Um noch einmal auf die ursprüngliche Fragestellung zurück zu kommen: Was ist ein Bachelor wert?
Hierbei geht es ja wohl um eine generelle und grundsätzliche Fragestellung der qualitativen Beurteilung wie die Diskussion zeigt.
Beantwortet einmal folgende Beispiele für Euch selbst:
Paul ist 1,63 m groß
Michael ist 1,58 m groß
Wer von beiden Personen ist groß?
Die meisten werden spontan auf Paul setzen.
Was sagt uns das über das Wachstum beider Personen aus?
Nichts, denn es fehlt ein entscheidender Parameter.
Gleiche Frage mit dem erweiterten Parameter:
Paul ist 1,63 m groß und 14 Jahre alt
Michael ist 1,58 m groß und 8 Jahre alt
Wer von beiden Person ist groß?
Nun haben wir die Umkehrung: Michael erscheint uns groß, Paul eher klein.
Was sagt uns das über das Wachstum beider Personen aus?
Michael hat bis zum Tage der Messung linear ein größeres Wachstum. Aber dieses gilt nur bis zum Tage der Messung, denn beide befinden sich noch innerhalb der Wachstumsphase. Eine belastungsfähige Aussage lässt sich für die weitere Zukunft nicht erstellen. Wir haben zwar noch Schätzwerte die für die nächsten 12 Monate einen Trend bestimmen können aber eben keinen belastungsfähigen Wert liefern.
Ähnlich verhält sich auch die Fragestellung zu Bachelor, Master und Dipl.-Ing, wobei man hier den Dipl-Ing. Paul nennen kann und ihm auch ein Alter mit 21 Jahren sowie ein abgeschlossenes Wachstum zuordnen kann.
(jaja, mir ist bekannt das der Titel im Deutschen Raum auf das Jahr 1899 zurückgeht und Paul somit viel viel älter sein müsste, ist aber nicht relevant)
Die Ansichten beziehen sich einen engen Frame, der Sicht eines spezifischen Fachbereiches im nationalen Vergleich, zum heutigen Zeitpunkt.
Wie man aus dem Beispiel oben jedoch erkennen kann, bringt dieser enge Frame eine gewaltige Verzerrung mit sich.
Erweitert man den Frame, in dem man einen interdiziplinären Vergleich anstellt, erweitert um einen internationalen Vergleich und gesteht man dem Vergleich auch die Perspektive der Zeitachse zu, dann bekommt ihr eine andere Sicht der Dinge.
Bachelor und Master wurden mit Blick auf die internationale Vergleichbarkeit der Titel erwogen, also Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, sondern Äpfel mit Äpfeln (in unsere Fall derzeit noch im Wachstum, oder man könnte auch sagen wurmstichig
). Dies gilt heute! Wie aber sehen die Voraussetzungen in 10 Jahren aus? Hierauf eine belastungsfähige Aussage zu tätigen wäre so seriös wie die Wetterprognose am heutigen Tag für das Wochenende in 8 Wochen. Mehr wie ein es wird am Tage hell und Nachts dunkel sein lässt sich mit absoluter Sicherheit nicht prognostizieren.
Sicher ist der Bachelor zum heutigen Zeitpunkt in unserer Auslegung zu verschult, genauso wie verständlicher Weise Leute ihre in der Vergangenheit erworbene Qualifikation verteidigen.
Sieht das Ausland, für die Vergleichbarkeit ja relevant wäre, diese Problematik der Verschulung genauso, oder stellen wir uns hier nur der hausgemachten Fragestellung (Innen- / und Aussensicht)?
Gilt dieses Beurteilung über den heutigen Tag hinaus auch (uneingeschränkt) für die Zukunft (temporäre kausale Verfügbarkeit)?
Ist die "mögliche Verteidigung" des Dipl.-Ing. mit dem gefühlten Verlust meiner/einer Qualifikation zu begründen. (Verlustaversion)?
Da es also bei der Frage über den Wert des Bachelors in erster Linie um eine berufliche Zukunftsbetrachtung geht, sollte der Frame nicht zu eng gesteckt sein.
Wie einfach kann das Leben sein, abseits von Bachelor und Dipl.-Ing.