Russland - Auswirkungen der Sanktionen auf die Luftfahrt

Diskutiere Russland - Auswirkungen der Sanktionen auf die Luftfahrt im Luftfahrzeuge allgemein Forum im Bereich Luftfahrzeuge; niemand seriöses sagte einen schnellen Tod voraus. Aber die sichtbaren Einschränklungen, die die russische Luftfahrt hinnehmen muss, sind extrem...

BiBaBlu

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aber manchmal leben Todgesagte länger
niemand seriöses sagte einen schnellen Tod voraus.
Aber die sichtbaren Einschränklungen, die die russische Luftfahrt hinnehmen muss, sind extrem.

Klar werden sie, wie auch der Iran oder Nordkorea, eine gewisse Flotte Flugbereit halten können, der Grau- und Schwarzmarkt ist gerade für die Flugzeugtypen die es in grosser Stückzahl gibt definitiv ergiebig. Das wurde auch von beginn an so vorausgesagt. Aber der Preis für Russland steigt, die flugbereite Flotte ist mittlerweile in Richtung homöopathisch am absinken und der Eigenbau ihrer modernsten Muster ist faktisch tot (SSJ und MS-21).
 
Schorsch

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Alien
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Das langfristig schädigende ist eigentlich, dass sie absehbar keinen Flieger mehr leasen oder irgendwie finanzieren können. Da ja alles und jedes in RU unter der Fuchtel des Kremls steht, und der für einen Stich im Propaganda-Skat auch gerne mal Verträge über Bord wirft, wird niemand denen etwas von Wert leihen ohne nicht maximalen Zugriff darauf zu haben. Wäre ich eine Leasing-Gesellschaft, ich würde meinem Leasing-Nehmer sogar verbieten da auch nur hinzufliegen (außer er hat jemanden zur Hand, der im Falle eines Festsetzens des Assets 100% des Werts ersetzt).
 
mcnoch

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Alien
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Die russischen Behörden wollen nun alle 599 verbliebenen Boeing und Airbus Maschinen bis zum Jahresende auf ihre Lufttüchtigkeit prüfen. Kein ganz kleines Unternehmen. Dabei macht die FATA schon jetzt klar, dass man nicht zu dem "mikroskopischen Level" der Untersuchungen zurückwill, wie er im Westen gepflegt wird. Die russischen Beamten sein erfahren genug die Flugzeuge auch so beurteilen zu können.

Russia's Federal Air Transport Agency to inspect 599 Boeing and Airbus aircraft by year-end (airlinerwatch.com)
 

Sens

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Die Prognose von Richard Aboulafia zeigt, dass die russische Luftfahrt nach dem Ende der Sanktionen einmal sehr hohe Wiederbelebungskosten haben wird.
Der langsame Tod der russischen Luftfahrt (msn.com)
.......
„Ich nehme an, dass man irgendwann einen starken Einbruch sehen wird. Weil Teile hier und da zu besorgen, funktionierende Maschinen auszuschachten - das geht sechs bis zwölf Monate gut. Danach weiß ich nicht wie das weitergehen soll."

Was für den amerikanischen Luftfahrtexperten Richard Aboulafia aber fast noch stärker ins Gewicht fällt, ist die Verletzung des Kapstadt Vertrags. „Niemand wird mehr in Zukunft die Lieferung von Investitionsgütern nach Russland finanzieren." Das bedeutet in absehbarer Zeit wird es auch keine neuen Flugzeuge mehr geben.
 

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Der Telegram-Channel Bazabazon schreibt was zur Lage bei Aeroflot.

  • Ca. 50 Flüge, etwa ein Viertel der Flotte außer Betrieb
  • Teils kannibalisiert, teils unreparierbar mangels Ersatzteilen
  • Es fehlt quasi an allem, u.a. Bremsen (war im Thread ja schonmal Thema)
(Meine Übersetzung einer englischen Übersetzung, Deepl.com sagt ähnliches.)

(Der Kanal ist oft ganz gut informiert, aber trotzdem natürlich nur mit Vorsicht zu genießen.)

mfg
 
sixmilesout

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Typischer Fall von selber Schuld. So wie die Westliche Abhängigkeit von Energie, so die RU von Westlicher Technik. Sämtliche Ankündigungen "alles" in RU selbst entwickeln zu wollen, angefangen von CPU, diverse Hardware, Avionik, Betriebssysteme, nichts wurde umgesetzt.

Ein Wirtschaftspolitisches Totalversagen von Putin. Die AFL könnte eine Flotte aus TU und IL haben. Stattdessen machte man die heimische Luftfahrt Industrie kaputt.
 
