untere Klappen-Elemente durch Staupunktverschiebung nach vorn klappen und dadurch die Flügelfläche vergrößern.

Dadurch dass der Querschnitt von der Windröhre relativ klein zur Probe ist, sind noch bei größeren Alpha Wand-Einflüsse in der Messung enthalten (rot schraffierter Bereich).
Trotzdem zeigt sich der Unterschied bereits deutlich.
Die nächste Mess-Reihe wird angeblasen im Freistrom erfolgen.
Dann eben mit einem leider etwas höheren Turbulenzgrad (Wobei das ein adaptives Profil weniger jucken dürfte als das starre).
 
Anhang anzeigen

n/a

Guest
AW: Erste Messungen veröffentlicht

Spätestens bei 30° Alpha zeigen sich die deutlich geringeren Cw-Werte.
hmmm...wer fliegt schon mit alpha=30° durch die Gegend? Und selbst wenn es jemanden gibt, wozu ist das gut?

Und bei welchem ca passiert das dann?

Ich kann den ca-Wert auch bei Vergrößerung nicht ablesen.

Schreib doch bitte die Skalierung an den Achsen größer

Gruß Rolf

ps... gerade erst gesehen (auf der verlinkten Seite)

NOTE: The Units in the Diagrams are not yet normalized so they indicate the real forces measured in grams. :confused:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Schorsch

Schorsch

Alien
Dabei seit
22.01.2005
Beiträge
12.779
Zustimmungen
5.761
Ort
mit Elbblick
AW: Erste Messungen veröffentlicht

hmmm...wer fliegt schon mit alpha=30° durch die Gegend?
Der Anwendungsfall ist mir auch noch etwas unklar. Eine größere Tragfläche wäre vermutlich die bessere Wahl, wenn man den Auftrieb stetig benötigt. Sollte er nur kurzfristig benötigt werden, sind andere Technologien vorhanden.
 
freshNfunky

freshNfunky

Kunstflieger
Dabei seit
07.02.2013
Beiträge
27
Zustimmungen
0
Ort
Grafing
AW: Erste Messungen veröffentlicht

Schreib doch bitte die Skalierung an den Achsen größer
NOTE: The Units in the Diagrams are not yet normalized so they indicate the real forces measured in grams. :confused:
Was sollte sich deiner Meinung nach damit an der Aussage ändern?
Interessant ist das gegenübergestellte Verhalten zu einem Konventionellen Profil.

Das umrechnen in dimensionslose Kennwerte genügt höchstens der Eitelkeit einiger Foristen, ändert aber an der Aussage nicht das geringste.

Die Messungen bestätigen weitestgehend das prognostizierte Verhalten. Bereits ab Alpha 10° ist der Cw-Wert des adaptiven Profils besser. Der Defizit im Ca<30° ist das geringste Problem und lässt sich leicht lösen...
 

n/a

Guest
AW: Erste Messungen veröffentlicht

Was sollte sich deiner Meinung nach damit an der Aussage ändern?
..weis ich nicht...ich kann deine Aussage nicht einordnen, grams als ca- und cw-Wert sind mir und wohl auch anderen nicht geläufig...

Ich kann die ca-Werte nicht ablesen...bitte größer...

Zum Verständnis wäre es auch interessant das Profil (Dicke, Wölbung usw.) zu kennen, eine Polare ohne das zugehörige Profil gibt nichts her...jedenfalls für mich.

Das umrechnen in dimensionslose Kennwerte genügt höchstens der Eitelkeit einiger Foristen, ändert aber an der Aussage nicht das geringste. .
Nöö, was hindert dich daran das Polardiagramm mit den dimensionslosen ca und cw Werten zu versehen?

Gruß Rolf
 

Gelöschtes Mitglied 7691

Guest
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

Schön dass es in diesem Thread weitergeht.

