Die dpa Meldung dazu.
NASA: «Columbia»-Crew starb in weniger als einer Minute
Schonungslos drastischer Untersuchungsbericht - Fünf Jahre Arbeit
WASHINGTON - Die sieben Astronauten an Bord des Space Shuttles «Columbia» überlebten weniger als eine Minute, als die Raumfähre am 1. Februar 2003 beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbrach. Sie waren bereits bewusstlos oder tot, als sie in ihren Sitzen massiv hin- und hergeschleudert wurden, ihre Schädel durch schlecht sitzende Helme eingeschlagen wurden und sengende Hitze und Feuer in die Kabine eintraten. Das geht aus einem in Teilen schonungslos drastischen Untersuchungsbericht über die letzten Minuten der Crew hervor, den die NASA am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichte.
Demnach waren die Astronauten zwischen dem Verlust der Kontrolle über die Raumfähre bis zum unweigerlich tödlichen Druckverlust beim Auseinanderbrechen des Shuttles maximal 40 Sekunden bei Bewusstsein. Und die Katastrophe ereignete sich so schnell, dass eines der Besatzungsmitglieder keine Zeit mehr hatte, seinen Helm aufzusetzen und drei seiner Kollegen ihre Schutzhandschuhe nicht mehr anziehen konnten. Auch blieb der Crew keine Möglichkeit mehr, Vorrichtungen in ihren Anzügen im Fall von Druckverlust zu aktivieren. Ohnehin hätte alles nichts genützt, heißt es in dem Bericht: «Das Auseinanderbrechen ... war nicht zu überleben.»
Lehre für künftige Missionen
An dem Report war fünf Jahre lang intensiv gearbeitet worden. Die NASA hatte dabei auch Familienmitglieder der Verunglückten einbezogen. Der 400 Seiten umfassende Bericht stützt sich unter anderem auf die Auswertung von Videos, der Untersuchung von Trümmerstücken, auf medizinische Erkenntnisse und Computeranalysen. Die Ergebnisse wurden nach Angaben eines Mitglieds des Untersuchungsteams mit Blick auf die Kinder der Toten während der Feiertage veröffentlicht. Ihnen sollte während der Schulferien Gelegenheit gegeben werden, mit Familienmitgliedern über den Bericht zu sprechen.
Die NASA will aus den Ergebnissen Lehren für künftige Missionen ziehen. Dabei geht es vor allem um ein besseres Ausrüstungsdesign, um die Überlebensfähigkeit von Besatzungen bei Unfällen zu vergrößern. Das Schicksal der «Columbia» war ohne Wissen der Crew und Bodenzentrale bereits beim Start besiegelt worden. Ein vom Außentank abgesprengtes Stück Isolierschaumstoff hatte ein Loch in den Hitzeschild des linken Shuttle-Flügels gerissen. Dadurch konnten beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nach einer 16-tägigen Mission extrem heiße Gase in die Raumfähre eindringen. Das führte 16 Minuten vor der geplanten Landung zur Katastrophe.
Fünf tödliche Vorgänge
In dem Bericht werden fünf unweigerlich tödliche Vorgänge im Zuge der Katastrophe aufgelistet, darunter der Druckverlust in der Kabine, der auch zunächst zur Bewusstlosigkeit führte, und das heftige hin- und hergeschleudern der Oberkörper auf den Sitzen. Demnach hatten sich die Brustgurte aufgrund einer mangelhaften Sitzkonstruktion nicht eingeklinkt, die Astronauten waren nur in der Bauchgegend festgeschnallt.
Als die Besatzung erstmals merkte, dass der Shuttle außer Kontrolle geriet, versuchte sie in den letzten Sekunden ihres Lebens noch hektisch, die Katastrophe abzuwenden. So bewegte Pilot William McCool verzweifelt verschiedene Hebel, um die «Columbia» wieder auf Kurs zu bringen. Da befand sich die Raumfähre bereits in einem spiralenförmigen Taumel.
dpa
31.12.2008 15:29 MEZ