Raspberry beats Pilot

Diskutiere Raspberry beats Pilot im Jets Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Guten Tag! Neulich habe ich in einem Podcast einen kurzen Hinweis auf einen Versuch in 2016 gehört. Da hat eine "Künstliche Intelligenz" (AI)...
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Alien
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Guten Tag!
Neulich habe ich in einem Podcast einen kurzen Hinweis auf einen Versuch in 2016 gehört.
Da hat eine "Künstliche Intelligenz" (AI), bzw. wohl eher ein Programm, in einer Simulation Piloten im Luftkampf besiegt.
Das interessante: die Software lief nicht auf einem Rechencluster, sondern auf einem Standardcomputer, und könnte auch auf einem Raspberry Pi laufen.
Hier der Link:
Man beobachtet schon länger die eine oder andere Anwendung, in der relativ simple "Drohnen" erstaunliche Leistungen vollbringen, speziell dort, wo eh alle Informationen irgendwo digital vorliegen (etwa Bekämpfung von Radarstationen).

Kommt das Ende des bemannten Kampfflugzeugs vielleicht viel schneller als erwartet?
Wenn ich relativ einfache Plattformen mit preiswerter Sensorik mit einer guten "Situationswahrnehmung" (Situations Awareness) ausstatten kann und in nennenswerter Zahl losschicke, dann kann ich vielleicht die High-Tech Fighter mit den High-Cost Piloten der Gegenseite Matt stellen.
 
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Alpha

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Das ist ein recht alter Artikel eines schon Jahre zurückliegenden Versuches. Es gab in der Zwischenzeit noch andere Versuche, die stets kurzfristig Schlagzeilen machten aber bei genauerer Betrachtung alle immer noch weit entfernt von jeder praktischen Einsatzrealität sind. Mag sein, dass das irgendwann so sei - aber bis dahin fließt noch viiiiieeel Wasser den Bach herab... ;-) Der weit leichter zu handelnde autonome Straßenverkehr ist ja noch nicht einmal gängige Praxis.
 
WaS

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Ich will dem Tenor deines Beitrags nicht widersprechen, ganz und gar nicht!
Der weit leichter zu handelnde autonome Straßenverkehr …
Aber diese spezielle Feststellung möchte ich nicht stehenlassen! Die Vielfalt an unvorhersehbaren Situationen und deren Häufigkeit ist auf der Straße um ein Mehrfaches größer als in der Luft; schon deshalb, weil die Betriebsregeln es zulassen (müssen), und weil der Zugang zum "Verkehrsraum" auch für unerwünschte Teilnehmer leichter ist. Außerdem kann ich einem Hindernis nicht in drei Dimensionen ausweichen, sondern nur in einer Fläche, und selbst das meist nicht.
 
Alpha

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Für ein einfaches Ausweichen eines anderen Verkehrsteilnehmers mag das richtig sein, aber das taktisch mehrere Züge vorausplanende, richtige Manövrieren eines Flugzeuges an seinen Leistungslimits im Bezug auf mehrere Gegenspieler bei weit höheren Relativgeschwindigkeiten mit Auswertung von deutlich mehr Sensoren ist dann in meinen Augen doch komplizierter als das 2D Manövrieren im Straßenverkehr.

Es gibt ja durchaus Demonstratoren, die autonom auf öffentlichen Straßen fahren - aber kein autonom kämpfendes Flugzeug.
 

