Wir sind hier leider auf einem Gebiete, das viele Spekulationen und wenig gesicherte, öffentlich zugängliche Daten enthält.
Versuchen wir uns mal mit einigen Aussagen auseinander zu setzen:
1.) Die Erzeugung eines Plasmas ist sehr energieaufwendig.
Nicht unbedingt, wir wollen mitdem Plasma ja weder schweißen, noch die Kernfusion zünden. Es genügt wahrscheinlich, die Leitfähigkeit der Luft soweit zu erhöhen, daß sie einen geeignet abgestimmten Dipol für die Wellenlänge der einfallenden Strahlung darstellt. Außerdem würde die einfallende HF eines Radars die Bildung des Plasmas sogar unterstützen.
2.) Es werden extreme Werte für Temperatur oder Druck erzeugt
Auch dies muß nicht zutreffen, es gibt Plasmen bei Zimmertemperatur und Normaldruck, die sog. AD-Plasmen oder Normaldruckplasmen. Auch eine Gasentladungslampe (Energiesparlampe, Leuchtstoffröhre, NA-Dampflampe) wird nicht so wahnsinnig heiß. Mittels geeigneter Injektoren funktioniert auch alles bei Umgebungsbedingungen. Problematisch könnte ich mir allerdings hohe Luftfeuchtigkeit oder Regen vorstellen, da zur Erzeugung eines Plasmas sehr hohe Spannungen (im Bereich bis zu einigen 100 kV) nötig sind.
3) Das getarnte Gerät leuchtet wie eine kleine Sonne.
Dies ist wahrscheinlich richtig, es geht ja zumindest, nachdem, was ich herausgelesen hab, auch nur um die Radar-Tarnung, nicht um Unsichtbarkeit im gesamten elektromagnetischen Spektrum. Die Frage, in welcher "Farbe" das ganze leuchtet, ist nicht so leicht zu beantworten. Prinzipiell könnte jeder Bestandteil des Gasgemisches der Atmosphäre leuchtende Linien zum Spektrum beitragen. Betrachten wir hier allerdings nur die wichtigsten Bestandteile N und O, so wird im sichtbaren Bereich kaum Energie emmitiert, der Hauptteil der Emmissionen liegt sicher im UV- Bereich ( um Größenordnungen höher). Damit ist ein so getarntes Gerät mit alternativen Detektoren sicher recht leicht aufzufinden, aber die dazu nötigen optischen Sensoren haben auch nur begrenzte Reichweiten.
4) Der Überschallknall wird verzögert.
Hmm, hier kann ich auch nur versuchen, mich an meine doch recht lange zurückliegenden Physikvorlesungen aus dem Grundstudium zu erinnern (ich hab Strahlenschutz als Spezialisierung gemacht und jetzt eher mit optischen Systemen zu tun).
Fakt ist, daß eine Plasmahülle auf die Stoßwelle, die den Knall erzeugt, wie ein Impulsformer wirkt, da wahrscheinlich sprungartige Dichteschwankungen auftreten. Damit entsteht unmittelbar eine Gruppenlaufzeit des Stoßes, die zu einer späteren und dank Impulsformung auch anders klingenden Abstrahlung des Schalles führt.
5) Der Widerstand der Luft wird herabgesetzt.
Auch hier kann ich nur vermuten. Das Gleichnis zur Superkavitation ist gar nicht so falsch, schließlich sind die beschreibenden Gleichungen strömender Flüssigkeiten und Gase sehr ähnlich. Natürlich kommen damit auch die Probleme der Steuerbarkeit des Flugobjektes zum Tragen (auch die ersten reaktiven Superkavitationstorpedos waren ungelenkt). Der Energieaufwand für diese Effekte dürfte jedoch den für die elektromagnetische Tarnung weit übersteigen.
Leider begeben wir uns insbesondere beim letzten Punkt auf reichlich spekulatives Gebiet, zumindest hält sich die Information über praktische Anwendungen, die über den Labortisch hinausgeht, doch leider in Grenzen.
Axel
PS Physiker wehren sich übrigens gegen die Bezeichnung Ingenieur, schließlich wollen wir ja keine Schrauben erfinden ;)