
kabelfreak
Fluglehrer
Hallo Forumsgemeinde,
ein langer Bauabschnitt liegt hinter mir mit allen Hochs und Tiefs / respektive Lust und Frust.
Die Zeit im Nacken, hatte ich schon befürchtet, nicht nur an der Deadline sondern
auch am Modell selber zu scheitern, schiere Größe und, wie einige vorhergesagt
hatten, doch zuviel Spachtel, der manche Delle ins Modell machte (soviel Selbstkritik muss sein…)
Aber wie auch immer, ich habe alles pünktlich fertig bekommen und möchte euch die Kombination Tu-95KM samt Lenkwaffe CH-20 (X-20 oder AS-3 Kangaroo) vorstellen.
Vorab etwas zu den originalen Vorbildern:
Die Tu-95 ist sicher vielen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Auslegung als gepfeilter Turboprop-Langstreckenbomber bekannt, am ehesten in der aktuellsten Version Tu-95 MS.
Ursprünglich mit verglastem Bug wurde 1954 mit der Version Tu-95 K ein neuer mit seltsam anmutender Radarnase (Duckbill) ausgestatteter Lenkwaffenträger für die CH-20 entwickelt.
Zuerst dienten Mig-19, die zur SM-20 umgebaut wurden, als Erprobungsträger. Die erste SM-20/1 wurde noch von einem Piloten gesteuert, die folgende Version wurden nach Abwurf unter dem Rumpf aus der Tu-95 K ferngesteuert.
Die Lenkwaffe selber ist eine Weiterentwicklung aus dem Hause Mikojan/Gurjewitsch aus der I-7 U, die mit Pfeilflügeln Mitte der 50er Jahre als schwerer Abfangjäger konzipiert wurde (eine ausführlichere Beschreibung dieses Models findet man hier: http://www.aviastar.org/air/russia/mig_i-7u.php).
Die Ähnlichkeit ist auf jeden Fall erkennbar.
Sie wurde in einem speziell geformten Schacht unter dem Rumpf mit geführt und der Lufteinlauf mit einer Abdeckung geschützt.
Die Tu-95 K büßte dadurch viel von ihrer Reichweite ein, da die CH-20 doch sehr schwer war. Somit wurde eine Version mit Tanksonde entwickelt, die Tu-95 KD. Die nächste Stufe der Weiterentwicklung ab 1962 war dann die Tu-95 KM mit neuer + verbesserter Ausstattung wie Radar, ECM, Navigationssysteme…
Sie trug die verbesserte Version CH-20 M. Tu-95 K mit dieser Lenkwaffe wurden dann Tu-95 K-20 genannt (um das Versionswirrwarr zu komplettieren).
Wichtig noch zu erwähnen: die CH-20 und CH-20 M waren beide keine fire-and-forget Waffen, mussten also bis fast ins Ziel geleitet werden (bis 70km). Somit war das Trägerflugzeug auch in der Endphase des Abschusses sehr anfällig für gegnerische Abwehrmassnahmen.
Der Nachfolger der Tu-95 KM ab Anfang der 70er Jahre war die Tu-95 K-22. Wahrscheinlich wurden alle bestehenden KM-Versionen umgebaut.
Daten zur CH-20:
Entwicklung: ab 1954
Einführung in die russ. Luftwaffe: 1958/59
Länge: 14,95 m (!)
Reichweite: ca. 800 km
Geschw.: ca 1,8 Mach
Gewicht : ca 11,5 t
Gefechtskopf: konventionell oder nuklear
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Beide Modelle für sich sind schon recht imposant, die Tu-95 sowieso und auch die CH-20 – sie ist die größte flugzeugestützte Lenkwaffe.
Ausgangsbasis waren einmal Trumpeters Tu-95 MS und Amodels Bausatz der CH-20. Die CH-20 habe ich so aus der Box gebaut ohne großes Tamtam. Bei der Tu-95 war dann viel mehr anzupassen, da ich eine Zeitreise rückwärts antreten musste.
Zuerst erschienen mir die Anpassungen nicht so stark ins Auge springend, aber je mehr man in der Materie versinkt… – den Rest kennt jeder Modellbauer.
Die gröbsten sichtbaren Anpassungen im einzelnen:
- Radar (sogenanntes Duckbill) verlängert
- Rohrleitung für Tankzufluss links entfernt, rechts etwas verlängert
- Kanzelform etwas gestreckter und flacher
- Vordere Fahrwerksklappen ohne „Beule“
- Flügelwurzel angepasst
- Waffenschacht der Lenkwaffenform angepasst
- Hintere untere Waffenstation / Zwillingskanone eingebaut
- Dementsprechend die hintere Rumpfform etwas „eingeschnürt“
- 2x hinteres Tropfenfenster links und rechts zugefügt
- Heckleitwerk angepasst
- nachgraviert + Nieten gerollt
Wie immer habe ich die Maschine in Naturmetall umgesetzt und auch mit Weathering nicht gespart, da in vielen alten Fotos doch eher der gut gebrauchte Zustand der Maschinen herausstach. Von der Version KM selber gibt es leider trotz einiger mir vorliegender Bücher wenig Fotomaterial.
Ich habe die Version mit der auf Fotos erkennbaren Seriennummer 60802207 gewählt.
Damit will ich euch nun nach den einleitenden Worten der Betrachtung und kritischen Anmerkungen überlassen. Natürlich freue ich mich auch über Lob.