WK II, Technik im detail, Unterschiede Reich, Gegner?

Diskutiere WK II, Technik im detail, Unterschiede Reich, Gegner? im WK I & WK II Forum im Bereich Geschichte der Fliegerei; Das stimmt nur bedingt, wenn überhaupt. Die britische Abwehr gegen mögliche Bomberangriffe musste ja 7/24 gewährleistet sein und konnten bis zur...

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Bei der V-1 ergibt sich schon ein strategischer, militätrischer Sinn, der gleichwohl aber vermutlich auf deutscher Seite nicht einmal bekannt war*:

Die Briten haben einen sehr großen Aufwand betrieben, die V-1 möglichst füh zu erkennen und sie mittels verschiedener Jäger- und Flakschirme möglichst fühzeitig abzuschießen. Das war ein enormer strategischer Aufwand. Es wurde Personal und Material gebunden, das gleichzeitig nicht anderswo eingesetzt werden konnte.

Dabei wurden bei der RAF beispielsweise die neuen "Superjäger" (Griffon-Spitfire und Tempest) vorwiegend zur V-1 Abwehr eingesetzt, statt auf den Kontinent zu wechseln und den Vormarsch in Frankreich zu unterstützen.

Bei den Angriffen auf beispielsweise Antwerpen war dieser Faktor jedoch nicht vorhanden.

Die V-2 hat die selben Kräfte nicht binden können, weil es schlichtweg keine Möglichkeit zur Abwehr gab.
Strategisch also - eben weil sie nicht bekämpft werden konnte - ein Fehlschlag.
___
*Das ist eine Vermutung von mir. Hintergrund: Die Jagdbomberangriffe der Luftwaffe gegen Südengland wurden ebenfalls mangels genauerer Aufklärung wegen "geringer Wirkung" eingestellt.
Das stimmt nur bedingt, wenn überhaupt. Die britische Abwehr gegen mögliche Bomberangriffe musste ja 7/24 gewährleistet sein und konnten bis zur deutschen Kapitulation aus allen Richtungen erfolgen. Die V-1 wurde meist von Startrampen, bis zu 250 km vom Flächenziel London, eingesetzt und war eigentlich nur eine Zusatzaufgabe der britischen Luftabwehr.
Das die Beteiligten auf die gebührende Würdigung ihrer eingeschränkten Aufgabe achteten, ist nur zu verständlich.
Mit der Landung in der Normandie gab es auf Alliierter Seite nur noch die Frage, kapitulieren die Deutschen noch 1944 oder erst 1945.
Beim Vormarsch auf dem Kontinent brauchte man die Griffon-Spitfire und Tempest nicht wirklich. Seit 1944 hatten die Alliierten die Luftherrschaft über dem Kontinent.
Aber auch da kamen sie noch zum Einsatz.
.. flog Clostermann eine intensive und äußerst erfolgreiche Runde von Fighter Sweeps, Flugplatzangriffen und "Ratten-Scramble" -Abfangaktionen von Messerschmitt 262- Düsenjägern und Bahnverbotsmissionen über Norddeutschland in den nächsten zwei Monaten. Auch das dürfte das Kriegsende nicht verkürzt haben.
 
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Das stimmt nur bedingt, wenn überhaupt. Die britische Abwehr gegen mögliche Bomberangriffe musste ja 7/24 gewährleistet sein und konnten bis zur deutschen Kapitulation aus allen Richtungen erfolgen.
Die britische Abwehr gegen Bomber wurde aber nicht nur in einer speziell eingerichteten, gestaffelten Zone vom Pas de Calais bis nach London organisiert. Mit stehenden, gestaffelten Patrouillen und relativ kleinkalibrigen Waffen und zahlreichen Meldeposten gegen schnelle, tieffliegende Ziele...
Deutsche Bomber (Zahl vergleichsweise Gering) kamen vorzugsweise nachts und wurden relativ erfolgreich mit Mosquito bekämpft - sowohl in ferner, als auch in naher Nachtjagd. Die Luftwaffe hatte dagegen ihre Fernnachtjagdeinsätze schon recht früh aufgegeben.
Kurz: Die V-1 Abwehr war Zusatzgeschäft und erforderte erheblichen zusätzlichen Aufwand.

