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ISAF-Kontingent vor Rückmarsch
Plangemäßes Ende des Einsatzes Ende Oktober - Kommandant Eisner: "Waffengewalt haben wir nie anwenden müssen" - Nächster Einsatz: Balkan
Wien/Kunduz - Nach zwei Monaten Einsatz beginnt für die 93 österreichischen Soldaten in der nordafghanischen Stadt Kunduz nächste Woche das Packen: Bis Ende Oktober müssen sie mitsamt ihrer Ausrüstung in die Heimat zurückgekehrt sein. Vor schweren Unfällen oder gewaltsamen Auseinandersetzungen ist das Kontingent bisher verschont geblieben, berichtete Kommandant Oberstleutnant Johann Eisner im Gespräch mit der APA.
Auftrag der österreichischen Soldaten am Hindukusch ist bzw. war es, rund um die Parlamentswahlen am 18. September zur Sicherheit beizutragen. Mit der Befristung auf drei Monate, bis Ende Oktober, wollte Verteidigungsminister Günther Platter (V) den innenpolitischen Konsens für die Aktion sicherstellen. Kritik am Engagement kam denn auch nur von den Freiheitlichen.
"Lage überwiegend ruhig, aber nicht stabil"
"Die Lage in unserer Region ist nach wie vor überwiegend ruhig, aber nicht stabil." Kommandant Eisner beschreibt die Situation in seinem Einsatzraum genau so, wie er es schon im August getan hatte. Die größten Probleme hatte seine Truppe mit Hitze, Staub und lange dauernden Patrouillen in zum Teil unwegsamem Gelände. Mit drei Blechschäden an den Fahrzeugen und einigen Schwächeanfällen wegen Flüssigkeitsmangel bei den Soldaten haben sich die Zwischenfälle bisher in Grenzen gehalten.
Der Bevölkerung ist das Kontingent mit "freundlicher Wachsamkeit" begegnet. Zu Auseinandersetzungen sei es nicht gekommen, auch nicht, als in einem Dorf verstärkt patrouilliert wurde, um die Einschüchterung von Kandidaten für die Parlamentswahl zu verhindern. "Waffengewalt haben wir nie anwenden müssen", so Eisner erleichtert.
Granate
Keinen Schaden angerichtet hat auch eine Granate, die vor zwei Wochen in Richtung des Camps, das sich die Österreicher mit den Deutschen teilen, abgefeuert wurde. Die Granate habe es "in der Luft zerfetzt", sagte Eisner. Ob die Taliban hinter der Attacke stecken, sei nicht geklärt. Möglich sei auch ein krimineller Hintergrund.
Nur am Rand ein Thema für die Österreicher war der Drogenanbau und -handel, die im Norden Afghanistans blühen. Natürlich, so Eisner, seien die mittlerweile großteils abgeernteten Mohnfelder aufgefallen. Der Kampf gegen die Drogen gehört aber nicht zum Auftrag des deutschen Wiederaufbauteams, das die Österreicher unterstützt haben. Im Gegenteil: Während einer Schwerpunktaktion der britischen und der US-Armee sowie des afghanischen Innenministeriums haben die ISAF-Soldaten ihr Camp nicht verlassen. Erst später erfuhren Eisner und seine Leute die Bilanz: Drei Festnahmen, eher "kleine Fische" freilich.
Mit amerikanischen Transportmaschinen zurück nach Österreich
Kommenden Dienstag werden die Österreicher das letzte Mal auf Patrouille gehen. Dann beginnt das Packen. Für Samstag ist die 350 Kilometer lange Fahrt zurück nach Kabul vorgesehen, von der Hauptstadt aus geht es dann mit amerikanischen Transportmaschinen zurück nach Österreich.
Generalmajor Günther Höfler, Kommandant für die internationalen Einsätze des Bundesheers, unterstrich im Gespräch mit der APA die gute Zusammenarbeit des österreichischen Kontingents mit den deutschen Soldaten. Die Kosten des Engagements gibt er mit 2,9 Millionen Euro an. "Die internationale Gemeinschaft hat es bedauert, dass wir wieder weg gehen", sagte er im Gespräch mit der APA zur nur kurzen Dauer des Einsatzes. Die Begrenzung auf drei Monate sei eine politische Entscheidung gewesen, auch andere Staaten hätten während der Wahl nur vorübergehend Truppen entsandt.
Sechs Offiziere weiter am Hindukusch
Mit einer Hand voll Offiziere bleibt das österreichische Bundesheer auch nach dem Rückzug des Kontingents aus Kunduz in Afghanistan präsent. Vier Soldaten machen im Hauptquartier der internationalen ISAF-Friedenstruppe in der Hauptstadt Kabul Dienst. Zwei Mann stehen im Dienst der zivilen UNO-Mission UNAMA. Österreich stellt dort mit Brigadier Karl-Alexander Wohlgemuth den leitenden Militärberater.
