Russische und amerikanische Flugzeugtechnik der 50er und 60er im Vergleich

Diskutiere Russische und amerikanische Flugzeugtechnik der 50er und 60er im Vergleich im Luftfahrzeugtechnik u. Ausrüstung Forum im Bereich Grundlagen, Navigation u. Technik; Hinkender Vergleich. Wie viele Jahre war der Irak isoliert, was war von seiner Technik noch einsatzfähig ? - in einem Ost-West Konflikt in Europa...

Maxe

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Schorsch schrieb:
Ich meine nur, dass in einem Ost-West-Szenario grosse Bodenradarstationen als erstes ausgeschaltet werden. Im Konflikt gegen den Irak war es genauso. Des Weiteren wuerde man eventuell Anstrengungen unternehmen, die Bodenradare des Feindes zu stoeren, um seinen effektiven Einblick in den eigenen Luftraum einzuschraenken.

Hinkender Vergleich. Wie viele Jahre war der Irak isoliert, was war von seiner Technik noch einsatzfähig ? - in einem Ost-West Konflikt in Europa wären die Vorraussetzungen völlig andere, nicht vergleichbare gewesen.
Im übrigen sieht die sowj. Taktik auch in solchen Sachen völlig anders aus als hier egal dargestellt : Alle wichtigen Ziele wären nicht von einer MiG-25, Tu-16, Tu-22 oder weis ich was angegrifffen wurden - sondern pro Ziel von ganzen Staffeln. Ein Flugzeugträger etwa wäre von Tu-16/22 und U-Booten angegriffen wurden - und zwar jeweils nicht nur von einem Exemplar.
Solch Szenario hat sich bisher (Gottseidank) noch nie und nirgends abgespielt - die ewig unrealistischen Vergleiche mit dem Irak bringen meiner Meinung nach gar nix. Erinnert mich immer wieder an den Witz, wie die Ostfriesen dereinst die SU angreifen wollten ...

MiG-25 gegen SR-71 : scheint in diesem Thread wichtiger und existentieller als in der Realität zu sein. So viel Wert wie hier werden wohle beide Seiten in der Realität nicht auf solch fragwürdiges Szenario gelegt haben.
Es gab ca. 30 SR-71 im Einsatz. Die Kosten und die Flugvorbereitung waren extrem enorm. Welchen Wert hätte eine SR-71 in einem Ernstfall in Europa gehabt ? - die Bilder von Atomverwüsteten Regionen hätten Satelitten billiger und besser und schneller gemacht und die MiGs wichtigere Ziele gehabt ...

Die MiG-25 hat in der SU-Verteidigung nie die Rolle gespielt wie etwa die Su-15 - letztere war wichtiger, in größerer Stückzahl und nie exportiert.
 
Schorsch

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Maxe schrieb:
MiG-25 gegen SR-71 : scheint in diesem Thread wichtiger und existentieller als in der Realität zu sein. So viel Wert wie hier werden wohle beide Seiten in der Realität nicht auf solch fragwürdiges Szenario gelegt haben.
Es gab ca. 30 SR-71 im Einsatz. Die Kosten und die Flugvorbereitung waren extrem enorm. Welchen Wert hätte eine SR-71 in einem Ernstfall in Europa gehabt ? - die Bilder von Atomverwüsteten Regionen hätten Satelitten billiger und besser und schneller gemacht und die MiGs wichtigere Ziele gehabt ...

Die MiG-25 hat in der SU-Verteidigung nie die Rolle gespielt wie etwa die Su-15 - letztere war wichtiger, in größerer Stückzahl und nie exportiert.
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Trotzdem geht ja davon irgendwie eine Faszination aus.
Eventuell kann jemand hier mal etwas Infos zur Su-15 beisteuern.
 
Hunter75

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Schorsch schrieb:
Ich meine nur, dass in einem Ost-West-Szenario grosse Bodenradarstationen als erstes ausgeschaltet werden. Im Konflikt gegen den Irak war es genauso. Des Weiteren wuerde man eventuell Anstrengungen unternehmen, die Bodenradare des Feindes zu stoeren, um seinen effektiven Einblick in den eigenen Luftraum einzuschraenken.
Wer aber wessen Nervenzentralen zuerst ausschaltet,wer die bessere Arbeit macht/e.
Eine Störung der feindlichen Aufklärung/Überwachung meines Luftraumes,liefert dem Feind nur eine ungenügende Basis für einen Angriff.
Sollte irgendwann im Verlaufe eines solchen Szenarios an einer Stelle eine der Parteien die Oberhand gewinnen,dann fällt der Rest auch ganz schnell.
Der Irak war von Anfang an nicht gleichberechtigt aufgestellt,so daß sich dieses Problem garnicht ergab.
Der Irak hat in Unwissenheit über die Möglichkeiten moderner Taktiken und Kampfführung den Bodenkrieg gesucht und schmerzlich erlebt,welche Rolle die Luftwaffe im modernen Krieg spielt.
 