Schorsch

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Was für den amerikanischen Luftfahrtexperten Richard Aboulafia aber fast noch stärker ins Gewicht fällt, ist die Verletzung des Kapstadt Vertrags. „Niemand wird mehr in Zukunft die Lieferung von Investitionsgütern nach Russland finanzieren." Das bedeutet in absehbarer Zeit wird es auch keine neuen Flugzeuge mehr geben.
Oh wie schön, dass der Herr Aboulafia meine Thesen teilt.
Die Leasing-Nehmer in Russland müssten ja erst mal bei erster Gelegenheit alle Leasing-Raten und ggf. gleich das ganze Flugzeug bezahlen.
Weiterhin wird kein Leasing-Rückläufer wieder andere Abnehmer finden.
Wer steigt schon gerne in einen Flieger, der in seiner Historie mal 12 Monate als Ersatzteilspender in Moskau rumstand.

Nun, und was bedeutet das? Ich denke die Entwicklung wird stark an der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands hängen. Mal zwei Szenarien:
A) das ganze Kriegs-Dingens würgt sich über Jahre und die Sanktionen bleiben weiterhin in Kraft
B) irgendwie gibt es einen großen Knall, und die Sanktionen sind vorbei

Im Falle (A) wird die russische Volkswirtschaft vielleicht nicht so absaufen wie wir es uns im Westen erhoffen, aber sie wird sicherlich auch nicht prosperieren. Gas verkauft sich schlecht bis gar nicht, Öl nur mit erheblichen Abschlägen und die Waffen braucht man ja alle selbst. Da wird sowieso keine Airline Geld haben, die Leute haben es ja auch nicht.
Im Falle (B) könnte sich Russland relativ schnell erholen, vor allem die Elite (dem Rest ging es ja eh nie wirklich prickelnd) schnappt schnell wieder frische Luft. Die "Exportschlager" bleiben noch einige Jahre beliebt. Und wo Geld ist gibt es auch einen Weg. Am Ende kann man sich immer einen Flieger Second Hand kaufen, ist man ein Fuchs, dann kauft man es seinem Leasing-Geber ab nachdem man vorher sich durch Insolvenz aus der Sache rausgeschlichen hat.
 
Schorsch

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Bei den Autos ist man schon weiter: man baut demnächst chinesische Autos in Lizenz, gibt ihr aber einen Traditionsnamen.

Auch eine Bankrotterklärung besonderer Art: da brachte man den Chinesen jahrzehntelang die Technologie (Raketentechnologie, Atomwaffen, Luftfahrttechnik), und jetzt muss man deren Autos kopieren, weil man nichts eigenes hat. Wegwerf-Drohnen kauft man im Iran und Kameras klaut man praktischerweise in Schweden.
 

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Na klar, man hat sich vor 3 Jahren für Millionen totes Kapital hingelegt, dass man nun ganz plötzlich braucht und ansonsten wann gebraucht hätte ? Nie ?
Und in exzellenten Zustand ?
Putin hat sie wahrscheinlich selbst überprüft.
Wers glaubt.
 

YankeeZulu1

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Na klar, man hat sich vor 3 Jahren für Millionen totes Kapital hingelegt, dass man nun ganz plötzlich braucht und ansonsten wann gebraucht hätte ? Nie ?
Und in exzellenten Zustand ?
Putin hat sie wahrscheinlich selbst überprüft.
Wers glaubt.
sicher scheint (mir), daß Putin über viele Jahre das "heute" geplant hat, incl mancher "Bevorratung"...
 

BiBaBlu

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Nein, da gab es keine Planung, Bevorratung oder Strategie.

Russland wurde von den Sanktionen völlig überrascht und auf dem falschen Fuss erwischt.
 
Schorsch

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sicher scheint (mir), daß Putin über viele Jahre das "heute" geplant hat, incl mancher "Bevorratung"...
Und da hat man 17 Triebwerke für ein wenig relevantes Flugzeug hinterlegt, aber keine Fähigkeit aufgebaut, selbst so etwas wie Autos oder Waffen zu bauen oder wenigstens elektronische Komponenten für 1-2 Jahre gehortet?
Das Groteske ist ja gerade, dass Putins Truppe einen fragilen Plan A und keinen Plan B hatte und einfach davon ausging, dass es schon gut ausgehen wird und man ja alle Fäden in der Hand hält. Und was ist? Eben nicht, die Chinesen springen hier und da etwas ein (haben ja auch keinen Grund sich sonderlich zu engagieren* ... für was?), aber grundsätzlich hat man seine Industrie vor die Wand gefahren. Und speziell bei den High Tech Produkten (ein Auto würde ich mal dazu zählen, da ist selbst ein Dacia nicht zu unterschätzen) braucht die Welt Russlands Fabriken nicht (die hat man ja sowieso nur durch kreative Zollpolitik ins Land gezwungen, sonst würde niemand freiwillig in Russland investieren). Fahrzeuge und Flugzeuge kann die Welt mehr bauen als sie eigentlich braucht (es gibt im Fahrzeugbau traditionell 10-20% Überkapazität).


