Mistfahren mit dem Landegutscheinheft

[gero]

Zwar luftfahrtbezogen etwas OT, aber vielleicht dennoch interessant.
Bevor das erste Wasser im nächsten Jahr den zukünftigen Ostsee speisen wird, mußte der Tagebau Cottbus-Nord nach seinem Auslaufen im Jahre 2015 natürlich erst einmal "entkernt" werden.
Dazu gehörte auch der Rückbau der letzten 34m-Förderbrücke (F-27), welcher am 03.März letzten Jahres in ein großes "Krachbum" gipfelte.
Momentan wird gerade das Einlaufbauwerk zur zusätzlichen Flutung mit Spreewasser über den Hammergraben betoniert.

Großartige Bilder, Danke!

gero

 

[gero]

Weiter über Erfurt. Die Karl-Magdeburger-Alle zieht sich in einem weiten Bogen nach Süden. Südlich des Ammertalwegs das Neubaugebiet "Johannesplatz", es entstand noch vor dem Rieth, in den 60er Jahren. Der dreieckige Platz ziemlich in der Bildmitte hieß mal "Platz der Jungen Pioniere", dort waren fast nebeneinander zwei Friseure. Ein Privatgeschäft und eine PGH. Der Haarschnitt im Privatgeschäft war mit 1,25 Mark 5 Pfennige günstiger als nebenan und man bekam gleich noch alle, aber wirklich alle Neuigkeiten der Umgebung ungefragt mitgeteilt. Wie in einer Schwarzweiß-Filmkomödie führte der Friseur einen Monolog, der ununterbrochen weiterlief. Rundumkultur.

 

[gero]

Hinter dem grünen Band verbirgt sich die Gera, eigentlich der Flutgraben. Ab 1890 angelegt, um Erfurt vor dem Hochwasser der Gera zu schützen. Hat in den Folgejahren immer wieder zuverlässig funktioniert. Die Gera selbst fließt in mehreren Armen immer noch durch Erfurt, die dicken Wassermassen gehen aber durch den Flutgraben. In der Mitte, der dreieckige Platz ist der Steinplatz, dort gab es schon zu DDR-Zeiten eine Tanke. Der rechteckige Ring links davon ist heute die Fachhochschule. Ein Stückchen weiter unten (nicht mehr auf dem Bild) war früher die Auslieferung vom IFA-Vertrieb. Dort durfte ich 1989 ein gletscherblaues Brumm 601 abholen. Aber das ist wieder mal eine andere Geschichte.

 

[gero]

Aber natürlich hat Erfurt auch eine Altstadt. Unten das Hotel Kosmos (keine Ahnung, ob es heute noch so heißt). Am Juri Gagarin Ring. Wenn man genau hinschaut, könnte man vielleicht sogar das Gagarin-Denkmal von Lew Kerbel sehen. Links daneben, der Konsumtempel war früher ein gewöhnliches Centrum-Wahrenhaus. Links hoch, die Futterstraße zum Wenigemarkt. Die Krämerbrücke. Fischmarkt, Dom, Severi und Zitadelle - eigentlich alles drauf. Eines der Suchbilder, die ich so mag. Nein, den Luther-Bezug spare ich mir, das Jubeljahr ist vorbei.

 

[gero]

Der südliche Teil des Juri-Gagarin-Rings, der heute überdachte Hauptbahnhof und gleich daneben das Hotel "Erfurter Hof", in dem viele exquisite Gäste übernachtet haben. Zum Beispiel 1963 Juri Gagarin.
Links vom Flutgraben der Stadtpark. Vor seiner Betätigung zur Bürgerbelustigung hatte das Gelände eine militärische Karriere als Stadtbefestigung.

 

[gero]

Auch südlich der historischen Stadtbefestigung ist Erfurt noch lange nicht zuende. Die Roland-Matthes-Schwimmhalle unten rechts. Dem legendären Rückenschwimmer sind wir beim Schwimmunterricht in der Grundschule genau dort begegnet. Wahrscheinlich wurde die Halle genau deshalb so benannt. Das Eisstadion gleich neben dem Landtag. Die Abgeordneten haben wahrscheinlich eine besondere Beziehung zum Sport. Und die "Mitteldeutsche Kampfbahn", pardon, das "Steigerwaldstadion". Eigentlich perfekte Bedingungen, um Rot-Weiss in naher Zukunft mal in der Arena gegen Bayern spielen zu sehen....

 

[gero]

Die andere große Attraktion kann auf Grund der Flugroute nur aus der Ferne abgelichtet werden. Aber Blümchen kann man von hier oben eh nur schwer erkennen. Die ega, die früher iga hieß, aber nach der Wende den Namensstreit verloren hat. Trotz dem verfälschten Buchstaben absolut sehenswert. Vor allem von unten.

 

[gero]

Bei all den interessanten Fotomotiven da unten muß der Verantwortliche Luftfahrzeugführer natürlich andere Dinge im Blick haben. Zum Beispiel die Kraftstoffreserve. Und da entwickelt sich langsam eine bedenkenswerte Situation. Die Differenz zwischen Fahrtmesseranzeige und GPS-Geschwindigkeit hat sich fast seit dem Start bei 40 km/h eingepegelt. Gegenwind. Noch scheint der Kraftstoff auszureichen, aber ein wenig Reserve wäre nicht schlecht.
Und da trifft es sich gut, daß wir Erfurt hinter uns gelassen haben und rechts von uns Arnstadt aufgetaucht ist.