arneh

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Für ein einfaches Ausweichen eines anderen Verkehrsteilnehmers mag das richtig sein, aber das taktisch mehrere Züge vorausplanende, richtige Manövrieren eines Flugzeuges an seinen Leistungslimits im Bezug auf mehrere Gegenspieler bei weit höheren Relativgeschwindigkeiten mit Auswertung von deutlich mehr Sensoren ist dann in meinen Augen doch komplizierter als das 2D Manövrieren im Straßenverkehr.
Naja, eigentlich ist die Aufgabenstellung ganz gut mit Schach zu vergleichen. Und da sind die Computer schon ernstzunehmende Gegner. Es gibt weltweit da nur eine Handvoll Menschen, die sich so einem Blech halbwegs auf Augenhöhe entgegenstellen können. Die restlichen 7.999.999.995 Menschen werden gnadenlos durch's linke Nasenloch gezogen. Und das fliegen entlang der Limits und optimalen Parameter kriegt der Computer ganz sicher besser hin als der Mensch. Zudem könnte man die g limits signifikant hochschrauben (Raketen kriegen >35g hin, gut soweit würde man bei einem Fighter nicht gehen). Insofern sehe ich das rein technisch nicht als so abwegig an. In einem Full- Out Krieg wären optimierte Maschinen vermutlich heute schon in vielen Fällen überlegen. Und die AI steckt, was praktische Anwendung anbelangt, noch in den Kinderschuhen. Man kann nur erahnen , wo die in 15 - 20 Jahren ist.
Wo Computer allerdings echt schlecht sind, sind ethische Entscheidungen und Bauch- Entscheidungen 'gegen die Fakten'. D.h. kritisches Hinterfragen, ob die Informationen korrekt und stimmig sind. D.h. ob ich das Ziel abschieße, wo mein IFF Interrogator sagt: 'Kenn isch ned, mag isch ned', was aber so komisch träge naiv dahindümpelt, als wäre es u.U. ein Airliner. Oder teilweise auch bei unklaren Randbedingungen/Startbedingungen.
Genau deswegen werden sich gerade Länder mit Ethischen Bedenken noch ein bisschen schwer tun mit dieser Entwicklung.
Aber sie wird kommen. Sie wird sicherlich das bemannte Kampfflugzeug aus o.g. Gründen absehbar nicht komplett verdrängen aber ganz sicher ergänzen. Ich könnte mir irgendwie sowas in der Art 1 - 2 bemannte 'Rottenführer' und ein halbes Dutzend treue 'Ottos', die auf Kommando wie Kampfhunde (auch in den Luftkampf) losgeschickt werden vorstellen. Damit kann man den Lösungsraum eingrenzen und definierte Startbedingungensetzen. Das hilft der AI.
In den USA und China könnte sowas in 15- 20 Jahren sicherlich durchaus ein realer Ansatz werden, in Europa sehe ich das aber aus ethischen Gründen nicht so schnell.
 
doerrminator

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Ist es nicht so, dass einige Kampfflugzeuge ohne Computerunterstützung gar nicht mehr fliegbar wären? Ich sehe dies als ersten Schritt in Richtung autonomes Fliegen. Ist bei Autos ja auch so. Es fängt an mit diversen elektronischen Unterstützungen wie Rückfahrkamera, Einparkhilfe, Spurhaltehilfe, Berganfahrhilfe etc. Dann kommt (für mich mit die wichtigste Hilfe) die automatische Bremsung von z. B. LKW's am Stauende etc. Ich denke beim Auto kommt das autonome Fahren auch nicht über Nacht, aber es wird so Stück um Stück (die Infrastruktur muss es ja auch hergeben) eingeführt und ich glaube, dass das keine 20 Jahre mehr dauert.
Beim Fliegen wird dann auch alles so nach und nach eingeführt. Z. B. automatisches Notlandesystem, nur noch ein statt zwei Piloten, autonom fliegende Drohnen.

Diese Woche kam auf Tagesschau 24 ein Bericht über KI (künstliche Inteligenz). War faszinierend aber auch teilweise erschreckend. Aber es wird kommen.
 
Alpha

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@arneh: Wie gesagt - man kann sich ja einfach anschauen, wie der aktuelle Forschungsstand ist. Und da gibt es eben bereits autonom am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmende Autos (derzeit noch mit menschlichem Überwacher daneben) aber kein einziges autonom agierendes Kampfflugzeug. Das G-Limit ist im übrigen wirklich das geringste Problem in einem Luftkampf.

Derzeit schraubt man ja (seit Jahren) am "loyal Wingman", das geht in die Richtung dessen, was du dir da ausmalst (ein konventionelles Kampfflugzeug führt in der Formation Drohnen mit, die bis in das Zielgebiet "hinterherfliegen" und dann einen Attack ohne den menschlichen Begleiter fliegen) - aber es ist auf Air-Ground bezogen und dessen Komplexität liegt deutlich unterhalb eines Luftkampfes. Drohnen fliegen auch schon viele Jahre - und keine davon reagiert auch nur ansatzweise autonom auf so einfache Szenarien wie "Beschuss vom Boden aus". Wie überall gibt es eben Entwicklungsschritte, die in der Praxis deutlich länger dauern, als in der theoretischen Grundlage.