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Maxe schrieb:
Hinkender Vergleich. Wie viele Jahre war der Irak isoliert, was war von seiner Technik noch einsatzfähig ? - in einem Ost-West Konflikt in Europa wären die Vorraussetzungen völlig andere, nicht vergleichbare gewesen.
Sehe ich genauso. Ich darf mich mit aller gebotenen (Un)Bescheidenheit mal selbst zitieren: http://www.flugzeugforum.de/forum/showthread.php?p=470562#post470562post470562

Ich glaube nicht, dass eine effektive Eleminierung der bodengestützen Luftaufklärung in den 70/80er Jahren möglich gewesen wäre. Sicherlich war schon damals das Stören und /oder Elemineiren einer einzelnen Radarstation nicht das Problem, aber insgesamt und auf Dauer? Bei dem dichten Netz, der taktischen Beweglichkeit (zumindest eines Teils), den unbekannten, weil nie genutzten Wechselfrequenzen? Vielleicht orientieren wir uns hier doch zu ssehr an den Fähigkeiten der einzelnen Waffensysteme und verlieren das System etwas aus den Augen?

Gruß R.
 
radist

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Schorsch schrieb:
...
Eventuell kann jemand hier mal etwas Infos zur Su-15 beisteuern.
Hier kann ich mir natürlich den Hinweis auf das Buch über das OKB Suchoij (in englisch) nicht verkneifen, aber das hast Du bestimm.
Weil ich aber Deine Beiträge (meistens;)) sehr gut finde und weil bald Weihnachten ist habe ich noch was anderes.
In der "Awiazia i wremja" ist 2003 ein mehrseitiger Bericht zur Su-15 (Historie, Entwicklung, Einsatz) erschienen. Ich habe mich heute mal an die Übersetzung gemacht und schicke hier die ersten 3 Seiten. Da geht es erstmal um die Projektphase, Technik kommt später. Mal sehen, ob ich das Tempo halten kann (täglich 3 Seiten).
Natürlich sind in dem Bericht auch Bilder, aber das macht ja manchmal Probleme im FF. Ich dachte, dass ich die nach Fertigstellung der Übersetzung in den Text einbaue und das dann bei Interesse einfach privat weitergebe.

radist
 
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HorizontalRain

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Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht ganz im Stich lässt, war 'ne AWACS ein so wichtiges Ziel, dass gegen sie eine ganze Staffel zum Einsatz gebracht werden sollte.
@ radist

Dein Erinnerungsvermögen lässt Dich nicht im Stich. Eine der möglichen Varianten den Angriff auf AWACS durchzuführen, war wirklich eine komplette Staffel von 12 MiG-21 (ggf. auch MiG-23 bzw. 29), einzusetzen. Die Orbits der Vögel glaubte man zu kennen, so dass man die 12 Lfz aufgeteilt in Vierergruppen (Ketten) in extrem geringer Höhe so an das Orbit bringen wollte, dass jeweils eine Kette die äußeren Wendepunkte des Orbits und die dritte Kette die "Mitte" anfliegen sollte. An einen vorher bestimmtem Punkt sollte das Hochziehen mit Nachbrenner und das nochmalige "Auffächern" in Einzelflugzeuge erfolgen. Mindestens einer sollte das "fliegende Auge" dann im Visier haben und abschießen. Haben wir in Preschen sogar mal trainiert (allerdings ohne gegnerischen Jagdschutz!). Ziel war, wenn ich mich nicht irre eine An-12.
War natürlich ein Plan mit sehr vielen Unbekannten/Unwegbarkeiten: FlaRak-Gürtel, Jagdschutz, Kraftstoffvorrat, ...
Auf gut Deutsch, ein nettes Himmelfahrtskommando, von dem etwa Null bis Einer wieder zurückgekommen wären.

HR
 
Hunter75

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HorizontalRain schrieb:
...
Auf gut Deutsch, ein nettes Himmelfahrtskommando, von dem etwa Null bis Einer wieder zurückgekommen wären.

