Nette Geschichte, lustig erzählt von einigen, aber wie immer viel Fliegerlatein dabei. Vieles wurde schon richtig dargestellt, die Schlüsse daraus sind dürftig und damit eben lustig.
Wie schon dargestellt wurde in Wildenrath bei einer Alarmübung das geamte Geschwader innerhalb der möglichst kurzen Zeit auf Sollstärke gebracht, damals bei allen Nato-unterstellten Verbänden ein mehrmals im Jahr stattfindender Vorgang. Hierbei werden die Flugzeuge mit der entsprechenden Waffenladung versehen, bei Jägern eben mit Raketen und Aufmunitionierung der Kanone, bei Jabos mit Bomben und Raketen, bei Recces mit voller Kameraausrüstung ............. na ja, jeder sollte jetzt im Bild sein.
War die Sollstärke erreicht, wurde die Übung beendet und man ging zum normalen Flugbetrieb über. Also alles wieder runterschrauben was zuvor angebaut wurde. Aufgrund welcher Umstände auch immer (es ist für die weitere Abfolge unerheblich) wurde die Phantom und wohl auch einige andere an diesem Tag mit der vollen Beladung später geflogen.
Hier muss man dazusagen, das passiert bei Geschwadern mit Alarmrotte jeden Tag, es gibt dafür festgelegte Verfahren. In Wildenrath waren die wie folgt: Sicherung im hinteren Cockpit gezogen, und rotes Tape über dem Master-Arm-Switch (Hauptschalter für die Aktivierung der Waffensysteme). An diesem Tag ging der Technik das rote Tape aus, weshalb nicht alle Maschinen so gesichert waren. Da sowieso nicht geflogen werden sollte, war das für die Technik ein kleineres Problem. Im Cockpit läßt man tunlichst die Griffel von besagtem Schalter ebenso wie auch von den Auslöseschaltern am Steuerknüppel, könnte ja trotz gezogener Sicherung etwas ausgelöst werden.
Nun zu der Story, die Crew konnte nichts wissen und die Technik hat auch nichts bemerkt:
Ein Blinder sieht bei der Annäherung an ein Flugzeug, ob da eine Übungsrakete dranhängt oder 8 scharfe Raketen. Sowohl die Zahl wie auch die Farbe derselben ist unterschiedlich. Außerdem übergibt keine Wartungscrew ein Flugzeug ohne Bordbuch mit entsprechenden Eintrag, "Uncle Sam" will ja auch wieder alles so zurückhaben wie man es übernommen hat. Angenommen, die Crew saß die ganze Zeit im Flieger und wurde dann direkt aus der Sitzbereitschaft losgeschickt, dann ändert das nichts an den oben genannten Tatsachen. Denn die Crew steigt erst ein, wenn die Waffenbeladung abgeschlossen ist und solange die drinsitzt, wird nichts abgebaut. Könnte ja was dabei passieren.
Die Technik müßte total erblindet sein, wenn Sie nicht die Abdeckkappen und Sicherungsstifte der scharfen Raketen sieht, diese werden erst kurz vor der Bahn gezogen und damit der Waffeneinsatz erst möglich gemacht.
Ergo, es war der Besatzung, der Technik, dem Gefechtsstand und auch dem SOC3 (die Konfiguration eines jeden Flugzeuges, das sich in der Luft befindet wird beim zuständigen SOC verfolgt und dokumentiert) bekannt, dass die Maschine mit 8 scharfen Raketen und 650 Schuß Munition gestartet war. Nach meinen Informationen müßten es AIM7 und AIM 9G gewesen sein, die Limas sollen damals auf den Falklands gebraucht worden sein.
Jetzt haben wir eine Phantom mit voller Bewaffnung in der Luft, die einzigen Sicherheiten sind jetzt nur noch die gezogene Sicherung im hinteren Cockpit, der ausgeschaltete Hauptschalter und die nicht betätigte Auslösung (Trigger) am Steuerknüppel. Das CRC sollte nun über das SOC auch Bescheid wissen und die Crew nach der ersten Kontaktaufnahme daran erinnern "Check switches Safe" (Überprüfen, dass die Bewaffnung gesichert ist). Die Besatzung muss das bestätigen.
