Spionageflüge SR-71 im Kalten Krieg

Diskutiere Spionageflüge SR-71 im Kalten Krieg im US-Streitkräfte Forum im Bereich Einsatz bei; Blackbird over Sinai Tolle Bilder haben die Tschechen übrigens in ihrem Forum stoleta.valka.cz, nur den tschechischen Text kann ich leider nicht...
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Blackbird over Sinai

Tolle Bilder haben die Tschechen übrigens in ihrem Forum stoleta.valka.cz, nur den tschechischen Text kann ich leider nicht lesen. :(
Trotzdem sehenswert:
Teil 1
Teil 2
Teil 3

Einen interessanten Einsatzbericht von Jim Wilson über seine Nahostmission mit der SR-71A während des Jom-Kippur-Krieges von 1973 gibt es auch.

Anbei eine Grafik, die das Einsatzprofil während es SR-71-Fluges zeigt.

(Grafik aus: SR-71 Reconnaissance System, Executive Handbook via www.blackbirds.net)
 
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Stammt die grüne Flamme nicht von der Chemikalie, mit der man das Triebwerk und Nachbrenner zündet, Triethylborane (TEB)? Es gibt wohl 12 "Schüsse" pro Triebwerk.
Kann sein. Ein Foto mit grüner Flamme im Flug habe ich nicht gefunden, darum habe ich dieses Foto vom Triebwerksstart dreisterweise hier eingestellt. ;)

Hier noch eine sehr lustige Funkkonversation, abgedruckt auf einer Witzseite. Die Geschichte hat aber tatsächlich während eines Blackbird-Fluges über Südkalifornien statt gefunden. Sie wird geschildert von Brian Shul (rechts im Bild), der mit seinem RSO Walt Watson (links im Bild) gerade in einer SR-71 unterwegs war.

(Foto: Excalibur think tank)
 
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Does Daniel do the dipsy doodle...?!

Aircraft gab's doch erst Anfang der 90er. Mitte der 80er hiess die Heftreihe Aero. Und die Grafik des 'Dipsy-Doodle' Manövers ist im Heft 167, wo das Einsatzprofil der SR-71 beschrieben ist, abgebildet. Im selben Heft ist auch das Ausklappposter der Blackbird. Hab das besagte Heft gerade wieder ausgegraben.
Eine schöne farbige Grafik der Einsatzmission, nicht speziell des 'dipsy doodle', findet sich auch in einem Heft von "Aeroplane" (deutsche Ausgabe) bzw. "Take-off" (englische Ausgabe). Da die Grafik sich über 2 Seiten erstreckt, ist sie nicht so leicht als Ganzes zu scannen. Wie sieht es denn mit deinem Dudel aus, Daniel? Scan you do us the favour? ;)

Anbei die etwas nüchterne Grafik aus dem Betriebshandbuch:
 
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Rhönlerche

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Kann sein. Ein Foto mit grüner Flamme im Flug habe ich nicht gefunden, darum habe ich dieses Foto vom Triebwerksstart dreisterweise hier eingestellt.
Ich meinte damit nur, dass Du TEB jederzeit rausschießen kannst, wenn Du möchtetst oder musst. Hat nichts mit Flugphase, "Dipsy Doodle" oder Ufos zu tun, mehr damit, dass JP-7 nicht sehr zündfreudig ist.
 
Schorsch

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'Dipsy Doodle' or Total Energy Control

Dieses Manöver ist den schwachbrüstigen Triebwerken geschuldet. So groß und stark eine SR-71 auch aussehen mag, sie ist im Prinzip ein fragiles auf einen einzigen Punkt hin optimiertes Flugzeug (anders als die MiG-25, welche noch irgendwo als richtiges Kampfflugzeug durchgeht). Dieser Punkt heißt Mach 3.2@80000ft. Alles andere ist schwierig. So auch das Durchbrechen der Schallmauer. Dahinter sinkt der Widerstand und - das wichtigste - die Triebwerke bringen immer mehr Leistung.