my 2 ct...
Prinzipiell solltest du dir wirklich die Mühe machen, die "üblichen" Auftragungen (Ca Cw usw. dimensionslos) zu verwenden, aus einem ganz einfachen Grund: es ist (für den Fachmann) verdächtig, das nicht zu tun. Diese Auftragung ist seit über 100 Jahren üblich, und sie ist speziell im reinen unterschall auch sehr, sehr sinnvoll. Zudem sollte es kein Problem sein, die Umrechnung druchzuführen.
Wenn man ECHT UNSERIÖSE "Arbeiten" (a la F.U.) betrachtet, findet man sehr oft ein Abweichen von den Standardmethoden der Aufzeichnung. Und deshalb reagiert die Fachwelt auf sowas mit misstrauen.
Das hat mit Eitelkeit nichts zu tun, es dient lediglich der seriösität. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie vielen "Bahnbrechern" ich in der Aerodynamik schon begegnet bin, und die hatten alle eins gemeinsam: Sie präsentierten ihre Daten so, dass eine konkrete Prüfung gegenüber dem derzeitigen aerodynamsichen Paradigma erschwert wurde. UND alle hatten die Angewohnheit, zuerst ihre Errungenschaften massiv zu verteidigen, bevor sie die Gegenargumente verstanden oder gar geprüft hatten.

Mit Aussagen wie "Potentialtheorie geht nicht für instationäre Strömungen" muss man auch vorsichtig sein. Potentialtheorie funktioniert (bei kleinen Machzahlen) hervorragend für instationäre Strömungen. Sie funktioniert nur nicht mit abgelösten Strömungen, aber das sind definitiv zwei paar Stiefel. Die gewöhnlcieh Potentialtheorie setzt lediglich voraus, dass die Geschwindigkeit der Druckausbreitung deutlich größer ist als die Strömungsgeschindigkeit, und dass auch die Eigengeschwindigkeiten von Körpern (klappenausschläge..) sehr viel geringer sind als die Strömungsgeschindigkeiten. Wenn man zwischen Euler´scher und Langrange´scher Betrachtungsweise umstellt wird man feststellen, dass diese beiden Aussagen völlig gleichwertig sind.
Erweitert man eine Potentialmethode auf eine Feldpotentialmethode, dann ist sogar ein wenig Transsonik möglich.
Aber Potentialmethoden sind durchaus für instationäre Fälle geeignet (ich kann dir Beispiele zeigen, wo komplette Nachlauf-Entstehungen, Anfahrwirbel von Rotorströmungen etc., alles instationär, extrem gut per Potentialmethoden abgebildet wurden)

Mit der detaillierteren Analyse deiner Methoden und Aussagen bin ich noch nicht ansatzweise durch, ABER... der erfahrene "Turbulenz-Aerodramatiker" wird als erstes anmerken, dass die turbulenten Strukturen einer (beginnenden) Ablösung sehr, sehr viel kleiner sind als deine Lamellen, und diese deshalb über einen großen Strömungsbereich "mitteln" müssten - ein Vorgang, der bei Turbulenz immer mit viel Verlusten einhergeht.
Dieses Problem trat u.A. bei den seit vielen Jahrzehnten bekannten Rückströmklappen auf, welche mir sehr eng mit deiner Methode verwandt zu sein scheinen.

Als nächstes sollte man sich mal die Kräfte- und Momentenbilanz an so einer einzelnen Lamelle detailliert anschauen.
Der tatsächliche Zustand wird irgendwo in der Mitte zwischen diesen Extremsituationen liegen

- Entweder die Lamellen sind sehr weich, dann können sie in Flügeltiefenrichtung keine nennenswerten Momente (und damit Querkräfte im Sinne der Biegelehre) übertragen und folglich auch keinen nennenswerten Auftrieb. Sie würden sich gaaaanz grob tangential zur mittleren Strömungsgeschwindigkeit in der abgelösten Strömung (Von Grenzschicht kann man da nicht mehr sprechen) stellen und wären quasi kräftefrei, hätten lediglich stark "aufdickende" und damit widerstandserhöhende Wirkung

- Oder die Lamellen können längslasten übertragen, dann müsste an ihnen aber eine deutliche Hinterkantenumströmung entstehen, welche aufgrund der "scharfen" Hinterkante zu einem schnelleren Aufbrechen grober Turbulenzstrukturen in feinere "Vollturbulenz" führen würde

