Moin!
Private Fotos, die in den Siebel-Werken (1934-45) entstanden sein sollen, zeigen einen Flugzeugrumpf. Es fehlen konkrete Hinweise auf das Aufnahmejahr oder den konkreten -ort. Der Rumpf stammt von keiner mir bekannten Siebel-Entwicklung oder -Produktion bei Siebel (Fw 44, He 46, Ju 88, Do 17 ... ).
Hat jemand einen Tipp?
Toller Fund!
Was mir spontan so auffällt:
Die Gebäude im Hintergrund sehen für mich nicht unbedingt nach Fabrik aus. Mit den vielen Toren würde ich eher an so etwas wie eine Feuerwache denken, evtl. noch aus der Zeit, als diese Pferdegespanne eingesetzt hat.
Ist der Rumpf aus Holz oder eher aus Metall? Die Helligkeitsverläufe auf den einzelnen Elementen weisen für mich eher auf Metall hin, aber ich bin nicht so der Bildauswerte-Held. Metall würde meiner Meinung nach gegen einen Attrappenbau sprechen, weil dort meinem Eindruck nach durchgängig (und sehr professionell) mit Holz gearbeitet wurde.
Gegen eine geheime Attrappe würde auch das Vorhandensein von Privatfotos sprechen, insbesondere mit der vor dem Rumpf stolz posierenden Crew. Wenn die Attrappe geheim war, war privates fotografieren sicher verboten, und es wurde sicher erwartet, dass die Belegschaft schon den Versuch unterband, stand sich wie auf diesen Fotos in Pose zu stellen.
Das Flügelprofil, das aus dem Rumpfanschluß-Fachwerk zu erahnen ist, ist ebenfall interessant. Es sieht auch wie ein unterseitig flaches Profil, das in den1930ern zwar noch beliebt, aber insbesondere durch die Entwicklung der NACA-Profile schon im Veralten begriffen war. Für ein Rekordflugzeug wäre das wahrscheinlich keine gute Wahl.
Wie das Cockpit geschlossen würde, kann ich mir nicht ganz vorstellen.
Am Bug ist eine 45°-Kante in der Beplankung zu erkennen, die sich bei manchen Junkers-Konstruktionen mit Bugmotor finden läßt. Gleichzeitig sieht der Bug für mich aber nicht so aus, als ob man dort einen Motor montieren könnte.
Spekulativ frage ich mich daher, ob es sich bei der Konstruktion vielleicht um einen Zweimot handelt, der eventuell sogar Tragflächen eines bereits existierenden anderen Typs mit einem neuen Rumpf verbindet. Der Stil der Linienführung erinnert mich vage an die Henschel Hs 124, die auch über ein unterseitig flaches Profil verfügte.
Die Details des Rumpfes, wie die Anschlußpunkte am Rumpfrücken, der lange Schlitz in der Verkleidung und die merkwürdige Nase, kann ich nicht einordnen. Auch die flache Windschutzscheibe, die aerodynamisch eher ungünstig ist und normalerweise nur bei Maschinen mit Panzerglas-Windschutz zu finden ist, verstehe ich nicht. (Optisch ist flaches Glas natürlich günstig.)
Wenn doch ein Motor in die Nase passt, müßte es wohl ein kleiner aufrechtstehenden Reihenmotor mit Stirnkühler sein, dessen Abgase entweder nur an Steuerbord oder durch die halbverkleidete Öffnung auf Höhe des Cockpits abgeleitet werden sollten. Vielleicht würde ein Jumo 204 oder 205 dort passen? Das wäre dann für den angepeilten Zeitrahmen tatsächlich ein fortschrittlicher Motor. Die Bugverkleidung sieht aber so glatt und eng aus, dass ich spontan nicht so richtig an einen Bugmotor glaube.
Soweit mein Brainstorming ... :-)
Tschüs!
Henning (HoHun)