Aus allen Richtungen konnten die Angriffe keinesfalls erfolgen. Das war darüber hinaus auch nie der Fall.
Die Angriffe kamen immer direkt vom Kontinent oder aus Norwegen. Die späteren Bomber-Unternehmungen der Luftwaffe (z.B. Steinbock) waren auch eher ein Debakel und keine anhaltende Herausforderung für die RAF.

Mit der Landung in der Normandie gab es auf Alliierter Seite nur noch die Frage, kapitulieren die Deutschen noch 1944 oder erst 1945.
Beim Vormarsch auf dem Kontinent brauchte man die Griffon-Spitfire und Tempest nicht. Seit 1944 hatten die Alliierten die Luftherrschaft über dem Kontinent.
Und wie gut das mit der deutschen Kapitulation bis Weihnachten '44 geklappt hat, steht in den Geschichtsbüchern.
Die RAF verlegte ab Herbst '44 größere Zahlen von nun freien Tempest V und Spitfire VIX auf den Kontinent, was eine qualitative Aufwertung war.
Beide hauptsächlich zur Jägerei. Die Tempest aufgrund der großen Feuerkraft zusätzlich zur bewaffneten Aufklärung.

Die alliierte Luftherrschaft bestand über weite Teile '44 nur temporär und vor allem punktuell - wenn nennenswerte Zahlen an Begleitjägern über dem Reich unterwegs waren. Mit zunehmendem Kriegsverlauf verschob sich auch der Wirkungsbereich alliierter Jagdbomber über die Reichsgrenzen, wodurch der von allierten Jägern nicht mehr nur auf Begleitjägeroperationen beschränkt war, sondern zunehmend auch stehende CAPs eingerichtet waren.
 
Hagewi

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Die alliierte Luftherrschaft bestand über weite Teile '44 nur temporär und vor allem punktuell - wenn nennenswerte Zahlen an Begleitjägern über dem Reich unterwegs waren.
Die alliierte Luftherrschaft bestand damit an allen Punkten, an denen auch die Reichsluftwaffe präsent war. Und damit war sie schlicht und ergreifend Absolut. Mehr war nicht nötig und andersrum schönschreiben kannst du das nicht.
 

jackrabbit

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Hallo,

ich glaube hier kann echt zu, auch wenn ich am Anfang aus Interesse mitgeschrieben habe.
Es wird sich wohl "keine Seite" irgendwie durch Argumente überzeugen lassen.

Grüsse
 
HoHun

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Moin!

Kurz: Die V-1 Abwehr war Zusatzgeschäft und erforderte erheblichen zusätzlichen Aufwand.
Andererseits führt Irving in der "Tragödie der deutschen Luftwaffe" Milchs Ansicht an, dass die V-1-Startrampen schon allein dadurch ein Erfolg waren, dass die Alliierten eine große Anzahl an Lufteinsätzen mit nicht unerheblichen Verlusten gegen diese Startrampen geflogen haben, wodurch die Zerstörung anderer deutscher Ziele unterblieb.

Natürlich muss man bei dieser Quelle äußerst vorsichtig sein, aber das zugrundeliegende Argument ist zumindest qualitativ plausibel, und habe ich noch keine quantitative Analyse gesehen, die bewerten würde, wie groß dieser Effekt tatsächlich gewesen sein könnte.

(Immerhin war die V-1 nicht in Milchs Einflußbereich entwickelt worden, so daß er kein persönliches Interesse an einer Überbewertung ihres Nutzens hatte.)

Tschüs!

Henning (HoHun)
 
Bremspropeller

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Die alliierte Luftherrschaft bestand damit an allen Punkten, an denen auch die Reichsluftwaffe präsent war. Und damit war sie schlicht und ergreifend Absolut. Mehr war nicht nötig und andersrum schönschreiben kannst du das nicht.
Woran machst du das fest?
Im ersten Quartal '44 hat die USAAF eine weiterhin unhaltbare Verlustrate an Bombern und Begleitjägern verzeichnet. "Big Week" war vor allem deswegen langfristig ein Erfolg, weil die Luftwaffe ihre Verluste im Gegensatz zur 8th AF nicht so einfach in den Folgemonaten ersetzen konnte, sondern sich eine nachhaltige Qualitätsverschlechterung einstellte. Das setzte sich dann mehr oder weniger fließend durch das zweite Quartal fort und gipfelte mit der Invasion.

