Schraubensicherung bei Flugmotoren

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Doppelnik

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Hallo zusammen,

Bei Flugmotoren ist die eigentlich altertümliche Sicherungsdraht immer noch das üblichste Mittel zur Schraubensicherung. Bei den neueren Continental Dieselmotoren findet man, zumindest äußerlich, keine Drahtsicherung mehr. Ich vermute, dass die Drahtsicherungen überall dort verwendet werden, wo die Motoren damit zertifiziert worden sind und bei neuen Motoren auch andere Sicherungsmethoden (wie chemische Sicherungen) zulässig sind. Weiß hier jemand etwas Konkretes?

Gruß und Dank
Dominik
 
Whisky Foxtrott

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N'Abend Dominik,

wissen tue ich es nicht. Aber ich denke, dass heutzutage flüssige Sicherungen der Standard sind. Denn aus der Wirtschaftlichkeit heraus sind Draht-Drillsicherungen deutlich teuer, da zeitintensiver und bezüglich der Bohrungen nicht unerheblich kostenträchtiger.
 
Doppelnik

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Danke, Drähte sind anderswo seit Jahrzehnten out, also wird es wohl andere Gründe dFür geben...
 
mannigausa

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Ab und zu ist die Sicherheit wichtiger als die Kostenfrage. Ist meine persönliche Einstellung nach 51 Jahren aktiver Fliegerei.
 
innwolf

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Hallo,
meines Wissens nach chemische Sicherung für betriebsmäßig uzu Wartugnszwecken lösbare Verbindungen nur bei geringen Bauteilebelastungen. Nur dann wenn das Losbrechmoment der Sicherung kein konstruktives Festigkeitsproblem darstellt. Z.B die Ölablasschraube bei der Rohloff-14-Gang-Fahrradnabe, druckloses Öl, nur eben in allen Lagen muß es dicht sein. Dann kommt noch thermische Belastung hinzu und auch Schwingungsverhalten. In der Elektrotechnikfertigung diente Schraubensicherungslack oft auch nur um unsachgemäße Öffnungen und Verstellungen zu erkenne. Oder bei geringen Festigkeitsfragen wurden Einstellugen von Spindelpotentiometern gesichert.
 
AIRBUG

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Was Conti bei den Dieselschüttlern macht weiß ich nicht.Ich denke nicht,dass Teile wie Ölfilter/Ölfiltergehäuse,Drainplugs,wichtige Versorgungsleitungen und der Propeller anders oder nicht gesichert werden.
Bei Turbinentriebwerken sind auch die neuesten Konstruktionen mit Drahtsicherungen versehen.
Die Kosten für ein paar kleine Löcher und 2 Minuten Arbeitszeit dürfte die Vorteile dieser Sicherung
kaum wettmachen.
 

HelicoPeter

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Eine Drahtsicherung hat auch den Vorteil, dass man den Zustand bei einer Inspektion unmittelbar "mit einem Blick" feststellen kann
 
Stovebolt

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Flüssige Schraubensicherungen gibt es in verschiedenen Festigkeiten.
Loctite 290 hochfest haben wir z.b. für nicht wieder zu lösende Schraubenverbindungen genommen.
Um ein Verdrehen einer Verschraubung zu erkennen machen wir mittels Lackstift einen Strich auf dem Schraubenkopf und dem Bauteil daneben. Das ist gleichzeitig die Markierung, daß die Schraube mit dem richtigen Drehmoment montiert wurde. Muss die Schraubverbindung noch von einem Prüfer kontrolliert werden, dann kommt ein andersfarbiger Strich parallel daneben.
Also vieles möglich auch ohne Draht.
Ein Draht ist nur eine Sicherung dagegen, dass eine Schraube sich nicht komplett selber rausdreht. Wenn sich die Verschraubung wirklich mal minimal Lösen sollte, dann hilft der Draht trotzdem nicht beim Vorspannungsverlust und auf dem ersten Blick erkennt man so auch nicht ob nicht doch eine Verschraubung sich etwas gelöst hat. Da hat die Farbmarkierung schon Vorteile. Ich selber habe schon an mehreren Oldtimermotoren Drahtsicherungen gesetzt und sehe es deshalb mehr als Verliersicherung und nicht wirklich, um einen Montagezustand abzusichern. Der verdrillte Draht wäre viel zu elastisch um das zu gewährleisten. Dafür wären Sicherungsbleche geeigneter.
Gruß!
 
