Das lustige an diesem Forum ist, dass man sehr selten (ich zumindest) Ahnung hat, wer oder welche Sachkenntnis sich hinter den Nicks befinden.
Da passiert ein Zwischenfall wie in Dortmund und dann gehen die Diskussionen los. Die einen loben die Crew über jeden Klee, die anderen äußern Kritik, und wieder andere warten erstmal ab, für wen sie später Partei ergreifen können. Wer jetzt aus welchem Lager (Profi hinterm Stick, Profi hinterm Joystick oder interessierter Laie) kommt, ist zunächst mal unerheblich.
Festzuhalten bleibt, dass auch ohne Verletzte und ohne wesentliche Schäden am Flugzeug es sich um einen ernsten Zwischenfall handelt. Sich damit zufrieden zu geben dass nichts passiert ist, ist zu wenig und wird dem Ernst der Flugsicherheit nicht gerecht. Die Maschine und deren Passagiere trennte nur wenige Meter vom Desaster, und die Besatzung hat sie da hin begleitet, ob man das jetzt positiv sehen will (ist alles gut gegangen) oder negativ (wie kann man nur ein Flugzeug über die Bahn hinaus fahren). Letztlich liegt das zunächst im Auge des Betrachters.
Aufgabe der Flugsicherheit ist es dafür zu sorgen, dass es erst gar nicht soweit kommt. Daher wird es in der anstehenden Untersuchung sicher auch darum gehen, ob ein Startabbruch in dieser Situation angebracht war oder die Fortsetzung des Startes andere nicht handhabbare Risiken mit sich gebracht hätte.
Und jeder aktive Pilot wird sich zwangsläufig eben mit der Frage beschäftigen "wie kann ich verhindern dass mir das nicht passiert". Geht man von der Annahme aus, dass im Bereich der Flugvorbereitung und des Startes (z.B. Korrekte Berechnung V1, Enteisung) alles richtig gemacht wurde, dann bleibt als Ursache für das Überrollen der Bahn beim Startabbruch Probleme bei demselben oder / und "Bad Luck".
Damit kann man sich nicht zufrieden geben, man sucht dann nach besseren Alternativen. Ob sie das denn tatsächlich sind, kann ich nicht beurteilen, da ich nie aktiv Paxe geflogen habe. Letztlich wird das auch das Untersuchungsergebnis dann empfehlend oder reglementierend darstellen.
Das bringt mich zum nächsten Punkt: Ich bin lieber Passagier bei einer Crew, die die Masse zwischen den Ohren auch zum Denken einsetzt und nicht nur zum Lesen von Checklisten. Und wenn dies nicht genereller Consens aller an der Luftfahrt beteiligter wäre, dann wären diese teuren Arbeitsplätze schon längst weg rationalisiert.
Daher würde ich empfehlen, weiter hier die Meinungen auszutauschen aber auch zu respektieren. Das ist das, was Profis untereinander ganz sicher abkönnen. Die Flugsicherheit wäre heute noch in der Steinzeit, wenn nicht auch die Besatzungen die größten Kritiker untereinander wären. Baut einer Mist, bekommt er es gesagt. Macht er es richtig, dann hat er nur seinen Job getan.
Daher vermute ich mal, dass sich unter den Beifall Klatschern wenn überhaupt nur wenige Profis befinden.
franzl