Darüber hinaus wurden auch die eigentlichen Ziele von "Big Week" - die nachhaltige Zerschlagung der dt. Luftrüstung - nicht erreicht.
Der erwünschte Produktivitätsausfall war nur kurzfristig. Auch waren die Begleitjäger noch nicht von den Bombern losgelöst worden. Erst danach konnte man ansatzweise von alliierter Luftüberlegenheit sprechen.

Von uneingeschränkter oder absoluter alliierter Luftherrschaft zu reden, macht erst in der zweiten Jahreshälfte '44 wirklich Sinn. Danach waren die Jagdfliegerkräfte derart durch den zusätzlichen Kampf an der Invasionsfront zerrieben, dass eine Erholung frühestens gegen Jahresende zu erwarten war.
Was dann passierte, wissen wir: Horrende Personalverluste der Luftwaffe im November und Dezember, gekrönt durch das Bondenplatte-Debakel.

Die zunehmende alliierte Überlegenheit war zwar aus strategischer Sicht ein irgendwann eintretender Sachzwang. Er geschah aber nicht über Nacht zum Jahreswechsel 43/44 - und vor allem nicht sofort nach Bereitstellung größerer Zahlen an Begleitjägern. Auch die Alliierten mussten erst lernen, wie sie ihre Mittel am effektivsten einsetzen.

Natürlich muss man bei dieser Quelle äußerst vorsichtig sein, aber das zugrundeliegende Argument ist zumindest qualitativ plausibel, und habe ich noch keine quantitative Analyse gesehen, die bewerten würde, wie groß dieser Effekt tatsächlich gewesen sein könnte.

(Immerhin war die V-1 nicht in Milchs Einflußbereich entwickelt worden, so daß er kein persönliches Interesse an einer Überbewertung ihres Nutzens hatte.)
Dieser Thread hier ist exemplarisch für die deutsche Unfähigkeit, in der Kriegshistorie Nuancen zu untersuchen, die einbisschen abseits den vorgetrampelten Pfades liegen. Es wird einfach nach "Sinn" oder "Unsinn" eingeordnet, ohne zu hinterfragen, ob eine Kampagne nicht doch einen - evtl. ungewollten - Nutzen oder nützlichen Nebeneffekt hatte. Aber gerade das ist das Interessante daran und vor allem auch das, was noch einen Erkenntnisgewinn bringt.

Es geht auch nicht um die Einordnung, ob V-1 global einen Untzerschied gemacht hat, sondern vielmehr um die Erkenntnis, dass V-1 trotz eines vergleichsweise überschaubaren Einsatzes an Ressourcen eine unverhältnismäßig große Menge an Ressourcen auf der Gegenseite gebunden hat. Und hier stellt sich durchaus eine Asymmetrie der Mittel aufgrund technischen Vorsprungs dar.

Schlagen wir zum Vergleich die Brücke zum Einsatz des Bomber Command:
Auch hier verzeichnet sich eine ungeheure Material- und Ressourcenbindung auf deutscher Seite (weit größer als der Einsatz der Briten gegen V-1).
Gleichzeitig hatte das BC auber auch selber äußerst horrende Personalverluste und einen eigenen ungeheuren Materialaufwand, um diese strategische Bindung (die ebenso nur ein Nebeneffekt war) zu erreichen.

Sicher könnte man jetzt den Einsatz von Zwangsarbeitern bei der Fertigung der V-1 heranziehen.
Bloß muss man hier fairerweise erwähnen: Wo wurden denn keine Zwangsarbeiter zur Fertigung deutschen Kriegsmaterials eingesetzt?
 

Sens

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Dort das Kapitel Einsatz.
Am Ende bleiben dann: Ziel London: 2419 trafen und detonierten
Nominal und bei den militärisch relevanten Zielen waren es nur wenige Zufallstreffer. Wie beschrieben, dienten die Angriffe bestenfalls der Beschäftigung der Heimatluftverteidigung, die man ja mangels Beschäftigung nicht auflösen konnte.
Schon 1943 war die deutsche Luftwaffe durch die Abnutzung besiegt und egal was noch 1944 in Deutschland produziert wurde, es lies sich nicht mehr in eine bedeutsame Kampfkraft verwandeln.
Die Amerikaner haben schon im 2. Quartal 1944, ihre Flugzeugproduktion gedrosselt, weil die Einheiten sie nicht mehr sinnvoll nutzen konnten.
Die gerne zitierten Einzelereignisse, waren eben nur das und haben bestenfalls den Blick auf die Realität getrübt.
 