Ein normaler Überschalljet würde - gesetzt dem Fall der Pilot wurde richtig geschult - ähnlich fliegen. Steigen mit Mach 0.9 und bei entsprechender Höhe einen kurzen Sinkflug zwecks Beschleunigung auf M1.2. Die Zunahme Gesamtenergie (also kinetische Energie plus potentielle Energie) ist dann maximal, deswegen auch Total Energy Control.

Übrigens immer wieder erstaunlich, dass die SR-71 2200nm mit einer Spritfüllung schafft.
 
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Is' schon recht, Rhönlerche. So weit man die Info im Netz nachlesen kann, wird das Triethylboran zum Zünden des JP-7-Treibstoffes verwendet, da es sogar bei Minusgraden in Kontakt mit dem Luftsauerstoff entzündlich reagiert. Bei einem Blackbird-Flug kann dies zwar prinzipiell 'jederzeit' sein, so lange noch eine der 16 Dosen von je 50 ml (nach anderen Quellen 37,5 ml) pro Triebwerk übrig ist. In der Praxis kommen hierfür eher drei Situationen in Frage:

1. Triebwerksstart am Boden
2. Zündung des Nachbrenners beim Einleiten des 'Dipsy'-Manövers
3. Neustart eines ausgefallenen Triebwerks im Flug

Natürlich ist die SR-71 kein UFO - jedenfalls kein außerirdisches. ;) Aber die grünen Flammen in großer Flughöhe und die hohe Geschwindigkeit des gesichteten oder gemessenen Flugzeugs sollen in ihrer Erscheinung am Himmel für einige UFO-Meldungen verantwortlich gewesen sein. Die Frage ist allenfalls, ob allein das TEB die grünlichen Flammenzungen hervor gerufen hat... Bor-Wasserstoff-Verbindungen wie das TEB sollen allgemein diese Neigung haben.

Du meinst, wenn man schon an UFOs glaubt, sollte auch eine SR-71 mit blauer oder violetter Nachbrennerflamme diesen Glauben nicht zerstören?! Das stimmt natürlich auch, denn man sieht ja nur, was man auch sehen will, also was man zu erkennen glaubt. Als drittes Phänomen irritieren ja auch noch die Nachbrennerringe den überraschten Betrachter... so er sie denn mit dem Teleskop einfängt.

Mit so einer 'billigen' Powerpoint-Präsentation zum J58-Triebwerk lässt sich ein UFO-Gläubiger sicher nicht so leicht sein Weltbild zerstören. :FFTeufel:

Dieses Manöver ist den schwachbrüstigen Triebwerken geschuldet.
*hüstel*
Übrigens immer wieder erstaunlich, dass die SR-71 2200nm mit einer Spritfüllung schafft.
Das :!: ist dem Dipsy-Manöver geschuldet. :D
 
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Rhönlerche

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Bei Mach 3,2 kamen 80 Prozent des Schubes durch die Staustrahlwirkung (ab etwa Mach 1.8 bis 2.0) und nur 20 Prozent vom eigentlichen Triebwerk.
 
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Das Dipsy-Manöver:

Wer suchet, der findet! Hier eine Grafik des besagten Dipsy-Manövers aus der 'Aeroplane'-Zeitschrift.
Helveticus72 schrieb:
Aeroplane war auch noch ganz nett, wenn auch ein wenig "reißerisch" aufgemacht. ... Na ja, Fachzeitschriften waren es nicht gerade, aber für einen jungen Spunt leicht verdauliches Lesematerial.
Die Ausgaben, die ich bisher gelesen habe, sind aber keineswegs reißerisch aufgemacht, sondern sachlich, informativ und spannend, da sie Text, Fotos und Grafiken in gut verdaulichen, übersichtlichen Portionen kombinieren.

Aber in der Grafik bei Punkt 7 sollte es wohl eher 75.000 ft heißen... :?!

