Nochmals ein Versuch, die vielen Vorurteile und Falschbehauptungen gerade zu rücken. Vorausgesagt sei hierzu, dass ich kein Verständnis habe für eine Neiddebatte, aber da sie nun mal da ist, muss man die auch akzeptieren.
Es kann aber nicht sein, dass man alles in einen Topf schmeißt und je nach Belieben irgendwelche Punkte als Argumente hervorzieht.
1. Es geht um die Erhöhung der Flugzulage / Stellenzulage.
Es geht nicht um eine höhere Besoldung, von der so viele sprechen, die Besoldung ist fest analog der Besoldungsverordnung festgelegt. Es geht um die Zulagen, und hier nicht um Auslandszulagen, sondern um sogenannte Funktionszulagen. Diese sind wie alle Zulagen dieser Art aufgrund der besonderen Tätigkeit vor Jahren eingeführt worden. Denn die Besoldung nach Dienstgrad steht jedem Soldaten zu, so wie jedem Beamten auch. Die Anforderungen und damit die Grundlage dieser Zulagen sind nicht geringer geworden, sondern gestiegen. Sie werden nicht regelmäßig dem Wertverlust entsprechend angepasst.
2.
Ich glaube nicht, dass es auch nur einen einzigen 30 jährigen Hubschrauberpiloten mit A12 gibt. Der normale Hauptmann wird nach A11 besoldet, die Stufe A12 gibt es nur in wenigen Verwendungen, und meistens nur für die Offiziere, die nicht in die Stabsoffizierslaufbahn kommen und dann als A12 in den Ruhestand gehen. Ob es solche heute in der Bundeswehr noch gibt, ist mir nicht bekannt. In der Stufe 4 wäre A11 dann 3.175.- Euro + 360 Euro Flugzulage, sind 3.535.- Euro brutto, bei einem Verheirateten dann 3123 Euro netto, bei einem ledigen 2.815 neetto. Wenn Frau nicht arbeitet, gehen davon nochmals 200.- Euro Krankenversicherung weg, je Kind 35.- Euro. Für die Lebensversicherung, sofern das Flugrisiko abgesichert werden soll, wird ein satter Aufschlag fällig, und eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist auch entsprechend teuerer. Wahrscheinlich ist der 30 jährige aber noch Oberleutnant und er hat 400 Euro Brutto weniger.
2. Dienstkleidung wird gestellt, Vorteile
Darin einen Vorteil zu sehen ist schon abwegig. Ich kann das Zeug ja problemlos zu Hause im Garten dann anziehen oder damit in den Urlaub fahren.
Und 15 Euro für die Kleiderkasse monatlich ist der Hammer. Das war es schon vor fast 40 Jahren als ich zum Bund bin. Da gab es 30 DM monatlich. Wir konnten uns davon schon mal einen schicken Samsonite kaufen. Wäre dieser Zuschuss zur Bekleidung angepasst worden, dann müssten das heute Inflationsbereinigt mindestens 60.- Euro monatlich sein........ sind es aber nicht, ist wohl auch vergessen worden wie die Zulagen.
3. Wie ist der Vergleich zu anderen Beamten?
Die frisch verbeamtete Lehrerin an der Grundschule, auch wenn Sie erst 26 Jahre alt wäre, fängt mit A12 an. Aber Hallo, man muss den Urlaub in den vielen Ferien auch bezahlen können!
Der frisch verbeamtete Lehrer am Gymnasium fängt mit A13 an! Ja das läßt sich doch hören, der hat es auch verdient. Und ein paar Jahre später ist A14 angesagt, was nur ca. 5% der Piloten nach 30 Jahren Dienst erreicht.
Merkt Ihr wozu das führt? Warum soll sich jemand, der angeblich zur Elite der Bundeswehr gehört wie eine Erzieherin bezahlen lassen oder sich mit einem eLKW-Fahrer vergleichen? Hätte er ja werden können, .........
4. Auch Fliegendes Personal muss Beitrag zum Sparen leisten.
Tut jeder! Die Kürzungen im Beamtenbereich wurden 1 zu 1 auf die Soldaten übertragen, Weihnachts- und Urlaubsgeld identisch zusammengestrichen, die Pflegeversicherung wird voll selbst gezahlt, die Aussetzung von Besoldungserhöhungen ist seit Jahren normal, Planstellen wurden gestrichen, Beförderungszeiten verlängert........
Soll ich etwas verraten? Meine Pension wird aus einem ganz normalen A13 Gehalt berechnet. Vor 10 Jahren hatte ich ein höheres Jahresbrutto als Heute, obwohl die Geldentwertung in 10 Jahren ca. 25% betrug. Reallohnverlust 25%! Jedem Soldaten und Beamten ging es genauso. Meine Krankenversicherungsbeiträge haben sich in der Zeit übrigens um 50% erhöht, und ÖL, Gas und Strom muss ich auch auf dem freien Markt kaufen.
Ich jammere nicht deswegen und die Soldaten und Beamten tun es auch nicht, aber es sollte auch einmal zur Kenntnis genommen werden dass die Sparserien der vergangenen Jahre nicht an diesem Personenkreis vorbeigegangen sind. ....
5. Piloten haben dafür auch viel Vergnügen und dürfen umsonst fliegen
Ich habe ein paar mal Passagiere in der Phantom mitnehmen dürfen, meist mit Flugerfahrung aus dem GA-Bereich.
Sie hatten Angst, sie haben gek**tzt, obwohl nicht mal das halbe Programm das Sie vorher ausdrücklich wünschten abgeflogen wurde. Ich habe keine aktuellen Zahlen von der Luftwaffe, aber die von der Royal Airforce. Von 100 Bewerbern schafft es einer. Da sind keine Dünnbrettbohrer am Werk, sondern das was man als Elite bezeichnet. Die gibt es in anderen Berufen auch, und auch dort werden Sie angemessen bezahlt.
6. Vergleich mit den verbündeten NATO-Truppen
Da wären Details wirklich interessant. Ich kann nur sagen dass vor 25 Jahre selbst die Türken und Griechen einen an der Bar ausgegeben haben, weil Sie von der Bezahlung her deutlich besser dastanden als wir. Und vor allem auf Kommandos.
Andererseits sind solche Vergleiche wirklich Schwachsinn, der polnische LKW-Fahrer verdient auch deutlich weniger als der deutsche Kollege.
Schade dass man diesem Personenkreis dann auch aus Fliegerkreisen einen angemessenen Ausgleich der Inflationsverluste der Flugzulage (nicht der Besoldung) misgönnt. Warum sollen Piloten für die Sanierung des Staats-Haushaltes überproportional mehr beitragen als jeder andere nach der Beamtenbesoldung bezahlte Staatsdiener?
Und jetzt halt ich mich raus hier.
franzl