@doerrminator: Glaskugeln versagen ständig, daher wäre ich mit Angaben von Jahren bis Event X immer vorsichtig. So gut wie alle Vorhersagen der Vergangenheit waren deutlich zu optimistisch. Dass vieles irgendwann mal kommt würde ich nicht bestreiten - aber ich glaube sehr, dass das noch sehr lange dauert. Schon "Fliegen mit einem Piloten" ist zum Beispiel viel unrealistischer und weiter weg, als es fachfremde Medien ab und zu gern mal behaupten. Es würde völlig reichen, jemanden einen einzigen Langstreckenflug im Cockpit mitzunehmen um zu zeigen, warum da noch sehr lange zwei oder drei Piloten arbeiten werden.
 
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... Und da gibt es eben bereits autonom am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmende Autos (derzeit noch mit menschlichem Überwacher daneben) ...
Die gibt es in einigen Gegenden der USA auch schon ohne menschlichen Überwacher daneben - Covid-19 machte es möglich, dass man den nun weglassen darf.
 

arneh

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Derzeit schraubt man ja (seit Jahren) am "loyal Wingman", das geht in die Richtung dessen, was du dir da ausmalst (ein konventionelles Kampfflugzeug führt in der Formation Drohnen mit, die bis in das Zielgebiet "hinterherfliegen" und dann einen Attack ohne den menschlichen Begleiter fliegen) - aber es ist auf Air-Ground bezogen und dessen Komplexität liegt deutlich unterhalb eines Luftkampfes.
Ich denke, das liegt nicht zuletzt auch ganz schnöde daran, dass (auch historisch belegt) der Luft- Boden Kampf die viel höhere 'Abnutzungsrate' hat als der Luftkampf und unter der Annahme eigener Luftüberlegenheit auch der wichtigere Teil ist. Die USA sind sicherlich die primäre Nation, die zu dieser Technologie fähig ist und gerade sie haben A2A den geringsten Leidensdruck. Für sie ist erstmal primär eigentlich nur A2G interessant für die Automatisierung.
Drohnen fliegen auch schon viele Jahre - und keine davon reagiert auch nur ansatzweise autonom auf so einfache Szenarien wie "Beschuss vom Boden aus". Wie überall gibt es eben Entwicklungsschritte, die in der Praxis deutlich länger dauern, als in der theoretischen Grundlage.
Die derzeitigen Kampfdrohnen sind ohnehin nicht für den Einsatz in verteidigten Lufträumen gedacht (Langsam, groß, hoch, kein Stealth). Von daher ist es bei denen eh müßig sich allzuviele Gedanken um Selbstverteidigung zu machen. Ob ich mit meiner Cessna in 2000m über Peking Ausweichkurven fliege oder nicht, macht keinen großen Unterschied...
 
Stovebolt

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Meine jahrelange Erfahrung mit KIs lässt mich doch eher noch beruhigt in die Zukunft schauen.
Die bisherigen KIs sind nur so gut wie die Datenbasis mit der sie gefüttert wurden. Nur auf dieser Datenbasis funktioniert die Erstellung des neuronalen Netzes und die Mustererkennung. Würde man so eine KI einem völlig unerwarteten Muster entgegen stellen oder einer Extremsituation die bei der Generierung des Netzes deutlich am Rand des Clusters lag und "rausgefiltert" wurde, dann ist die KI auch lost.
Die Chance die KI zu schlagen ist also höher, wenn man außerhalb der üblichen Muster handelt, die für ihr Training genutzt wurden.
Wenn man den 0815-Kampfpiloten, der immer wieder alle Standardverfahren trainiert, bis er sie im Schlaf beherrscht, gegenüberstellt, dann wird er von der KI aufgeschnupft.
Die Generieung einer guten KI kann man nicht erzwingen. Unser Team hat jahrelang immer wieder mit neuen Daten neue Netze berechnet und oft genug liefen nach zufügen sehr ähnlicher neuer Daten zu den Bestandsdaten die Ergebnisse in die völlig falsche Richtung und beim nächsten Rechendurchlauf plötzlich wieder in die richtige Tendenz.
Gruß!
 