Grafik: © Aerospace Publishing Ltd. London / © Edito-Service S. A. Genf
 
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Hier haben wir die schematische Darstellung eines kompletten Einsatzprofils mit vier Luftbetankungen. Am linken Bildrand im Heft leider abgeschnitten die Nr. 20 als letztem Punkt der Route. Rechts setzt sich das Profil in der Grafik fort...
 
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Hier die Fortsetzung des Einsatzprofils quasi als rechte Hälfte der Grafik aus der gleichen Quelle wie die beiden vorhergehenden Bildanhänge.
 
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Daniel can do the Dipsy Doodle...

Die Ausgaben, die ich bisher gelesen habe, sind aber keineswegs reißerisch aufgemacht, sondern sachlich, informativ und spannend, da sie Text, Fotos und Grafiken in gut verdaulichen, übersichtlichen Portionen kombinieren.
Man beachte auch die Anführungszeichen! :FFTeufel: Ich hätte die 132 Ausgaben von Aeorplane ja auch nicht gekauft, wenn ich die Zeitschrift nicht gut fand! :rolleyes:

Mit deiner Beschreibung von Aeorplane bin ich aber mit 100% einverstanden! :TOP: Ich fand aber Aero sachlicher und mein persönlicher Favorit ist immer noch die "World Air Power" Reihe! Just my € 0.02! :)

Aber jetzt zum Wesentlichen! :D Let's do the Dipsy Doodle! :TD:

Entschuldigt die schlechte Qualität, aber unser Scanner ist noch vom letzten Jahrtausend :rolleyes:

Grafik:
© Marshall Cavendish Ltd., 1986, England
© Aerospace Publ. Ltd., 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, England
 
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Haben mir mal ein bisschen Arbeit gemacht und exemplarisch einen Abfangeinsatz aus dem Gedächtnis eines mir sehr nahestehenden ;) ehemaligen Funkorters aus der FuTk332 hier in Saal durch ihn auf eine Karte übertragen lassen.
Das Aero Heft 165 kann die aufgezeichnete Flugroute der SR-71 anhand von "inoffiziellen Berichten und Aussagen" ebenfalls "bestätigen"... :D

Grafik:
© Marshall Cavendish Ltd., 1986, England
© Aerospace Publ. Ltd., 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, England
 
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Schorsch

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Jedenfalls sind die Triebwerke der SR-71 tatsächlich schwach, jedenfalls im Unterschall. Wie Rhönlerche schon schreibt funktioniert das J-58 bei hohen Machzahlen als Staustrahlriebwerk. Die optimierte Aerodynamik und der geringe KEAS-Bereich führen wohl auch dazu, dass man mit Mach 3 bessere Reichweiten erzielt als beim Unterschallflug, was bei den meisten Überschallflugzeugen anders ist (beste Reichweite meist bei Mach ~0.9).
 
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Na, da bin ich ja beruhigt, Daniel. :)
Jedenfalls sind die Triebwerke der SR-71 tatsächlich schwach, jedenfalls im Unterschall. Wie Rhönlerche schon schreibt funktioniert das J-58 bei hohen Machzahlen als Staustrahlriebwerk. Die optimierte Aerodynamik und der geringe KEAS-Bereich führen wohl auch dazu, dass man mit Mach 3 bessere Reichweiten erzielt als beim Unterschallflug, was bei den meisten Überschallflugzeugen anders ist (beste Reichweite meist bei Mach ~0.9).
Die Blackbird-Flugzeuge wurden von J58 angetrieben. Das sind Hybridtriebwerke, deren Leistungskurven bauartbedingt von denen reiner Düsenstrahltriebwerke (Gasturbinen) abweichen, so wie auch Äpfel und Birnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen. Die Blackbirds hatten nicht ohne Grund einen (zusätzlichen Staustrahl-) Antrieb, der erst bei einer Geschwindigkeit ein Leistungsoptimum erreicht, bei dem andere Überschallflugzeuge gar nicht mehr im Marschflug fliegen.

