Tödlicher Flugunfall bei Eschwege – Zwei Personen sterben

Diskutiere Tödlicher Flugunfall bei Eschwege – Zwei Personen sterben im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Segelflieger bei Eschwege abgestürzt. HNA
Midway CV41

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Segelflieger bei Eschwege abgestürzt.

HNA
 
lutz_manne

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Kurzes Zitat aus dem Link als Zusammenfassung:

"Wie die Polizei mitteilt, war ein 65-jähriger Pilot aus Wehretal zusammen mit seinem 59 Jahre alten Mitflieger aus Sontra in den Nachmittagsstunden zu einem Rundflug aufgebrochen. Aus derzeit noch ungeklärten Gründen kam es gegen 17.15 Uhr beim Landeanflug zu einem Strömungsabriss. "

"Maschine der Marke Twin Astir"
 

wilco

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Die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine aus Kassel meldet, daß eine der beiden Hauben (sie sind getrennt für den vorderen und hinteren Sitz) nicht verriegelt war und sich bei der Landung geöffnet habe. Bein Versuch, sie wieder zu schließen, habe der Pilot die Kontrolle über das Flugzeug verloren.

"Wie ein Video zeigt, sei die Haube schon beim Start nicht verriegelt gewesen."(!)

Im Verein scheint schon eine gute Aufklärung vor sich gegangen zu sein. Trotzdem finde ich einige Aussagen zur Sicherheitskultur am Platz angesichts der Unfallhistorie ziemlich bedenklich.

Stauffenbühl: Am Wochenende starten wieder Flugzeuge in Eschwege
 
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wilco

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Auch hierzu ist jetzt der Zwischenbericht erschienen (Seite 80):




Das standardmäßige Runterbeten des Startchecks scheint bei Manchem im Laufe eines längeren Fliegerlebens aus der Mode zu kommen . In Friedersdorf war es die schwanzlastig gestellte Trimmung, und hier nun gar die nicht verriegelte Haube, die einen Beitrag zum Unfallgeschehen geleistet hat.

Ursache? Nein, nur beitragender Faktor. Ursache ist immer noch der Pilot, mit der Hand am Knüppel.
 
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macfly

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Der BFU Bericht bestätigt also die Informationen zur nicht richtig verschlossenen Cockpithaube:

"Um 17:14 Uhr befand sich das Segelflugzeug im Landeanflug auf die Piste 20. Beim Vorbeiflug an der Winde beobachtete der Windenfahrer, dass sich in einer Höhe von etwa 30 m AGL die vordere Kabinenhaube öffnete und wie der Pilot versucht habe, die Haube wieder zu schließen. Dabei sei das Segelflugzeug in einen steilen Bahnneigungsflug übergegangen und etwa 40 m hinter dem Pistenanfang auf den Boden geprallt.
...
Der Fluggast hatte den Start und den Flug mit einem Mobiltelefon gefilmt und den Film noch während des Fluges ins Internet gestellt. Auf dem Film war zu sehen, dass beim Start die Hebel der Verriegelung der vorderen Kabinenhaube senkrecht standen.
"
 

arneh

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In Friedersdorf war es die schwanzlastig gestellte Trimmung, und hier nun gar die nicht verriegelte Haube, die einen Beitrag zum Unfallgeschehen geleistet hat.
Ursache? Nein, nur beitragender Faktor. Ursache ist immer noch der Pilot, mit der Hand am Knüppel.
Wobei ich ja immer noch grüble, wie genau die Haube zu dem Absturz geführt hat!? Verstehe ich es richtig, dass der Pilot hinten saß und das die vordere Haube aufging? Wenn ja, wie kam es zu Absturz. Kann mir nur schwer vorstellen, wie der Pilot selber versucht haben soll, die zu schließen. Da kommt er doch während des Fluges nie und nimmer dran. Da muss er sich doch losschnallen und komplett nach vorne über den Steuerknüppel hinweglehnen. Im Bericht steht aber auch, dass beiden Insassen angeschnallt waren. Was übersehe ich?
Oder 'versaut' die die Aerodynamik so, dass es zu Steuerungsproblemen führen kann?
 
macfly

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Verstehe ich es richtig, dass der Pilot hinten saß und das die vordere Haube aufging?
Wie kommst du darauf, dass der Pilot hinten saß?