HR
Welches tausenden eigenen Soldaten ein Weiterleben ermöglichen kann.Nur ob man so einen Krieg Leben nennen kann.
Zum Glück ist es nie vorgekommen und wird es hoffentlich nicht.
 
radist

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So, hier die Fortsetzung.
Geht dann aber erst am Mittwoch weiter, heute Nachmittag ist Weihnachtsfeier mit den Kollegen.:FFTeufel: :TOP:

radist
 
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radist schrieb:
So, hier die Fortsetzung.
Geht dann aber erst am Mittwoch weiter, heute Nachmittag ist Weihnachtsfeier mit den Kollegen.:FFTeufel: :TOP:

radist
Grosses Lob ob der Muehen. Bisher 6000 Woerter!

Bis Version 2 finde ich auffalend:
- Die russische Regierung wollte gar keine Kampfflugzeuge, sondern war vielmehr in Raketen verliebt. Daher war das Forschen an neuer Technik sehr schwer und die Su-15 musste als "Erweiterung" verkauft werden.
- Die Einlaufgeometrie stellte Neuland fuer Suchoi und anscheiend fuer die gesamte Industrie da (das war etwa 1958).
- Die Forderungen wurden nur bedingt erfuellt, wobei die nicht erfuellten Forderungen auch reichlich utopisch waren (2500km Reichweite, Ziele mit 2500km/h abfangen, 24km Dienstgipfelhoehe)
- Anscheinend ist die Suchoi nicht wegen sondern trotz der Forderungen ein gutes und brauchbares Flugzeug geworden.

Insgesamt muesste man mal die Beschaffungspolitik vergleichen. Es scheint, als laege hier der Hund begraben.
 
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Ja, es ist schon erstaunlich, auf welche Art von Schwierigkeiten man treffen kann, wenn man einfach nur ein neues Flugzeug konstruieren will, da sind die technischen Probleme manchmal garnicht die schlimmsten.
Ich denke, das Gerangel hinter den Kulissen ist ein Problem mit dem die Konstrukteure in den USA und der SU zu kämpfen hatten, nur waren die Quellen dieser Übel andere.

Es scheint mir aber auch, als wenn die Su-15 bei ihrer Truppeneinführung 1967 noch nicht "fertig" war.

radist
 
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radist schrieb:
Ja, es ist schon erstaunlich, auf welche Art von Schwierigkeiten man treffen kann, wenn man einfach nur ein neues Flugzeug konstruieren will, da sind die technischen Probleme manchmal garnicht die schlimmsten.
Ich denke, das Gerangel hinter den Kulissen ist ein Problem mit dem die Konstrukteure in den USA und der SU zu kämpfen hatten, nur waren die Quellen dieser Übel andere.

Es scheint mir aber auch, als wenn die Su-15 bei ihrer Truppeneinführung 1967 noch nicht "fertig" war.

radist
Bei beiden Nationen scheint eine gewisse Diskrepanz zwischen den Forderungen der Luftwaffe und den Moeglichkeiten der Technik zu geben. So hat man immer hoehere Geschwindigkeiten gefordert ohne die zugehoerigen Einschraenkungen zu sehen. Dazu kommen wie hier bei der Su-15 Forderungen wie
- hohe Ueberschallgeschwindigkeit
- gute Start- und Landeeigenschaften
- Fliegbarkeit von normalen Piloten ohne exzessive Ausbildung
- (fuer einen Jet der 50er) grosse Reichweite
Das vertraegt sich alles nicht. Dazu hat man den Ingenieuren noch gesagt, welches Radar sie zu nehmen haben. Es ist interessant, dass die Konstrukteure schlussendlich
- ein anderes Radar genommen haben
- ein anderes Triebwerk
- Reichweitenziel verfehlt haben
und trotzdem wurde die Su-15 ein erfolgreiches Flugzeug. Die Konstrukteure haben doch viel Chuzpe bewiesen und haetten sie es so wie befohlen gemacht, waere wohl nie was brauchbares bei rumgekommen. Ich tippe, das ist Russland wie es leibt und lebt. ;)
 

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Erst mal dicken Dank an radist für die interessante und sehr gute Übersetzung !