* die Chinesen haben selbst gerade eine gewisse Herausforderung den Zugang zum amerikanischen Markt und amerikanischer Technologie nicht zu verlieren, da wird man sich nicht den kranken Mann von der Moskwa ans Bein binden, jedenfalls nicht fester als nötig um den strategischen Rivalen damit zu erpressen.
 
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Und da hat man 17 Triebwerke für ein wenig relevantes Flugzeug hinterlegt, aber keine Fähigkeit aufgebaut, selbst so etwas wie Autos oder Waffen zu bauen oder wenigstens elektronische Komponenten für 1-2 Jahre gehortet?
Das Groteske ist ja gerade, dass Putins Truppe einen fragilen Plan A und keinen Plan B hatte und einfach davon ausging, dass es schon gut ausgehen wird und man ja alle Fäden in der Hand hält. Und was ist? Eben nicht, die Chinesen springen hier und da etwas ein (haben ja auch keinen Grund sich sonderlich zu engagieren* ... für was?), aber grundsätzlich hat man seine Industrie vor die Wand gefahren. Und speziell bei den High Tech Produkten (ein Auto würde ich mal dazu zählen, da ist selbst ein Dacia nicht zu unterschätzen) braucht die Welt Russlands Fabriken nicht (die hat man ja sowieso nur durch kreative Zollpolitik ins Land gezwungen, sonst würde niemand freiwillig in Russland investieren). Fahrzeuge und Flugzeuge kann die Welt mehr bauen als sie eigentlich braucht (es gibt im Fahrzeugbau traditionell 10-20% Überkapazität).


* die Chinesen haben selbst gerade eine gewisse Herausforderung den Zugang zum amerikanischen Markt und amerikanischer Technologie nicht zu verlieren, da wird man sich nicht den kranken Mann von der Moskwa ans Bein binden, jedenfalls nicht fester als nötig um den strategischen Rivalen damit zu erpressen.

Hier kann mal richtig viel *** lesen!
Schorsch du hast doch eh nie was von den sowjetischen/russ. Flugzeugen gehalten, hast du vielleicht Angst, dass dir die Themen ausgehen?
"...ins Land gezwungen..." - LOL
 
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Hier kann mal richtig viel Schwachsinn lesen!
Schorsch du hast doch eh nie was von den sowjetischen/russ. Flugzeugen gehalten, hast du vielleicht Angst, dass dir die Themen ausgehen?
"...ins Land gezwungen..." - LOL
Die MS-21 habe ich eigentlich wiederholt gelobt, musst halt mal etwas weniger selektiv lesen was ich schreibe.
Und ja, Investitionen etwa im Bereich der Fahrzeugindustrie sind vor allem auf die Zollpolitik zurück zu führen, sonst hätte sich niemand das angetan. In die Flugzeugindustrie hat bisher kaum jemand investiert, einige Unternehmen haben sich als Risk Share Partner an SSJ100 und MS21 beteiligt (und ärgern sich jetzt gewiss).
 
Jeroen

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NEW DELHI, 29. November (Reuters) – Moskau hat Indien eine Liste mit mehr als 500 Produkten zur möglichen Lieferung geschickt, darunter Teile für PKW's, Flugzeuge und Züge, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen, da die Sanktionen Russlands Fähigkeit einschränken, lebenswichtige Industrien am Laufen zu halten . Die Liste, von der eine Version von Reuters in Neu-Delhi eingesehen wurde, ist vorläufig, und es ist unklar, wie viele der Artikel letztendlich exportiert werden und in welcher Menge, aber eine Quelle der indischen Regierung sagte, die Anfrage sei in ihrem Umfang ungewöhnlich.
Exclusive: India asked by sanctions-hit Russia for parts for key sectors | Reuters
 
Schorsch

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Die Sanktionen werden umgangen. Das ist logisch. Allerdings zahlt dafür Russland und auch das "Geber-Land" einen politischen Preis. Russland darüber hinaus einen ordentlichen wirtschaftlichen Preis. Ich kann es mir bei Indien nur bedingt vorstellen, da man auch starke Bindungen zum "Westen" hat. Allerdings könnte das genau die Absicht sein: man zeigt, dass man umworben wird und je nach dem was aus dem "Westen" so kommt auch in die andere Richtung gehen könnte.
Für die zivile Luftfahrt wird dabei am wenigsten bei rumkommen: Russland braucht seine Boeings und Airbus derzeit nicht.
 
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