Hotte

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Ich würde eher den Aufwand der Produktion dem Aufwand einer vergleichsweise großen Bindung alliierten Materials gegenüberstellen.
Nicht zu vergessen auch die Zahl an alliierten Aufklärungsflügen zum Aufspüren von V-1 Abschussrampen in Nordfrankreich.
Und da sehe ich die V-1, mal abgesehen von allen sonstigen Schweinereien die mit dem Programm verbunden sind, im Vorteil.




Die V-1 war zu ungenau für den Angriff auf Punktziele. Deswegen war sie nur als Terrorwaffe zu gebrauchen.
Ich würde eher den Aufwand der Produktion dem Aufwand einer vergleichsweise großen Bindung alliierten Materials gegenüberstellen.
Nicht zu vergessen auch die Zahl an alliierten Aufklärungsflügen zum Aufspüren von V-1 Abschussrampen in Nordfrankreich.
Und da sehe ich die V-1, mal abgesehen von allen sonstigen Schweinereien die mit dem Programm verbunden sind, im Vorteil.




Die V-1 war zu ungenau für den Angriff auf Punktziele. Deswegen war sie nur als Terrorwaffe zu gebrauchen.
Für "Punkziele" war die V1 sicher nicht zu gebrauchen, aber um zb im Invasionsraum für Chaos und Zerstörung zu sorgen oder die wichtigen Häfen in Südost England anzugreifen hierzu war sie genauso fähig wie zum Einsatz gegen London. Das mit Terror Angriffen nichts zu erreichen war hätten sowohl Deutsche wie auch Briten zu diesem Zeitpunkt schon lange erkennen müssen.

Hotte
 

alois

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Naja, ich denke so, dass man mit der Technik irgend wann anfangen musste. Mit Einsatz neuer Technik wird diese auch weiterentwickelt. Mit etwas mehr Zeit, hätte man wohl auch irgend wann ein genaueres Trägheitsnavigationssystem entwickelt, was der V-1 und der V-2 zugute gekommen wäre. Mit Weiterentwicklung hätte die V-1 irgend wann keine so lange Startrampe mehr gebraucht und die V-2 wäre noch genauer geworden. usw. In einem Krieg muss man immer irgend wann mal mit einem neuen System anfangen. Nun, der Krieg ging, Gott sei Dank, nicht mehr so lange, dass es ausgereift geworden wäre. Die Vorarbeit der Deutschen hat die Entwicklung im Kalten Krieg beschleunigt und es standen schon recht früh entsprechende Techniken zur Verfügung.
 
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...

Es geht auch nicht um die Einordnung, ob V-1 global einen Untzerschied gemacht hat, sondern vielmehr um die Erkenntnis, dass V-1 trotz eines vergleichsweise überschaubaren Einsatzes an Ressourcen eine unverhältnismäßig große Menge an Ressourcen auf der Gegenseite gebunden hat. Und hier stellt sich durchaus eine Asymmetrie der Mittel aufgrund technischen Vorsprungs dar.

...
Das mag ja durchaus sein, dass Resourcen gebunden wurden.
Aber gibt es dazu auch Untersuchungen, Studien ..., womit zahlenmäßig die Größenordnungen beschrieben werden ?
Wäre schon mal interessant.
 
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Sens

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Da lohnt es sich immer den Blickwinkel der Gegenseite zu beachten und wie dieser zum gewünschten Erfolg kommen wollte. In der selbstkritischen Rückschau wird klar, dass schon 1940 eine für die Luftwaffe entscheidende Niederlage erlitten wurde und man daraus nicht die richtigen Schlüsse zog.
Die V-1 und V-2 waren die Vorläufer von Systemen, die erste Jahrzehnte später soweit entwickelt waren, dass sie einen militärischen Nutzen hatten. Sie bieten immerhin genügend Potential für eine mediale Mehrfachverwertung, wenn man wichtige Details ignoriert.
Manhattan-Projekt – Wikipedia Diese technische Entwicklung hätte/hat 1945 den 2. Weltkrieg beendet. Die Amerikaner machten sich 1944 noch nicht einmal die Mühe, die B-29 gegen Deutschland ein zu setzen.
 
