Mal als Nachtrag zu #476:
Im Grunde war es so, dass die DDR von der äußeren Nachrichtenlage vollkommen abgeschnitten war, Ausnahme: das Westfernsehen. Die Funkstrahlen konnte man an der Grenze nicht aufhalten.
Auch ist im Grunde kein westliches Buch oder Zeitschrift über die Grenze gelangt. Das wurde sofort bei Grenzkontrollen konfisziert.
In den Bibliotheken (z.B. war ich mal in der Militärbibliothek Dresden) war der Buchbestand in 3 Abteilungen gegliedert:
1. Bücher und Zeitschriften, die alle lesen konnten. Also z.B. alle DDR-Bücher, auch Bücher aus dem sozialistischen Ausland.
2. Bücher, die man lesen konnte, wenn man eine Bescheinigung vorgelegt hat, dass man die für einen bestimmten Zweck braucht (Diplomarbeit, ... ). Also z.B. Dienstvorschriften der NVA, Handbücher für Panzer und Flugzeuge, ... . Also musste man sich erst bei der Dienststelle eine Genehmigung holen.
3. West-Bücher und -zeitschriften: KEINE Chance. Da musste man schon was ganz besonderes sein.
Interessant war das ja dann in der Wendezeit.
Bekannt ist ja das Sputnik-Verbot. In diesem besagten Sputnik ging es nach meiner Erinnerung ja um einen Artikel, der den Nichtangriffspakt 1939 zum Thema hatte. Dieses Heft hat man in der DDR sofort aus dem Verkehr gezogen mit der Begründung: Der Sputnik leistet keinen Beitrag mehr zur deutsch-sowjetischen Freundschaft.
Es gab ja noch eine andere Sowjetzeitung, die in der DDR in deutscher Sprache vertrieben wurde, das war die Neue Zeit. Eine recht gute Zeitschrift, die sich in der Prestroika-Zeit mit gesellschaftlichen Problemen befasst hat.
Mit einem Mal gab es diese Zeitschrift nur noch in Spanisch zu kaufen.
Dann wollte ich mir beim Postzeitungsvertrieb die Neue Zeit regulär bestellen. Da war eine kleine Sachbearbeiterin, die hat versucht mich abzuwimmeln. Ich habe mich aber nicht abwimmeln lassen. Das ganze hat damit geendet, dass sie in Tränen ausgebrochen ist. Da hat sie mir wieder leid getan. Sie konnte ja auch nichts dafür.
Also eine Bestellung bei einem russischen Freund gemacht, das hat dann geklappt.
Mal als Beispiel wie der Krieg um Finnland 1939 abgehandelt wurde:
Also in den Schulbüchern erst mal NICHTS.
Dann gab es durchaus Memoiren sowjetischer Heerführer. Dort hat man das dann so gemacht, dass man über Seiten die Vorgeschichte und äußeren Umstände im Vorfeld dargelegt hat. Bis hierhin war auch alles erst mal OK.
Und mit einem Mal kam dann der Satz: "... begannen am 30.11.1939 die Kampfhandlungen"
Nun großes Rätselraten: wer hat die Kampfhandlungen begonnen ?
Wie gesagt, der gelernte DDR-Bürger konnte zwischen den Zeilen lesen.