Wenn du damit meinst, dass die auch ohne auf den Gleitpfad zu schauen merken müssen, dass sie nicht sechseinhalb Seemeilen vor der Landebahn mit wenigen 100 Fuß einfach zu tief sind, stimme ich dir zu.
Wenn du allerdings meinst, dass sie wirklich manuell gut fliegen können, habe ich da in diesem Falle eine etwas andere Meinung. Das manuelle Fliegen hat hier die Sache definitiv nicht einfacher gemacht, das ist ein Reflex, dann irgendwann den Autopiloten auszuschalten, das bringt aber nix, außer dass der Pilot Flying sich dann tatsächlich nur noch aufs fliegen konzentrieren kann und auf nichts anderes mehr.
Aber natürlich dürfen gewisse Basic Skills nicht zu kurz kommen.
Ich meine beides.
Ein guter Pilot zu sein bedeutet, dass ich das Flugzeug im Rahmen der Hersteller- und Operatoranleitung in jeder Flugphase beherrsche. Dazu gehört, dass ich die Automation verstehe und sie so programmieren und bedienen kann, dass sie das ausführt was ich will. Und auch verstehe und erkenne, wenn sie nicht das macht was ich will.
Aber dazu gehört auch die Fähigkeit manuell zu fliegen. Über die Definition von „gut“ können wir streiten aber, ich denke, gut manuell fliegen zu können sollte der Anspruch sein. Befriedigende manuelle Flugfähigkeiten sollten allerdings auch reichen, um Katastrophen zu vermeiden.
Weitere Punkte, die einen Piloten zu einem guten Flieger machen sind airmanship und die Fähigkeit SA-Situational Awareness (situatives Bewusstsein) aufrecht zu erhalten, um auch bei Abweichungen von den Standard Verfahren zu wissen was gerade passiert und was fliegerisch notwendig ist die Situation zu bewältigen. Je mehr Probleme ich habe das Flugzeug zu fliegen (automatisiert oder manuell), um so schwieriger ist es die SA aufrecht zu erhalten. Oder anders ausgedrückt, wenn ein Großteil meines Gehirns damit beschäftigt ist herauszufinden, wie ich einen ILS programmiere bleibt nicht mehr viel Kapazität übrig, um zu checken wo ich eigentlich bin oder mich hinbewege.
Gute crew coordination oder gutes CRM (crew resource management) gehört auch zum Repertoire eines guten Piloten.
Daher ist es auch kein schlechter Reflex, wenn der PF (pilot flying) denkt es wäre besser den Autopiloten auszuschalten und manuell zu fliegen. Selbst wenn er jetzt hauptsächlich damit beschäftigt ist den Flieger zu fliegen (was evtl. genau das ist was momentan notwendig ist, anstelle in der Box rumzuprogrammieren) ist der pilot monitoring dazu da die anderen wichtigen Handgriffe zu übernehmen und den Überblick zu behalten.
Die manuellen Flugfähigkeiten müssen allerdings so gut ausgeprägt sein, dass die Schwelle den Autopiloten auszuschalten nicht zu hoch ist. Manuelles fliegen sollte immer der backup sein in dem sich der Pilot wohl fühlt.
Die FAA in den USA sieht das übrigens ähnlich und fordert von den Airlines, dass ihre Piloten, wenn sinnvoll, so oft wie möglich manuell fliegen sollen.