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Genauso ist es gewesen.

Hauptkomponente der Amerikaner war eine funktionsfähige Atombombe - das Trägermittel war zweitrangig.

Bei V-1/V-2 stellt man das Trägermittel in den Vordergrund. Welches aber vollkommen nutzlos ist, wenn der entsprechende Sprengkopf fehlt.
 
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Für "Punkziele" war die V1 sicher nicht zu gebrauchen, aber um zb im Invasionsraum für Chaos und Zerstörung zu sorgen oder die wichtigen Häfen in Südost England anzugreifen hierzu war sie genauso fähig wie zum Einsatz gegen London
Das wäre einsatztaktisch sicherlich eine Überlegung wert gewesen. Allerdings muss man hierbei an Folgendes denken:
  • V-1 hätte vermutlich keine Hafrnstadt zuverlässig treffen können - jedenfalls nicht so "zuverlässig" wie eine Millionenstadt
  • dafür hätten die Startrampen verstellt oder gänzlich neugebaut werden müssen, was die Aufklärung und Bekämpfung erleichtert hätte
  • in dieser Zeit wären die V-1 nicht weitergeflogen

Mit Einsatz neuer Technik wird diese auch weiterentwickelt. Mit etwas mehr Zeit, hätte man wohl auch irgend wann ein genaueres Trägheitsnavigationssystem entwickelt, was der V-1 und der V-2 zugute gekommen wäre. Mit Weiterentwicklung hätte die V-1 irgend wann keine so lange Startrampe mehr gebraucht und die V-2 wäre noch genauer geworden. usw
Die Frage ist, wieviel "Entwicklungsbudget" dafür eingeflossen wäre. Aus Nazi-Perspektive war ja gerade die Ungenauigkeit der Sinn der Vergeltungswaffe. Wenn vorher niemand vorhersagen kann, wo die Waffe einschlägt, müssen sich alle fürchten. Wenn ich mit der Waffe gezielt eine Kaserne treffen kann, dann interessiert das die Zivilbevölkerung nicht ganz so sehr.

Ich würde auch davon ausgehen, dass ein Trägheitsnavigationssystem aus zweierlei Gründen nicht erreichbar war:
1) Weil die Technologie tatsächlich erst deutlich nach dem Krieg zur Einsatzreife kam.
2) Diese Einsatzreife war zunächst recht groß und schwer und für UBoote gedacht.
=> Daraus resultierend hätte sich zusätzlicher Entwicklungsaufwand ergeben, der, wie oben schon steht, konträr zum verfolgten Ziel ist.

In der selbstkritischen Rückschau wird klar, dass schon 1940 eine für die Luftwaffe entscheidende Niederlage erlitten wurde und man daraus nicht die richtigen Schlüsse zog.
Ich würde sagen - bezogen auf den tatsächlichen, späteren Kriegsverlauf - war die Niederlage schon vor dem Krieg klar.
Die Luftwaffe hatte nie die Mittel oder die Ressourcen, auf einem strategisch geführten Gefechtsfeld zu operieren. Industriell war man zwar in etwa gleichauf mit Großbritannien. Die hatten aber ein eigenes Weltreich, das stets Ressourcen liefern konnte, während in Deutschland recht schnell strategische Sachzwänge entstanden, die dann in irrationalen Kriegszielen mündeten ("Und wenn ich erstmal das Öl im Kkaukasus habe...")

Diese technische Entwicklung hätte/hat 1945 den 2. Weltkrieg beendet. Die Amerikaner machten sich 1944 noch nicht einmal die Mühe, die B-29 gegen Deutschland ein zu setzen.
Darüber kann vortrefflich streiten. Es gibt recht überzeugende Argumente dafür und auch dagegen.

Die Amerikaner brauchten am Ende auch gar keine B-29 über Europa einsetzen. Aus pragmatischem Winkel betrachtet:
Die B-17 und B-24 waren zu Massen vorhanden und die Entfernungen waren, verglichen mit dem Pazifik, überschaubar.
 

alois

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Die Frage ist, wieviel "Entwicklungsbudget" dafür eingeflossen wäre. Aus Nazi-Perspektive war ja gerade die Ungenauigkeit der Sinn der Vergeltungswaffe. Wenn vorher niemand vorhersagen kann, wo die Waffe einschlägt, müssen sich alle fürchten. Wenn ich mit der Waffe gezielt eine Kaserne treffen kann, dann interessiert das die Zivilbevölkerung nicht ganz so sehr.