Die Gründe für das Treibstoff-Verbrauchsoptimum der Blackbirds liegt darin, dass die Flugzeuge ganz speziell für diese Betriebsumgebung – und nichts anderes - entwickelt wurden. Sie konnten weder Rollen noch mittlere g-Manöver fliegen und sollten es auch gar nicht können. Die Gründe ihrer Treibstoffeffizienz im Einzelnen:

1. geringe Luftdichte im Einsatzraum Stratosphäre
2. hohe Windschlüpfrigkeit durch geringen Stirnwiderstand
3. Langstreckenflüge im Autopilotenmodus: geradeaus und mit minimalen Kurs- und Geschwindigkeitskorrekturen
4. Marschgeschwindigkeit im spritökonomischen Verbrauchsbereich des J58 (im Turbojet/Ramjet-Mischbetrieb)
5. Zapfluft von der 4. Verdichterstufe als Nebenstrom-Kühlluft (also um die Brennkammer herum), spezifische Spritersparnis hierdurch allein ca. 10 bis 15%

Ich bin kein Experte in der Dynamik von Gasen, aber „allgemeine Relativität“ ;) sagt mir etwas. Das gilt für Äpfel und Birnen genauso wie für Triebwerke. Man kann sich im Museum über den Motor einer Sopwith Camel kaputt lachen, wenn man möchte. Als schwer schuftender Waldarbeiter kann man sich auch über eine Ameise amüsieren, die eine Tannennadel von der doppelten Größe ihrer selbst über den Waldboden schleppt...

Wenn du nun das J58 jetzt einfach mal als „schwach“ bezeichnest, Schorsch, finde ich das als Urteil eines Profis nicht minder schwach. Erstens rangiert das J58 sowohl vom Nennschub her erwartungsgemäß zwischen dem J79 (der Phantom) und dem Olympus 593 (der Concorde), und zweitens hat das Triebwerk in seiner langen Einsatzgeschichte (1962-1999) keinerlei leistungsbedingte Schwächen gezeigt, oder ist mir da was entgangen? Alles was ich so darüber lese, sind nämlich Weltrekorde!

Sowohl die physikalische Problematik als auch die technische Lösung eines Antriebs im Hochgeschwindigkeitsflug kann man auf dieser exzellenten Webseite nachvollziehbar nachlesen. Und hier kann man über die Schwierigkeiten lesen, die bei der Entwicklung des J58-Triebwerks zu bewältigen waren.


Das Dipsy-Manöver hat übrigens nichts mit der Überwindung einer Triebwerksschwäche zu tun, sondern mit einer notwendigen Treibstoffersparnis für Langstreckeneinsätze.

Überschallbomber nutzen dieses Manöver nicht, weil sie im Marschflug grds. Unterschall fliegen, da ihr Treibstoff ansonsten nicht für die Mission reichen würde. Nur das Gebiet größter Bedrohung wird mit Überschallgeschwindigkeit überflogen. Meistens wird dieses im Tiefstflug angeflogen, so dass das Dipsy-Manöver sich aus Gründen der Radarortung und der Verwundbarkeit während eines solchen Manövers verbietet.

Überschalljagdflugzeuge nutzen das Manöver ebenfalls üblicher Weise nicht, da sie nur schnelle Sprints hinlegen, um möglichst schnell ins Kampfgeschehen zu gelangen oder sich von ihm abzusetzen. Wenn eine entsprechende Flughöhe vorhanden und verzichtbar ist, wird man einen Sturzflug zur schnellen, spritsparenden Überwindung des schallnahen Geschwindigkeitsbereiches (je nach Typ um Mach 0,95 bis 1,05) nutzen. Aber sonst nicht.


