Russland will eROSITA wieder in Betrieb nehmen

Diskutiere Russland will eROSITA wieder in Betrieb nehmen im Raumfahrt Forum im Bereich Luftfahrzeuge; Nach der russischen Invasion in der Ukraine schaltete das deutsche Max-Planck-Institut in Übereinstimmung mit den Sanktionen den deutschen Teil...
mcnoch

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Nach der russischen Invasion in der Ukraine schaltete das deutsche Max-Planck-Institut in Übereinstimmung mit den Sanktionen den deutschen Teil des eROSITA Tandem-Teleskops ab. Die Mission war zu diesem Zeitpunkt erst etwa zur Hälfte abgeschlossen. Erosita im Sicherheitsmodus - Das Aus für das deutsch-russische Röntgenteleskop

Nun will Russland diese Instrumente eigenmächtig wieder anschalten und nimmt dafür auch eine mögliche dauerhafte Beschädigung des Gerätes in Kauf.

Die Zusammenarbeit im All ist derzeit ja auf vielen Ebenen sehr angespannt. Und auf russischer Seite kochen dabei manchmal die Emotionen sehr hoch.
 
pok

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Alien
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Also warum das Gerät „kaputt gehen könnte“ wenn es ohne Deutsche Zustimmung wieder in Betrieb genommen wird, würde mich sehr interessieren.
 
macfly

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Also warum das Gerät „kaputt gehen könnte“ wenn es ohne Deutsche Zustimmung wieder in Betrieb genommen wird, würde mich sehr interessieren.
eROSITA ist am deutschen Max-Planck Institut entwickelt worden. Insofern schon interessant, dass (bzw. ob überhaupt) die Russen tatsächlich in der Lage sind, das deutsche Teleskop zu steuern. So eine Teleskop ist ja keine einfache Fotokamera mit 2-3 selbsterklärenden Knöpfen. An dem Ding haben Wissenschaftler jahrelang herumgetüfelt. Ich halte das schon für plausibel, dass ohne die deutschen Experten, die sich mit den Sensoren auskennen und die wissen, wie die Inbetriebnahme korrekt durchzuführen ist und auf was alles geachet werden muss, eine Gefahr besteht, dass man das Teleskop (dessen empfindliche Sensoren etc) versehentlich beschädigt.
 
mcnoch

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Es ist so wie Macfly beschrieben hat. Zwar ist das technische Kontrollzentrum beim Satelliten-Hersteller, der Lavochkin Association (NPOL), in Chimky angesiedelt, die haben die Daten aber immer nur zum MPE durchgeleitet und dann im Gegenzug die täglichen Steuerbefehle vom MPE zum Satelliten gefunkt. Natürlich werden sie im Laufe der Zeit auch bestimmte Abläufe gesehen haben, da sie ja die Daten, die vom MPE kamen, zum Satelliten gefunkt haben, aber wir wissen alle, dass Lernen durch Zuschauen anfangs ein doch noch sehr trügerisches Wissens-Gefühl gibt. Offensichtlich hatten sie bei NPOL auch nicht verstanden, dass sie da gerade eine Befehlssequenz ins All funken, die ihren Satelliten in den abgesicherten Modus versetzt.

Aber selbst wenn man die Befehlssequenz kennt, mit der man den Satelliten aus dem sicheren Modus wieder zum Leben erweckt bekommt, hast du da eine Vielzahl von Systemmeldungen, für deren Interpretation man an jedem Schritt des Wiederhochfahrens ein tieferes Wissen benötigt, um die notwendigen Schritte zu ergreifen. Dies dauert nicht ohne Grund meist einige Tage und besteht darin, dass man bestimmte Werte an bestimmte Stellen im Speicher schreiben muss. Wenn man nun falsche Werte schickt, funktioniert das Gerät nicht und geht womöglich in einen anderen Fehlermodus, für den einen das Wissen fehlt, wie man da wieder rauskommt. Oder noch schlimmer, man überschreibt womöglich Speicherbereiche in denen für den Betrieb benötigte Software oder Werte gespeichert sind. Dann gerät das System in einen instabilen Zustand, mit allen möglichen Folgen, bis hin zu möglichen physischen Beschädigungen oder das Instrument ist gar nicht mehr brauchbar, weil der Schaden an der Software mit Bordmitteln irreparabel ist.

Zudem sollte man bedenken, selbst wenn es gelingen sollte so noch weitere Daten zu sammeln, wird die Wissenschaft diese als gestohlen ansehen und das entsprechend bewerten bzw. nicht nutzen. Für die beteiligten Wissenschaftler, auf beiden Seiten, eine persönliche Katastrophe, denn die haben nicht selten ihr halbes Wissenschaftlerleben in so eine Mission investiert. Aber solche Verluste entstehen in einem Krieg, und eben nicht nur an der Front.

Sollte die russische Seite sich derart verhalten, ist die wissenschaftliche Zusammenarbeit in den nächsten Jahrzehnten ohnehin gestorben und kann nicht wieder so einfach hochgefahren werden, wie man es mit einem im abgesicherten Modus befindlichen Satelliten tun kann, wenn beide Seiten wieder zusammenarbeiten. Zudem wird es in Zukunft dann wohl echte Kill-Switche in solchen Systemen geben. Jetzt war es nur in den geschützten Modus versetzt worden, wo man mit minimalen Verlusten an Betriebsstoffen die Mission hätte fortsetzen können.
 
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TomTom1969

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Nun will Russland diese Instrumente eigenmächtig wieder anschalten und nimmt dafür auch eine mögliche dauerhafte Beschädigung des Gerätes in Kauf.
Die Meldung ist auf www.deutschlandfunk.de nicht mehr zu finden, auch nicht mit der Suchfunktion. War das vielleicht eine Falschmeldung?
 
JohnSilver

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Die Meldung gab es ja nicht nur bei Deutschlandfunk.

Bislang scheint aber nichts passiert zu sein.

 

alois

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Niemand weiß wie gut und in welcher Tiefe die Russen und wir zusammen gearbeitet haben und wie gut sie das System kennen, wenn er nicht selbst in den Abläufen steckt. Alles ist möglich. Um den Satelliten wieder in Betrieb zu nehmen müssen die Russen aber auch ein Interesse haben, also wenn russische Forscher gerade an etwas dran waren, als der Satellit abgeschaltet wurde, an dem sie fertig arbeiten wollen. Sonst macht das keinen Sinn. Ansonsten ist das nur so eine raus gehauene Propaganda.
 
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