Ich würde auch davon ausgehen, dass ein Trägheitsnavigationssystem aus zweierlei Gründen nicht erreichbar war:
1) Weil die Technologie tatsächlich erst deutlich nach dem Krieg zur Einsatzreife kam.
2) Diese Einsatzreife war zunächst recht groß und schwer und für UBoote gedacht.
=> Daraus resultierend hätte sich zusätzlicher Entwicklungsaufwand ergeben, der, wie oben schon steht, konträr zum verfolgten Ziel ist.
Aus der damaligen Perspektive konnte man nicht wissen wie lange eine zufriedenstellende Entwicklung brauchte. Das wissen wir aus der heutigen Perspektive. Viele Dinge wurden erfunden, weil man nicht lange nachgedacht hat wie lange es dauert bis es zufriedenstellend und allumfänglich funktioniert. Man hat einfach angefangen. Nach der Logik hätte man im 2.WK keine Bomben werfen dürfen, weil die meisten gar nicht wirklich getroffen haben. Erst weit nach dem Krieg wurden computergestützte Zielgeräte erfunden, mit denen man wirklich gut treffen konnte. Also alles Verschwendung?
 

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Ganz so naiv war man nicht. Wir hatten ja schon die Diskussion, dass die Entwicklungsabteilung während eines Krieges ein deutlich sicherer Ort war als ein möglicher Fronteinsatz.
 
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man könnte sagen, die V1 war ein bisschen wie die Zeppeline im 1. Weltkrieg, den Schaden den sie Anrichteten war militärisch bedeutungslos, aber der Aufwand der getrieben wurde um diesen Schaden zu verhindern war so groß, dass sich der Einsatz strategisch gelohnt hat. Die V2 hatte den strategischen Fehler, dass man sie mit keiner Abwehmaßnahme mehr stoppen konnte, wenn sie erst einmal in der Luft war.

Letzendlich ist aber jeder Aufwand den man in einen verlorenen Krieg gesteckt hat im Nachhinein sinnlos...
 
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Aus der damaligen Perspektive konnte man nicht wissen wie lange eine zufriedenstellende Entwicklung brauchte. Das wissen wir aus der heutigen Perspektive. Viele Dinge wurden erfunden, weil man nicht lange nachgedacht hat wie lange es dauert bis es zufriedenstellend und allumfänglich funktioniert. Man hat einfach angefangen. Nach der Logik hätte man im 2.WK keine Bomben werfen dürfen, weil die meisten gar nicht wirklich getroffen haben. Erst weit nach dem Krieg wurden computergestützte Zielgeräte erfunden, mit denen man wirklich gut treffen konnte. Also alles Verschwendung?
Es ist richtig, dass man das damals nicht absehehen konnte. Man konnte aber in etwa abschätzen, dass die Entwicklung äußerst aufwändig gewesen wäre. Die Frage wäre auch gewesen, wie viele Entwicklungsressourcen man dann für ein Projekt frei gemacht hätte, das nicht relativ kurzfristig zufriedenstellende Ergebnisse liefern kann.

"Smart Weapons" wurden bereits während des Zweiten Weltkriegs von beiden Seiten eingesetzt. Eben weil man auf gewisse Ziele (bspw. Schiffe) nicht doof darauf los bombardieren wollte, sondern pro eingesetztem Flugzeug eine vertretbarere Treffer-/ Missionserfüllungsquote erzielen wollte. Wenn ich heute das Ziel nicht treffe, dann muss ich morgen wieder dort hin und setze meine Flugzeuge und deren Crews der selben (oder gar höheren) Gefahr aus.

Vollends durchgesetzt hat sich der Gedanke allerdings erst während des Vietnamkriegs.
Da war man dann technologisch weit genug, dass die Waffen dann in der Flugphase teils schon ohne Man in the Loop auskamen.
 
