Schorsch
Alien
Ach ja, das sind immer diese Allgemeinplätze.Meiner Meinung nach sind es eher die Betriebsabläufe, die die Kosten sparen. Schnelle Turnarounds, mehr Flüge pro Tag und Flugzeug, keine geplanten Auswärtsübernachtungen, Einheitsflotte, Einheitsersatzteile und kein Organisationsmoloch im Hintergrund, sondern Standardverfahren für alle und alles und eine "Zellstruktur" aus immer gleichen "Basen", die sich modular vermehren lässt. Hinter "Low Cost" steckt viel mehr Raffinesse, als die meisten anderen Airlines bisher bemerkt haben, die das nur als "Low Fare" missverstehen.
"Einheitsflotte" ... haben doch heute praktisch alle. Manche sitzen auf einem über die Jahre zusammengekauften Fuhrpark, die Hansa etwa hat A320 aus drei Generationen. Das ist natürlich Pech. Aber am Ende auch kein so großes. Der Effekt war Ende der 90er (da ist leider das Wissen mancher Autoren auch stehen geblieben) auch sicher größer als heute, wo Ersatzteile sowieso aus zentralen Pools beschafft werden und "Power-by-the-Hour" Verträge üblich sind.
"Schnelle Turnarounds" ... klingt total schlau. Der Fuchs! Aber wenn man genau hinschaut, dann sieht man, dass ...
- die "Kosten des Eigentums" am Ende vor allem an Flugstunden und Cycles hängen, ein Flugzeug, welches einen Flug weniger am Tag macht, ist nicht unbedingt so viel teurer auf die Flugstunde berechnet, der Effekt kostenseitig also weitgehend virtuell und gerne zitiert, weil er so Fuchs-schlau klingt
- vor allem Flüge am Tagesrand ziehen die zahlungskräftigen Kunden an; das Schrubben von Flügen als Selbstzweck bringt nichts, schnelle Turnarounds können auch gehörig nach hinten losgehen, wenn man Verspätung akkumuliert
- Einheitsflotte heißt auch Abhängigkeit von einem Hersteller, und wie man bei manch B737-Betreiber sieht, kann einem auch teure Artefakte auf dem Vorfeld bescheren
Schlanker Overhead: das ist natürlich mitunter ein Überbleibsel der ehemaligen Staatskonzerne.
Ryanair bedient wie Aldi geschickt ein bestimmtes Kundensegment. Wie üblich wollen sie irgendwann die "dicken Fische" angeln, also die GEschäftsreisenden, und werden zwangsläufig etwas mehr wie die "Großen" (passender: Alten). Andersherum sind die "Alten" Richtung FR gerückt. Nennt man glaub ich Konvergenztheorie. Mancher hat auch mal als "Low Cost" angefangen, wurde dann mehr und mehr "Network Carrier", um am Ende die Nachteile beider Geschäftsmodelle zu kombinieren.