Moin,
die Boeing 757/767 war in den 1980ern und 1990ern für viele Fluggesellschaften eine adäquate und oft sehr gute Antwort auf deren Anforderungen und diese waren teilweise sehr verschieden. Es zeigt sich, wie flexibel diese Modelle einsetzbar waren. Man brauche sich zum Beispiel nur die damalige Evaluierung der 767-200 von Britannia anschauen und welche Kriterien zählten und welches Neuland eine solche Fluggesellschaft betrat. Alleine die einst starke Verbreitung der 757-200 bei Linien- und Chartergesellschaften zeigt, wie flexibel dieses Modell wirtschaftlich einsetzbar war, einerseits zwischen London und Glasgow für den British Airways "Super Shuttle", aber auch für Flüge in dichter 235-sitziger Konfiguration mit einer Zwischenlandung ab UK nach Florida oder sonstwo hin.
Ich bin davon überzeugt, dass in Europa die Boeing 757 im großen Stil von Liniengesellschaften ausgemustert wurde, weil die A321 aus verschiedenen Gründen in der Gesamtheit teilweise erheblich wirtschaftlicher eingesetzt werden kann und die sehr hohe Leistungsfähigkeit der 757-200 eher nachteilig ist, da diese zwischen Madrid und Las Palmas oder ab Madrid nach London nicht benötigt wird. Zusätzlich stieg die Attraktivität, wenn man schon andere Mitglieder der A320 einsetzte. Typische Beispiele wären British Airways und Iberia. Die Entwicklung der "A321-200ER" überzeugte dann weitere Unternehmen. Unabhängig davon rüsteten sich einige 757-Nutzer schon in der ersten Hälfte der 1980er mit diesem Modell aus, eine Ausmusterung ist dann zeitlich gesehen logisch.
Eine hohe Reisegeschwindigkeit ist wohl kein Kriterium mehr. Convair versuchte dies ja mit der Convair 880 und es wurde kein Verkaufsargument.
Kurze Pisten und andere infrastrukturelle Bedingungen mussten meiner Ansicht nach in der ersten Hälfte der 1960 stark beachtet werden, aber nicht mehr heute. Der Ersatz von Viscounts, Convair´s etc. durch Boeing 727, DC-9, BAC One-Eleven, Caravelle usw. erforderte die Berücksichtigung der damaligen Infrastruktur. Jets kamen in die US-Provinz!
Da waren die Eckdaten von Flughäfen auch erheblich mehr zu beachten als heute. Wie stark und schnell sich Flughäfen entwickelten, sieht man doch, dass SAS bei Lieferung ihrer extra bestellten DC-9-21 eigentlich keine solchen Flugzeuge mehr brauchte. Die norwegischen Flugfelder waren soweit ausgebaut, dass auch die DC-9-40 eingesetzt werden konnte. Da lagen nur wenige Jahre zwischen Entscheidung für die Sonder-DC-9 und Lieferung. Die DC-9-20 wurde deswegen auch alternativ eingesetzt und nicht ausschließlich als Wideroe-Ergänzung.
Kein Hersteller sollte sich auf bestimmte Märkte konzentrieren oder nur die Anforderungen eines Marktes berücksichtigen. Sonst hat man schnell eine HS Trident 3 (die für fast alle Unternehmen unterinteressant war, Steigleistung durch Erdkrümmung ;-)). Für BEA offiziell ein Traum, andere Airlines waren eher von der 727-200 angetan. darum interessieren insgesamt die Anforderungen ganz bestimmter Flughäfen nicht mehr, wie einst bei der Entwicklung der TriStar oder DC-10. Die Mehrheit aller relevanten Flughäfen ist das Maß aller Dinge und nicht Paro in Bhutan.
Unattraktiv werden durch Islamisierung? Ich weiss nicht, was Du mit Islamisierung konkret meinst, aber einige Gedanken möchte ich loswerden: Du kannst Dir recht sicher sein, wie unattraktiv „Mitteleuropäer“ für viele andere Kulturen wirken und diese nur ertragen werden, weil sie Devisen bringen, nicht aus Sympathie, wegen der krebsroten und offen präsentierten Körper europäischer und emanzipierter Frauen oder Hängebäuchen und (anfangs noch) weißen Tennissocken in Sandalen von Männern oder weil die Stimmbänder angenehm klingen. Für die Mehrheit der Asiaten ist alleine schon der Körpergeruch von westlichen Menschen sehr gewöhnungsbedürftig, abgesehen von der Mentalität und häufigen Missachtung von sozialen und kulturellen Geflogenheiten in den besuchten Ländern. Was die einheimischen Leute dort untereinander machen, interessiert hierbei nicht. Da werden täglich seitens westlicher Touristen deren Gefühle mit Füßen getreten. So verschieden nehmen Menschen andere Menschen wahr.
Hoffentlich bleiben noch viele Ecken unerschlossen, damit diese verschont bleiben.
Alternativ und viel näher kann man ja auch in überdachten Wellness-Anlagen innerhalb Deutschlands wetterunabhängig Urlaub machen. Man kennt dann die "Kultur", hat keinen Jetlag, schont das Klima durch Nichtnutzung von Flugzeugen, es besteht offiziell keine Gefahr, dass man islamisiert wird und die Currywurst oder Schweinshaxe schmeckt genauso gut wie bei 30 Grad in Bangkok.
Abgesehen von meinen Abschweifungen driftet das Thema A320neo versus A320 ab. Die 757/767 wäre doch mehr als ein eigenes Thema wert, oder? Du kannst doch ein neues Thema eröffnen, damit sich Flugzeugtypen nicht völlig vermischen.
Nächtlichen Gruss!