Es schein irgendwie eine typisch russische Geschichte zu sein : Ein Flugzeug wird entworfen, der prototyp gebaut - und nun schaun wir mal, wie das ding so fliegt.
Ich glaube nun auch, das die Russen weniger vorher rechnen und dafür hinterher mehr testen.
Habe gerade ein Buch zu Pe-8 (schwerer 4mot. Bomber WKII) gelesen - da gehts ähnlich zu. Das rumprobieren mit den ganzen "Kleinigkeiten" an der Su-15 könnte fast dem Buch zur Pe-8 entnommen sein. Da wusste keiner, warum die Höchstgeschwindigkeit nicht erreicht wurde. Da waren Vibrationen - keiner wusste woher. Man kontrollierte irgendwann die Verstellpropeller - die waren nicht korrekt montiert. Man bastelte rum - und siehe da : Vibrationen weg - und die Bude schafft auf einmal die Höchstgeschwindigkeit.

Die MiG-15 war auch gut - aber sie wurde erst als MiG-17 das, was sie werden sollte. An der Jak-28 Reihe wurde wohl bis zuletzt rumgedoktort, die fertige Su-15 werden wir wohl erst im Abschnitt Su-15TM erleben.
Schauen wir weiter nach vorn - da hätten wir die Su-27. Das war kein Entwurf, dem sein Erfolg am Reissbrett in die Wiege gelegt wurde. Suchoi persönlich stoppte zunächst die Serienfertigung (T-10)(!!!), der ganze Vogel wurde überarbeitet und sieht nun so aus, wie wir ihn kennen. Und auch da wurde und wird erst so nach und nach klar, was mit dem Ding so geht - das wurde regelrecht erflogen.

Die Jak-28-64 ist ein ganz interesantes Thema : das war eine komplett neu entworfene Jak, mit der Su-15 vergleichbar. Seitliche Lufteinläufe, Rumpftriebwerke - lediglich die Flächen erinnern noch an die Jak-28.

Bei den Amis ging natürlich auch nie immer alles kontnuierlich geradeaus. Aber mir will auch scheinen, das sie gerade in diesem von uns besprochenen Zeitraum durch eben bessere theoretische Vorarbeiten oft die kürzeren Entwicklungswege hatten.

Noch ein paar Worte zu SR-71 von mir :
Ohne diesen ganzen Entwurf irgendwie schlecht machen zu wollen und dessen Leistungen in Frage stellen zu wollen - Es war ein Flugzeug, das andere wohl gar nicht haben wollten. Extreme Kosten, Extra Treibstoffe, Horrende Flugvorbereitung, schwer zu fliegen. Kein Flugzeug für den Ernstfall, Kein Flugzeug das man sich auf Dauer leisten kann. Als Jäger oder Bomber wäre sie wohl zu jeder Zeit durchgefallen.

In dieser Hinsicht muss man sich auch die B-58 betrachten.
Die Diskussion zur Wirtschaftlichkeit einzelner Muster hatten wir schon - ich denke auch wichtiger Punkt. So makaber es klingt ( aber die Geschichte beweist nix anderes) - den Russen kam es auf 1 oder 2 verlorenen Flugzeuge pro Ziel wohl nie an. Das Ziel soll irgendwie vernichtet werden - Fertig.
In Vietnam haben die MiGs teilweise - es kam hier offensichtlich unter anderem auch auf die entsprechend erfahrenen Piloten an - gut Erfolge erreicht. Bedenkt man dazu, wie billig dieses Muster war und wie viele alleine die SU im Ernstfall davon einsatzbereit gehabt hätte ...
 
radist

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Schorsch schrieb:
Ich tippe, das ist Russland wie es leibt und lebt. ;)
Ein beliebtes, altes Sprichwort in Russland sagt:
"Rossija welika, i Zar doljok!" = "Russland ist groß und der Zar ist weit!"
Man musste nur sehen, wie man die "Eigeninitiative" später der Führung verkaufen konnte.

radist
 
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Arne schrieb:
Noch ein paar Worte zu SR-71 von mir :
Ohne diesen ganzen Entwurf irgendwie schlecht machen zu wollen und dessen Leistungen in Frage stellen zu wollen - Es war ein Flugzeug, das andere wohl gar nicht haben wollten. Extreme Kosten, Extra Treibstoffe, Horrende Flugvorbereitung, schwer zu fliegen. Kein Flugzeug für den Ernstfall, Kein Flugzeug das man sich auf Dauer leisten kann. Als Jäger oder Bomber wäre sie wohl zu jeder Zeit durchgefallen.

