Vor 40 Jahren - 20. November 1974 - Boeing 747 LH 540 bei Nairobi abgestürzt

Diskutiere Vor 40 Jahren - 20. November 1974 - Boeing 747 LH 540 bei Nairobi abgestürzt im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; "Eines Tages" erinnert heute an den ersten unfallbedingten Verlust einer Boeing 747, der 747-130 D-ABYB der Lufthansa, die durch einen Fehler im...
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Alien
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Toryu

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Genauer gesagt: Der FE hatte vergessen, die Pneumatikventile zu öffnen, die für das Ausfahren der Vorflügel für den Start notwendig waren.

So war die berechnete Rotationsgeschwindigkeit für die anliegende Konfiguration (Landeklappen in Startstellung, aber eben ohne Vorflügel) zu langsam. Das Flugzeug hob ab, blieb im Sackflug im Bodeneffekt und verlor beim Einfahren des Fahrwerks genug Fahrt, um wieder zu Boden zu sinken und aufzuprallen.

Änderungen sorgten später dafür, dass der Unfall sich nichtmehr wiederholen konnte - habe aber vergessen, ob es eine bloße Änderung in der Checkliste war, oder ob sich an der Systemarchitektur etwas änderte.
 
D-EGGE

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Space Cadet
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Von der LHT habe ich gehört, dass die Vorflügel ursprünglich beim Beginn der Rollvorgangs ausgefahren waren, aber automatisch bei Betätigung der Schubumkehr beim Rollen (um eine Überhitzung der Bremsen zu vermeiden) wieder einfuhren und diese Tatsache beim Startvorgang übersehen wurde. Genau wird sich der Hergang wohl nicht mehr klären lassen.
 
Toryu

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Bei der 747 fahren die inneren Slat-Sektionen* während der Betätigung des Reverse ein - sollten aber normalerweise nach Abwählen der Schubumkehr wieder ausfahren.

___
* Zw. Rumpf und den inneren TWKen, sowie zwischen den TWKen. Die äußeren Slats bleiben ausgefahren.

=> Gab da mal eine haarige Episode einer BA 744, die beim Start in Johannesburg Probleme deswegen bekam.
Kiekste hier: http://www.avherald.com/h?article=4198598d/0001&opt=0
 
JohnSilver

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Alien
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Im Lotter Kreuz links oben
Ich kann mich noch gut an den Unfall erinnern. Auch daran, dass gesagt wurde, dass der Unfall nicht passiert wäre, wenn die Möglichkeit bestanden hätte, die Slats per Sicht aus dem Cockpit zu kontrollieren.
Damals hatte der Jumbo noch etwas exotisches an sich und wenn ich mich recht erinnere - damals war ich 14 - haben sich einige Schreiber in dem Sinne geäußert, dass weniger der Pilot sondern eher die Konstruktion der nicht sichtbaren Fläche vom Cockpit aus den Unfall mindestens begünstigt hat.
Im Nachhinein ist das natürlich völliger Humbug aber damals klang das für mich plausibel.
 

Rhönlerche

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Die Flightcrew der Hessen wurde jedenfalls von einem deutschen Gericht freigesprochen. BA soll zuvor einen ähnlichen Vorfall mit der 747 als Beinahe-Unglück gehabt haben. Man hat damals solche Informationen noch nicht richtig ausgetauscht. M.W. wurde die 747 seitdem schnell technisch verändert, ohne dass ich die Systeme genauer kenne.
 

HuPa

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In ein paar Wochen jährt sich das Unglück zum 50. Mal und ich hab' dieses Thema heute hier zufällig gefunden, daher grabe ich es aus.

Die Flightcrew der Hessen wurde jedenfalls von einem deutschen Gericht freigesprochen.
Stimmt so nicht ganz, denn "die Flightcrew" wurde überhaupt nicht angeklagt. Lufthansa hat unmittelbar nach dem Crash den Kapitän und den Flugingenieur fristlos entlassen, noch BEVOR es überhaupt einen Abschlussbericht gab. Die zwei klagten, die Entlassung musste aufgehoben werden. Lufthansa (damals noch Staatsairline) versetzte sie in den Vorruhestand, sie flogen nie wieder. Der Erste Offizier (der die Maschine steuerte) wurde nachgeschult, behielt seinen Job und wurde später Kapitän. Erst einige JAHRE NACH dem Unglück erhob die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen den Flugingenieur (als einzigen), und der wurde 1981, wie Du richtig schreibst, freigesprochen. Der Kapitän und der Flugingenieur sind beide schon länger tot, der Erste Offizier ist 85 und lebt noch (Stand September 2024).

BA soll zuvor einen ähnlichen Vorfall mit der 747 als Beinahe-Unglück gehabt haben. Man hat damals solche Informationen noch nicht richtig ausgetauscht. M.W. wurde die 747 seitdem schnell technisch verändert, ohne dass ich die Systeme genauer kenne.
Es gab MEHRERE Vorfälle mit nicht oder nicht komplett ausgefahrenen Vorflügeln bei der 747, allesamt VOR dem Absturz der "Hessen". Die Unfallkommission befand, dass die Warnsysteme der 747 unzureichend waren. So waren die Vorflügel zB NICHT an das Takeoff Configuration Warning System angeschlossen, somit erhielt die Crew der "Hessen" auch keine Warnung, dass Slats/Flaps in einer "unsicheren" Konfiguration für den Start waren.

LG
HuPa
 
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HuPa

Kunstflieger
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Änderungen sorgten später dafür, dass der Unfall sich nichtmehr wiederholen konnte - habe aber vergessen, ob es eine bloße Änderung in der Checkliste war, oder ob sich an der Systemarchitektur etwas änderte.
Die Systemarchitektur wurde geändert. Die Engines der 747 erhielten spezielle Anlassventile, durch die die Herumschalterei mit der Zapfluft während/nach des Anlassvorganges nicht mehr notwendig war.

LG
HuPa
 

HuPa

Kunstflieger
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In eigener Sache darf ich in diesem "Fred" darauf hinweisen, dass mein Buch zu diesem Unglück gestern erschienen und nun erhältlich ist:


LG
HuPa
 
Thema:

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