arneh

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Meine jahrelange Erfahrung mit KIs lässt mich doch eher noch beruhigt in die Zukunft schauen.
Die bisherigen KIs sind nur so gut wie die Datenbasis mit der sie gefüttert wurden. Nur auf dieser Datenbasis funktioniert die Erstellung des neuronalen Netzes und die Mustererkennung. Würde man so eine KI einem völlig unerwarteten Muster entgegen stellen oder einer Extremsituation die bei der Generierung des Netzes deutlich am Rand des Clusters lag und "rausgefiltert" wurde, dann ist die KI auch lost.
Zustimmung!
Die Richtung, in die KI optimiert hängt ganz extrem vom Initial Parameter Set ab. Das kann in völlig unterschiedliche Himmelsrichtungen laufen und kleine unbewusste Fehler beim Anlernen können zu völlig grotesken Ergebnissen führen.
Deswegen genau meine Aussage mit den Rottenführern, die Start- und Rahmenbedingungen setzen.
Die Chance die KI zu schlagen ist also höher, wenn man außerhalb der üblichen Muster handelt, die für ihr Training genutzt wurden.
Wenn man den 0815-Kampfpiloten, der immer wieder alle Standardverfahren trainiert, bis er sie im Schlaf beherrscht, gegenüberstellt, dann wird er von der KI aufgeschnupft.
Deswegen mein Vergleich mit den Schachcomputern. Die Tatsache, dass eine handvoll 'Cracks' ggf. den Computer schlägt lässt sich nicht beliebig verallgemeinern.
Wenn der Computer den restlichen 90% überlegen ist, wird er sich durchsetzen. Aber auch auf längere Sicht immer unter Anleitung.
 
Alpha

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Auch die derzeit eingesetzten Drohnen kosten Millionen Dollar pro Stück. Wenn man tatsächlich mit der Rechenleistung eines Raspberry wenigstens bodengestütztem Feuer einer uralten Maschinengewehr ausweichen könnte, dann wäre das schon implementiert. Stattdessen fallen Drohnen weiter aufgrund eher einfacher Systemausfälle runter, fliegen gegen Berge, verlieren ihre Datenanbindung und crashen, rollen am Boden gegen Objekte und fliegen nicht wesentlich anders, als andere ferngesteuerte Flugzeuge auch. Insofern: abwarten und Schlagzeilen über morgen KI-gesteuerte Flugzeuge mit gesundem Zweifel betrachten...
 
gero

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Meine jahrelange Erfahrung mit KIs lässt mich doch eher noch beruhigt in die Zukunft schauen.
Da stimme ich uneingeschränkt zu. Das I in KI ist heutzutage immer noch Forschungsziel, Wunschdenken oder Werbung. Bis man das, was man in den 60er, 80er oder 2000er Jahren als "Intelligent" erreichen wollte wirklich greifbar hat, sind noch einige Durchbrüche in der Technik erforderlich. Was heute geht ist Automatisierung, eine hocheffiziente Optimierung innerhalb eines abgegrenzten Lösungsraumes. Dank brachialer Rechenleistung kann der auch recht groß sein, darf sich aber nicht wirklich verändern. Siehe Schach oder Go-Spiel, ein bekannter, eng abgegrenzter Lösungsraum der ziemlich groß ist. Dank der Rechenleistung kann dieser so weit in die Tiefe ausgedehnt werden, daß nur wenige menschliche Spieler so viele (halb-)Züge fehlerfrei vorauskalkulierten können und der Computer die besseren Chancen hat. Wenn sich der Lösungsraum aber ändert, zum Beispiel der Springer jetzt drei+1 Feld zieht, das Spielfeld nicht mehr 8x8-Felder groß ist, u.s.w., kann sich selbst ein durchschnittlicher Spieler schnell daran anpassen. Der Schachcomputer steht dann aber ohne Hosen da). Ein schönes Beispiel ist Räuberschach. Die Regeln sind fast unverändert, die Zielfunktion eine andere. Ein Schachspieler kann sich umstellen, das Schachprogramm nicht.

Unerwartete Situationen überfordern heutige Computersysteme immer noch (Spiel mal einer akustischen Texterkennung gesungene Sprache vor, streu mal nichtenglische Fremdworte ein, oder schreib mal dem OCR-Programm mit kyrillischen Zeichen).

Also Automatisierung in abgegrenzten Bereichen gibt es, und auch mit atemberaubenden Leistungen. Allgemeinlösungen seh ich eher in der mittleren Zukunft noch nicht. Intelligenz schon gar nicht.

