Tu-22 abgestürzt

[Sens]

Der Pilot, der auf dem ILS unterwegs war musste sich auf die Angaben des Flugleiters vor Ort verlassen. Nur dieser kannte die realen Wetterminima vor Ort. Die Leute im Tower haben dafür eigene Referenzpunkte im Flugplatzbereich. Im Gegensatz zum Piloten, der nach dem Grau der Wolken nur die SLB in der Schneelandschaft vor sich erwartet. Innerhalb von Sekunden müsste der überraschte Pilot dann eigenmächtig entscheiden. noch visuell durch zu starten, ohne zu wissen, wer sonst noch im dortigen Luftraum unterwegs ist und die Sichtbedingungen dafür nicht gegeben sind.

 

[Mirka73]

Ja da hast du ja Recht , er hatte sich entschieden die Landung durchzuziehen vs. in den vermutlich sicheren oberen Luftraum zu begeben und den Ausweichplatz zu wählen. Evtl. hat er den Platz ja auch gesehen und es ist etwas anderes schiefgelaufen. Das Ergebnis ist nun wie es ist. Es ging mir ja auch nur um die Befehlsgewalt und letztendliche Entscheidung. ;-)

 

[Intrepid]

Der Pilot, der auf dem ILS unterwegs war musste sich auf die Angaben des Flugleiters vor Ort verlassen. Nur dieser kannte die realen Wetterminima vor Ort. Die Leute im Tower haben dafür eigene Referenzpunkte im Flugplatzbereich. Im Gegensatz zum Piloten, der nach dem Grau der Wolken nur die SLB in der Schneelandschaft vor sich erwartet. Innerhalb von Sekunden müsste der überraschte Pilot dann eigenmächtig entscheiden. noch visuell durch zu starten, ohne zu wissen, wer sonst noch im dortigen Luftraum unterwegs ist und die Sichtbedingungen dafür nicht gegeben sind.

Was schreibst Du denn für Räuberpistolen hier?

Ich gehe mal von Instrumentenflugregeln in einem kontrolliertem Luftraum aus. Dann sind der Anflug und der Abflug für ein eventuelles Durchstartmanöver für das in Frage kommende Flugzeug reserviert. Da befindet sich kein anderes Flugzeug.

Und man fliegt zum Minimum und startet dann durch - es sei denn, man sieht ausnahmsweise die Landebahn. Dafür braucht man keine Hilfe von außen. Die hat einen vorher über das zu erwartende Wetter gebrieft.

An militärischen Plätzen gibt es zusätzlich die Besonderheit, dass der Flugplatzkommandant den Flugplatz aus meteorologischen Gründen für geschlossen erklären kann. Zivil liegt diese Entscheidung einzig beim Piloten.

 

[Airboss]

Lässt sich das von den im Westen gängigen Methoden und Prinzipien uneingeschränkt auf die russischen Streitkräfte übertragen? Ich denke mal nicht.

 

[Intrepid]

Lässt sich das von den im Westen gängigen Methoden und Prinzipien uneingeschränkt auf die russischen Streitkräfte übertragen? Ich denke mal nicht.

Das Prinzip der Separation ja: der Flugweg von der aktuellen Position bis zur Freigabegrenze ist für ein bestimmtes Flugzeug freigehalten. Ein Anflug endet immer in der Warterunde für das Fehlanflugverfahren, nicht am Zielflughafen. Bis dahin ist der Luftraum frei. Das sind Prinzipien des Fliegens, die von keiner Ideologie abhängig sind und deshalb im Osten und im Westen gleich gehandhabt werden.

 

[n/a]

Mich wundert, dass die Besatzung ein ILS geflogen sein soll (oder ist hier ein russisches Gegenstück gemeint?), das Anflugminimum (decision height) aber bei 300 Metern (!) Hauptwolkenuntergrenze und einer Mindestsicht von 3000 Metern gelegen haben soll. Das ist ja meilenweit von eigentlich üblichen ILS-Minima entfernt (200 ft – 550 m bei CAT I statt hier umgerechnet 1000 ft – 3000 m).

Gibt es dafür einen Grund, @Sens? Irgendwelche Hindernisse in der Obstacle Assessment Surface?

 

[Sens]

Das sehe ich genauso und wenn man sich das 60 Minütige Video anschaut und gleichzeitig beachtet, dass in dieser Region die Witterungsbedingungen kurzfristig wechseln können, dann kann eine Kette von Ereignissen sehr schnell in einer Katastrophe enden. Sicherlich erinnern sich noch einige Leser, wie MiG-31 auf einem zivilen Flugplatz landen mussten.
Russian MiG-31 fighter jets stuck in civilian airport
Russische MiG-31 Kampfjets stecken im zivilen Flughafen fest
Die hatten sicher auch ein positives Wetterbriefing für Workuta als sie im 350 km entfernten Usinsk "strandeten".
Die zweite Tu-22M war ja auch in der Luft und ist schlussendlich wo gelandet?

 

[Sens]

Mich wundert, dass die Besatzung ein ILS geflogen sein soll (oder ist hier ein russisches Gegenstück gemeint?), das Anflugminimum (decision height) aber bei 300 Metern (!) Hauptwolkenuntergrenze und einer Mindestsicht von 3000 Metern gelegen haben soll. Das ist ja meilenweit von eigentlich üblichen ILS-Minima entfernt (200 ft – 550 m bei CAT I statt hier umgerechnet 1000 ft – 3000 m).