Und wie konnte jetzt doch etwas passieren?
Es ist wie immer im Leben, Murphys Law (was immer schief gehen kann wird schief gehen) und Einsatzroutine.
Mit Übungsbewaffnung sieht das alles dann so aus. Im Einsatzgebiet angekommen (die meisten haben das schon kurz nach dem Start erledigt) werden die Systeme geprüft, also alle Schalter an, Rakete auf ein Hitzeziel ausrichten und prüfen, ob der Infrarotsuchkopf funktioniert (schönes Knurren im Kopfhörer). Kurz vor dem simuliertenAngriff dann Master-Arm an, und dann gehts los. Um ein erfolgreiches Abfangen zu dokumentieren, wird dann der Waffenauslöser betätigt, was man auf dem Film der Schießkamera dann nachkontrollieren kann. Das ist wichtig, denn Erfolge muss man zum Erfüllen des Jahresprogrammes nachweisen.
Irgendwann hat beim Piloten diese Routine eingesetzt, das fehlende Tape war wohl mit schuldig daran dass eben alles wie immer beim Übungseinsatz aussah. Dann noch ein lohnendes Ziel vor Augen und Messer quer, also horridoo! Wäre nichts passiert ohne Murphy. Durch einen dummen Zufall hat wohl der WSO unabsichtlich die Sicherung im hinteren Cockpit wieder reingedrückt (man sprach später davon, dass dies durch die in der Seitentasche seiner Kombi verstauten Kanone verursacht sein könnte).
Jetz geht die Rakete also los, und wenn das Teil vom Rail kommt, dann hört und fühlt man das im Cockpit, bevor man die typische Kondens-Spur (mein Gott sind die deutschen Begriffe für mich schwer) sieht. Beschleunigt das Teil recht schnell auf über Mach 2, aber der Treibsatz ist noch schneller verbraucht. Und sollte auch noch eine Kurve nötig sein, baut die Rakete wahnsinnig schnell an Fahrt ab. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Annäherungsgeschwindigkeit von etwas über Mach 1 (zunächst max M2,5 , am Schluß unter Mach1, Eigengeschwindigkeit des Ziels ca. 0,9 Mach) braucht das Teil ewige 5 Sekunden bis zum Einschlag bei ca. 1,5 Meilen Schußentfernung. Beim Abschuß näher dran dauerts kürzer, weiter weg dauerts länger.
Nun zum Funk: Auch wenn man nur ein Radio hat, so hat man immer noch den Guard-Kanal (UHF 243.0, VHF 121,5). Dieser ist vorgerastet, ein Klick am Radio und man kann senden. Und alles andere würde auch keinen Sinn machen, man weiss ja nicht, auf welchem Kanal der andere sich befindet. Aber die Notfrequenz wird von allen beobachtet. Wenn also ein Funk rausging, dann über die Notfrequenz und auch vor dem Einschlag, das wäre möglich.
Die Rakete war ein direkter Treffer, genau im rechten(?) Triebwerk, was ein Glücksfall für die Crew war. der Schaden war hinten groß, vorne blieb man von Schrapnells verschont. Ein Auslöser durch den Annäherungszünder hätte über die ganze Fläche des Flugzeuges Schäden anrichten können. Nach meiner Kenntnis erfolgte der Ausschuß nach dem Einschlag, was auch wieder Sinn macht. Man stelle sich vor, ein Ruf geht über Guard raus wie z.B. "Jaguar bail out, missle on the way" und über Norddeutschland verlassen dann 5 Jaguarpiloten ihr warmes Cockpit.
Jag down, Pilot lebt, die weitere Geschichte ist bekannt.
Wurde wieder eine lange Geschichte, wens interessiert solls lesen, die anderen mögen nachsichtig mit mir sein
franzl