Tschechien steht bei Abfangjägerbeschaffung vor schwerer Entscheidung
Nachdem die Regierung im Vorjahr wegen den katastrophalen Überschwemmungen auf den beabsichtigten Kauf von 24 neuen schwedischen Maschinen des Typs Jas-39 Gripen für mehr als 60 Mrd. Kronen (1,87 Mrd. Euro) verzichtet musste, denkt man in Prag nun an die Anmietung von älteren Abfangjägern für eine mehrjährige Übergangsperiode. Erst danach käme ein Kauf von neuen Flugzeugen in Frage. Dabei zeichnet sich ein harter Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern ab.
Zunächst war von der Anmietung gebrauchter F-16, die die Vereinigten Staaten, Belgien und die Niederlande anbieten, oder von F-18 der kanadischen Luftwaffe die Rede. Die Schweden machten daraufhin ein attraktives Angebot: Für die beschränkten Geldmittel, die Tschechien zur Verfügung stehen, boten sie die Vermietung nicht älterer, sondern ganz neuer und moderner Abfangjäger vom Typ Jas-39 Gripen an. "Zur Zeit werden sie für die schwedische Armee produziert, man könnte die Lieferung aber eventuell nach Tschechien umleiten", erklärte der schwedische Botschafter in Prag, Harald Fälth, vor der Presse. Tschechien könnte diese Maschinen dann später kaufen, wobei die schwedische Regierung bereit ist, bei der Finanzierung zu helfen.
Damit überraschten die Schweden die tschechischen Politiker ebenso wie die Konkurrenz, weil es sich - wie Beobachter kommentierten - um ein Angebot handelt, das man aus ökonomischer Sicht schwer ablehnen kann. Die Amerikaner, die NATO-Verbündeten Tschechiens, sind jedoch stark daran interessiert, dass Prag ihre gebrauchten F-16-Abfangjäger mietet, egal ob von den USA selbst oder von Belgien oder den Niederlanden. US-Botschafter Craig Stapleton betonte auf einer Pressekonferenz, die angebotenen gebrauchten F-16 würden mit völlig neuen Triebwerken ausgestattet und könnten noch mindestens 20 Jahre fliegen. Auch die USA bieten Finanzierungshilfe für einen eventuellen späteren Kauf von neuen F-16 an.
Die tschechische Tageszeitung "Pravo" zitierte eine anonyme "mit der Situation vertraute Quelle", wonach die Amerikaner "bei jeder Gelegenheit zu erkennen geben, dass die tschechische Luftwaffe mit F-16 oder mit F-18 ausgerüstet werden sollte". Die eventuelle Bevorzugung der Schweden könnte bedeuten, dass sich die USA von Tschechien abwenden und ihre Investitionen in anderen Mittel- und osteuropäischen Ländern tätigen, hieß es.
Der tschechische Außenmister Cyril Svoboda bestätigte, dass sich die Prager Regierung in einer delikaten Situation befindet. "Es handelt sich um eine komplizierte und strategische Entscheidung, weil wir in Europa sind und der NATO-Allianz angehören", so Svoboda, der eingestand, dass ihn das schwedische Angebot überraschte.
Die Regierung von Ministerpräsident Vladimir Spidla will die Frage bis Ende dieses Jahres entscheiden. Sie soll dabei der Empfehlung einer Expertenkommission folgen, die alle Angebote bis Ende November beurteilen will. Die Rede ist diesmal nicht von 24, sondern nur von 14 Maschinen. Dass die Entscheidung wie schon einige Mal zuvor wieder aufgeschoben wird, scheint unwahrscheinlich. Die tschechischen Militärs machen unmissverständlich darauf aufmerksam, dass die Lebenszeit der veralteten sowjetischen Jagdflugzeuge MiG-21 im Jahre 2005 zu Ende geht. Danach könnte der tschechische Luftraum ohne entsprechenden Schutz dastehen, warnen sie.
Quelle: news.tirol.com