Den Vorwurf des (Halb-?)Wissens nehme ich gerne hin. Niemand von uns ist allwissend. Und möglicherweise fehlt es mir auch an der Bereitschaft, die Intelligenz mancher User für noch niedriger zu halten als meine eigen. Daher nochmal in zwei Schritten erklärt:
1.
General Atomics behauptet von sich, nachträglich Katapulte in Schiffe einbauen zu können, die nie für einen Katapulteinsatz vorgesehen waren.
Das bezog sich auf Post #821 und wurde von mir auch belegt (Vorschlag von GA für den japanische Hubschrauberträger Izumu)
2.
Um mich nicht dem Vorwurf auszusetzen, dieses Konzept bei jedem Schiff für sinnvoll zu halten, habe ich gleich meine Bedenken zu diesem Vorschlag von General Atomics mit einem deutlichen Begriff ("Blödsinn") formuliert und begründet.
Ich bin jetzt einigermaßen erschüttert darüber, dass ein Flieger-Ass wie D-Hubi seine Unkenntnis über Historie von Trägerschlachten einerseits und sein Unwissen über heute zu erwartende Gefechte zwischen Trägerkampfgruppen andererseits in so deutlichen Worten offenbart. Wenn ich (Halb-?)Wissen habe, dann beschränkt sich seines möglicherweise darauf, schon einmal ein Video-Spiel mit einer Trägerkampfgruppe gespielt zu haben.
Aber ich bemühe mich ja, wie ein vorbildlicher Lehrer, der sich auch um schwache Schüler bemühen sollte. Wir können halt nicht nur Spitzenabsolventen haben, sondern müssen uns bemühen, auch die Schwächeren durchzubringen.
Also:
Zur Historie:
Bereits in der ersten Trägerschlacht der Geschichte (Midway) hat es Admiral Nagumo (Japan) "kalt" erwischt. Nach einem ersten Landangriff (Meldung um 07:00 von der Angriffsformation: Zweiter Angriff erforderlich) lies er seine Bomber, die zum Angriff gegen Seeziele vorbereitet waren, zum Angriff auf Landziele umrüsten. Gleichzeitig mussten alle zurück kehrenden Flugzeuge der ersten Angriffsstaffel aufgenommen werden (das war kurz von 08:40 erledigt). In dieser "Schwächezeit" war nur ein sehr eingeschränkter Start von Jägern zu Abwehr gegnerischer Angriffe möglich.
Und genau in dieser Zeit konnten die Angreifer von USS Enterprise und USS Yorktown zu den japanischen Trägern vordringen und diesen - verstärkt durch Bomben und abgehängte Torpedos und die ungesicherten Treibstoffanschlüsse auf dem Flugdeck der Japaner - innerhalb von 5 Minuten entscheidende Niederlagen zufügen.
Zur heutigen Erwartungen:
Ein Gefecht zwischen Trägerkampfgruppen wird heute nicht mehr in wenigen Minuten zu entscheiden sein. Es ist vielmehr zu erwarten, dass sich die Kämpfe über zumindest mehrere Stunden, um nicht zu sagen, über Tage hinziehen werden. Dass da jeweils komplette Staffeln starten und dann gemeinsam zurück kehren ist nur zu erwarten, wenn ein Träger (wie vor Vietnam) nicht selbst angegriffen wird und daher eher unwahrscheinlich.
In dieser Zeit werden sich auch die Luftkämpfe strecken - d.h., dass immer wieder Jagdflugzeuge zum Träger zurück kommen (und zwar durchaus auch in sehr unregelmäßigen Abständen), die sich "verschossen" haben und "nachmunitionieren" müssen, oder denen schlicht der Sprit ausgeht.
Das können sowohl Einzelflieger als auch Gruppen sein - verstanden?
Jedes Flugzeug, das so für eine bestimmte Zeit im Gefecht ausfällt, schwächt die eigene Truppe. Daher müsste zum Ausgleich immer auch ein Ersatz in die Luft - verstanden?
Das geht aber nur, wenn gleichzeitig ein Lande- und Startbetrieb möglich ist, wenn also Flugzeuge abheben können, ohne dass dadurch die Landemöglichkeit beeinträchtigt wird - bzw. anders rum: wenn Flugzeuge landen können, ohne dass gleichzeitig der Startbetrieb "verunmöglicht" ist.
Verstanden?
Bei Liaoning und Shandong kann wenigstens die vordere Startposition steuerbords (im Bild die 3) noch während des Landebetriebs genutzt werden, die Startpositionen (1) und (2) fallen dagegen beim Landebetrieb aus.
(Quelle: Intrepid im sdf)
Diese (vordere) Startposition hat zwar den Nachteil, dass da nicht mit voller Zuladung (Treibstoff, Bewaffnung) abgehoben werden kann. Aber es erlaubt zumindest einen Ersatz. Das wäre bei dem GA-Konzept für die Izumu nicht einmal möglich.