RCAF Snowbird Crash am 17. Mai

Diskutiere RCAF Snowbird Crash am 17. Mai im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; CBC meldet wie erwartet einen Vogelschlag als mögliche Ursache. https://www.cbc.ca/news/politics/snowbird-crash-report-1.5593259 Edit...
born4fly

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CBC meldet wie erwartet einen Vogelschlag als mögliche Ursache.

https://www.cbc.ca/news/politics/snowbird-crash-report-1.5593259

Edit: Inzwischen wurde der Bericht überarbeitet. Von einem wahrscheinlichen Vogelschlag wurde inzwischen auf einen möglichen Vogelschlag reduziert.
 
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Die Untersuchung zu diesem Unfall ist abgeschlossen. Die kanadische Luftwaffe hat einige Auszüge bzw. eine Zusammenfassung einiger Empfehlungen und Erkenntnisse veröffentlicht. Der ausführliche Bericht selbst ist nicht öffentlich. Pressevertreter, die den kompletten Bericht haben wollen, können aber bei der Luftwaffe anfragen...

Ursache war, wie schon früh vermutet worden war, ein Vogelschlag kurz nach dem Abheben. Dabei ist allerdings kein größerer Schaden entstanden, sondern das hat "nur" zu einem Strömungsabriss im Triebwerk geführt (compressor stall), der nicht mehr behoben werden konnte. Der Pilot zog die Maschine nach oben und versuchte dabei in Richtung Flugplatz umzudrehen. Mitten in der Wende geriet die Maschine in einen aerodynamischen Strömungsabriss. Der Pilot gab das Kommando zum Ausstieg. Der Ausstieg erfolgte dann aber außerhalb der Parameter des Rettungssystems.

Der Bericht macht mehrere Empfehlungen zum Training von Notfallsituationen beim Start. Es wurde auch ein Projekt gestartet, dass sich mit möglichen Verbesserungen am Fallschirm des Rettungssystems befassen soll. Zudem soll die Luftwaffe dafür sorgen, dass kein Gepäck mehr zwischen Rettungssitz und Bordwand gestopft wird (= die Snowbirds waren ja auf einer Tour durch das Land und hatten offensichtlich leichtes Gepäck dabei).

Ansonsten wird das Team die Tutor noch bis 2030 fliegen. Die Maschinen erhalten bis nächstes Jahr auch ein Avionik-Upgrade.

Pressemeldung:

Kurzzusammenfassung des Berichts (gleicher Link wie der vom letzten Jahr, inzwischen aktualisiert):


Nachtrag: C.W.Lemoine hat den vollständigen Report bekommen - und stellt ihn in einem Video vor.
 
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Pressevertreter, die den kompletten Bericht haben wollen, können aber bei der Luftwaffe anfragen...
Unverständliche Vorgehensweise im Jahre 2021.

Zudem soll die Luftwaffe dafür sorgen, dass kein Gepäck mehr zwischen Rettungssitz und Bordwand gestopft wird (= die Snowbirds waren ja auf einer Tour durch das Land und hatten offensichtlich leichtes Gepäck dabei).
Ohje, wer "blockiert" denn freiwillig ein Rettungssystem?

Nachtrag: C.W.Lemoine hat den vollständigen Report bekommen - und stellt ihn in einem Video vor.
Sehr gut.
 
macfly

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In dem Video stellt Lemoine auch Aspekte aus dem Bericht vor, die in der Zusammenfassung fehlen oder nur angedeutet werden.

Wer sich das Video nicht angeschaut hat:
  • Bei früheren Vorfällen hat ein Umkehren in dieser Situation (sofort nach dem Abheben) nie funktioniert. Das vorgeschriebene und trainierte Verfahren für einen Triebwerksausfall in dieser frühen Phase sah vor, dass der Pilot hochziehen, geradeaus fliegen und aussteigen soll. Der Pilot gab aber an, dass er sich nach dem Hochziehen (spontan) für ein Umkehren entschieden hat, weil er das Gefühl hatte, dass die Maschine sonst in bewohntes Gebiet gefallen wäre.
  • Die Copilotin war 0,4 Sekunden nach dem Piloten ausgestiegen. Die beiden Rettungssysteme sind nicht gekoppelt. Jeder Sitz ist unabhängig und muss separat ausgelöst werden. Der Pilot hatte "Pull the handles!" gerufen. Vorgesehen war, dass er "Eject, eject, eject!" ruft. Die Copilotin hätte sofort ziehen sollen (sofort beim ersten "eject"), während der Pilot erst nach dem dritten "eject" aussteigt. Da sie hier aber deutlich außerhalb des Bereichs waren, für den die Rettungssysteme vorgesehen waren, hätte das wohl nicht viel geändert. (= es war eher ein Wunder, dass zumindest der Pilot das noch überlebt hat).
  • Neben dem etwas späteren Ausstieg hatte die Copilotin das Pech, dass sie sich nicht vom Sitz lösen konnte. Ihr Sitz hatte sich in Flugrichtung gedreht. Zudem hing wohl eines ihrer Beine im Luftstrom, so dass sich der Sitz nicht mehr gedreht hat, um sich lösen zu können. Zudem fiel sie direkt auf den Boden, während der Pilot auf einem Hausdach aufschlug, was den Sturz etwas "abgefedert" hat.
Statt den Piloten wegen dem Umkehren zu kritisieren, sagte Lemoine ganz deutlich:
Die Copilotin ist gestorben, weil die Maschine mit einem völlig antiquierten, unzulänglichen Rettungssystem aus den 60er Jahren ausgerüstet war. Und das bei einem Flugzeug, dass von einer Kunstflugstaffel betrieben wird, die häufig in Situationen fliegen, in denen das System nicht mehr funktioniert (tief, kopfüber etc).
 

jackrabbit

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Hallo,

Bei früheren Vorfällen hat ein Umkehren in dieser Situation (sofort nach dem Abheben) nie funktioniert.
...
Der Pilot hatte "Pull the handles!" gerufen. Vorgesehen war, dass er "Eject, eject, eject!" ruft.
...
Statt den Piloten wegen dem Umkehren zu kritisieren, sagte Lemoine ganz deutlich:
Die Copilotin ist gestorben, weil die Maschine mit einem völlig antiquierten, unzulänglichen Rettungssystem aus den 60er Jahren ausgerüstet war.
@macfly Vielen Dank für die Zusammenfassung.