In dieser Hinsicht muss man sich auch die B-58 betrachten.
Die Diskussion zur Wirtschaftlichkeit einzelner Muster hatten wir schon - ich denke auch wichtiger Punkt. So makaber es klingt ( aber die Geschichte beweist nix anderes) - den Russen kam es auf 1 oder 2 verlorenen Flugzeuge pro Ziel wohl nie an. Das Ziel soll irgendwie vernichtet werden - Fertig.
In Vietnam haben die MiGs teilweise - es kam hier offensichtlich unter anderem auch auf die entsprechend erfahrenen Piloten an - gut Erfolge erreicht. Bedenkt man dazu, wie billig dieses Muster war und wie viele alleine die SU im Ernstfall davon einsatzbereit gehabt hätte ...
So ist es. Man vergisst bei allem Enthusiasmus oftmals die praktischen Erwaegungen. Das ist der USAF damals auch so gegangen. Sie bekam Mach2-Bomber und Mach3-Aufklaerer um zu merken, dass man diese nicht wie P-51 einsetzen konnte. Ich wuerde zum Teil sogar bezweifeln, dass die SR-71 in dieser Form ihre Investition wert wahr (man haette aehnliche Ergebnisse eventuell mit dem Verlust von ein oder zwei mehr Flugzeugen+Piloten erkauft, aber unterm Strich Resourcen gespart). Die B-58 war in performance ueberagend, ein Kriegsdeployment in SO-Asien waere zu Katastrophe verkommen.
 
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Bei beiden Nationen scheint eine gewisse Diskrepanz zwischen den Forderungen der Luftwaffe und den Moeglichkeiten der Technik zu geben. Ich tippe, das ist Russland wie es leibt und lebt. ;)
Es hat auch schon deutsche Forderungen (allerdings nicht von der Luftwaffe) nach einem Hubschrauber mit Fähigkeit zur Standschwebe in 4000m Höhe gegeben. Oder verklausukiert, die Forderung aus einem geschützten Gefechtsstand aus der Luft aus der Bewegung zu führen - was im Endeffekt auf einen gepanzerten Hubschrauber der 200t-Klasse hinausläuft ;)

Ich hatte während meines Studiums eher den Eindruck, dass die Russen viel rechnen - allerdings hatte ich nur mit SAM zu tun - und in Punkt mathematischer Modellierung sehr fortgeschritten waren, die technologischen Möglichkeiten aber dann nicht ausreichend. Vielleicht lag aber auch eine Ursache der Misere darin, dass mathematische Modelle meist unzureichend sind, wenn man konstruktiv Neuland betritt und erst im Laufe der Entwicklung angepasst werden müssen. Ein wesentlicher Vorteil der Amerikaner war nach dem Krieg sicherlich, dass man auf die sehr umfangreichen Versuchsreihen der Deustchen - auch zu Detailfragen - zurückgreifen konnte, die dann eine brauchbare Modellierung ermöglichten. Auf Dauer bringt ein Stapel Messprotokolle manchmal mehr als ein fertiger Prototyp.

Gruß R.
 
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So, nu geht das weiter mit Su-15.
Die T bzw. TM sollten wirklich was "Besseres" werden, war aber nicht so einfach, wie hier zu lesen ist.
Ich habe 2 Absätze über Versuche zu Ski-Fahrwerken bzw. zu der Schulmaschine Su-15UT, UB erstmal ausgelassen.

radist
 
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Ein Fakt, den wir bisher noch nicht angesprochen haben, sollte noch erwähnt werden. Er betrifft sowohl Amis als auch Ruskis gleichermaßen.
Die Technik schritt in Siebenmeilenstiefeln fort zwischen dem Ende des zweiten Weltkriegs und Mitte der 60er Jahre. Mit der Technologie wuchs die Komplexität der Projekte exponential an. Während im 2. Weltkrieg ein Projekt noch von einer kleinen Gruppe gut geführt werden konnte und prinzipiell beinahe alles „on site“ beim Hersteller entwickelt wurde, waren an späteren Projekten riesige Stäbe an Ingenieuren beteiligt plus unzählige Zulieferer. Es ist mitunter offensichtlich, dass bei bestimmten Projekten einfach die Sache aus dem Ruder lief, man anscheinend den Überblick verlor. Kelly Johnson ist auch weniger geachtet für seine Fähigkeiten als Wissenschaftler, sondern für seine Fähigkeit ein Projekt erfolgreich zu führen. Wäre mal ne spannende Frage, wie er das mit dem A380 hinbekommen würde.