Diesen Effekt sieht man sehr deutlich in dem Video, indem zu die größere Stabilität deines Lamellenprofils gegenüber dem anderen Profil aufzeigen willst. Da sollte man sehr vorsichtig sein, denn du demonstrierst eine art Flatterphänomen. So ziemlich jedes nackte Profil mit reichlich Wölbung wird bei dieser Art der Handhabung nicht stabil in einer Anströmung liegen - das ist der Grund, warum wir Leitwerke (oder druckpunktfeste Profile) brauchen. Dass dein Profil dieses Verhalten nicht zeigt
ist lediglich ein verdeckter Hinweis darauf, dass berets bei sehr viel kleineren Anstellwinkeln so viel Ablösung (oder effektive Entwölbung des Profils) auftritt, dass der Auftrieb auch im vorderen Bereich des Profils kollabiert und es gar nicht zum pitch-up kommt. Diese Art von Versuch ist somit nicht unbedingt zielführend zum Nachweis von Vorteilen. Auch deine Aufnahmen von den Flugversuchen wirken auf mich so, also ob das Teil gleitet wie ein Konzertflügel - und das Onboardvideo zeigt, dass auch in normalen Fluglagen ein Anheben der hintersten Lamellen erfolgt. Damit MUSS ein gigantischer Druckwiderstand einhergehen.
Wo die Wahrheit liegt müsste sich anhand des Momentenbeiwertes herausfinden lassen.

Ich fasse dieses Posting als konstruktive kritik auf, bitte nicht falsch verstehen.
Es ist durchaus denkbar, dass es ein einigen Fällen tatsächlich Anwendungen dafür gibt. Nur sollte man nicht erwarten, dass "optimiertes Basisprofil" schlechter ist "für neue Methode optimiertes Basisprofil in verbindung mit der neuen Methode".
Es gibt fast nichts, was in der Aerodynamik nicht schon ausprobiert worden wäre (Abstrusitäten wie Kline-Foglman, Blechbatschermethoden wie Gurney-Flap, Rückströmklappen usw.) und einige davon funktionieren sogar (in ihrer Nische). Aber nenn mich Spießer, ich glaube nicht mehr an Quantensprünge in der Unterschallaerodynamik.

gruß
a.p.
 

arneh

Astronaut
Dabei seit
08.04.2007
Beiträge
2.800
Zustimmungen
2.675
Ort
Siegen
AW: Erste Messungen veröffentlicht

Die Messungen bestätigen weitestgehend das prognostizierte Verhalten. Bereits ab Alpha 10° ist der Cw-Wert des adaptiven Profils besser.
Jetzt fühle ich mich aber doch genötigt etwas Korinthen zu kac*en.
Der Cw ist zwar bei 10° geringer, gleichzeitig ist aber der Ca noch geringer als beim konventionellen Flügel, so dass Ca/Cw erst bei 30° bei deinem Profil besser wird.
Das beschriebene Verhalten passt auch zu @Acanthurus' These, dass schon bei kleineren Ca bzw. Alpha Ablösungen im vorderen Bereich deines Profils auftreten und damit die effektive Wölbung reduziert wird.

Mal aus Interesse: Was für ein Basisprofil hast Du denn genommen?
 
Toryu

Toryu

inaktiv
Dabei seit
24.04.2009
Beiträge
2.577
Zustimmungen
846
Ort
KSGJ
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

Bestimmt ein NACA0815 im Ritter-Sport Format :FFTeufel:
 
Taliesin

Taliesin

Astronaut
Dabei seit
13.07.2008
Beiträge
2.583
Zustimmungen
952
Ort
Berlin
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

jepp sehr gut getroffen. Ich bin Medieninformatiker und schreibe überwiegend Physics-Engines für Spiele oder 3D-Programme
Joa das überrascht mich nicht.
Dir fehlt die Demut, die all denjenigen anerzogen wird, die sich 2 Semester oder mehr durch die entsprechenden Grundlagen und Klausuren quälen müssen. Jemand, der so etwas hinter sich hat spricht nicht so abschätzig über die Materie.

Was die Bewertung deiner Grafiken angeht schließe ich mich Acanthurus an: standard plots or it didn't happen.
 
Taliesin

Taliesin

Astronaut
Dabei seit
13.07.2008
Beiträge
2.583
Zustimmungen
952
Ort
Berlin
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

Wenns nur 2 Semester gewesen wären.. :rolleyes:
Wenn ich nach Strömungslehre 1+2 auch noch Gasdynamik hätte hören müssen, wären es bei mir auch 4 gewesen.. musste ich aber nicht. Ich durfte mir Wärme- und Stoffübertragung anhören :wink:
 

Gelöschtes Mitglied 7691

Guest
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

2 Semester Grundlagen, 2 Semester Vertiefung, 1 Semester Diplomarbeit, 5 Jahre Assi-Stelle... da behält man schon nen Dachschaden weg.
 