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Schon 1943 war die deutsche Luftwaffe durch die Abnutzung besiegt und egal was noch 1944 in Deutschland produziert wurde, es lies sich nicht mehr in eine bedeutsame Kampfkraft verwandeln.
Die deutsche Luftwaffe und damit die Deutschen haben am 11. Dezember 1941 ihre Niederlage beschlossen.
Sich als technokratisch begabter Zwerg, der zusehen muss wie er mit Mangel einen Krieg führt, mit der vielfach überlegenen nicht weniger technisch begabten Wirtschaftsmacht anzulegen ist einfach dumm.
Gruß!
 

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man könnte sagen, die V1 war ein bisschen wie die Zeppeline im 1. Weltkrieg, den Schaden den sie Anrichteten war militärisch bedeutungslos, aber der Aufwand der getrieben wurde um diesen Schaden zu verhindern war so groß, dass sich der Einsatz strategisch gelohnt hat. Die V2 hatte den strategischen Fehler, dass man sie mit keiner Abwehmaßnahme mehr stoppen konnte, wenn sie erst einmal in der Luft war.

Letzendlich ist aber jeder Aufwand den man in einen verlorenen Krieg gesteckt hat im Nachhinein sinnlos...
Medial tat man so, als ob man keine Anstrengung scheuen würde, um die eigene Zivilbevölkerung zu schützen. Die Bombeneinsätze der Zeppeline war nur eine "Zweitverwertung nach ihrer primären Aufgabe der Aufklärung, die sie kaum noch erfüllen konnten. Deren Störreinsetze in der Nacht dienten nur der jeweiligen Propaganda. Die britischen Militärs haben da sicherlich kühl kalkuliert und nur darauf geachtet, dass sie wenigstens einige Erfolge vorweisen konnten.
Deinen letzten Satz kann ich nur unterschreiben. Es sind ja in erster Linie die Betrachtung und eigene Bewertung der unterschiedlichen Möglichkeiten. Die damit verbundenen Opfer ausgeblendet, die eine mentale Beschäftigung durchaus reizvoll machen. Welche Lösungen suchte man bis hin zum Modellbau. Das gilt ja auch für verschiedene Epochen, wie z.B. für die Römerzeit und Technik.
 

alois

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Es ist richtig, dass man das damals nicht absehehen konnte. Man konnte aber in etwa abschätzen, dass die Entwicklung äußerst aufwändig gewesen wäre. Die Frage wäre auch gewesen, wie viele Entwicklungsressourcen man dann für ein Projekt frei gemacht hätte, das nicht relativ kurzfristig zufriedenstellende Ergebnisse liefern kann.
Das ist doch das Problem von immer komplexer werdenden Waffen. Mit den Vs hat es doch so richtig angefangen und mit denen musste man sich vergegenwärtigen, dass die Entwicklung immer weiter in hochgradig komplizierte Waffen ging. Wieweit es ging war nie abschätzbar. Man konnte nur anfangen und gucken wie weit man kam. Das war alles absolutes Neuland. Inzwischen wissen wir wie kompliziert das alles ist und man selbst kaum noch in der Lage ist allein solche Systeme auf die Beine zu stellen. Damals musste man das alles erst noch lernen, indem man es selbst gemacht hat. Die USA haben auch einiges angefangen und sind unterwegs gescheitert.

"Smart Weapons" wurden bereits während des Zweiten Weltkriegs von beiden Seiten eingesetzt. Eben weil man auf gewisse Ziele (bspw. Schiffe) nicht doof darauf los bombardieren wollte, sondern pro eingesetztem Flugzeug eine vertretbarere Treffer-/ Missionserfüllungsquote erzielen wollte.
Smart Weapons waren im 2.WK Einzelfälle. Die Masse hat nahezu blind drauf los bombardiert, mehr oder weniger. Selbst das Trefferbild der in den USA so hochgelobten Norden Bombenzielgeräte war nach heutigen Maßstäben doch recht bescheiden. Und in Vietnam hat es wieder einen Krieg gebraucht, um die Technik voran zu bringen. Bis dahin hat man sich nur auf nukleare Abschreckung beschränkt und die Entwicklung konventioneller Waffen hat stagniert. Der Vietnam Krieg hätte kürzer sein können und die ersten eingesetzten Lenkwaffen haben an Funktionssicherheit und Treffgenauigkeit auch nicht geglänzt und dann hätte auch jemand davon gesprochen haben können, wie nutzlos das gewesen hätte sein können.

Übrigens, in Sachen Zielgenauigkeit gaben sich weder Deutsche noch Alliierte viel.
 
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