Norwegen hat ein
RFI gestartet, um luftgestützte Fähigkeiten und entsprechende Anbieter für die "Norwegian Coast Guard, the Norwegian Coastal Administration, and the Norwegian Clean Seas Association for Operating Companies (NOFO)" abzufragen.
Zentrale Punkte sind "Resource control and assertion of sovereignty", "SAR" und "Monitoring of acute pollution" (insbesondere "Detect oil pollution")
Derzeit übernehmen diese Aufgaben im Bereich fixed-wing:
Warum jetzt ein neues RFI für ein bestehendes System?
Konkret geht um die Fragen, wie bemannte und unbemannte Systeme kombiniert werden können (auch mit der Idee, die unbemannten Systeme weiträumig entlang der Küste zu dislozieren), wie Maschinenlernen (aka KI) bei der Interpretation von Sensordaten zum Einsatz kommen kann, und natürlich was das alles kostet.
Das Ganze natürlich vor dem Hintergrund der zunehmenden Konkurrenz mit Russland in der Arktis und dem Zurückweichen des Packeises.
Mit 5 P-8 und ein paar Zivilfliegern lässt sich kaum die wachsende, russische (z.T. [para-]militärische) Flotte überwachen, die im Nordpolarmeer herumfährt.
Hab noch ein wenig weiterrecherchiert, wie so die bisherige Nachrichtenlage bezüglich Norwegen und ISR-Drohnen (primär MALE UAV) ist.
Kurz gesagt: Da ist nicht viel.
Der einzige Artikel dazu ist aus
Monch Military Technology von 2018. Dort wird ein General Atomics-Vertreter zitiert, der die Vorzüge einer maritimen MQ-9 für Norwegen betont (inkl. Verweis auf die "vast Norwegian maritime domain"). Doch bereits für die Aussage, dass Norwegen in 2015 Pläne für den Betrieb von 6 MALE UAV aufgestellt hat, finde ich keine Belege. Weder bei den "
Future acquisitions for the Norwegian Armed Forces 2015-2023" noch bei der
Ausgabe für 2021-2028 stehen MALE UAV auf der Liste.
Auch bei der
Demonstration der MQ-9B SeaGuardian in Großbritannien und den Niederlanden diesen September wird Norwegen nicht explizit genannt (auch wenn Vertreter dabei gewesen sein dürften).
Weitet man ein wenig den Blick, so nimmt der maritime Einsatz von MALE UAV (auch durch kommerzielle Anbieter) in letzter Zeit fahrt auf. Dabei scheinen Hermes 900 oder Heron 1 eine gute Größe zu haben, um inkl. SAT-Com, Radar und EO/IR sinnvolle Reichweiten/Ausdauer generieren zu können, ohne dabei den preislichen Rahmen zu sprengen.
Elbit hat die
Hermes 900 bereits in entsprechender Konfiguration nach Südostasien (Philippinen) und nach
Kanada (siehe auch
hier) verkauft sowie der
britischen Küstenwache vorgestellt. Der
Abwurf von Rettungsinseln ist mittlerweile auch Teil des Portfolios.
Für Frontex stellt Airbus die
Heron 1 für
Überwachungsaufgaben im Mittelmeer zur Verfügung. Reichweite und Ausdauer liegen dabei deutlich über den Werten der Selex Falco UAV bzw. der bemannten
Diamonds bzw. Beechs.
Also gerade mit Blick auf die ausgedehnten Wirtschaftszonen Norwegens (zu denen ja auch die Gebiete rund um Jan Mayen gehören), können MALE UAV eine Überwachung ermöglichen, die sonst deutlich größere Flugzeuge (
Challenger, CN-235, C-295,...) erfordert.
Also überraschen lassen, ob Norwegen den (von mir) erwarteteten Weg Richtung MALE UAV geht und wie eine mögliche Kombination aus diesen UAV mit bemannten Flugzeugen aussehen wird.
(BTW: Warum nicht einfach mit Triton Ölüberwachung über der Nordsee fliegen?
)
PS: Bei Diamond Aircraft gibt es eine
interaktive Karte, bei der man sich die Einsatzradien entsprechende Zeiten auf Station einer DA62 anschauen kann. Über Nordsee und Mittelmeer ganz nett, aber spätestens über dem Nordatlantik kommt der Flieger da schnell an seine Grenzen. Ist er ja auch nicht für gebaucht.