Es gibt Segelflugzeuge mit gemäß Flughandbuch "freier Platzwahl" für den verantwortlichen Piloten. Der Grob Twin gehört m.W. aber nicht dazu, d.h. der verantwortliche Pilot muss vorne sitzen - ausgenommen natürlich Schulungsflüge, wo der Fluglehrer hinten sitzt. Da es ein Rundflug mit einem Fluggast war, müsste der Pilot vorne gesessen haben. Ich sehe auch keine gegenteilige Beschreibung im BFU Bericht.
 

wilco

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Oder 'versaut' die die Aerodynamik so, dass es zu Steuerungsproblemen führen kann?

Die Hauben vom Twin-Astir gehen zur Seite auf und können kaum schädlichen Einfluß auf die Aerodynamik ausüben.

Die Schwachstelle beim Twin (G-103) ist, daß du die vordere Haube verriegeln kannst, während die hintere Haube unverriegelt bleibt, aber das ist hier ja nicht einschlägig.

Ich war bei etwa sieben Zwischenfällen mit offenen oder sogar verlorenen Hauben mehr oder weniger nahe dabei bzw. einmal auch selbst betroffen (Vereinsbetrieb halt...). Da hat mein Schüler nach Seilriß die Haube entriegelt, anstatt die Ausklinke zu ziehen.

Aber keinmal hat ein Pilot sich so davon vereinnahmen lassen, dass er aufgehört hat, das Flugzeug zu fliegen.
 
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Aber niemals hat ein Pilot sich so davon vereinnahmen lassen, dass er aufgehört hat, das Flugzeug zu fliegen.
Das ist leider das Unterforum der andern Piloten.
Oft gehört halt auch einfach Pech dazu. In 30 m Höhe im Landeanflug ist man möglicherweise ziemlich fokussiert, da hat so eine aufgehende Haube Potential zur Verwirrung. Den Reflex, da erstmal nachzufassen, kann ich mir gut vorstellen. Wir werden wohl nicht erfahren, was der Pilot gedacht hat oder eben ohne Nachzudenken getan hat (kein Vorwurf!).

mfg
 
lutz_manne

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Muss sich denn der Pilot weit nach vorn beugen, um an die/den Verschlusshebel zu gelangen? Wenn ja, dann hat er dadurch wohl den Schwerpunkt verändert und den Bahnneigungsflug eingeleitet?
 
Shark31

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Unwahrscheinlich, denn im BFU-Bericht heißt es:
"Beide Insassen wurden angeschnallt vorgefunden."

Sicherlich kann man auch angeschnallt ein klein wenig den Schwerpunkt ändern, aber sicher nicht so entscheidend.
Hier sind einige Konstellationen möglich, aber das wird wohl nie jemand mit Sicherheit sagen können.
Für mich am wahrscheinlichsten das durch die Ablenkung der Haube kurz niemand gesteuert hat (oder der Gast war mit in der Steuerung), dabei evtl. kopflastig getrimmt, schon isses passiert, 30m ist da ja praktisch nix.

Aber wie gesagt, wie soll sich sowas nachweisen lassen.
 

wilco

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Muss sich denn der Pilot weit nach vorn beugen, um an die/den Verschlusshebel zu gelangen?
Nein, muß er nicht, und kann er auch nicht. In bequemer Rücklage, mit dem Vierpunktgurt angeschnallt und zusätzlich dem Fallschirm auf dem Rücken, beugt man sich so leicht nirgendwo hin.

Muß man auch nicht, denn alle Bedienelemente, auch der Haubenverschluss, sind in Reichweite, und spätestens mit dem ausgestreckten Arm erreichbar.

Ein Segelflieger im Landeanflug hält mit der linken Hand den Bremsklappenhebel und rechts den Knüppel.

Irgendwas muß er also loslassen, wenn er plötzlich eine zusätzliche Hand braucht. Hoffentlich nicht den Knüppel, aber ganz von der Hand zu weisen ist die Spekulation von @Shark31 und @Zuschauer leider nicht.
 