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Für ein einfaches Ausweichen eines anderen Verkehrsteilnehmers mag das richtig sein, aber das taktisch mehrere Züge vorausplanende, richtige Manövrieren eines Flugzeuges an seinen Leistungslimits im Bezug auf mehrere Gegenspieler bei weit höheren Relativgeschwindigkeiten mit Auswertung von deutlich mehr Sensoren ist dann in meinen Augen doch komplizierter als das 2D Manövrieren im Straßenverkehr.
Autonomes Fahren halte ich für ein ganz schlechtes Beispiel. Hier kommt ja als Nummer 1 Hindernis die Tatsache, dass ich im Prinzip alles optisch machen muss. Ein "moderner " Luftkampf auf große Distanz, möglicherweise mit Datalink, Radar & IR Sensoren, da wird doch im Prinzip dem Menschen alles mundgerecht aufbereitet. Mehrere Züge voraus zu planen ist in dynamischen Situationen übrigens wirklich keine Stärke des Menschen. Schon bei der quadratischen Beziehung zwischen Energie und Geschwindigkeit, welche für die Luftfahrt ja entscheidend ist, steigen die meisten Piloten mental aus.

Meine jahrelange Erfahrung mit KIs lässt mich doch eher noch beruhigt in die Zukunft schauen.
Obacht, es geht hier nicht um KI! Ich schicke ja kein Flugzeug hoch, welches da was lernt. Eventuell kann ich aus Daten ein Muster erkennen. Aber im ersten Schritt kann ich die Logik ganz stumpf programmieren. So wie ja in jedem Combat Flight Simulator auch virtuelle Gegner drinstecken (die - entgegen des oft fälschlich benutzten Namens - nicht intelligent sind). Das spannende ist ja - und daher finde ich diese Anmerkung auch fast komisch -

Das ist ein recht alter Artikel eines schon Jahre zurückliegenden Versuches.
- das eben keine Superrechner benutzt werden. Ein "steriler" Luftkampf ist anscheinend eine recht gut zu beherrschende Sache. Das ist gar nicht so fürchterlich kompliziert, und anscheinend leichter im Rechner abzubilden als die Fahrt des DHL-Transporters durch die Spielstraße. Klar, kommt da Freund-Feind Wirr-Warr, Rules of Engagement o. ä. rein, dann brauche ich den Menschen.

Die bisherigen KIs sind nur so gut wie die Datenbasis mit der sie gefüttert wurden. Nur auf dieser Datenbasis funktioniert die Erstellung des neuronalen Netzes und die Mustererkennung. Würde man so eine KI einem völlig unerwarteten Muster entgegen stellen oder einer Extremsituation die bei der Generierung des Netzes deutlich am Rand des Clusters lag und "rausgefiltert" wurde, dann ist die KI auch lost.
Schlussendlich trifft dies aber auch die NI (Natürliche Intelligenz) zu: wir haben uns so irgendwie auf den Krieg von gestern vorbereitet. Die Lernfähigkeit der Organisation Luftwaffe (nicht speziell der deutschen) in einem gänzlich neuen Szenario ist nicht sicher. Eigentlich ist jeder Konflikt ein Beispiel, dass es eben nicht so kam wie erwartet*. Manchmal kann man sich anpassen, manchmal nicht.


Auch die derzeit eingesetzten Drohnen kosten Millionen Dollar pro Stück. Wenn man tatsächlich mit der Rechenleistung eines Raspberry wenigstens bodengestütztem Feuer einer uralten Maschinengewehr ausweichen könnte, dann wäre das schon implementiert.
Die "Leitnationen" im Flugzeugbau haben doch eine sehr starke Jagdflugzeuglobby, und traditionell eben richtige Luftwaffen. Ich denke da eher an Staaten, die sich eben keinen Fuhrpark leisten können. Ich nehme mir ein wirklich kleines Flugzeug, etwa so etwas:
[das konkrete Gerät scheint aber doch etwas zu bulemisch]
Da hab ich vielleicht noch ein Cockpit drin, aber eher optional für das Air Policing in Friedenszeiten.
Für ein Land wie Iran, dass nur begrenzt Zugang zu moderner Technik hat, wäre das eventuell eine Option.









