@ hmd
Möglicherweise magst du ja damit recht haben, dass man seinerzeit mit der F-22 overpowered hat, was die Flugeigenschaften angeht und das Teil auch daraus sehr viel teurer und auch komplexer geworden ist. Allerderdings ist das eine reine Bewertung aus heutiger Sicht unter Berücksichtigung aller DIR verwendeten Variablen, also insbesondere auch rückblickend ! Bei der F-35 hat man da aus deiner Sicht sicher schon deutlich bessere Schwerpunkte gesetzt. Allerdings ist hier auch schon eine grundsätzlich andere Auslegung als Jagdbomber definiert, die insofern kaum einen Rückschluss darauf zulassen dürften, ob die USA den Flugeigenschaften mit der F-35 zur F-22 nun die Bedeutung entzogen hat (und damit die Zellenbauer und Piloten den Gang nach gang nach Canossa gegangen sein sollen), oder es rein durch die Auslegung einfach nicht höchst relevant war.
Dennoch muss man doch auch alles im Lichte seiner Zeit einordnen und betrachten. Mit dem F-22 Konzept hat man den ersten 5. Generationsentwurf gewagt und damit wann konzeptioniert ? ... Anfang 1970 ?!! Natürlich hatte man damals schon Prognosen getroffen, in welche Richtung der Modern Warfare in der heutigen Zeit gehen werden wird. Aber wissen konnte das damals auch niemand genau. Insofern waren die sehr guten Flugeigenschaftenanforderungen an die F-22 vielleicht auch eine Art Rückfallebene. Außerdem scheinen die Russen mit der T-50 und die Chinesen mit der J-20 zumindest in großen Teilen den aus deiner Sicht gleichen Fehler zu begehen wie die USA mit der F-22 vor ca. 30 Jahren ! Ist es also wirklich ein Fehler ?! Man kann auch zu dem Schluss kommen, die F-22 war ihrer Zeit weit voraus. Will damit sagen, so ganz wird man den Flugeigenschaften offensichtlich vielleicht doch nicht abschwören, schon gar nicht wenn es um die Konstruktion eines Luftüberlegenheitsfighter gehen soll.
Die Gegenmaßnahmen zu allen heutigen must-have-Eigenschaften eines modernen Jets werden sich auch weiterentwickeln und werden diese in 15 Jahren vielleicht mindestens neutralisieren können, wer weiß das schon. Insbesondere Jamming, Laser, Mikrowellenwaffen und wer weiß was sonst noch kommt, könnten die als heute unschlagbar geltenden Waffensysteme oder hoch moderne Waffenträger wenigstens in der Art und Weise stören oder blind machen, dass sich die Distanz der sich bekämpfenden Waffenplattformen (zu BVR) wieder enorm reduziert. Es muss ja nicht dann gleich wieder der Dogfight dabei herausspringen, aber immerhin der Umstand, dass Flugleistungen wieder mehr Relevanz haben werden. Schau dir mal die Entwicklung bei Panzern an, da haben die neuen Hard- und Softkillsysteme die Kanone auch wieder zu einer 2. Blütezeit verholfen, weil die hoch manövrierfähig TOW´s und Javelin´s im Zweifel geblendet oder ge- bzw. zerstört am Ziel vorbei fliegen. Und dann steht man plötzlich mit einem Abram mit Blick auf den Armata da und stellt fest, ups, mein Rohr ist vielleicht doch zu klein oder dünn, 130 mm wären jetzt echt besser.
Um nicht auch selbst gänzlich in dieses off-Topic-Thema zu versinken hier gleich der Bogen zu dem auf was ich eigentlich hinaus will, was das obige dann doch wieder nicht "obsolet" macht. Wenn man obiges im Ansatz als gegeben akzeptiert, dann bin ich auf die Antwort der Frage gespannt... Was will man denn in erster Linie mit einem Trainer ? Außer der Anforderung, dass er natürlich up-to-date und kostengünstig sein soll und damit natürlich auch auf Modern-Warfare abzielen soll. Die Jungs sollen fliegen lernen ! Und das eben nicht nur über den Simulator ! Sie sollen richtig agieren, richtig entscheiden in einem hoch komplexen Waffensystem und das bei enormen Auswirkungen auf ihren Körper und damit geistige Leistungsfähigkeit und nicht nur durch hohe G-Kräfte verursacht! Wo soll das bitte trainiert werden, außer in einem Trainer ? Insbesondere eigene Grenzen erfahren ! Das kann kein Simulator oder keine Theorie ! Andersrum, wenn einer top fit im Simulator agiert und die Theorie voll drauf hat, ist er vielleicht dennoch ein Grotten schlechter Pilot, weil er es im Cockpit nicht umsetzen kann (überfordert oder nicht fit genug oder schlicht ungeahnte Ängste entwickelt). Dann kann er gerne noch Operator für Drohnen oder Ingenieur werden, aber ins Cockpit eines Jet´s setzt den niemand, auch nicht in eine F-35 (zumal die Flugeigenschaften einer F-35 auch mindestens ausreichen, dies in einem ordentlichen Trainer umfangreich trainieren zu müssen). Die taktischen Geschichten kann man dagegen tatsächlich in einem Simulator trainieren. Allerdings ist das der 2. Schritt. Der erste Schritt Pilot zu werden ist immer noch fliegen zu können, nicht als Captain einer A-320, sondern eines Kampfjets, wie manövrierfähig der auch immer sein mag. Noch ist die Zeit nicht gekommen, in der Flugleistungen einer Waffenplattform gänzlich nachrangig sind. Das wird sich nach der Dekade der F-35 einschätzen lassen, dann auch wieder nur... rückblickend.