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Doppelnik

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Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten. Nach dem was ich im Studium gelernt habe, sind Drahtsicherungen eigentlich veraltet, da sie, wie von Stovebolt" beschrieben, den Verlust der Vorspannung nicht sicher verhindern können. Davon abgesehen, sind Drahtsicherungen an schnell drehenden Bauteilen sicher auch keine gute Idee. Ich denke da in meinem Fall an Schrauben am Kurbeltrieb (rotierend) für die eine Drahtsicherung aus mehreren Gründen nicht praktikabel ist und leider auch ein Sicherungsblech kaum montierbar wäre, daher bleibt eigentlich nur die chemische Sicherung. Ein Lösen der Schrauben wäre bei einer Motorüberholung notwendig, da stellen sich die Fragen ob dies einerseits zulässig ist (bin da vorsichtig otimistisch) und andererseits ob man Locktite hochfest nicht doch irgendwie lösen kann (vor Demontage ggf. einmal auf 250°C erhitzen).

Wie gesagt, an den Conti Dieselmotoren sind keine Drähte äußerlich erkennbar, scheint also auch ohne zu gehen. Bei den äußeren Teilen (Propellerbefestigung, Leitungen, Ölfilter etc.) wäre eine Drahtsicherung machbar.

Grüße
Dominik
 
Doppelnik

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Hallo,
meines Wissens nach chemische Sicherung für betriebsmäßig uzu Wartugnszwecken lösbare Verbindungen nur bei geringen Bauteilebelastungen. Nur dann wenn das Losbrechmoment der Sicherung kein konstruktives Festigkeitsproblem darstellt. Z.B die Ölablasschraube bei der Rohloff-14-Gang-Fahrradnabe, druckloses Öl, nur eben in allen Lagen muß es dicht sein. Dann kommt noch thermische Belastung hinzu und auch Schwingungsverhalten. In der Elektrotechnikfertigung diente Schraubensicherungslack oft auch nur um unsachgemäße Öffnungen und Verstellungen zu erkenne. Oder bei geringen Festigkeitsfragen wurden Einstellugen von Spindelpotentiometern gesichert.
Danke für die Info, aber ich denke Locktite hochfest ist technisch sicherer als eine Drahtsicherung, dafür leider kaum noch lösbar. Ich glaube Dir, dass es diese Regelung gibt, aber anscheinend hat man da bei den Dieselmotoren eine andere gleichwertige Lösung finden können, die auch zertifieziert wurde. Wahrscheinlich gilt dies nur für Neukonstruktionen und kann nicht einfach auf bestehende Motoren übertragen werden.
 
cool

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Ich denke, solche Dinge sind auch irgendwie historisch gewachsen. Drahtsicherungen funktionieren gut, sind universell (man kann ja auch Überwurfmuttern, Hydraulikleitungen, Spannschlösser für Seile, elektrische Stecker, Schellen, ... sichern), nicht-proprietär. Sie sind durchaus etwas arbeitsaufwändiger, wobei das in der Luftfahrt nicht ganz so schlimm ins Gewicht fällt.
Es gibt ja vor allem an Triebwerken auch stellen, die so warm werden, dass die chemische Schraubensicherung nicht mehr nützt. Manche Bolzen müssen auch mit einem Anti-Seize-Compound behandelt werden. An Strahltriebwerken kann es ja auch etwas wärmer werden.

Letztendlich kann man ja auch (fast) alles entsprechend auslegen. Es gibt auch sehr viele selbstsichernde Mutter. Die sind leicht oval geformt und klemmen die Bolzen so. Manche Bohrungen haben Gewindeeinsätze die auch eine solche selbstsichernde Wirkung haben.
Und dann gibt es auch einige Flanschverbindungen, die einfach nicht gesichert werden müssen.

Eine chemische Sicherung habe ich aber am Flugzeug noch nie verwendet.
 
Doppelnik

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An Rotaxen sind übrigends auch keine Schraubensicherungen zu erkennen, ich gehe aber davon aus, dass man nicht einfach darauf verzichtet hat, daher vermute ich stark dass die Schrauben chemisch gesichert sind. Andererseits, bei Autos wird kaum eine Schraube gesichert (an Auspuffkrümmern und Fahrwerksteilen hab ich das schon gesehen) aber es gibt sehr selten Probleme deswegen.
 
gero

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Beim Rotax ist die Drahtsicherung die Ausnahme. Es gibt sie aber an einzelnen Stellen. Sonst kommt Loctite der verschiedensten Sorten zum Einsatz, je nach Einsatzfall.

gero
 
Doppelnik

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OK, danke an Alle, chemische Schraubensichgerungen scheinen also zulässig zu sein bei Neukonstruktionen
 
Friedarrr

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Kommt auch auf die Steigung an. Feingewinde haben eine größere Selbsthemmung, ggf. ist das auch eine nötige Kombination?
Sind da Metrische Schrauben verbaut (wohl ja)?
 
gero

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Metrisch bei Rotax. Und Feingewinde sehr selten. Das Kapitel über die verschiedenen chemischen Helferlein im Wartungshanfdbuch (frei herunterladbar) ist lang und interessant.

Gero
 
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