Als militärisch entscheidender Engpass erwiesen sich im Luftkrieg über England auf beiden Seiten vor allem die hohen Flugzeugführerverluste. Der schließlich kollabierende deutsche Personalnachschub und die nachlassende Kampfkraft der Jagdverbände machten eine Aufrechterhaltung der Offensive am Tage unmöglich.
Johannes Steinhoff beschrieb die vier Monate von Anfang August
bis Anfang November 1940 als die härtesten während des ganzen Kriegs, da täglich zwei- bis dreimal Einsätze geflogen werden mussten.
Adolf Galland, damals Geschwaderkommandeur, vertraute seinen Biographen an, dass sich die innere Kraft seiner Männer bereits seit Ende August
ihrem Ende zuneigte, und schließlich erreichte die Erkenntnis, dass die Luftwaffe kurz vor dem „Ausbrennen“ stehe, auch die höheren Führungsebenen, so dass am 6.12.1940 der Verbindungsoffizier
des Heeres bei Göring, General Konrad, seinem Generalstabschef Halder von ernsthaften Ermüdungserscheinungen der Luftwaffenverbände berichtete.
Diese Schwierigkeiten betrafen die Luftwaffe wie die RAF gleichermaßen und konnten auf englischer Seite nur durch die Zuführung unerfahrener Piloten kompensiert werden, woraus sich auch die relativ höheren Verluste des Fighter Command erklären.
Durch die zahlenmäßig gleich bleibende Stärke der RAF schien der Luftwaffe der englische defensive Gegendruck daher nicht geringer zu werden. Durch den Mangel an schnellen Erfolgen verlor Göring schließlich auch das
Interesse am Luftkrieg gegen England.
Seine Beziehung zu Hitler wurde durch den offensichtlichen Misserfolg im Sinne der Aufgabenstellung weiter belastet. In diese Zeit fallen auch die
ersten in größeren Runden getätigten negativen Äußerungen Hitlers über Göring. So während einer Lagebesprechung am 17.8.1940, als Hitler wegen eines Details in große Aufregung kam, auf die Luftwaffe zu schimpfen begann und sofort mit Göring verbunden werden wollte: „Dieser ist nicht
zu erreichen (oder er lässt sich verleugnen). (...) Es tat beinahe wohl, dass diesmal ausnahmsweise die Luftwaffe ihr Fett bekam und nicht das Heer“, notierte Hitlers Heeresadjutant Major Engel schadenfroh in seinem Tagebuch. Eine nachhaltige und lang anhaltende Besserung des Verhältnisses zwischen den beiden sollte im weiteren Verlauf des Krieges nicht mehr eintreten.
Knapp zwei Monate nach Beginn der Luftschlacht erklärte der Chef des Luftwaffenführungsstabes General Waldau gegenüber Halder, dass die britische Jagdabwehr zu 100% unterschätzt worden und das Vierfache der eigenen Frontflugzeuge nötig wäre, um Großbritannien in die Knie zu
zwingen.