Jetzt bin ich mal gespannt auf den Aufsatz :TD:
Warum das J58 schwach ist oder Warum das Krokodil so lange beim Zahnarzt sitzt
 
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Wenn du nun das J58 jetzt einfach mal als „schwach“ bezeichnest, Schorsch, finde ich das als Urteil eines Profis nicht minder schwach. Erstens rangiert das J58 sowohl vom Nennschub her erwartungsgemäß zwischen dem J79 (der Phantom) und dem Olympus 593 (der Concorde), und zweitens hat das Triebwerk in seiner langen Einsatzgeschichte (1962-1999) keinerlei leistungsbedingte Schwächen gezeigt, oder ist mir da was entgangen? Alles was ich so darüber lese, sind nämlich Weltrekorde!
Schwach im Verhältnis zur erforderlichen Leistung eines solchen Flugzeuges. Wie gesagt: Optimierung auf einen Punkt zieht suboptimale Leistungen in anderen Bereichen nach sich.

Luftpirat schrieb:
Das Dipsy-Manöver hat übrigens nichts mit der Überwindung einer Triebwerksschwäche zu tun, sondern mit einer notwendigen Treibstoffersparnis für Langstreckeneinsätze.
Die Gesamtenergie ist besser am Ende. Gleiche Manöver würde jeder Pilot bei einem Max Power Climb machen, auch mit anderen Flugzeugen. Im Prinzip ist das "Dipsy"-Manöver nichts besonderes. Wegen der "schwachen" Triebwerke würde eine SR-71 ziemlich lange an der Schallmauer rumdocktern, wenn eine Eurofighter einfach durchrasselt.

Luftpirat schrieb:
Überschallbomber nutzen dieses Manöver nicht, weil sie im Marschflug grds. Unterschall fliegen, da ihr Treibstoff ansonsten nicht für die Mission reichen würde. Nur das Gebiet größter Bedrohung wird mit Überschallgeschwindigkeit überflogen. Meistens wird dieses im Tiefstflug angeflogen, so dass das Dipsy-Manöver sich aus Gründen der Radarortung und der Verwundbarkeit während eines solchen Manövers verbietet.
Der geringe zulässige Airspeed-Envelope erzwingt etwas andere Maßnahmen.

Luftpirat schrieb:
Überschalljagdflugzeuge nutzen das Manöver ebenfalls üblicher Weise nicht, da sie nur schnelle Sprints hinlegen, um möglichst schnell ins Kampfgeschehen zu gelangen oder sich von ihm abzusetzen. Wenn eine entsprechende Flughöhe vorhanden und verzichtbar ist, wird man einen Sturzflug zur schnellen, spritsparenden Überwindung des schallnahen Geschwindigkeitsbereiches (je nach Typ um Mach 0,95 bis 1,05) nutzen. Aber sonst nicht.
Wieso nicht? Im Power Climb ist da eigentlich eine brauchbare Alternative. Steht sogar in vielen Handbüchern drin.
 
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Schorsch schrieb:
Die Gesamtenergie ist besser am Ende.
Jedenfalls reicht sie nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. :p

Wann Abfangjäger den Sturzflug nutzen, habe ich beschrieben. Andernfalls nutzen sie aber auch nicht das Dipsy-Manöver, sondern den ‚Power Climb’, wie du selbst schreibst. Das kann bei schubstarken Jägern zwar ein Überschallflug sein, aber sicherlich kein Zickzack-Manöver, sondern ein optimierter, glatter Steigflug auf direktem Abfangkurs, je nach Zielentfernung im Nachbrenner oder maximalen Trockenschub. Das hat auch Mr. Hoey vom DFRC in dem Absatz zwischen den beiden oberen Grafiken anschaulich beschrieben.

Warum ich ein 'wehrloses Triebwerk' gegen ungerechtfertigte Kritik in Schutz nehme:

Wenn ein Diplom-Sportlehrer einem mehrfachen Weltmeister im Marathonlauf bescheinigt, dass er nur mit Glück und Rückenwind eine Schulolympiade im Sprint gewinnen wird, ist das eine Sache. Ihn aber deshalb als einen schwach(brüstig)en Läufer zu bezeichnen, kann wohl nicht ganz richtig sein. :rolleyes: Genau so sehe ich das bei der Beurteilung des J58-Triebwerks.
 
