Warum DDR-Behörden die Absturzursache der Iljuschin verschwiegen

Diskutiere Warum DDR-Behörden die Absturzursache der Iljuschin verschwiegen im Flugunfälle und Flugunfallforschung Forum im Bereich Luftfahrzeuge allgemein; Gerade die Aufarbeitung der Starfighter-Abstürze war eigentlich ziemlich transparent, man hat sehr klar kommuniziert, was die Steinhoff-Kommission...

BiBaBlu

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Ist also im Westen und im Osten ein Thema gewesen zu sein, wobei die BRD (-Regierung) möglichst wenig informiert hat und die DDR das Thema propagandistisch aufarbeitete (was damals augenscheinlich auch funktionierte).

Grüße
Gerade die Aufarbeitung der Starfighter-Abstürze war eigentlich ziemlich transparent, man hat sehr klar kommuniziert, was die Steinhoff-Kommission alles aufzeigte, sowohl Ausbildungsmängel wie technische Mängel, am Flugzeug wie konkret am Schleudersitz, hat darauf dann auch ziemlich deutlich reagiert.

Da gab es keine Vertuschung oder Verklärung, man war erstaunlich offen und ehrlich, gerade auch im Kontext der Zeit.
die "Starfighter Affäre" meint dann auch etwas anderes (wird aber gerne verwechselt und vermischt), nämlich nicht die Unfallursachen und -aufklärungen, sondern die potentielle Korruptionsaffäre rund um die Typenwahl und Beschaffung.
 

jackrabbit

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Hallo und Moin,

Gerade die Aufarbeitung der Starfighter-Abstürze war eigentlich ziemlich transparent, .....
...
Da gab es keine Vertuschung oder Verklärung, man war erstaunlich offen und ehrlich, gerade auch im Kontext der Zeit.
im Nachhinein war das so, aber in der aktiven Zeit des Starfighter hat man den Angehörigen mit der Absturzursache "Pilotenfehler"/ CFIT und den Folgen daraus doch ziemlich übel mitgespielt und sich als Staat/ Bundeswehr "unfair" verhalten.
Deswegen bin ich beim zweiten (zitierten) Satz nicht völlständig bei Dir. Der Starfighter war für einige Aufgaben, die er wahrnehmen sollte, einfach nicht gut geeignet, was die Besatzungen Piloten ausbaden mussten.

Grüße
 
The Duke

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Beim Starfighter (und auch bei anderen Mustern, die zu der Zeit in der Bundesrepublik im Einsatz waren) gab es auch genug Unfälle, die nicht aufgeklärt werden konnten, weil die heutigen Mittel wie CVR und FDR fehlten. Prominentes Beispiel ist der Unfall von Joachim von Hassel 1971, bei dem spatial disorientation vermutet wird.

Von Hassels Vater Kai-Uwe war von 1963–1966 Verteidigungsminister und hat in der Zeit den Starfighter im Bundetag öffentlich als sinnvolle Anschaffung verteidigt.
 

edge

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Die Sowjetunion hatte den Abschlussbericht der DDR Unfalluntersuchungskommission schlicht und ergreifend nicht akzeptiert. Es wurden massive konstruktive Mängel nachgewiesen. Es durfte nicht sein was nicht sein durfte.. Logisch dass daher die wahre Unfallursache verschleiert wurde. Es wurde sogar das Märchen verbreitet dass das Flugzeug in die eigene Treibstoffwolke flog und deshalb explodierte
Das verunfallte Flugzeug war übrigens eine IL 62 "Glatt" und wurde später durch die Lieferung einer IL 62 M kompensiert.
.
Es gibt auch jede Menge Abschlussberichte der BFU, NTSB o.ä. die von Beteiligten wie Herstellern, Piloten, Wartungsbetrieben, Luftfahrtunternehmen nicht akzeptiert werden. Das ist überhaupt kein ungewöhnlicher Vorgang.

Der krasse Unterschied zur DDR besteht jedoch darin, daß man in demokratischen Staaten den Rechtsweg zur Durchsetzung anderweitiger Meinungen und Untersuchungsergebnisse beschreiten kann, was auch gar nicht so selten erfolgreich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

BiBaBlu

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Deswegen bin ich beim zweiten (zitierten) Satz nicht völlständig bei Dir. Der Starfighter war für einige Aufgaben, die er wahrnehmen sollte, einfach nicht gut geeignet, was die Besatzungen Piloten ausbaden mussten.
ich wollte den Starfighter nicht bewerten!
Aber ab Steinhoff und der Aufarbeitung gab es eine (durch die Presse, hier vor allem Stern und Spiegel, sehr kritisch beaufsichtigte) ziemlich transparente und ehrliche Aufarbeitung, das war mein Punkt.

Immer noch im Kontext der 60/70er Jahre, aber durchaus offen und eben nicht hinter der Geheimhaltung versteckt, das ist der eklatante Unterschied.
 
ostseh

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Teschvitz auf Rügen
Gut gemeinter Frageneinwurf offTopic: Wie war das beim Starfighter? Was wurde dort Beteiligten und Bevölkerung dargeboten?
Und jetzt bitte nicht mit Whataboutism kommen. Es hatte jede damalige Staatsform so ihre Gschmäckle...
Empfehle dazu u.a. Günther Rall, "Mein Flugbuch".
 
