Sylt: Flugzeug schießt über Landebahn hinaus

[macfly]

BFU Zwischenbericht mit den Fakten (Seite 37):
https://www.bfu-web.de/DE/Publikationen/Bulletins/2017/Bulletin2017-09.pdf?__blob=publicationFile

Da kam wohl eins zum anderen. Die berechnete Landestrecke war bereits kanpp unter der verfügbaren Bahnlänge. Beim Anflug waren sie über der Schwelle ein bisschen zu hoch, ein bisschen zu schnell. Sie sind zu lange über die Piste geschwebt. 6 Sekunden nach überfliegen der Schwelle, rief der Pilot "Na komm, geh runter!". Weitere 6 Sekunden später, 900m hinter der Schwelle setzten sie auf. Entscheidung zum Durchstarten wurde nicht getroffen. Die Piste war zudem sehr naß... Am Ende der Bahn waren sie immerhin noch mit 44kt unterwegs. Da fehlte dann insgesamt schon mehr als nur ein bisschen.

 

[Intrepid]

Beim Anflug waren sie über der Schwelle ein bisschen zu hoch, ein bisschen zu schnell. Sie sind zu lange über die Piste geschwebt.

Schwelle in 50 Fuß ist eigentlich der Designwert für einen Instrumentenanflug, tatsächlich sind es in EDXW 52 Fuß. Von der Höhe her passte es. ("ILS RDH 52" im Profil; Reference datum height)

Geschwindigkeit im Anflug waren 139 kts, über der Schwelle dann 151 kts - also 12 Knoten schneller geworden. Und die müssen erst einmal weggeschwebt werden, deshalb der späte Aufsetzpunkt. In dem Moment, wo der Pilot merkte, die Maschine setzt sich nicht wie erwartet, hätte er reagieren müssen. Liegt meistens daran, dass man aus irgendeinem Grund noch zu schnell für die Landung ist. Durchstarten kann man auch nach dem Aufsetzen noch. Sobald man bremst, ist es zu spät.

 

[Unwissend]

- also 12 Knoten schneller geworden. Und die müssen erst einmal weggeschwebt werden, deshalb der späte Aufsetzpunkt..

Wieso muss das erst ausgeschwebt werden? Wird das jetzt so angewand? Grüße Frank

 

[Intrepid]

Wieso muss das erst ausgeschwebt werden? Wird das jetzt so angewand? Grüße Frank

Die Referenzgeschwindigkeit wird anhand des aktuellen Landegewichtes bestimmt und mit dem herrschenden Wetterverhältnissen zur Zielgeschwindigkeit verrechnet, damit ein Flugzeug nach dem Abfangbogen mit der Pitch den Boden erreicht, für die das Fahrwerk konstruiert ist. Du kannst ein Flugzeug nicht einfach an den Boden fliegen und dann meinen, das wäre eine Landung.

Bei angenommenem korrektem Überflug der 50-Fuß-Marke über der Landeschwelle ergeben sich dann folgende Möglichkeiten:

• schneller oder weniger Gegenwind oder mehr Rückenwind: Aufsetzpunkt liegt hinter der Aufsetzmarkierung
• langsamer oder mehr Gegenwind oder weniger Rückenwind: Aufsetzpunkt liegt vor der Aufsetzmarkierung
• alles passt wie berechnet: Aufsetzpunkt liegt genau an der Aufsetzmarkierung

Die Lage der Aufsetzmarkierung ist abhängig von der genauen Design-Überflughöhe über der Schwelle und dem Umstand, ob die Piste ansteigt oder abfällt. Im Idealfall sind es um die 400 Meter, ersetzt also die zweite von bis zu sechs festen Abstandsmarkierungen (die liegen bei 150, 300, 450, 600, 750 und 900 Metern).

 

[Intrepid]

So sieht das aus, wenn man nicht ausschwebt (in diesem Fall allerdings mit Absicht und das Flugzeug ist dafür konstruiert):

 

[Unwissend]

Hallo, Danke.
In der Paxis 10 Knoten drüber, da wurde zumindest bis 2000 mit Nase oden noch aufgesetzt.
Das war die Frage, ob sich seit 2000 was geändert hat?

Und PNF
The first officer said in post flight interviews that he believed a go around was imminent but did not intervene.
Grüße Frank

 

[Intrepid]

Das war die Frage, ob sich seit 2000 was geändert hat?

An den Gesetzen der Physik hat sich seit 13,8 Mrd. Jahren nichts geändert, die sind immer noch so.

131 kts hat der Bordcomputer errechnet, resultierende Landestrecke 1990 Meter (ich nehme an, da sind OPS 1.515 und 1.520 schon eingerechnet; 2120 Meter waren verfügbar)
+5 kts sollte der Copilot als Aufschlag für Wind und Böen eingeben
mit konstant 139 kts sind sie den größten Teil des Anfluges unterwegs gewesen
151 kts hatten sie dann über dem Pistenanfang

mit 137 kts haben sie aufgesetzt, nachdem sie 14 kts im Abfangbogen los geworden sind - rund 950 Meter hinter dem Pistenanfang und 550 Meter hinter der Aufsetzmarkierung. Um 80 Meter haben sie das Pistenende überrolt. Ich finde, das passt. Die Feuerwehr hat die Landung beobachtet - klar, bei nicht unerheblichem Rückenwind hätte ich das als für die Rettung Zuständiger auch getan. Die hatten wahrscheinlich in dem Moment, wo der Pilot kurz nach dem späten Aufsetzen seinen Copiloten "schaffen wir das" fragte, den Gang schon eingelegt.

 

[macfly]

Die Feuerwehr hat die Landung beobachtet - klar, bei nicht unerheblichem Rückenwind hätte ich das als für die Rettung Zuständiger auch getan.

Ohne die Leistung der Feuerwehr schmälern zu wollen: Sylt gehört auch noch zu der Kategorie von Flughafen, bei der die Angestellten die An- und Abflugzeiten der Linienflüge des Tages auswendig kennen - und sich vermutlich viele der Landungen anschauen, wenn es gerade passt. Heute sind es drei Landungen. Da gilt die Landung eines Verkehrsflugzeugs noch als kleines "Highlight" des Arbeitstags. ;-)

 

[LFeldTom]

An den Gesetzen der Physik hat sich seit 13,8 Mrd. Jahren nichts geändert, die sind immer noch so.

YMMD