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* Die Syrer haben 1982 ja nicht "planmäßig" ihre 80 Sus und MiGs verheizt, und Israel hatte in seinem Verteidigungsplan 1973 sicherlich nicht als Agendapunkt des ersten Kriegstages "25% der eigenen Luftwaffe heiß abrüsten" drin stehen.
 
Alpha

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Energie und Geschwindigkeit sind für jeden Kampfpiloten dermaßen grundlegende Begriffe dass ich stark bezweifle, dass deine Behauptung über Unwissenheit darüber zutreffend ist. Ebenso stellst du dir Luftkampf deutlich zu übersichtlich und leicht vor (re: "Ein "steriler" Luftkampf ist anscheinend eine recht gut zu beherrschende Sache "). Jede Menge Nationen forschen schon seit Ewigkeiten daran, unter ganz beträchtlichem Mitteleinsatz. Und immer noch gibt es kein auch nur annähernd brauchbares System. Sobald da mal ein Demonstrator unterwegs ist kann man das wieder diskutieren - bisher ist der Sachstand eindeutig. Und zwar sogar Heute - Jahre nach besagtem Artikel.
 
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Hier wird ein bisschen was erklärt:

 
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Wer sich ein wenig Zeit sparen möchte kann ja die ersten 24 Minuten überspringen - sein Fazit ist ziemlich genau die Richtung, die hier auch beschrieben wurde. Netter Versuch aber noch sehr weit entfernt von realer Anwendung im Sinne der Schlagzeile.
 
doerrminator

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Wenn man sich mal die Entwicklung in den letzten Jahren anschaut, dann ist die aber schon ziemlich erstaunlich. Besonders, was die Geschwindigkeit der Veränderungen betrifft. Bis vor ein paar Jahren war es so, dass, wenn sich jemand in der Familie oder im Freundeskreis ein neues Auto gekauft hat, dann hat man sich spasseshalber mal reingesetzt und hat eine Probefahrt gemacht. Vor 4 Wochen hat sich meine Tochter ein neues, unspektakuläres Auto gekauft. Einen Seat Leon Sportkombi. Ich habe mich natürlich auch reingesetzt, aber mit Fahren war da nichts. Ohne erst das Handbuch zu lesen, konnte ich das Auto noch nicht mal starten.

Bei Flugzeugen ist das ähnlich. Einfach mal reinsetzen und eine Platzrunde drehen geht so nicht mehr. Und da liegt nach meiner Meinung auch manchmal das Problem. Fällt die Technik aus, dann sind manche Piloten nicht mehr in der Lage die Maschine problemlos zu landen. Eigentlich erschreckend, aber so ist die Entwicklung seit Jahrzehnten nun mal.

ich bin wirklich gespannt wie die Entwicklung da weitergeht. Man sieht aber doch auch schon, wie lange heute die Entwicklung eines neue Flugzeuges dauert. In den 20/30er Jahren hat man das innerhalb kürzester Zeit geschafft, heute dauert es viele Jahre, bei Kampflugzeugen manchmal Jahrzehnte.
 
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Energie und Geschwindigkeit sind für jeden Kampfpiloten dermaßen grundlegende Begriffe dass ich stark bezweifle, dass deine Behauptung über Unwissenheit darüber zutreffend ist.
Ich meinte den Durchschnittspiloten der gesamten Schar, von PPL bis Eurofighter.

Und ja. Es ist jetzt Zukunftsmusik, aber ich habe so ein Gefühl, dass es destruktiv (also nicht im Sinne unserer schönen Luftüberlegenheit) schneller kommt als man denkt. Es wird nicht aus USA oder gar Deutschland kommen, sondern durch einen Underdog. Und am Ende ist es immer die Frage nach "Bang for the Bug". Kann ich so meinen Luftraum sehr "teuer" machen ohne mein Land mit S-400 vollstellen zu müssen (da wiegt die Rakete 1.8t und kostet wahrscheinlich eine halbe Million pro Schuss).
Ein Eurofighter samt ausgebildeten Pilot kostet knapp 50-100 Millionen EUR, je nachdem welche Kosten man internalisiert. Möchte ich weit weg von zu Haus einen Luftschirm spannen (also den Luftraum über meinem Kopf dem Gegner vorenthalten), brauche ich mindestens ein Dutzend derer und bin schnell bei Milliardenninvestitionen.
 
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