Vor 50 Jahren: Erstflug der Tu-144

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Düsenjäger

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Space Cadet
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Vor einigen Jahren kam diese DVD heraus. Dort wurde recht objektiv über die Tu-144 berichtet. Für mich nach wie vor ein beeindruckender Vogel.
 
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Schorsch

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Alien
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Ich habe mir ein Buch zum amerikanischen SST-Programm geleistet.
Sehr spannend ist die Entwicklung von 1960 bis Ende der 60er.
Es gab viele Befürworter, es scheiterte zum Teil an der mangelnden Bereitschaft der Hersteller selbst nennenswert Geld in die Wagschale zu werfen. Zum anderen gab es auf Seiten der Politik viele (speziell Robert McNamara), die das Projekt torpedierten. Das Projekt wurde auch viel komplizierter aufgrund der Forderung nach Lärmreduzierung (in den Standards der frühen 60er).
Man kann es so zusammen fassen: das Projekt scheiterte nicht an der Überzeugung, dass es der falsche Weg war, sondern eher an Mangel an Überzeugung, dass es der richtige Weg war. In den Jahren bis etwa 1965 verhinderte etwa McNamara, dass das Projekt richtig startete. Ab Mitte der 60er Jahre ebbte die naive Technologie-Begeisterung ab, auch da die Kosten für viele militärische Projekte durch die Decke schossen (dazu kam ja nebenbei noch ein Vietnam-Krieg und das Apollo-Projekt).

Die nicht vorhandene Wirtschaftlichkeit stand in informierten Kreisen eigentlich nie so wirklich zur Disposition.

Interessant ist insgesamt, wie sich die Begeisterung für Überschall zwischen 1955 und 1965 sich stark abkühlte, auch auf der militärischen Seite.
 

Sens

Alien
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Die Concorde war ja selbst nur ein Luxus-Reisejet und hat für die Wirtschaft absolut nichts gebracht. Damit sind keine Massen an Geschäftsleute schneller hin und her geflogen um mehr Umsatz zu generieren oder die Massen Urlauber in Urlaub geflogen. Es waren nur die wenigen gut betuchten. Man hat solche Jets gebaut, weil man es konnte. Nett für die Luftfahrtgeschichte und schöne Flugzeuge, aber das wars dann wohl auch.

Die andere Frage ist, ob die Russen überhaupt Widebodies wirklich brauchten, ob diese extistenziell für deren Luftfahrt waren. Der Verkehr innerhalb Russlands war, im Vergleich zum Westen, doch überschaubar und exportieren hätten die Russen ihre Jets wohl auch kaum können, dazu war der westliche Druck zu groß.
Das ist etwas verkürzt, da vergessen wird das die Treibstoffkosten zu jener Zeit noch keine entscheidende Größe war. Zu jener Zeit flog noch nicht die Masse und eine Concorde konkurrierte mit einer 707/Dc-8, wobei sie bei doppelter Geschwindigkeit, bezogen auf die Zeiteinheit über 200 Passagiere pro Flugstunde transportieren konnte.
Die Forderung der USAF nach einem Großraum-Transporter bedingte auch die Entwicklung der dafür notwendigen Triebwerke. Boeing erkannte als erster, dass dies auch eine Revolution im Luftverkehr bewirken konnte. Das und die Ölkrise der 70iger machten der Ökonomie der SST ein schnelles Ende.
 
Schorsch

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Alien
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Das ist etwas verkürzt, da vergessen wird das die Treibstoffkosten zu jener Zeit noch keine entscheidende Größe war. Zu jener Zeit flog noch nicht die Masse und eine Concorde konkurrierte mit einer 707/Dc-8, wobei sie bei doppelter Geschwindigkeit, bezogen auf die Zeiteinheit über 200 Passagiere pro Flugstunde transportieren konnte.
Die Forderung der USAF nach einem Großraum-Transporter bedingte auch die Entwicklung der dafür notwendigen Triebwerke. Boeing erkannte als erster, dass dies auch eine Revolution im Luftverkehr bewirken konnte. Das und die Ölkrise der 70iger machten der Ökonomie der SST ein schnelles Ende.
Wenn man die First und Business Class ansetzt, dann sind Treibstoffkosten selbst heute noch "überschaubar".
Man operiert da soweit weg von den Grenzkosten.
Die Herausforderungen damals waren Reichweite und Auslastung: zu geringe Reichweite produziert keine ausreichenden Einnahmen, Thema Auslastung ist selbsterklärend. Vor allem muss man bedenken, dass seinerzeit der Flugverkehr noch komplett reguliert und Ticketpreise festgelegt waren. Die Concorde war übrigens so platziert, dass man es innerhalb eines Budgets hinbekam. Damit war sie nach US-Standards zu klein, zu kurzbeinig und zu langsam (der US SST sollte 230 Pax über >4000nm bei M2.4 transportieren). Man hat sich auch an existierenden Triebwerken orientieren müssen.

Boeing hat als einziger der großen drei nennenswert Geld in das SST investiert, und war Anfang der 70er fast pleite. Douglas und Lockheed haben sich gegenseitig das Wasser abgegraben, haben aber im Prinzip jeweils das richtige Flugzeug produziert. Folglich war Boeing gar nicht so visonär unterwegs wie im Nachhinein gerne behauptet.