 

[gero]

Flugi wird wieder schimpfen, daß wir ihm nicht Bescheid gesagt haben, aber wir landen in Alkersleben zum Tanken.

Und auch hier gönnen wir uns eine Pause.

B-A und gero

 

[F-16]

Ich habe zwar keinen rechteckigen Ring gefunden, fand es aber trotzdem schön. Vielleicht solltest Du als Abschluß (wenn soweit) noch ein Abkürzungsverzeichnis anhängen von wegen PGH und IFA- Vetrieb oder lässt es elegant mit in den Text einfließen. Das Schreiben scheint Dir ja ähnlich zu liegen wie das Fliegen (obwohl, dabei habe ich Dir ja noch nie zusehen können, vielleicht ziehe ich ja falsche Schlüsse...)

 

[Fitter]

Wir stellen uns neben die traurigste Anna Deutschlands und machen eine Regenpause.

So, und hier ist jetzt auch erst mal Pause.

B-A und gero

Ein wirklich toller Bericht!! zumindest seit Überschreiten des Fichtelgebirges sehe ich viele Orte meiner Jugend - Vielen Dank @gero !! - und Schade das Cottbus nicht geklappt hat!!

Nun aber doch die wahrscheinlich doofe Frage - warum ist die Anna die "traurigste" ?

 

[Flugi]

Schöne Bilder von Erfurt und so detailliert erklärt.
Wenn ich ehrlich bin, einige Straßen meiner Heimatstadt sagen mir vom Namen her noch was, aber ich wüsste jetzt nicht mehr, wo ich sie hintuen soll.

 

[gero]

Vielleicht solltest Du als Abschluß (wenn soweit) noch ein Abkürzungsverzeichnis anhängen

Gute Idee!

Nun aber doch die wahrscheinlich doofe Frage - warum ist die Anna die "traurigste" ?

Die Maschine wurde, um damit ein Rundflugunternehmen zu gründen, in Ordnung gebracht. Mit neuem Motor und neuem Propeller. Viel Arbeit reingesteckt. Und dann ging sie zu einem (offenbar nicht luftfahrtwissenden) Lackierer- Und der wollte für die schöne Interflugfarbgebung alles besonders schön machen. Hat alle Bleche ordentlich abgeschliffen. Und die ganzen Gnubbelreien an der Außenhaut auch schön abgeschliffen. Beim Plastmodell kann man die Nietreihen im Nachhinein noch mal gravieren. Beim Original geht das nicht. Der Prüfer ist in Ohnmacht gefallen, die Verkehrszulassung wird die Anna nie bekommen. Zumindest nicht mit diesem Rumpf. Und nun steht sie schon seit Jahren traurig auf dem Flugplatz...

 

[gero]

Zwei Colas und einen Schwatz später sind wir wieder in der Luft. Gleich neben Arnstadt liegt Dannheim (mit dem weichen "D"). Im Gegensatz zu dem, mit dem "harten T" hat es nur wenig mit der Fliegerei zu tun. Dafür gibt es dort (am oberen Ortsrand) aber die Schenne, eine Hungerquelle. DIe ist meistens trocken, aber mehr oder weniger regelmäßig bricht die Quelle unter lautem Getöse, auf.

 

[gero]

Der Gegenwind bleibt uns treu. Und über Hügeln, Bergen und Wald erzeugt er wunderschöne Turbulenzen. Den Vögeln mag das gefallen, ich hätte gern etwas Sicherheitsabstand zum Boden. Also Steigflug. Um Ilmenau fliegen wir einen Bogen.

 

[gero]

Die Talbrücke Reichenbach (gebaut zwischen 1999 und 2002) bei Martinroda, die Fahrbahn hat hier eine Flughöhe von nicht einmal 200 Fuß, viel zu niedrig für einen Überlandflug. Ob die Autofahrer das wissen?

 

[gero]

Wenn wir uns in den Winterferien per Eisenbahn mit Ski und Pudelmütze in den Thüringer Wald aufmachten, begann in Manebach meistens der Winter. Oft sind wir jedoch noch eine oder zwei Stationen weitergefahren, denn es ging ja bergauf.

 

[gero]

Meistens ging es dann gleich bis Schmiedefeld. Dort gab es einen Abfahrtshang, richtig mit Skilift und Äktschen für einen ganzen Tag.
Traditionell endet hier der Rennsteiglauf. Manch Zeitgenosse ringt körperlicher Quälerei ja angenehme Gefühle ab. Aber dafür -zig Kilometer durch den Wald zu rasen? Wahrscheinlich sehen die Rennsteigläufer auch nicht mehr von dem hübschen Städtchen als wir damals beim Skifahren.

 

[gero]

Von hier oben sehen wir natürlich alles. Von der A73 werden wir aufgefangen.

Weiter gehts dann morgen ...

B-A und gero

 

[gero]

Die Gegend hier, zwischen Thüringer Wald und Rhön heißt "Grabfeld". Böse Zungen behaupten, weil hier der Hund begraben liegt. Weltberühmt wurde die Gegend durch eine Polka, mit dem typischerweise Blaskapellen die Bierzeltgäste quälen. Wir haben es ausprobiert, mit E-Gitarre und satt Verzerrer klingt es ganz stylisch.
Die Ortschaft Gleichamberg liegt gleich am Gleichberg, einem Überbleibsel vulkanischer Aktivität. Da ist in der Vergangenheit doch ganz schön was los gewesen hier in der Gegend. Bemerkenswert, hier verläuft eine Grenze. Hier ist das sprachliche Dreiländereck zwischen Hennebergisch, Itzgründisch und Grabfeldisch. Rumtata.