Würde man einem heutigen Chefingenieur folgende Aufgabe stellen:
Baue ein Flugzeug, welches
- Leistungsdaten hat, die man mit den bekannten Methoden bestenfalls schätzen kann,
- neue und nur bedingt verstandene Aerodynamik anwendet,
- ein komplett neues Triebwerk nutzt, dessen Technologie noch nicht richtig validiert ist,
- eine riesige Menge Avionik anwendet, die so nur in den Köpfen ihrer Erfinder existiert,
- Materialien nutzt, die man bisher noch nie angewendet hat,
- aber bitteschön die im Vertrag festgeschriebenen Leistung erfüllt
- und dazu noch zu dem Preis P am Datum D bei der Luftwaffe auf dem Hof stehen soll.

Dann würde er entweder
- schreiend weglaufen
- aberwitzige Budgets veranschlagen
- das Datum auf D+5 Jahre setzen.
Alles aber nicht hilfreich, wenn man einen Vertrag bekommen möchte.

Will sagen, viele Entwickler waren mit ihrer Aufgabe wohl schlicht überfordert (ohne dabei schlechte Arbeit zu leisten) und manche haben es besser hinbekommen und manche schlechter. Ich würde die Amis in der Hinsicht als flexibler und erfolgreicher bezeichnen. Trotzdem gibt es auf beiden Seiten perfekte Beispiele für vergeigte Projekte (USA: F-111, SU: MiG-25).
 
radist

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Hier nun der Rest des Artikels, wie gesagt habe ich die Abschnitte zu den Schulmaschinen und zu eingen speziellen Experimentalversionen ausgelassen.
Es folgt in dem Heft noch ein Abschnitt über Einsatzerfahrungen und spezielle Zwischenfälle, den kann ich ja später mal nachreichen.

Ich möchte aber hier nochmal an die Worte von Schorsch anknüpfen.
Wir diskutieren hier oft sehr ausführlich über ein spezielles Flugzeug oder vergleichen einzelne Leistungswerte, kritisieren die eine oder andere konstruktive Lösung.
Gerade am Beispiel der Su-15 sieht man aber mal wie oft und aus welch unterschiedlichen Gründen schon in der Enstehung, teilweise gegen besseres Wissen der Ingenieure, Kompromisse eingegangen werden müssen. Manchmal steht eine bessere Lösung rein vom Stand der Technik aber auch einfach nicht zur Verfügung, wenn man sie dann z. B. 5 Jahre später hat wird sie nicht mehr verwendet, weil bei laufender Serie eine Einführung zu teuer ist. Trotzdem wundert sich dann der Aussenstehend: "Warum haben die das denn so gemacht??? Währe doch viel besser wenn man ....."

Ich habe den Eindruck, gerade bei der Su-15 wollten 2 Seiten, Suchoij und die Militärs, unter den damaligen politischen Prämissen die voll auf Raketen ausgerichtet waren, lieber schnell ein Flugzeug das besser war als die Vorhandenen, auch wenn es die geforderten (extrem hohen) Leistungsdaten nicht erfüllt hat. Das konnte man dann weiter entwickeln und auf den geforderten Stand bringen. Hätte man auf die komplette Lösung gewartet, hätte das Flugzeug nicht 4 Jahre später, sondern garnicht zur Verfügung gestanden, weil das Programm wie viele andere auch abgebrochen worden währe.

Ich denke weiterhin, dass ähnliche Situationen bei der Flugzeugentwicklung auch in den USA vorgekommen sind/vorkommen. Wenn ich die Ursachen und Wirkungsmechanismen vergleiche sehe ich in USA und SU viele Parallelen:
- politische Prämissen sorgen in beiden Ländern für den Start oder den Abbruch von Programmen
- der (militärische)Auftraggeber bestimmt mit seinen realen oder utopischen Vorderungen wesentlich die Machbarkeit des Projektes
- Konkurrenz belebt nicht nur in der Marktwirtschaft das Geschäft, auch zwischen den OKB gab es heftigen Zwist (wenn es Suchoij mit der Su-15 nicht geschafft hätte, wieder ein Flugzeug in Serie zu bringen hätter er auch kleinere Brötchen backen müssen)
- die Vergabe von Aufträgen hängt auch von Bezihungen ab, in der SU zum Politbüro, in den USA ... :confused: Schorsch, das weist Du besser;)
- wenn sich Auftraggeber (Militär) und Lieferant (OKB, Konzern) einig sind (sicherlich aus unterschiedlichen Gründen) kann man auch riskante Projekte gegen Parteiapparat, Planwitschaft, Kongress und Rechnungshof durchbringen

radist
 
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