Es wäre spannend zu überlegen, was passiert wäre, hätte Boeing keine B747 gebaut. Grundsätzlich waren die B747 anfangs vor allem wegen der Reichweite beliebt, und die wenig kostenorientiert denkenden nationalen Gesellschaften kauften sie lieber als die US-Airlines selbst (die waren aber feste Kunden der DC-10, L1011).
Also, wahrscheinlich wäre bei einem rein betriebswirtschaftlichen Ansatz auch nie eine B747 gebaut worden.
 

Sens

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Es sieht so aus als wäre das Triebwerk im Vergleich zur Concorde der Schwachpunkt der Tu-144. In der SU war der Überschallknall ja keine Beschränkung für die Flüge über dem Festland. Im Westen der Grund die Einsatzmöglichkeiten der Concorde drastisch zu reduzieren.
 
Ralph

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@Sens : auch das Spaceshuttle hat,ja sogar eine Gewehrkugel erzeugt eine Überschalldruckwelle - aufgrund ihrer Größe nimmt man bei ihr diese jedoch nur als Zischen wahr . Beim Flugzeug ist das ,,Gesamtpaket'' für die Lautstärke des ,,Knalls'' verantwortlich.Die NASA forscht ja dahingehend.
 
Schorsch

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Alien
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Es sieht so aus als wäre das Triebwerk im Vergleich zur Concorde der Schwachpunkt der Tu-144. In der SU war der Überschallknall ja keine Beschränkung für die Flüge über dem Festland. Im Westen der Grund die Einsatzmöglichkeiten der Concorde drastisch zu reduzieren.
Das Triebwerk war verantwortlich für die krassesten Einbußen in der Flugleistung, auch die anderen Baugruppen nicht unbedingt Optimum. Ich gehe davon aus, dass auch Trimwiderstand und "low speed aero" ein Problem waren. Die "Concorde B" hätte aufgrund der Verbesserung der Aerodynamik bei 250kts deutliche Zuwächse an Reichweite erfahren, obwohl diese Geschwindigkeit in inem normalen Flug vielleicht für 3-5 Minuten anlag. Wieso? Weil man Sprit für's Holding vorhalten musste, und da trank die Concorde exorbitante Mengen Kerosin, wenn sie mit Gleitzahl bei etwa 8 mit einem Turbojet Kreise drehte. Diesen Sprit flog man vorher bei Überschall spazieren.


Den Knall kann man nicht verhindern, man kann seine Ausprägung reduzieren. Es hat sich aber gezeigt, dass die Maßnahmen dafür ein wenig attraktives Flugzeug erzeugen.
Ein Überschallflugzeug muss einen Verdichtungsstoß erzeugen (dies ist quasi die Definition von Überschallgeschwindigkeit), und dieser Druckwechsel wird vom menschlichen Ohr eben als Knall wahrgenommen.
 

Sens

Alien
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Was den Verdichtungsstoß angeht, war das auch damals eine bekannte Begleiterscheinung. Die Tu-144 kam ja fast ausschließlich über dem Festland zum Einsatz.
 
boxkite

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Mal abseits der Debatte um Erfolg und Mißerfolg hier ein Video
das anläßlich des 50. Jubiläums des Jungfernfluges vom OAK veröffentlicht wurde. Da ich nicht in der Luftfahrtbranche arbeite und mir weniger Gedanken um die Ökonomie eines Produktes mache, erfreue ich mich einfach an den Bildern - und die faszinieren mich auch heute noch (so wie übrigens bei der Concorde auch).
 
Monitor

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Damals muss das schon ein erhebender Anblick gewesen sein.
 

alois

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Schöne Aufnahmen.
 
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Es ist schon erstaunlich ,wie groß die Unterschiede zwischen dem 1.Prototypen und den darauf folgenden Flugzeugen war. Es sieht ganz danach aus ,als ob der Vogel nochmal komplett neu konstruiert worden ist (im Prinzip siehts nach 2 unterschiedlichen Flugzeugen ,mit einer Typenbezeichnung, aus). Bei der Concorde siehts ,bei näherer Betrachtung , dagegen eher aus wie Detailoptimierung auch wenn man Unterschiede ( Prototypen und spätere Serie) sehr deutlich sieht.
 
Schorsch

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Es ist schon erstaunlich ,wie groß die Unterschiede zwischen dem 1.Prototypen und den darauf folgenden Flugzeugen war. Es sieht ganz danach aus ,als ob der Vogel nochmal komplett neu konstruiert worden ist (im Prinzip siehts nach 2 unterschiedlichen Flugzeugen ,mit einer Typenbezeichnung, aus). Bei der Concorde siehts ,bei näherer Betrachtung , dagegen eher aus wie Detailoptimierung auch wenn man Unterschiede ( Prototypen und spätere Serie) sehr deutlich sieht.
Man hat bei der Tu-144 sich anscheinend wenig Zeit für anfängliche Optimierung genommen. Der Termin musste für die Propaganda gehalten werden.
 
GorBO

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TU-160M: Putin will Überschallbomber zu Passagierjet umbauen - WELT
Wow, der Wladimir persönlich! Dieser Tausendsassa kann wirklich alles.
Ganz ehrlich? Wenn ich solche Überschriften lese, interessiert mich der Rest des Artikels schon nicht mehr. Da kann einfach nichts Seriöses drin stehen.
Aber WELT, was will man erwarten. Ist letzlich auch nur eine BILD mit mehr Text.
 
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