Wurde der Pilot denn bisher irgendwo / in anderen Berichten kritisiert?


EDIT: wäre aber auch klar, dass es Kritik gibt, wenn man von vorgeschriebenen und trainierten Verfahren abweicht und hinterher doch nicht als "Held darsteht".

EDIT II: in den Kommentaren zu dem Video gibt es schon die Hinweise, dass man nicht versuchen sollte eine Umkehrkurve zu fliegen (als Anweisung?) und dass der PIC erst 75 Stunden auf dem Flugzeugtyp hatte.

Grüsse
 
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macfly

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Wurde der Pilot denn bisher irgendwo / in anderen Berichten kritisiert?
Nein, in dem Lemoine Video sollte das den Piloten nur vor möglichen "Experten" in den Youtube-Kommentaren in Schutz nehmen. Irgendwer findet sich ja immer, der sich für einen besseren Piloten hält. Daher sein Hinweis, dass nicht mal er (als Ex-F16 Pilot) sich dazu ein Urteil erlaubt (ob die in den Sekundenbruchteilen getroffene Entscheidung nun richtig oder falsch war). Und dass man nicht den Piloten für den Tod der Frau verantwortlich machen soll, sondern die mangelhafte Rettungsausrüstung (die in ein Museum gehöre, aber nicht ins Cockpit einer Kunstflugstaffel).
 

jackrabbit

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Hallo,

... , sondern die mangelhafte Rettungsausrüstung (die in ein Museum gehöre, aber nicht ins Cockpit einer Kunstflugstaffel).
okay, wobei der Unfall aber nichts mit Kunstflug zu tun hatte. Es war halt einfach ein alter Jet.

Bzgl. der "Experten" macht es Sinn sich die Kommentare selber durchzulesen.

Grüsse
 
FastEagle107

FastEagle107

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Das Video ist, wie immer, sehr gut. Ich stimme C.W. Lemoine in (fast) allen Punkten zu (einmal erwähnt er nebenbei, dass er denkt die Instrumentierung im Cockpit der Tudor sei "unsafe". Ich vermute, dass es mehr ein sprachlicher Missgriff war. Ich denke, die Instrumentierung ist nicht unsafe aber sicherlich veraltet und birgt ein hoeheres Risiko für Fehler oder Fehlinterpretationen.)

Sehr gut finde ich seine Meinung zu dem veralteten Flugzeug und dem veralteten Sitz. Die kanadische Luftwaffe geht mit dem veralteten Systemen ein Risiko ein, welches sie anscheinend als akzeptabel beurteilt haben und ist jetzt mit dieser Risikobeurteilung auf die Nase gefallen. In 2021 sollte keine Luftwaffe ihre Piloten diesem unnötigen Risiko aussetzen!

Die Diskussion um den Sitz und das alte System stellen alles andere etwas in den Schatten, was sicherlich beabsichtigt war und auch seine guten Gründe hat. Als Jetpilot gehoert es zum Beruf dazu in kürzester Zeit schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Es ist immer einfach die getroffene Entscheidung im Nachhinein zu beurteilen aber im akuten Moment ist es teilweise extrem schwer diese Entscheidung unter Zeitdruck zu treffen. Und manchmal sind sie eben auch leider falsch. Diesem Risiko setzt man sich jedesmal aus, wenn man in einen Jet steigt. Das weiss der Pilot und das weiss auch der Arbeitgeber. Der Bericht, sowie auch C.W. Lemoine stellen ganz klar fest, ob die Entscheidungen des Piloten richtig waren oder nicht. Und das ist sehr wichtig für nachfolgende Piloten, die aus diesem Unfall lernen müssen.

Aber ich kann nicht von einer Berufsgruppe, die ständig schwierige Entscheidungen in extremen Situationen treffen muessen, erwarten, dass es immer 100% die richtigen Entscheidungen sind. Ich kann nur mein bestes tun sie bestmöglich auszubilden (und ihnen gutes Material zur Verfügung stellen!!). Wenn dann mal ein Fehler passiert, der weder fahrlässig noch vorsätzlich war, muss ich den Piloten auch mal zugestehen, dass es eben leider auch mal tragisch enden kann. So gesehen, kann ich vor der kanadischen Luftwaffe nur meinen Hut ziehen, weil sie den Piloten nicht zum Bauernopfer gemacht haben sondern in Schutz nehmen und ganz klar die eigenen Versäumnisse bezüglich Flugzeug und Rettungssitz betonen.
Ich hoffe der Pilot, sowie die Angehörigen der Verunglückten, können diesen tragischen Unfall irgendwann verarbeiten und irgendwann wieder zu einer Art "normalen" Leben zurück finden.

"Wenn ich von meinen Leuten das unmögliche erwarte, sollte ich ihnen wenigstens das passende Material dazu geben, um es zu versuchen."
(von einem Poster, welches in der Wittmunder QRA hing, frei zitiert)
 
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