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Warum ich ein 'wehrloses Triebwerk' gegen ungerechtfertigte Kritik in Schutz nehme ...
Kann die SR-71 nun im Horizontalflug die Schallmauer durchbrechen oder muss sie in den Bahnneigungsflug gehen?

Wenn letzteres zutrifft, finde ich den Hinweis von @Schorsch einfach nur allgemein bemerkenswert weil er einem aufzeigt, das die Aerodynamik (insbesondere im Bereich der Schallmauer) dann doch etwas komplizierter ist als man gemein hin annimmt. Ich gehe mal weiter davon aus, dass die SR-71, wenn sie denn mit Mach 3 knapp über der Stallspeed in FL 800 dahin jagd, nur sehr eingeschränkt steuerbar ist. Das gilt aber sicherlich für jedes Flugzeug mit ähnlich hohen Geschwindigkeiten. Die Blackbird bleibt unangefochten ein faszinierendes Flugzeug.
 
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Wann Abfangjäger den Sturzflug nutzen, habe ich beschrieben. Andernfalls nutzen sie aber auch nicht das Dipsy-Manöver, sondern den ‚Power Climb’, wie du selbst schreibst. Das kann bei schubstarken Jägern zwar ein Überschallflug sein, aber sicherlich kein Zickzack-Manöver, sondern ein optimierter, glatter Steigflug auf direktem Abfangkurs, je nach Zielentfernung im Nachbrenner oder maximalen Trockenschub. Das hat auch Mr. Hoey vom DFRC in dem Absatz zwischen den beiden oberen Grafiken anschaulich
Du kannst gerne alles glauben und denken. Jedoch ist es Allgemeinwissen unter Leuten, die sich mit so etwas beschäftigen, dass ein optimaler Steigflug (das heißt: Delta Energie pro Zeit ist maximal) beim durchbruch der Schallmauer stets ein Nose Down oder zumindest Level Flight vorsieht (hängt von den individuellen Eigentschaften des Flugzeugs ab). Je höher die Widerstandsspitze bei Mach 1 ist, desto eher ist es geraten. Heutige Flugzeuge (F-16, Eurofighter, ...) haben sehr geringe Widerstand an der Schallmauer, verglichen zu den Überschallflugzeugen der 50er Jahre.

Sogar ein F-104G macht es so. Siehe Graph unten.



Luftpirat schrieb:
Wenn ein Diplom-Sportlehrer einem mehrfachen Weltmeister im Marathonlauf bescheinigt, dass er nur mit Glück und Rückenwind eine Schulolympiade im Sprint gewinnen wird, ist das eine Sache. Ihn aber deshalb als einen schwach(brüstig)en Läufer zu bezeichnen, kann wohl nicht ganz richtig sein. :rolleyes: Genau so sehe ich das bei der Beurteilung des J58-Triebwerks.
Um ehrlich zu sein erschließt sich nicht ganz Deine Argumentation. Wenn ich etwas "schwach" nenne, dann beleidige ich doch niemanden. Die A-12/SR-71 war ein optimiertes Flugzeug. Die Aerodynamik (sowohl Flugzeug als auch Triebwerk) im transonischen Bereich ist trickreich. Das Triebwerk war ebenfalls optimiert. Die MiG-25 hat auch eher ärmliche Leistung im Unterschall, abegsehen von dem ehrfurchtgebietenden Treibstoffverbrauch (der bei der SR-71 sicherlich auch sportlich ist, sonst würde man nicht duaernd auf Mach 3 beschleunigen).

Ob es für einen Level-Flight Durchbruch reicht ... who knows? Es würde aber mehr Sprit und Zeit kosten. Die SR-71 fliegen ist ja kein Vergnügen, sondern knallhartes Business. Dieses Flugzeug verzeiht keinen Fehler!