Gibt es dafür einen Grund, @Sens? Irgendwelche Hindernisse in der Obstacle Assessment Surface?

Источник «КП»: Командир авиаполка в Высоком распорядился не отправлять Ту-22М3, потерпевший крушение, на запасной аэродром
Die Angaben stammen aus dieser russischen Quelle. Welche Regeln dort gelten, dass müsstes Du schon dort erfragen. Das Video zum Regiment zeigt ja etwas die Örtlichkeiten.

 

[Intrepid]

Gibt es dafür einen Grund,

Ich vermute eine unpräzise Übersetzung. Instrumentenlandesystem und Instrumentenanflugverfahren haben nicht die gleiche Bedeutung. Aber welcher zivile Übersetzer weiß das schon.

 

[flightpics]

auf Twitter gibts von aironews ein Video vom Absturz. klick

 

[lagunats]

 

[Flint]

Boah, das ist echt schlimm.
Sehr hohe Vertikalgeschwindigkeit beim Aufsetzen und es sieht für mich so aus, als ob versucht wurde beim Erkennen der Situation einen go-around einzuleiten.
Die Rauchfahnen werden kurz vor dem Aufsetzen deutlich stärker.
Aber die Triebwerke brauchen ihren Zeit, bis wieder der max Schub anliegt.

 

[Anti]

Der Grund kam wohl sehr überraschend, hat solch eine Maschine einen Bodenradar?

 

[Wolfsmond]

Der war doch niemals auf einem ILS mit der Sinkrate. Haben russische Militärflugzeuge sowas überhaupt ?

 

[arneh]

Uuuiiiuuiiuuiii, Da kam der Boden aber mit enormer Geschwindigkeit aus dem Nichts....
Die Sichtverhältnisse waren zwar nicht gut, aber die Landebahnbefeuerung mussten sie ja ähnlich weit sehen, wie man die Landescheinwerfer sieht. Üppig war das nicht aber jetzt auch nicht nur Sicht bis zur Nasenspitze. War vermutlich trotzdem unter Minima.
Irgendwie müssen die sich aber mit der Höhe bzw. dem Gleitfad deutlich vertan haben. Beim Einschätzen der Höhe hilft natürlich die komplette grau/weiße Soße rundum absolut nicht - da ist eine richtig eingestellte QNH und ein funktionierender Radarhöhenmesser bzw. ILS Gleitpfadanzeiger (falls vorhanden?) und dessen genaue Beachtung sicherlich absolut überlebenswichtig. Mit rein visueller Referenz hat man es in der konturlosen Milchsuppe sicherlich übel schwer, den Abfangbogen halbwegs zu treffen.
Eventuell sind sie auch über den Gleitpfad geraten und wollten dann doch mit aller Gewalt noch runter (Danach sieht es fast ein wenig aus, unter der Annahme, dass sie schon auf der Landebahn aufgesetzt sind -sie waren noch recht hoch, als die Maschine in Sicht kam, mit einem sanften Abfangen wären sie wohl erst auf Höhe der Kamera oder noch weiter hinten aufgesetzt). Da wäre die Frage interessant, wo die Kamera in Bezug auf die SLB stand. Die Antwort auf die Frage dürfte dann schon ein wenig in die Richtung zielen, was genau da schief gelaufen ist.

 

[eggersdorf]

Sehr hohe Vertikalgeschwindigkeit beim Aufsetzen

Das Hauptfahrwerk "überlebte" das harte Aufsetzen offenbar und der Rumpfbug bricht ab? Machen sich da nach über 30 Jahren strukturelle Probleme bemerkbar?
http://uploads.ru/ra7S6.jpg

 

[Intrepid]

... aber die Landebahnbefeuerung mussten sie ja ähnlich weit sehen ...

Welche Landebahnbefeuerung? Ich kann keine Lichtquellen entlang der Landebahn erkennen.

Hat jemand mal ein Anflugblatt vom Flugplatz? An dem Flugplatz, an dem ich vor vielen Jahren geflogen bin, gab es zwei NDBs bei 1000 und 4000 Metern und eine mobile Radaranlage, welche Unterstützung geben konnte. Mehr nicht, keine Befeuerung. Das war nach meinen Kenntnissen Standard.

 

[eggersdorf]

Da wäre die Frage interessant, wo die Kamera in Bezug auf die SLB stand. Die Antwort auf die Frage dürfte dann schon ein wenig in die Richtung zielen, was genau da schief gelaufen ist.

Ich vermute Kamerastandort entspricht Flugleitung oder an der Verbindungsstraße zwischen Piste und Flugleitung. Die Flugleitung befindet sich in Olenogorsk auf der Ostseite. Folgliche Landung von Norden herein kommend. Aufsetzen also ungefähr Mitte (!) der Piste - die stattliche 3500 Meter lang ist.

 

[Intrepid]

Ich tippe auf Whiteout.

 

[eggersdorf]

An dem Flugplatz, an dem ich vor vielen Jahren geflogen bin, gab es zwei NDBs bei 1000 und 4000 Metern

Gibt es dort auch. Aber die haben noch mehr dort. Steht nur auf einer Seite der Piste. Aus dieser Richtung erfolgte die Landung. Fachleute wissen was das ist.
Karten
Bei einem anderen Anbieter ist es besser zu sehen.
Flugleitung befindet sich hier Karten