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arneh

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Irgendwas muß er also loslassen, wenn er plötzlich eine zusätzliche Hand braucht. Hoffentlich nicht den Knüppel, aber ganz von der Hand zu weisen ist die Spekulation von @Shark31 und @Zuschauer leider nicht.
Aber selbst wenn. Wenn das Flugzeug auch nur halbwegs ausgetrimmt ist, liegt das aus 30m doch nicht nach 1s im Dreck!? Da muss doch die Trimmung im südlichen Afrika gestanden haben. Aber wie käme man dazu? Naja, oder vielleicht war er am langsamen Ende und hat 'nen Stall kassiert.
 

arneh

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Da es ein Rundflug mit einem Fluggast war, müsste der Pilot vorne gesessen haben. Ich sehe auch keine gegenteilige Beschreibung im BFU Bericht.
Stimmt, ich war irgendwie bei Schulungsflug aber das war ja nur Sightseeing.
 
macfly

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Naja, oder vielleicht war er am langsamen Ende und hat 'nen Stall kassiert.
Etwas in der Richtung hätte ich auch vermutet. Da kommt auch einiges zusammen: die Haube geht auf, der Pilot ist allein durch diese "Notfallsituation" schon erschrocken und abgelenkt. Dann versucht er nach der Haube zu greifen, verliert den Fahrtmesser aus dem Blick. Durch die geöffnete Haube wird es zudem laut - das hört sich vermutlich akustisch so an, als wäre man sehr schnell unterwegs - auch wenn das Gegenteil der Fall ist. Und wenn er zuvor in einem stabilen Anflug war, müsste er, um die Fahrt zu halten, nach dem Aufklappen der Haube entweder nachdrücken, oder die Luftbremsen einfahren - oder sogar beides. Und das mit der linken Hand - weil die rechte ja nach der Haube greift... Wenn man so darüber nachdenkt: schon nachvollziehbar, dass das im kurzen Endanflug schieflaufen kann - wenn man sich ablenken lässt und nach der Haube greift...
 

Zuschauer

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[...] wenn man sich ablenken lässt und nach der Haube greift...
Mal als Segelflug-Laie gefragt: Wenn die Haube aufgeht, kann man dann ausreichend gut weiterfliegen, um den Rest der Landung hinzukriegen? D.h. wäre das Ignorieren der Haube hier eine/die Option, die wahrscheinlich zum Erfolg einer sicheren Landung führt?

mfg
 

teletubi

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Ich kenne jemanden der versucht hat die Haube beim wegfliegen, festzuhalten.
Die Haube hat ihm das Gesicht blutig geschlagen.
 

wilco

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Naja, oder vielleicht war er am langsamen Ende und hat 'nen Stall kassiert.

Zwischen erstem Aufprall und der Endlage des Wracks lagen 100 Meter. Das klingt für mich nach sehr viel Energie, weniger nach Stall mit Durchsacken oder Abkippen.

Wenn die Haube aufgeht, kann man dann ausreichend gut weiterfliegen, um den Rest der Landung hinzukriegen? D.h. wäre das Ignorieren der Haube hier eine/die Option, die wahrscheinlich zum Erfolg einer sicheren Landung führt?

Zweimal "Ja". Beispiele dafür habe ich einige miterlebt (posting #8). Auch ziemlich haarsträubende.

Vielleicht müssen wir uns alle öfter an den Spruch erinnern: "In Case of Emergency: First fly the Plane!"
Gehört beim Segelflug in Deutschland leider nicht zu den üblichen Ausbildungsinhalten, und ist doch so wichtig.
 
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wilco

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Wenn das Flugzeug auch nur halbwegs ausgetrimmt ist, liegt das aus 30m doch nicht nach 1s im Dreck!?

Ein Segelflugzeug fliegst du meist nicht "ausgetrimmt", also mit Knüppelkraft Null. Manchmal ändern sich die Einflüsse im 5-Sekunden-Takt, da ist "genaues" Trimmen gar nicht sinnvoll oder möglich. Man gibt mit der Trimmung nur eine Tendenz vor, das genügt.

Bei Anflug und Landung geht die Vorgabe immer in Richtung "Kopflastig", mehr oder weniger stark. Der Sinn ist, dass man in Bodennähe den (unbeabsichtigten) Langsamflug dringend vermeiden will. Läßt du den Knüppel los, wirst du schneller.

Next: Wenn du im Twin Astir den Klappenhebel loslässt, fahren die Bremsklappen ein (während sie in vielen älteren Typen dann voll ausfahren!).

Das sind zwei mögliche Gründe für eine zunehmende Bahnneigung und/oder die entsprechende Fahrterhöhung.
 
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Rob@LS3

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Moin,

ich bin den Twin bisher noch nicht geflogen, vermute aber er ist ähnlich gutmütig wie eine 21. Dementsprechend kann ich mir nicht vorstellen das der Twin schnell zu einer "Wildsau" mutiert. Wer hat denn Erfahrung mit dem Flieger?
 
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