Intrepid schrieb:
Kann die SR-71 nun im Horizontalflug die Schallmauer durchbrechen oder muss sie in den Bahnneigungsflug gehen?
Gute Frage! Eventuell haben sich ja auch andere das Performance Manual der SR-71A runtergeladen (gibt es bei eMule und auch irgendwo im Netz). Dort Seite A3-10 und Figure A3-5 und folgende. Beschleunigung durch die "Wand" ist auch im Level möglich.

Ich habe auch noch mal genau nachgeschaut: die spezifische Reichweite (NM/1000lbs Fuel) ist bei M3.2 etwa 50% besser als bei M0.9.
 
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Ich habe keinen Hinweis darauf finden können, dass ein Blackbird Probleme damit hatte, im Geradeausflug durch die Schallmauer zu stoßen, lediglich einen Hinweis im Betriebshandbuch, dass es um Mach 0,9 herum zu Vibrationen kommt, weil die Luftströmung sich um die tertiären Lufteinlassklappen und die Schubdüsen der Triebwerke herum bei dieser Geschwindigkeit verändert.

Im Betriebshandbuch (Kapitel „Transonic Acceleration Performance“) werden drei Beschleunigungsmanöver in den Überschallbereich beschrieben:

1. das Dipsy-Manöver (Figure A3-5)
2. Geradeausflug auf 30.000 ft (Figure A3-6) und
3. Geradeausflug auf 25.000 ft mit anschließendem Überschallsteigflug (Figure A3-7)

Hier die Leistungstabellen zur „Transonic Acceleration Performance“ und eine vergleichende Beschreibung der drei transsonischen Beschleunigungsmanöver. Dort heißt es:
SR-71 Flight Manual schrieb:
„All three techniques have similar fuel consumption, but the climb-and-descent technique improves range since more distance is covered for the same fuel consumption. At temperatures hotter than standard, the climb-and-descent technique reduces fuel consumed...“
Nach dieser NASA-Webseite (PDF-Seiten 11/12) soll das Dipsy-Manöver („climb-dive technique“) erst Anfang der 1970er Jahre eingeführt worden sein.

Eine weitergehende Erklärung für das Dipsy-Manöver liefert wiederum das Betriebshandbuch. Schorsch hat insofern Recht, dass es auch mit der Triebwerksleistung der SR-71 zu tun hat – allerdings erst im Überschallbereich:

SR-71 Flight Manual schrieb:
„A Mach jump on the TDI [EDIT: Triple Display Indicator] occurs between Mach 0.98 and 1.03 during transition to the supersonic climb schedule. There is an area of decreased excess thrust from Mach 1.05 to Mach 1.15. A descent technique is used to improve acceleration through this speed range. The transition should be made without other maneuvering, if possible, as even shallow turns increase drag sufficiently to decrease acceleration and increase fuel consumption considerably. A noticeable increase in acceleration occurs after passing Mach 1.15. The pull-up to establish climb attitude should be started in sufficient time to prevent overshooting climb speed.“

(Quelle: SR-71 Flight Manual, Section VI, 6-12)
Nein, beleidigen kann man ein Triebwerk wohl nicht. Aber ich finde es grds. nicht schön, Phänomene schnodderig abzuqualifizieren. Wir sind hier nicht in einem Chat, aber auch nicht an einem Wirtshaus-Stammtisch. Da freut man sich, wenn wenigstens diejenigen, die es von Berufs wegen können müssten, das Niveau anheben, indem sie die Phänomene erklären oder ihre Meinung verständlich begründen. Das könnte auch die zahlreichen Missverständisse in den Diskussionen verhindern helfen. Soweit mein ‚Wort zum Sonntag’. :engel: ;)

Jetzt aber wieder zum Thema: hier ein besinnliches SR-71-Video ("Blackbird Tribute"), gleich das erste auf der Seite. Bei 1:30 und 7:25 kann man beim Zünden des Nachbrenners im Flug eine kurze, schwache Grünfärbung der Abgasflamme erkennen bzw erahnen.
 
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