arneh

Astronaut
Dabei seit
08.04.2007
Beiträge
2.800
Zustimmungen
2.675
Ort
Siegen
AW: Neue Technik in der Aerodynamik

2 Semester Grundlagen, 2 Semester Vertiefung, 1 Semester Diplomarbeit, 5 Jahre Assi-Stelle... da behält man schon nen Dachschaden weg.
Oha! :TD:
Glaubt man da überhaupt noch irgendwas zu wissen? :FFTeufel:

Ich hoffe Du kannst in deinem beruflichen Leben wenigstens 10% von dem nutzen, was du da gelernt hast...!!
Aber wenigstens kannst du das Forum auf diese Weise erheblich bereichern :TOP:
 
freshNfunky

freshNfunky

Kunstflieger
Dabei seit
07.02.2013
Beiträge
27
Zustimmungen
0
Ort
Grafing
kleine korrigierte Verbesserungen der Auswertung

Das bisherige Diagramm ist noch nicht ganz Korrekt, da die mechanischen Kräfte noch nicht genau auf die Polare ausgerechnet wurden, sondern nur auf die gemessenen Kraftpunkte.
habe nun das Diagramm neu berechnet.
Derzeit ist es noch nicht auf die dimensionslosen Kennzahlen Ca und Cw normalisiert, ist aber für den aktuellen Vergleich erstmal nebensächlich (beschwerden hinsichtlich dessen werde ich aus Gründen der irrelevanz für die hier vertretene Aussage ignorieren :tongue:).
Normalisierte Werte werden erst interessant beim vergleich zu Polaren andereren genormten Profilen. das Kommt noch...

Hier der mechanische Aufbau und Berechnung:



Das Neue Diagramm (interpretiert):




Die Rohdaten zum nachrechnen finden sich hier:
http://www.felixschaller.com/index.php/blog/83-measurements-01

Deutlich im diagramm erkennbar ist nun der sehr gute Cw im Verhältnis zum starren Profil. zudem zeigt die ebenso sehr enge Kennlinie zum starren profil den Vorteil gegenüber Klappensysteme.
Ausgefahrene Klappen haben zwar einen besseren Ca als das Standardprofil. Aber dafür einen ebenfalls wesentlich schlechteren Cw.
Dies ist hier hingegen nicht der Fall.
Man erreicht sowohl eine Ca Steigerung (um +23,67%) bei gleichzeitiger Cw Verringerung.
 
Anhang anzeigen Anhang anzeigen
Thema:

Neue Technik in der Aerodynamik

Neue Technik in der Aerodynamik - Ähnliche Themen

  • Und wieder ein neues unbekanntes Flugzeug

    Und wieder ein neues unbekanntes Flugzeug: An die Profis , ich habe wieder Teile einer unbekannten Maschine gefunden, leider ist auch hier nichts bekannt um welche Maschine es sich hier...
  • NEUES BUCH: Messerschmitt M 18 – Winning Against All Odds

    NEUES BUCH: Messerschmitt M 18 – Winning Against All Odds: 216 Seiten, 210x224mm (A4), 274 Fotos, 20 Farbprofile, 3 cutaways (M 17, M 18b, M 18d), und Farbbroschüre. Preis NOK 429 + Versandkosten Die...
  • NEUES BUCH: Special Purpose Junkers Aircraft – Big, High, Fast and Secret

    NEUES BUCH: Special Purpose Junkers Aircraft – Big, High, Fast and Secret: 144 Seiten, 210x297mm (A4), 224 Fotos und 13 Zeichnungen. Preis NOK 349 + Versandkosten Dieses Buch handelt von einer Reihe sehr...
  • Neues Technikspielzeug von Saitek

    Neues Technikspielzeug von Saitek: Moin Männers, Saitek hat ihr neuestes HOTAS vorgestellt: http://www.saitek.de/prod/x65f.htm Kurzes Preview gibt's bei simhq...
  • Vermisstensuche der Polizei mit neuer modernster Technik

    Vermisstensuche der Polizei mit neuer modernster Technik: Erfolgreich verlief eine groß durchgeführte Suchaktion der osthessischen Polizei am Mittwochnachmittag nach einem 46-jährigen Mann aus...
  • Ähnliche Themen

    Sucheingaben

    fusystems flugzeugforum

    ,

    idealer strömungskörper

    ,

    superkritische profile

    Oben