In den Zeiten, wo noch andere Produktentwickler in Bünde saßen (die mittlerweile im Ruhestand sind) hatte ich mal einen recht guten Draht zu Revell. Damals war es schon absurd, wenn einem erzählt wurde unter welchen Umständen Neuheiten realisiert werden und unter welchen nicht. Seinerzeit hatten die Produktentwickler durchaus gute Ideen und Vorstellungen. Sie erzählten aber auch recht freimütig davon welche Formen-Entwicklungen teils deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren und sprichwörtlich "Griffe ins Klo" waren. Aber das ist Geschichte.
Wir wir alle wissen hat sich seitdem das Karussel etliche Male gedreht und die "alten Zeiten", in denen Revell vergleichsweise gute, teils außergewöhnliche Bausätze zu bezahlbaren Preisen gemacht hat werden wohl nicht wiederkommen. By the Way: Auch zu Zeiten der ehemaligen Produktenwickler war 1:48 nie ein Sortiments-Fokus, weil der in diesem Segment mögliche Absatz als "hauptsächlich amerikanisch" eingestuft wurde, man hier aber kaum Möglichkeiten sah, dort größere Mengen an den Mann zu brigen. Ergo sind die meisten 1:48-Releases von Revell aus den letzten 30 Jahren irgedwleche Monogram-Sachen oder Kooperationen. Sicherlich ist es streitbar, ob diese Einschätzung damals schon überhaupt noch richtig war, oder nicht.
Ein Vorredner hat es schon geschrieben: Auch mir missfällt die Preisgestaltung. Italeri hat als erster (low-price-Hersteller) am Markt richtig zugelangt, auch Airfix hat einige Dinge im Programm, die nicht gerade "günstig" sind. Aber bei Revell nimmt es Überhand. Beispiel 1:32 H145 ADAC/Rega - kostet heute UVP 49,99€ - Der Basisbausatz als EC-145 mit konventionellem Heckrotor gab es 2005 für 17,99€ - Auch wenn durch den anderen Heckrotor sowie die veränderte Innenausstattung neue Teile hinzukamen und allgemein alles teurer wird ist diese Preissteigerung meines Erachtens nicht zu rechtfertigen. Und 14,99€ für den bereits angesprochenen uralten und wirklich schwachen Matchbox-Lynx sind eine Frechheit - Da hätte eine Hobbyboss-Kooperation deutlich mehr Sinn ergeben. Das James-Bond-Tiger-Modellset ebenso, allerdings mögen hier auch Lizenzgebühren eine Rolle spielen.
Ich kann es mir eigentlich nur so erklären: Da Kaufhäuser (Karstadt-Galeria, Müller) ihre zuvor zuverlässig gefüllten Revell-Regale nun scheinbar flächendeckend seit geraumer Zeit anders nutzen und dieser Absatz für Revell wegfiel kann ich mir denken, dass man bei Revell die Stückzahl pro (Re-)Release im Vergleich zu früher deutlich nach unten geschraubt hat. Man muss jetzt kein Ökonom sein um zu verstehen, was das mit den Skaleneffekten macht. Scheinbar möchten die Eigentümer das nun durch das Drehen an der Preisschraube nach oben kompensieren.
Ferner scheint man als Zielgruppe schon lange nicht mehr die Einsteiger bedienen zu wollen, die für rund 10,00€ mal eben einen 72er Jet oder Prop basteln möchten. Jugendliche kann man mit klassischem Plastik-Modellbau schon lange nicht mehr begeistern - der Zug ist abgefahren. Das Klientel der "Wieder-Einsteiger" ist hingegen attraktiver, weil es finanzstärker ist und durch höhere Ansprüche auch bereit ist, mehr Geld auszugeben. Revell weiß das natürlich.
Und sind wir mal ehrlich: Viele von uns kennen die Gelegenheiten und die Händler, bei denen die Listenpreise von Revell teils deutlich unterboten werden.
Ob Revell noch die Kurve kriegt? Es darf bezweifelt werden. Die Fertigungsqualität lässt nicht darauf schließen (die Tornado-Combo-Rezension im MV spricht Bände). Wir werden es sehen.
Kenneth hat es angesprochen: Immerhin scheinen sie auf Kunden zu hören. Der NH-90 NFH ist eine willkommene und eigentlich überfällige Wiederauflage - wenn man sich die Mondpreise ansieht, die das Ding mittlerweile erzielt. Und das habe ich Revell über Jahre hinweg persönlich mitgeteilt. Ich bezweifele allerdings, ob dort eine bauteile- und decalmäßige "Germanisierung" stattfindet.
Ob das ganze nun ein allgemeines "Herunterreden" des Herstellers oder der Marke rechtfertigt? Ich denke nein. Man muss die Produkte ja schließlich nicht kaufen.