...heute im Westfalenblatt gefunden:
nger (EA). Das Berliner Luftwaffenmuseum ist an der Messerschmitt 109, die am Sonnenbrink in Enger durch Zufall gefunden wurde, höchst interessiert. Im Zwischenlager Hünxe (Kreis Steinfurt), wo die Wrackteile zurzeit gesäubert werden, suchen Soldaten seit gestern nach Hinweisen.
»Wir sehen uns an, was von der Maschine übrig geblieben ist, sammeln Daten und machen Fotos«, sagte Oberstleutnant Kai-Uwe Graaf auf Anfrage dieser Zeitung. Das Luftwaffenmuseum wolle erfahren, woher die Messerschmitt 109, die am 27. November 1944 über Enger abgeschossen wurde, und vorige Woche geborgen wurde, kam. Es werde geprüft, wie die Reste des Flugzeuges - laut Schätzung der Kampfmittelräumer wurden drei Tonnen Material abgefahren - verwendet werden können. Vielleicht könnten, so Graaf, Teile davon einem Heimatmuseum zur Verfügung gestellt werden.
Leichte Zweifel am Absturzdatum ergaben sich jetzt, als der Petershagener Militärhistoriker Hermann Kleinebenne (60) in Unterlagen nachsah, die ihm zur Verfügung stehen. Kleinebenne, Oberst der Reserve und lange im Dienst der Bundeswehr, stellte fest, dass es am vermutlichen Absturztag der Me 109 »nach amerikanischen Unterlagen« gezielte Einsätze der US Air Force-Bomber gegen die deutsche Ölindustrie gab. Deutsche Jagdflugzeuge wurden durch Kämpfe an anderen Stellen gebunden.
Zeitzeuge Artur Würslin (jetzt 78) hatte den Absturz - wie im ENGERSCHEN ANZEIGER am 12. Juli berichtet - gesehen. Den Piloten, der sich am Fallschirm rettete, nahm er in seiner Wohnung auf. Das Haus befand sich etwa zwanzig Meter neben der Absturzstelle der Me 109. Würslin: »Wenn ich das nicht so oft erzählt hätte, wäre mir es nicht mehr so geläufig«. Das Datum 27. November 1944 hatte er auf der Rückseite des Fotos notiert, das ihn an der Absturzstelle zeigt. In einer Hand hält der damals 15-Jährige eine Fahrwerkstütze.
Laut Hermann Kleinebenne flogen die Amerikaner 1944 tagsüber von Feldflughäfen in Südengland aus ihre Angriffe. Die Engländer nahmen sich nachts strategische Ziele in Deutschland vor. So griffen 222 Bomber am 4. November 1944 Hannover an. Am 6. November 1944 wurde der Mittellandkanal bei Minden bombardiert. Auf deutscher Seite gab es - auch das ist in Kleinebennes Unterlagen nachzulesen - keine Verluste.
Am 8. November wurde Rheine zum Ziel, am 9. flogen US-Bomber nach Saarbrücken und Metz, am 10. November nach Köln.
Die verheerendsten Angriffe über der Region Herford, Bielefeld und Osnabrück wurden am 26. November 1944 geflogen und mehr als 100 deutsche Jagdflugzeuge abgeschossen.
Kleinebenne kann auch nachvollziehen, dass es am 27. November »vier deutsche Verluste« gab. An dem Tag wurde der Bahnhof in Löhne angegriffen und in Eisbergen/Veltheim ein Güterzug bombardiert. Ob ein deutscher Abwehrflieger später über Enger abstürzte, ist laut Kleinebenne ungewiss. Aber: »Einer wurde am Boden verloren«.
Der Militärhistoriker sah sich die verbliebenen Reste an der Fundstelle am Sonnenbrink an und erkannte: »Das ist eine typische Me 109-Absturzstelle. Sie ähneln denen, die in Petershagen lokalisiert wurden. Was den Piloten angeht, der über Enger absprang, so könnte der »wohl noch leben«. Der Zugriff auf Daten von Piloten, die Abstürze überlebten, ist nur über die Namen der ehemaligen Wehrmachtsangehörigen möglich.
Gerd Heining aus Bardüttingdorf hatte es einfacher: In den 1990er Jahren wurden hinter seinem Haus die Reste einer Me 110 gefunden. Der Kontakt zu einem der Besatzungsmitglieder, das mit der zweimotorigen Maschine im März 1944 abgestürzt war und sich rettete, konnte anhand von Dokumenten, die im Wrack lagen, geknüpft werden.
Ciao Marco