The Duke

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Günther Rall war allerdings Beteiligter, kein unabhängiger Dritter, das muss man beim Lesen des Buches beachten. Er hat – wie jeder – schon ein ureigenes Interesse, sich selbst in einem guten Licht dastehen zu lassen. So lässt sich beispielsweise seine Behauptung, er hätte General Kammhuber vom Formationsflug abgeraten und wäre man seiner Einschätzung gefolgt, wäre der Unfall vom 19. Juni 1962 nicht passiert, nicht unabhängig überprüfen. Gleiches gilt beispielsweise für seine Teilnahme an der Sitzung der europäischen Betreiberstaaten, bei der auf seinen Vorstoß hin eigentlich das Emergency Nozzle Closure System in alle europäischen Starfighter hätten eingebaut werden sollen – was erst nach weiteren tödlichen Unfällen geschah.
 
ostseh

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Teschvitz auf Rügen
Ja, aber als Pilot auch kompetenter Beteiligter..
ist auch ein Mosaik. Aber es ging ja auch um
Offenheit versus Zensur..,
 
Hagewi

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Günther Rall war allerdings Beteiligter, kein unabhängiger Dritter, das muss man beim Lesen des Buches beachten. Er hat – wie jeder – schon ein ureigenes Interesse, sich selbst in einem guten Licht dastehen zu lassen. So lässt sich beispielsweise seine Behauptung, er hätte General Kammhuber vom Formationsflug abgeraten und wäre man seiner Einschätzung gefolgt, wäre der Unfall vom 19. Juni 1962 nicht passiert, nicht unabhängig überprüfen. Gleiches gilt beispielsweise für seine Teilnahme an der Sitzung der europäischen Betreiberstaaten, bei der auf seinen Vorstoß hin eigentlich das Emergency Nozzle Closure System in alle europäischen Starfighter hätten eingebaut werden sollen – was erst nach weiteren tödlichen Unfällen geschah.
Ja, hatten wir hier schon ähnlich hier, z. B. Beitrag #130:


Weitere Diskussion gehört aber wohl nicht hierhin, sondern in das og. Thema "....auf Kopfhöhe".
 
Jeroen

Jeroen

Alien
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Gut gemeinter Frageneinwurf offTopic: Wie war das beim Starfighter? Was wurde dort Beteiligten und Bevölkerung dargeboten?
Und jetzt bitte nicht mit Whataboutism kommen. Es hatte jede damalige Staatsform so ihre Gschmäckle...
Kann gut sein
In BRD hat ja die von Regierung unabhangliche Journalismus eben funktioniert, auch beim Starfighter, auch damals (1966) schon.
Starfighter-Affäre – Wikipedia
Ende off topic
 
AE

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Zur DDR-Geheimniskrämerei:
Als gegen Ende diese Staates historische Wahrheiten erstmalig in der sowjetischen Zeitung Sputnik veröffentlicht wurden - wurde diese sowjetische Zeitung in der DDR verboten.
Alter Witz: wer hat die Nase im SDI vorn? Die DDR - der erste Sputnikabschuss ist gelungen.
Wir hatten uns von sowjetischen Kollegen aus dem militärischen Forschungsbereich Zeitungsartikel aus dem Bruderland schicken lassen. Es gab eine Vorladung in die Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit; war nicht lustig. Die Artikel haben wir nie zu Gesicht bekommen.

Vertuschungsversuche gab es in Ost wie West. Kann mir einer nur einen DDR-Skandal benennen, in dem offiziell so eine Vertuschung aufflog?
In der westlichen Hemisphäre passiert das regelmäßig.
Gab es in der "Volksarmee", "Neues Deutschland", "Horizont" oder der "Junge Welt" mal eine Auflistung, Aufklärung wie viele MiG´s in der DDR/Warschauer Vertrag unfreiwillig runter gekommen sind, samt Ursachenaufklärung?
Ich konnte in der DDR Unfallunterlagen zum Reaktorunfall in Tschnobyl einsehen, aufgrund meiner Dienststellung. Ansonsten informierte sich der DDR-Bürger über das Radio; aber nicht das der DDR. Die Vertuschungspolitik war komplett sinnfrei. Es kam trotzdem raus und was RIAS und Co berichteten war für Panikmache gut, aber sonst nichts. Nur wem willst du glauben? Dem der erst alles abstreitet und dann nur scheibchenweise berichtet oder dem der sofort, mit Übertreibung berichtet?
Flugzeuge der NVA - streng geheim - Revell brachte Modelle raus, die der Osten nicht kennen durfte usw.
 

12pepe34

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Ich lese, dass der Fehler erkannt und die Konstruktion entsprechend geändert wurde:

"Die Konstrukteure der Iljuschin übernahmen von den DDR-Kollegen empfohlene Änderungen an dem Modell, die Interflug kontrollierte das Heißluftsystem der sowjetischen Maschine fortan besonders genau."

Der Zweck der Unfalluntersuchung war damit zu 100% erreicht. Unfalluntersuchungen sind keine Vergangenheitsbewältigung in Form von Schuldzuweisungen, sie kümmern sich um Verbesserungen in der Zukunft.
Die Aufarbeitung bei Verkehrsunfällen durch Gutachter hat ein anderes Ziel.
 

jackrabbit

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Moin,

Die Aufarbeitung bei Verkehrsunfällen durch Gutachter hat ein anderes Ziel.
nein, nicht wenn es eine Aufarbeitung ist, aus dieser soll man etwas Lernen.
Eine Beurteilung hat ein anderes Ziel.

Grüße
 
Thema:

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