Nächster Einsatz: Balkan
Die nächste absehbare Auslands-Herausforderung für das Bundesheer folgt am Balkan. Ab Dezember übernimmt Österreich im Rahmen der EUFOR-Friedenstruppe in Bosnien das Kommando der "Multinationalen Task Force Nord" mit Sitz in Tuzla. Österreich ist dann "Lead Nation" für derzeit zehn andere Staaten, so Höfler. Dazu kommen nicht planbare Aktionen wie der Hilfseinsatz nach dem Erdbeben in Pakistan mit derzeit 60 Personen. Insgesamt sind zur Zeit 1.343 Soldaten im Auslandseinsatz. (APA)
http://derstandard.at/?id=2208777
Plangemäßes Ende des Einsatzes Ende Oktober - Kommandant Eisner: "Waffengewalt haben wir nie anwenden müssen" - Nächster Einsatz: Balkan
Wien/Kunduz - Nach zwei Monaten Einsatz beginnt für die 93 österreichischen Soldaten in der nordafghanischen Stadt Kunduz nächste Woche das Packen: Bis Ende Oktober müssen sie mitsamt ihrer Ausrüstung in die Heimat zurückgekehrt sein. Vor schweren Unfällen oder gewaltsamen Auseinandersetzungen ist das Kontingent bisher verschont geblieben, berichtete Kommandant Oberstleutnant Johann Eisner im Gespräch mit der APA.
Auftrag der österreichischen Soldaten am Hindukusch ist bzw. war es, rund um die Parlamentswahlen am 18. September zur Sicherheit beizutragen. Mit der Befristung auf drei Monate, bis Ende Oktober, wollte Verteidigungsminister Günther Platter (V) den innenpolitischen Konsens für die Aktion sicherstellen. Kritik am Engagement kam denn auch nur von den Freiheitlichen.
"Lage überwiegend ruhig, aber nicht stabil"
"Die Lage in unserer Region ist nach wie vor überwiegend ruhig, aber nicht stabil." Kommandant Eisner beschreibt die Situation in seinem Einsatzraum genau so, wie er es schon im August getan hatte. Die größten Probleme hatte seine Truppe mit Hitze, Staub und lange dauernden Patrouillen in zum Teil unwegsamem Gelände. Mit drei Blechschäden an den Fahrzeugen und einigen Schwächeanfällen wegen Flüssigkeitsmangel bei den Soldaten haben sich die Zwischenfälle bisher in Grenzen gehalten.
Der Bevölkerung ist das Kontingent mit "freundlicher Wachsamkeit" begegnet. Zu Auseinandersetzungen sei es nicht gekommen, auch nicht, als in einem Dorf verstärkt patrouilliert wurde, um die Einschüchterung von Kandidaten für die Parlamentswahl zu verhindern. "Waffengewalt haben wir nie anwenden müssen", so Eisner erleichtert.
Granate
Keinen Schaden angerichtet hat auch eine Granate, die vor zwei Wochen in Richtung des Camps, das sich die Österreicher mit den Deutschen teilen, abgefeuert wurde. Die Granate habe es "in der Luft zerfetzt", sagte Eisner. Ob die Taliban hinter der Attacke stecken, sei nicht geklärt. Möglich sei auch ein krimineller Hintergrund.
Nur am Rand ein Thema für die Österreicher war der Drogenanbau und -handel, die im Norden Afghanistans blühen. Natürlich, so Eisner, seien die mittlerweile großteils abgeernteten Mohnfelder aufgefallen. Der Kampf gegen die Drogen gehört aber nicht zum Auftrag des deutschen Wiederaufbauteams, das die Österreicher unterstützt haben. Im Gegenteil: Während einer Schwerpunktaktion der britischen und der US-Armee sowie des afghanischen Innenministeriums haben die ISAF-Soldaten ihr Camp nicht verlassen. Erst später erfuhren Eisner und seine Leute die Bilanz: Drei Festnahmen, eher "kleine Fische" freilich.
Mit amerikanischen Transportmaschinen zurück nach Österreich
Kommenden Dienstag werden die Österreicher das letzte Mal auf Patrouille gehen. Dann beginnt das Packen. Für Samstag ist die 350 Kilometer lange Fahrt zurück nach Kabul vorgesehen, von der Hauptstadt aus geht es dann mit amerikanischen Transportmaschinen zurück nach Österreich.
Generalmajor Günther Höfler, Kommandant für die internationalen Einsätze des Bundesheers, unterstrich im Gespräch mit der APA die gute Zusammenarbeit des österreichischen Kontingents mit den deutschen Soldaten. Die Kosten des Engagements gibt er mit 2,9 Millionen Euro an. "Die internationale Gemeinschaft hat es bedauert, dass wir wieder weg gehen", sagte er im Gespräch mit der APA zur nur kurzen Dauer des Einsatzes. Die Begrenzung auf drei Monate sei eine politische Entscheidung gewesen, auch andere Staaten hätten während der Wahl nur vorübergehend Truppen entsandt.
Sechs Offiziere weiter am Hindukusch
Mit einer Hand voll Offiziere bleibt das österreichische Bundesheer auch nach dem Rückzug des Kontingents aus Kunduz in Afghanistan präsent. Vier Soldaten machen im Hauptquartier der internationalen ISAF-Friedenstruppe in der Hauptstadt Kabul Dienst. Zwei Mann stehen im Dienst der zivilen UNO-Mission UNAMA. Österreich stellt dort mit Brigadier Karl-Alexander Wohlgemuth den leitenden Militärberater.
Nächster Einsatz: Balkan
Die nächste absehbare Auslands-Herausforderung für das Bundesheer folgt am Balkan. Ab Dezember übernimmt Österreich im Rahmen der EUFOR-Friedenstruppe in Bosnien das Kommando der "Multinationalen Task Force Nord" mit Sitz in Tuzla. Österreich ist dann "Lead Nation" für derzeit zehn andere Staaten, so Höfler. Dazu kommen nicht planbare Aktionen wie der Hilfseinsatz nach dem Erdbeben in Pakistan mit derzeit 60 Personen. Insgesamt sind zur Zeit 1.343 Soldaten im Auslandseinsatz. (APA)
http://derstandard.at/?id=2208777
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