Moin!
Bevor ich da im Detail nachhake ... mich würde mal interessieren, ob Du überhaupt irgendeinen Beleg dafür hast, daß in den USA mal jemand entschieden hat, "Wir brauchen keine Düsenjäger, wir gewinnen den Krieg auch so".
Das ist mir zu schwarz/weiß, zu digital mit nur Nullen und Einsen und dazwischen nix. Die Wirklichkeit ist viel vielschichtiger, bunter. Im Laufe von 1943 galt für die Alliierten der Krieg so gut wie gewonnen. Alle Anzeichen haben darauf hin gedeutet, Deutschland aus Nordafrika verscheucht, In Italien gelandet und auf dem Vormarsch, Deutschland hat den U-Boot Krieg verloren, Deutschland in Russland auf dem Rückzug usw. Die Landung auf der Normandie war auch schon geplant und die Vorbereitungen liefen auch schon, der Bomberkrieg lief reibungslos und Deutschland wurde so langsam in Schutt und Asche gebombt und niemand konnte diese aufhalten. Die Produktion der Flugzeuge lief reibungslos, die Leistungen waren zufriedenstellend und man war sowieso in der Überzahl. Selbst die überlegenen Flugzeuge des Reiches konnten mit einer Überzahl etwas weniger guten Flugzeuge nieder gekämpft werden. Wozu also große Anstrengungen machen neue Waffen einzubringen?
1943 wurden grundlegende Entscheidungen über die Zukunft der Air Force getroffen, für die Zeit nach dem Krieg. Man erkannte, dass der Düsenantrieb die Zukunft ist, aber nicht Kriegsentscheidend für den Ausgang des laufenden Krieges. Damals wurde schon die nächste Generation Flugzeuge, nämlich Düsenflugzeuge, in Auftrag gegeben, ganz ohne Deutschen Einfluss. Die Amis haben sich dann an die Entwicklung beider Düsentechnologien gemacht. Man sah auch in den USA das Axialtriebwerk als die Zukunft, entwickelte aber unter Einfluss der Briten, das Radialtriebwerk als erstes. Im Gegensatz zu den kleinen Deutschen Firmen konnten sich die riesigen amerikanischen Konzerne leisten Parallel mehrere Ansätze zu verfolgen und zu bearbeiten, aus denen man lernte. Der Konkurrenzgedanke zwischen den Firmen tat auch sein übriges. Zu GE habe ich vorher ja schon geschrieben.
Die frühen Düsentriebwerke hatten alle ein ähnliches Wartungsintervall, egal ob das Jumo 004, das TG-180 oder das Britische Radialtriebwerk. Man war ungefähr auf gleicher Ebene. Deutschland war aber unter Druck, was die USA nicht waren. Die hätten das TG-180 auch gleich in Serie werfen können, denn das Jumo war auch nicht auf einem Sicherheitslevel, was man unter Friedensbedingungen fordern würde und eher ein Vorserien Prototyp als es in Serie ging. Es wurde in der Serie auch laufend verbessert. Übrigens war auch den Briten klar, dass das Axialtriebwerk die langfristig bessere Lösung wäre und begannen schon im Krieg mit der Entwicklung jener, also auch ohne Deutsche Hilfe oder Ideengeber.
Die USA hatten ihre P-59 und die P-80 und weitere Flieger waren in der Pipeline, die auch kurz nach dem Krieg fertig wurden, ganz ohne Druck unbedingt an die Front zu müssen. Die P-59 wurde noch im Krieg zu einem Übungsflugzeug herabgestuft. Mit dem Druck wäre zumindest die P-80 noch gekommen, aber den gab es nicht. Das Flugzeug war so gut wie fertig. Man hätte den Deutschen Himmel mit P-80 regelrecht zugedeckt (um mal etwas zu übertreiben), so viele hätte man bauen können, im Vergleich zur Me 262. Dazu wären noch die Meteor gekommen, aber die Briten hatten ja eine kleinere Industrie als die Amis und brauchten mehr Zeit.
Natürlich hat man nach dem Krieg die Deutschen Arbeiten untersucht und sich dann auch Ideen davon abgeschaut. Mir ist aber nicht bekannt, dass viele Triebwerkshersteller oder Aerodynamiker in die USA gingen. Es waren eher die Raketentechniker die in die USA gelockt wurden. Britische Flugzeugentwickler gingen eher noch 1946 und 1947 nach Deutschland und haben dort die Deutschen Entwickler interviewt um Anregungen für eigene laufende Entwicklungen zu holen. Man hat sie also nicht mal nach GB geholt. Die Leute waren also noch im Lande, als die Entscheidenden Arbeiten an Triebwerke und Flugzeuge in den USA schon längst in der Pipeline und teils schon gelaufen waren. Man hat zwar Deutsche Aufzeichnungen ausgewertet, hat aber die Deutschen nicht mehr gebraucht, weil man selbst schon weit genug war. 1947 waren nämlich schon alle Weichen für F-86, B-47 und andere mit Pfeilflügel und der Triebwerksauswahl und Auslegung gestellt, die schon 1943 ihren Anfang nahmen. 1947 waren auch die Konzepte der Britischen V-Bomber fix, wobei der Sichelflügel der Victor den Deutschen Arbeiten schon überlegen war (und das ohne Windkanal), also nur zwei Jahre nach dem Krieg.