Sowjetisch ja, Hersteller eben eher weniger. In der Sowjetunion waren die Konstruktionsbüros von den Herstellern organisatorisch getrennt. Die OKBs entwickelten grundsätzlich nur, entweder aufgrund einer Ausschreibung der Regierung oder in eher selteneren Fällen im direkten Regierungsauftrag (selbsständige Entwicklungen ohne Auftrag waren im System schlicht nicht vorgesehen - es konnten keine Ressourcen bereitgestellt und abgerechnet werden - und blieben daher die absolute Ausnahme, ich kenne eigentlich nur die Il-102.) Danach musste das Projekt vom Auftraggeber bestätigt werden, und für den Bau der Prototypen und der Vorserie wurde ein Produktionswerk ausgewählt. In einigen Fällen waren die OKBs aber auch in der Lage, Prototypen zu bauen (Beispiel OKB Tupolew, dem schon 1936 eine Teil eines Flugzeugwerkes angegliedert worden war). Wenn die Erprobung dort erfolgreich verlief, wurde dort weiterproduziert, teilweise wurden aber noch weitere Werke zur Produktion herangezogen. So kommt es, dass Antonow-Flugzeuge in Taschkent, Woroschilowgrad, Charkow und Uljanowsk produziert wurden, aber das Werk in Taschkent neben An- 8, An-12 und An-22 auch Il-14 und Il-76 produzierte
In Kiew gab es nun lange Zeit zwei Institutionen, was immer wieder zu Missverständnissen führt: Das OKB Antonow (eigentlich das OKB-153) und das Kiewer Flugzeugwerk (ursprünglich Werk Nr. 473, später dann Kiewer Flugzeugwerk (Киевский авиационный завод)). Beide hatten ursprünglich nichts miteinander zu tun. Letzteres produzierte am Anfang die Po-2, Jak-3 und Jak-9, aber auch den Mi-1. Das Werk ist auch älter (1923) als das OKB (1952). Erst 1948 fing man mit der An-2 an, Antonow-Flugzeuge zu bauen, und ab den 1950er Jahren dann nur noch Konstruktionen von Antonow, aber die wurden eben auch noch woanders gebaut. Aus dem Kiewer Werk kamen etwas über 1000 An-24, ungefähr 1400 An-26, praktisch alle (~360) An-32 und 18 der 56 An-124.
Der Zusammenschluss von OKB und Werk erfolgte erst lange nach dem Zerfall der Sowjetunion, 2009.
Diese Trennung von Entwicklung und Produktion machte es den Russen nach dem Zerfall der UdSSR ein stückweit leichter, ihre Tranporterflotte in Betrieb zu halten, führte aber andererseits dazu, dass die Ukraine keinen Produzenten für größere Flugzeuge mehr hatte.
Nebenbei: Oleg Antonow beschwerte sich 1948 über die äußerst schlechte Qualität und die schlampige Organisation des Werkes. Aufgeräumt hat den Laden dann Pjotr Schelest ab 1950 - und der war dann von 1963 bis 1972 Erster Sekretär der Kommunistischen Partei der Ukraine und stieg in seinen letzten Jahren zum Politbüromitglieder der KPdSU und stellvertretenden Ministerpräsidenten der UdSSR auf. Nachdem seine Parteikarriere vorbei war, arbeitete er 1974-1984 als Leiter eines Versuchs-Konstruktions-und Produktionsbüros in Dolgoprudny. Dort hatte man zwar zwischen 1966 und 1971 die An-2M gebaut, aber eigentlich beschäftigte man sich ab 1971 hauptsächlich mit der Entwicklung und dem Bau von Flugabwehrraketen
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